Nettes Visualisierungstool fürs Web: Datawrapper

Gibt es schon etwas län­ger, aber ich habe es erst in die­sen Tagen ent­deckt (und wun­de­re mich, war­um): Datawrap­per ist ein in der recht umfang­rei­chen Grund­ver­si­on kos­ten­frei­er Ser­vice, mit dem sich mit weni­gen Klicks nicht nur Dia­gram­me, son­dern auch ein­ge­färb­te Kar­ten erstel­len lassen. 

Also sowas wie das hier:

Die Schrit­te, um dahin zu kom­men, sind ein­fach: Ers­tens Aus­wahl der pas­sen­den Kar­ten­grund­la­ge (hier: Baden-Würt­tem­bergs 1101 Gemein­den, Stand 2018). 

Dann zwei­tens Aus­wahl der pas­sen­den Daten. Das kann durch direk­te Ein­ga­be gesche­hen, durch das Hoch­la­den einer CVS-Datei, oder aber – noch ele­gan­ter – durch die Ver­knüp­fung mit einem Goog­le-Dri­ve-Doku­ment. Ände­run­gen in den Daten wer­den dann auch im Dia­gramm dargestellt.

Wich­tig ist das Feld „AGS“, der amt­li­che Schlüs­sel, mit dem jede Gemein­de beschrie­ben wird. Theo­re­tisch geht auch eine Zuord­nung nach Namen, aber das führt dazu, dass dann sowas wie „Lan­des­haupt­stadt Stutt­gart“ und „Stutt­gart“ erst ein­mal nicht als iden­tisch erkannt wer­den. Die Ober­flä­che von Datawrap­per macht es ein­fach, der­ar­ti­ge Unklar­hei­ten zu kor­ri­gie­ren. Wenn bei­de Daten­sät­ze den Gemein­de­schlüs­sel ent­hal­ten, geht es aber deut­lich ein­fa­cher – das ist zum Bei­spiel bei den Daten­sät­zen, die von der Web­site des Sta­tis­ti­schen Lan­des­am­tes Baden-Würt­tem­berg her­un­ter­ge­la­den wer­den kön­nen, der Fall. Oder auch bei den Daten des Demo­gra­fie­por­tals, die ich für die Kar­te oben ver­wen­det habe.

Der nächs­te Schritt ist dann die Visua­li­sie­rung: Wel­ches Farb­sche­ma soll die Kar­te ver­wen­den? Was kommt noch an Text dazu? Sol­len Orts­na­men ange­zeigt wer­den? Gibt es Tool­tips mit wei­te­ren Infos, usw.?

Dann bleibt noch die Ver­öf­fent­li­chung – über eine URL wie https://www.datawrapper.de/_/7XeS6/, als PNG (in den Bezahl­ver­sio­nen auch als SVG) oder eben als ein­ge­bet­te­tes Skript in einem IFrame wie oben. Fertig!

Jahresrückblick 2021

Drill and apple tree

Auch wenn die­ses Blog weni­ger und weni­ger gele­sen wird – und der eine oder ande­re Tweet weit mehr an Reak­tio­nen aus­löst – hal­te ich dar­an fest. Ab und zu etwas ins Blog zu schrei­ben und regel­mä­ßig mei­ne Fotos hier rein­zu­pa­cken, gehört für mich schlicht dazu. Wir haben das schon immer so gemacht …

Jeden­falls: wenn ich noch­mal Revue pas­sie­ren las­se, was 2021 so Anlass gab für Blog­ein­trä­ge, dann waren das jen­seits der Fotos vor allem drei Din­ge: 1. Coro­na, 2. die Wah­len (und die Kli­ma­kri­se) und 3. mein SF-Lese­ta­ge­buch. Na gut, und 4. der eine oder ande­re digi­tal­po­li­ti­sche Text.

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Eintauchen in den Kaninchenbau

Festumzug 08 (cute little bunny)

Überblick: Mark Zuckerberg hat vor einigen Tagen bekanntgegeben, dass Facebook in Zukunft Meta heißen wird, und in seiner Keynote mächtig Werbung für eine Ausrichtung der Aktivitäten dieser Firma Richtung „Metaversum“ gemacht. Ich nehme das zum Anlass, um über Virtuelle Realitäten zu sprechen – ausgehend von Hank Greens Büchern (An Absolutely Remarkable Thing und A Beautifully Foolish Endeavor). Dann gucke ich mir an, was es bedeuten könnte, wenn das Metaverse als »Web 3.0« dargestellt wird. Das geht nicht ohne zwei längliche Exkurse – einmal in die Geschichte des WWW, und einmal in den Kaninchenbau der Blockchain- und NFT-Community. Am Schluss lande ich bei Matthew Ball, der eine Definition aufstellt, was alles zu so einem Metaversum dazugehört – und bleibe hinsichtlich des tatsächlichen Bedarfs dann doch, Überraschung, extrem skeptisch.

