Notlandung

Alien planet MühlackreDen letz­ten Signa­len war zu ent­neh­men, dass die Expe­di­ti­on den Pla­ne­ten erreicht hat­te. Im Anflug noch konn­te bestä­tigt wer­den, dass der Pla­net mit sei­nem einen Tra­ban­ten – wie ver­mu­tet – Flo­ra und Fau­na auf­wies. Aller­dings ver­hin­der­te die dich­te Wol­ken­de­cke zunächst genaue­re Beschrei­bun­gen. Spä­ter mehr. 

Als die Signa­le das Kon­troll­zen­trum im Mut­ter­schiff mit meh­re­ren Minu­ten Ver­spä­tung erreich­ten, brach dort Jubel aus. Was nie­mand ahn­te: Zu die­sem Zeit­punkt war der Kon­takt schon abge­bro­chen. Weni­ge Minu­ten spä­ter wich aus den Gesich­tern des Teams im Kon­troll­zen­trum die Far­be. „Bit­te mel­den, bit­te mel­den“ – ban­ges War­ten, das sich zur Gewiss­heit eines ernst­haf­ten Pro­blems ver­dich­te­te, als auch nach Stun­den kein Signal mehr kam. Der Lan­der war auf sich selbst gestellt – bis sei­ne Schwes­ter, die noch in der Bucht des inter­stel­la­ren Mut­ter­schiffs träum­te, den Pla­ne­ten errei­chen konn­te, wür­den Wochen ver­ge­hen. Vor­aus­ge­setzt, dass der Rat sich dazu ent­schei­den soll­te, über­haupt einen zwei­ten Lan­der los­zu­schi­cken. Ohne zu zögern, der Tages­zy­klus war noch nicht been­det, begann im Kon­troll­zen­trum die Risikoanalyse.

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Was ich heute morgen getan habe

T. streck­te sich gäh­nend, als sein Blick auf die matt schim­mern­de Anzei­ge des Weckers fiel. „Ver­dammt, in einer Minu­te geht es los!“ 

Zu faul, um sich ins Wohn­zim­mer zu bege­ben und den Tisch­rech­ner anzu­wer­fen, schnapp­te er sich sei­nen Taschen­kom­mu­ni­ka­tor, ein Wun­der­werk der Tech­nik. Klei­ner als eine Tafel Scho­ko­la­de, aber Bild­te­le­fon, Schnitt­stel­le zu diver­sen glo­ba­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­ten und Spiel­kon­so­le zugleich. T. ent­schied sich, den his­to­ri­schen Augen­blick mit Mil­lio­nen ande­rer zu tei­len. Mit eini­gen ein­ge­üb­ten Fin­ger­be­we­gun­gen schal­te­te er den Taschen­kom­mu­ni­ka­tor auf einen Kanal, auf dem unter ande­rem ein schot­ti­scher Sci­ence-Fic­tion-Schrift­stel­ler, der ame­ri­ka­ni­sche Prä­si­dent sowie diver­se Raum­fahrt­agen­tu­ren über das Ereig­nis berichteten. 

Das graue Dis­play des Funk­we­ckers zeig­te 07:29.

T. war es nicht genug, über das Ereig­nis zu lesen. Lei­der wür­de es kei­ne Live-Bil­der geben, aber zumin­dest den Ton aus dem Steue­rungs­zen­trum der ame­ri­ka­ni­schen Raum­fahrt­agen­tur woll­te er hören. Dazu ergänz­te er die Kanal­wahl auf dem Taschen­kom­mu­ni­ka­tor durch einen Radio­sen­der aus San Fran­cis­co, der den Ton aus dem Steue­rungs­zen­trum mit sphä­ri­schen Tönen unterlegte.

Jubel bran­de­te auf. Das durch die Zeit­ver­zö­ge­rung zum roten Pla­ne­ten beding­te ban­ge War­ten hat­te ein Ende. Das über die Mar­s­or­bi­ter wei­ter­ge­lei­te­tes Funk­si­gnal bestä­tig­te es. Das kom­pli­zier­te Lan­de­ma­nö­ver war erfolg­reich gewesen!

Die Flug­kap­sel hat­te sich erfolg­reich von der Lan­de­ein­heit getrennt. Die­se wur­de durch die Rei­bung der dün­nen Mars-Atmo­sphä­re abge­bremst, bis der größ­te Lan­de­fall­schirm, der jemals ein­ge­setzt wor­den war, aus­ge­fall­tet wer­den konn­te. Der nächs­te Schritt des Manö­vers war der schwie­rigs­te, und er muss­te auto­ma­tisch aus­ge­löst wer­den: Der Fall­schirm wur­de abge­sprengt, die Lan­de­ein­heit schal­te­te auf Rake­ten­an­trieb um und schweb­te nun über dem Gale-Krater. 

