Nachdem ich begründet habe, warum ich nicht kandidiere (und gesagt habe, was es sonst so im Vorfeld der Listenaufstellung noch zu sagen gibt) und einen kurzen Vorbericht zur grünen Landesdelegiertenkonferenz 2012 verfasst habe, möchte ich mich doch noch kurz zu den Ergebnissen äußern.
Ohne Titel?
Person und Gewissen: Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung – das ist der Titel der 1980 an der Philosophischen Fakultät der Universität Düsseldorf angenommenen Doktorarbeit der Forschungsministerin Annette Schavan. Und es könnte der Punkt sein, an dem ihre politische Karriere ein Ende findet.
Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite ist es völlig klar: Eine Bundesministerin, die – sollte sich der Verdacht bewahrheiten – in ihrer Promotionsarbeit wissentlich und willentlich getäuscht hat, und der deswegen der Titel entzogen wird, hat ein Problem. Das gilt erst recht, wenn diese Ministerin sich – wie hier geschehen – in der Guttenberg-Affäre schon sehr deutlich zum Thema der Qualität wissenschaftlicher Abschlüsse geäußert hat, und wenn sie qua Amt sozusagen der oberste Garant dafür sein soll, dass das Hochschul- und Wissenschaftssystem in Deutschland höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wird. Insofern gehe ich davon aus, dass eine Aberkennung des Doktortitels Konsequenzen für Annette Schavan haben wird.
Wissenschaftsorganisationen: Ausstieg aus dem CHE-Ranking
Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) hat im Juni allen soziologischen Instituten und Fakultäten empfohlen, nicht länger am CHE-Ranking teilzunehmen.
Das CHE-Ranking wird seit 1998 durchgeführt und seit einigen Jahren in der ZEIT veröffentlicht, hat also eine hohe Sichtbarkeit. Die Empfehlung der Fachgesellschaft zum Boykott hat sich durchaus in der Presse niedergeschlagen – es ist ja auch ein recht ungewöhnlicher Schritt, dass eine Wissenschaftsorganisation – langsam und schwerfällig, wie das professoral dominierte Organisationen wohl zumeist sind – sich so offensichtlich gegen das Centrum für Hochschulentwicklung und dessen lange Jahre die deutsche Hochschulpolitik dominierenden Leitideen ausspricht.
Auch und gerade das simplifizierende Ranking mithilfe der Ampelsymbolik täuscht über die Dürftigkeit der Datenbasis hinweg. Es suggeriert, sich hierbei den massenmedialen Präsentationserfordernissen beugend, eindeutige und verlässliche Urteile, die durch die verfügbaren Daten keineswegs gedeckt sind.
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Drei Komponenten grüner Hochschul- und Forschungspolitik
Seit einigen Jahren beschäftige ich mich ehrenamtlich und inzwischen auch beruflich mit grüner Hochschul- und Forschungspolitik. Hochschul- und Forschungspolitik ist dabei eines dieser mittelgroßen Politikfelder, das oft als weniger wichtig angesehen wird. Wer etwas auf sich hält, macht Außenpolitik, oder Wirtschaftspolitik, oder doch zumindest Innenpolitik. Oder eben Ökologie. Aber Hochschulpolitik? Forschungspolitik gar? Was soll denn daran grün sein?
Das jedenfalls ist eine Haltung, die einem manchmal entgegenschlägt, bei entsprechenden Anträgen, auf der Suche nach Zeitfenster oder Ressourcen in der Partei. Hochschule? Klar sind Studierende eine wichtige WählerInnen-Gruppe, aber die zwei Millionen alleine machen den Kohl auch nicht fett. Und der Mittelbau wählt uns doch sowieso wegen der großen Politikfelder. So oder ähnlich wird dann gerne mal argumentiert.
Und dann bleibt es zunächst einmal eine offene Frage, ob es den tatsächlich sowas wie eine grüne Hochschul- oder Forschungspolitik sui generis gibt. Oder ob es sich dabei nicht einfach um eine Mischung aus den gerade üblichen Modetrends und Allgemeinplätzen und aus Klientelpolitik für Studierende bzw. AkademikerInnen handelt. Oder um ein doch stark technokratisches Feld, in dem Politik eigentlich gar nicht stattfindet.
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Das Ende vom U
Seit dem 11.07.2012 ist das baden-württembergische Gesetz zur Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft in Kraft. Ein Gesetz, das bei RCDS und LHG auf ätzende Kritik gestoßen ist, von der Landesastenkonferenz dagegen kritisch begrüßt wurde (also eigentlich finden sie’s schon toll, aber es gibt jede Menge Detailregelungen, die auf Kritik stoßen). Ich will jetzt an dieser Stelle gar nicht auf die Pros und Contras der baden-württembergischen Lösung eingehen – vielleicht mit Ausnahme der Feststellung, dass eine Besonderheit des hiesigen Gesetzes sicherlich die Tatsache ist, dass die Studierenden vor Ort aufgefordert sind, sich für jeweils ihre Hochschule die passende „Organisationssatzung“ auszudenken. Das kann das klassische Modell aus Studierendenparlament und AStA sein, es kann aber auch ein ganz anders gelagertes Modell sein.