A Beautifully Foolish Endeavor, oder: Was es braucht, um eine Virtuelle Realität aufzubauen

In der letz­ten Woche habe ich zwei Bücher von Hank Green gele­sen, das 2018 erschie­ne­ne An Abso­lut­e­ly Remar­kab­le Thing (dt. Ein wirk­lich erstaun­li­ches Ding) und des­sen letz­tes Jahr her­aus­ge­kom­me­ne Fort­set­zung A Beau­tiful­ly Foo­lish Endea­vor. Bei­de sind gut und span­nend geschrie­ben und auf jeden Fall eine Lese­emp­feh­lung wert, aber dar­um geht es mir heu­te nicht. Viel­mehr will ich mal ver­su­chen, auf­zu­schrei­ben, was es mit Meta­ver­se und ähn­li­chen plötz­lich in der Welt befind­li­chen Begrif­fen auf sich hat. Aber dazu gleich – erst ein­mal zu Hank Green.

Ich erwäh­ne die Bücher, weil sie – aus­ge­hend von dem Sze­na­rio, das plötz­lich ein außer­ir­di­scher Robo­ter mit­ten in Man­hat­tan steht – in wun­der­ba­rer Wei­se die Gesetz­mä­ßig­kei­ten unse­rer Social-Media-Zeit aus­ein­an­der­neh­men. Denn die ers­te, die dem Robo­ter begeg­net, ist April May, die Design stu­diert hat, in einem Start-up arbei­tet und ger­ne Influen­ce­rin wäre. Und ein gro­ßer Teil der Hand­lung von An Abso­lut­e­ly Remar­kab­le Thing zeich­net schlicht nach, mit wel­chen Mecha­nis­men aus einem ers­ten klei­nen You­tube-Video welt­wei­te Auf­merk­sam­keit wird, wie Medi­en­ein­la­dun­gen fol­gen, usw. April May genießt ihren neu gefun­de­nen Ruhm im Licht der Öffentlichkeit. 

Dann kippt das Gan­ze: eine Gegen­sei­te ent­steht, eine aus dem Netz gesteu­er­te Hass-Bewe­gung der „Defen­ders“, die die USA oder die Erde vor Außer­ir­di­schen schüt­zen möch­ten. Gut geschrie­ben, alles sehr echt, und mit dem Hauch Sati­re, der heu­te not­wen­dig ist, um deut­lich zu machen, dass es um ein erns­tes The­ma geht. Der ers­te Band endet eher über­ra­schend – ich möch­te dem hier nicht vor­grei­fen. Und der zwei­te Band wid­met sich dann einem ande­ren The­ma. Auch da sei nicht zu viel ver­ra­ten, aber letzt­lich geht es um die Fra­ge, was pas­siert, wenn die Mensch­heit eine Mög­lich­keit bekommt, in vir­tu­el­le Räu­me umzu­zie­hen, die kom­plett echt wir­ken, aber alle Mög­lich­kei­ten bie­ten, sie selbst zu gestalten. 

Greens Roman ist bei­lei­be nicht das ers­te Buch, das sich mit den Vor- und Nach­tei­len vir­tu­el­ler Rea­li­tät aus­ein­an­der­setzt. Da lie­ße sich mit Neal Ste­phen­sons Snow­crash und Wil­liam Gib­sons Neu­ro­man­cer eine Linie bis zum Cyber­punk der 1980er zie­hen. Irgend­wo zwi­schen­drin tau­chen dann auch Ernest Cli­nes Rea­dy Play­er One, LX Becketts Game­ch­an­ger und Ste­phen­sons Fall; or, Dodge in Hell auf. Und vie­le andere. 

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Zeit des Virus, Update XI

View from Zähringen towards Wildtal

Seit Juli ist viel pas­siert. Zwi­schen­drin ver­ges­se ich manch­mal, dass es die Pan­de­mie noch gibt. Ich bin geimpft, eben­so mei­ne Fami­lie, auch die Teen­ager­kin­der. Gab jeweils ein, zwei Tage Neben­wir­kun­gen und Impf­re­ak­tio­nen. Und jetzt das gute Gefühl, zur 2G-Grup­pe zu gehören.