Dann wur­de der Him­mels­kran ein­ge­setzt! An drei Kunst­fa­ser­sei­len, wie in der Simu­la­ti­on mil­lio­nen­fach erprobt, wur­de das Erkun­dungs­fahr­zeug – so groß und schwer wie ein klei­nes Auto – lang­sam her­ab­ge­las­sen. Auf sei­nen sechs Alu­mi­ni­um­rä­dern setz­te es federnd auf. „Boden­kon­takt bestätigt!“ 

Im Kurz­nach­rich­ten­dienst über­schlu­gen sich die Bei­falls­be­kun­dun­gen und ers­ten Kom­men­ta­re. Jeder woll­te berich­ten, wo er in die­sem his­to­ri­schen Moment gewe­sen war. Und natür­lich gab es – wie immer – Witz­bol­de, die ihre Scher­ze trie­ben, statt inne­zu­hal­ten und die­se tech­ni­sche Meis­ter­leis­tung – für die die ame­ri­ka­ni­sche Raum­fahrt­agen­tur über einen Zeit­raum von acht Jah­ren das Brut­to­so­zi­al­pro­dukt Gua­ya­nas aus­ge­ge­ben hat­te – ehr­furchts­voll zu bestaunen.

Wenig spä­ter waren dann auch die ers­ten ver­schwom­me­nen Schwarz­weiß­bil­der durch die tief­dunk­le Nacht des Son­nen­sys­tems geschickt wor­den. Auf sei­nem Taschen­kom­mu­ni­ka­tor konn­te T. mit eige­nen Augen sehen, was „Curio­si­ty“, wie der Mars­ro­bo­tor lie­be­voll genannt wur­de, durch sei­ne Sicher­heits­ka­me­ras auf­ge­nom­men hat­te – eini­ge Stei­ne und sei­nen eige­nen Schat­ten. Jetzt wür­de sich der Kame­ra­kopf auf­rich­ten und das Robo­tor­fahr­zeug der NASA sei­nen nukle­ar­be­trie­be­nen Laser­arm aus­fah­ren, um die ein Mars­jahr dau­ern­de pla­ne­ta­re Erkun­dung zu beginnen. 

War­um blog­ge ich das? His­to­ri­sches Ereig­nis und so (auch wenn’s nicht die ers­te Lan­dung eines Erkun­dungs­ro­bo­ters auf einem ande­ren Pla­ne­ten ist).

Im Eisenbahnamt (nach einer wahren Begebenheit)

Journey of waiting VIII: train flection

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Dramatis personae

Der BITTSTELLER mit zuviel Zeit, eine ganz und gar durch­schnitt­li­che Person.

BAN-NI, ein Bon­ze im kai­ser­li­chen Eisenbahnamt.

Der CHOR der Geis­ter ver­bli­che­ner Bitt­stel­ler und Bittstellerinnen.

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Im Eisenbahnamt (nach einer wahren Begebenheit)

Ein klei­ne Kam­mer, in deren Halb­dun­kel gera­de der wuch­ti­ge Schreib­tisch hin­ein­passt, hin­ter dem BAN-NI Platz genom­men hat. Vor BAN-NI liegt eine abge­grif­fe­ne Leder­klad­de. Außer­dem steht auf dem Schreib­tisch ein reich ver­zier­tes, alt­mo­di­sches Tele­fon. Auf einem Tisch­chen in der Ecke brennt ein Räucherstäbchen.

Ein Gong ertönt.

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Mona Lisa überzeichnet

Wenn sie spä­ter danach gefragt wur­de, wie alles ange­fan­gen hat­te, rück­te Rita Klein erst zu fort­ge­schrit­te­ner Stun­de damit her­aus, wenn über­haupt. Es war der Kunst­his­to­ri­ke­rin zuge­ge­be­ner­ma­ßen pein­lich, dass sie damals, zu Anfang des Jah­res 2012, den Beginn der Epi­de­mie fast ver­passt hat­te. Wer sie nach dem drit­ten oder vier­ten Glas Rot­wein danach fragt, konn­te dage­gen erfah­ren, dass es einer der hip­pen jun­gen Insti­tuts­as­sis­ten­ten gewe­sen war, mit stan­des­ge­mä­ßer schwar­zer Horn­bril­le, der ihr den Aus­druck einer Inter­net­sei­te in die Hand gedrückt hatte. 

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Brandung (18)

Bevor wir uns wie­der Mar­tha zuwen­den, geht es erst ein­mal mit Kath weiter.

The making of apple pie, part I

Brandung (18)

Kath muss­te Guy ziem­lich ver­ständ­nis­los ange­schaut haben. Einen Moment lang sag­te nie­mand etwas. Mit gequäl­tem Gesichts­aus­druck ergriff Guy schließ­lich das Wort. „Wenn es gestat­tet ist, muss ich um Ent­schul­di­gung bit­ten und eini­ge Din­ge erklä­ren. Darf ich?“ – letz­te­res an den roten Fürs­ten gerich­tet. Die­ser nick­te ungeduldig. 

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