Einer­seits wird es all­mäh­lich wie­der nor­mal, dass es Off­line-Ver­an­stal­tun­gen gibt. Eine Frak­ti­ons­klau­sur mit 100 Men­schen, beglei­tet von Tests und Hygie­ne­kon­zep­ten. Eine Geburts­tags­fei­er. Land­schul­heim der Kin­der. Wahl­kampf­stän­de. Demons­tra­tio­nen. Ich schaue nicht mehr stän­dig auf die Inzi­den­zen. Die Coro­na-Ver­ord­nun­gen wur­den ange­passt, um statt der Inzi­denz auf die Hos­pi­ta­li­sie­rung zu ach­ten – ändert nicht wirk­lich etwas, ver­schiebt die Schwel­len und Grenz­wer­te nach oben. Die Kur­ven sehen nicht viel anders aus als letz­tes Jahr. Warn­ru­fe ver­hal­len. Im Mit­tel­punkt ste­hen die Unge­impf­ten. Es wird um die Fra­ge gestrit­ten, ob die pan­de­mi­sche Lage über­haupt noch gege­ben ist.

Ande­rer­seits: wei­ter Mas­ke tra­gen, beim Ein­kau­fen, vor allem aber in den vol­len Zügen und Stra­ßen­bah­nen. Hier in Frei­burg wird das auch ziem­lich kon­se­quent gemacht. Pan­de­mie der Unge­impf­ten – Erwach­se­ne und Teen­ager, die noch nicht geimpft sind, und nicht aus medi­zi­ni­schen Grün­den nicht impf­bar sind, sind irgend­wie selbst schuld. Es gibt kei­ne Impf­pflicht, und das Nud­ging mit bei­spiels­wei­se den jetzt anfal­len­den Test­kos­ten oder Zutritts­ver­bo­ten für Unge­impf­te wirkt nur bedingt, eben­so wie Impf­ak­tio­nen nur einen Teil errei­chen. Zumin­dest die, bei denen die feh­len­de Imp­fung an Bequem­lich­keit und Orga­ni­sa­ti­ons­fra­gen liegt, nicht an ideo­lo­gi­scher Ver­bohrt­heit. Trotz­dem scheint die Zahl der Geimpf­ten jetzt zu sta­gnie­ren. Sor­gen machen mir die Kin­der unter 12, für die es offi­zi­ell noch kei­ne Imp­fun­gen gibt. Trotz­dem soll auch hier gelo­ckert wer­den, soll etwa die Mas­ken­pflicht in der Schu­le teil­wei­se fal­len. Erleich­te­rung, klar – aber wie vie­le schwe­re Ver­läu­fe neh­men wir in Kauf, wie vie­le heu­te viel­leicht noch gar nicht abseh­ba­ren Lang­zeit­schä­den einer Virus­er­kran­kung, die wohl auch das Gehirn angreift?

Die stärks­te Erin­ne­rung dar­an, dass die Pan­de­mie noch nicht vor­bei ist, war para­do­xer­wei­se der Wahl­kampf­auf­tritt der „die­Ba­sis“ – auch wenn deren Hoff­nung, in den Bun­des­tag ein­zu­zie­hen, klar geschei­tert ist, waren sie hier in der Gegend doch sehr prä­sent. Mit kru­den Theo­rien und halt­lo­sen Vor­wür­fen auf Pla­ka­ten und an Wahl­kampf­stän­den. Zwei bis drei Pro­zent der Leu­te rund um Frei­burg haben die­se Quer­den­ker­par­tei gewählt. Ich befürch­te, dass es da durch­aus Reso­nan­zen bis tief in „grü­ne Milieus“ gege­ben hat, bis in den eige­nen Bekanntenkreis. 

Wech­sel in die glo­ba­le Vogel­per­spek­ti­ve – wir sind pri­vi­le­giert, was die Impf­stoff­ver­füg­bar­keit aus­sieht. In ande­ren Län­dern ist das teil­wei­se ganz anders. Das Coro­na­vi­rus wird auf abseh­ba­re Zeit blei­ben. Die Pan­de­mie auch? Das bleibt abzuwarten.

Abzu­war­ten bleibt auch, ob wir als Gesell­schaft lern­fä­hig sind. Die Coro­na-Kri­se hat eini­ges kata­ly­siert und her­vor­ge­ho­ben, hat Lücken – etwa bei der Digi­ta­li­sie­rung – und Schwä­chen – etwa hin­sicht­lich der Zugäng­lich­keit medi­zi­ni­scher Infor­ma­tio­nen in der Bevöl­ke­rung ‑sicht­bar gemacht. Ich bin mir ziem­lich sicher, dass die tech­no­lo­gi­schen Sprün­ge nicht in Ver­ges­sen­heit gera­ten – Video­kon­fe­ren­zen, oder auch mRNA als Impf­stoff­tech­nik. Wie es mit den stär­ker sozi­al fokus­sier­ten Ver­än­de­run­gen aus­sieht, wer­den wir sehen. Home-Office bei­spiels­wei­se, ein ver­än­der­tes Hygie­never­hal­ten mit Mas­ken in der Viren­sai­son und Hän­de­wa­schen. Hier befürch­te ich, dass die­se Erfah­run­gen schnell wie­der in Ver­ges­sen­heit gera­ten, wenn die Pan­de­mie denn als been­det erklärt wird und aus dem Gedächt­nis verschwindet.

Kurz: Tücken des Hybriden

Nach ein­ein­halb Jah­ren Pan­de­mie ist mein Fazit: ent­we­der – oder. Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen funk­tio­nie­ren gut, die Mensch­heit hat ein paar tau­send Jah­re Erfah­rung damit, die Prak­ti­ken sind eingespielt.

Rein digi­ta­le For­ma­te für Tref­fen aller Art – vor­nehm­lich Video­kon­fe­ren­zen – sind im Ver­gleich dazu sehr neu. Wenn die Tech­nik mit­spielt, und wenn alle berück­sich­ti­gen, dass man­ches anders ist, las­sen sie sich pro­duk­tiv nut­zen. Kör­per­sprach­li­che Hin­wei­se müs­sen expli­zit gemacht wer­den, weil es kei­nen gemein­sa­men Raum gibt, der alle ori­en­tiert. Es gibt kei­ne Sitz­rei­hen­fol­ge, jeden­falls kei­ne, die für alle gleich ist. Je nach Grö­ße der Ver­an­stal­tung sind nicht alle im Bild, man­che sind nur „tele­fo­nisch zuge­schal­tet“. Und wer Geräu­sche ver­ur­sacht, stört schnel­ler als in einer Prä­senz­ver­an­stal­tung. All das lässt sich aber ler­nen, egal, ob es um Arbeits­tref­fen, Schul­un­ter­richt oder Vor­trä­ge (mit kla­rer Unter­schei­dung zwi­schen Büh­ne und Publi­kum) geht. Dazu kom­men die bekann­ten Vor­tei­le, etwa hin­sicht­lich des Reiseaufwands.

Müh­sam fin­de ich dage­gen Hybrid­ver­an­stal­tun­gen, also real­räum­li­che Tref­fen mit digi­ta­ler Teil­nah­me. Das geht da, wo es kla­re Rol­len­ver­tei­lun­gen gibt, oder bei sehr klei­nen Grup­pen. Je stär­ker es um Inter­ak­ti­on geht, des­to schwie­ri­ger wird es. Schnell kommt es zu einer Zwei­tei­lung zwi­schen Saal und Stream; die gefühl­te Prä­fe­renz liegt dabei im Saal.

Wer im Stream dabei ist, bekommt nicht alles mit, was im Saal pas­siert. Dies gilt ins­be­son­de­re dann, wenn ohne Mikro gespro­chen wird. Und wer vor Ort ist, über­sieht schnell, dass es Teil­neh­men­de gibt, die abwe­send anwe­send sind. Für Wort­mel­dun­gen braucht es defi­nier­te Kanä­le. Abstim­mun­gen wer­den kom­pli­ziert. Es ist anstren­gend und erfor­dert mehr Auf­merk­sam­keit. Das liegt auch dar­an, dass weder die alten Ver­hal­tens­wei­sen für Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen noch die neu­en für digi­ta­le Tref­fen rich­tig passen.

Inso­fern, so mein Ein­druck, sind hybri­de Sit­zun­gen immer ein Not­be­helf. Sie sind kein „best of“ der ande­ren bei­den Modi, son­dern etwas Drit­tes, das nur dann funk­tio­niert, wenn allen bewusst ist, dass die­ses For­mat eige­ne Regeln hat. Ein­fa­cher und kla­rer sind rein digi­ta­le Ver­an­stal­tun­gen oder eben rei­ne Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen – letz­te­re mög­li­cher­wei­se mit der Opti­on, digi­tal zuzu­hö­ren, aber ohne die Fik­ti­on einer gleich­be­rech­tig­ten Teilnahme.