Kurz und erstaunlich: auch dieses Jahr Winter

Das Wet­ter ist ja immer wie­der über­ra­schend. Ber­lin hat es schon ein paar Tage vor­her erwischt, und so war die Land­schaft, als ich ges­tern mor­gen aus dem Nacht­zug­fens­ter geschaut habe, auch weiß (male­risch: vom Son­nen­auf­gang rosa gefärb­te Wind­rad­far­men über ver­schnei­ten Wie­sen – lei­der nicht schnell genug mit dem Foto). 

Industrial idyll III Black, white, pattern Arrival in winterland

(Fast) das sel­be Bild dann ges­tern abend, als ich spät abends in Frei­burg wie­der aus dem Zug stieg: dich­tes Schneegestöber.

Outside in the snowy night Snow night III Snow night V

Logi­sche Kon­se­quenz: heu­te mit Zora raus in den Schnee. Und gespannt drauf war­ten, ob das Tau­wet­ter hält, oder ob sich der Win­ter­ein­bruch am Mon­tag verstetigt.

Yellow blue red Snowpeople II Snowpeople I

Kurz: Dienstleistungswüste

Ger­ne wird ja die „Dienst­leis­tungs­wüs­te Deutsch­land“ beschwo­ren, man­geln­de Freund­lich­keit des „Per­so­nals“ und so. Als dahin­ge­wor­fe­ner Gedan­ke dazu: was in den Debat­ten oft kaum vor­kommt, ist die Dop­pel­sei­tig­keit: Freund­lich­keit als Ein­bahn­stra­ße funk­tio­niert nicht bzw. wird dann schnell zu einem auf­ge­setz­ten, antrai­nier­ten Lächeln der Ver­käu­fe­rIn­nen, hin­ter dem grim­mi­ger Ernst steckt. Die Geschäf­te und Gele­gen­hei­ten, bei denen ich mich tat­säch­lich sehr freund­lich behan­delt fühl­te, sind eher die, die bei mir den drin­gen­den Wunsch her­vor­ge­ru­fen haben, mich eben­falls freund­lich zu ver­hal­ten, die also, kurz gesagt, authen­tisch gewirkt haben, wohl sogar authen­tisch waren. Was sich aber wie­der­um nicht antrai­nie­ren lässt, son­dern was damit zu tun hat, dass den Leu­ten das, was sie machen, gefällt.

Die Zora lernt sprechen

FlunschNeu­ro­lin­gu­is­tik ist ziem­lich span­nend, vor allem, wenn sie zuhau­se stattfindet. 

Zora (2 3/4) kann schon ziem­lich gut spre­chen, aber sie macht auch noch ziem­lich vie­le inter­es­san­te (und für Kin­der in ihrem Alter mei­ne ich ziem­lich typi­sche) Fehler. 

So ver­wen­det sie die meis­ten Ver­ben noch regu­lär, auch die, die es gar nicht sind (und fin­det auch nicht immer die rich­ti­ge Beu­gungs­form bei ande­ren). Dann gibt es Flos­keln, die sie als gan­ze Flos­keln ver­wen­det, auch in Situa­tio­nen, wo sie nur bedingt pas­sen. („Ich will im gro­ßen Bett schla­fen“ – „War­um?“ – „Weil es inter­es­sant ist“). Und schließ­lich erfin­det sie Wör­ter (wenn ihr kei­ne ein­fal­len) und ver­sucht, ob die­se ver­wend­bar sind („Das ist ein dakad­a­ka.“). Über­ge­ne­ra­li­siert wird natür­lich auch: Alles, was abmach­bar ist, ist „Scha­le“ – egal, ob an einer Frucht, die Rin­de an einem Bröt­chen oder das Ein­wi­ckel­pa­pier ums Bonbon. 

Am lus­tigs­ten aber klin­gen rich­tig-falsch zusam­men­ge­setz­te Wör­ter: Heu­te mor­gen waren wir erst beim „Geld­la­den“ und dann beim „Bröt­chen­la­den“, und zwi­schen Kopf und Rumpf sitzt der „Kopf­stiel“. „So ist das!“

Update zu Die Zora redet.

Straßenbahn verfährt sich

Left arrowAuf der (frei­burg-inter­nen) Heim­fahrt von einer inter­es­san­ten Tagung (Ima­ging – Visua­li­sie­rung und Mate­ria­li­tät, Kom­pe­tenz­fo­rum Gen­der­for­schung in Natur­wis­sen­schaft und Infor­ma­tik, müss­te ich bei Gele­gen­heit mehr zu schrei­ben, dazu bin ich jetzt aber zu müde) bin ich gera­de wie gewohnt in die blaue Linie 5 Rich­tung Rie­sel­feld gestie­gen (stimmt auch nicht ganz: Zehn-Minu­ten-Takt und des­we­gen Zeit, zwei Hal­te­stel­len wei­ter zu laufen). 

Die Bahn fuhr dann auch wie gewohnt ihre Stre­cke, bis sie nach der Hal­te­stell­te Hein­rich-von-Ste­phan-Stra­ße plötz­lich zum Ent­set­zen aller Insas­sen falsch abbog, näm­lich auf die Vau­ban-Linie. Es gibt in den Rand­stun­den manch­mal Bah­nen mit unge­wohn­ter Lini­en­füh­rung, aber das war keine. 

Hielt dann an der nächs­ten Hal­te­stel­le eine gan­ze Wei­le an, es gab eine unver­ständ­li­che Durch­sa­ge („sor­ry ver­fah­ren“), War­te­zeit, Dis­kus­sio­nen unter den Fahr­gäs­ten (Aus­stei­gen oder nicht?) und mit dem Fah­rer, eine wei­te­re Durch­sa­ge („fah­re jetzt bis grzlbz dann rie­sel­feld“). Kur­ze Dis­kus­si­on, Beschluss, drin­ne zu blei­ben. Die Bahn fuhr dann lei­der bis zur Vau­ban-End­hal­te­stel­le. Dort konn­te sie nicht wei­ter, also umstei­gen in die fahr­plan­mä­ßi­ge Bahn davor, die­se saus­te die Stre­cke wie­der zurück, noch­mal Hein­rich-von-Ste­phan-Stra­ße, dies­mal umge­kehrt, der Fah­rer, dem das alles sicht­lich pein­lich ist, wech­selt den Füh­rer­stand, und fährt dann vor­sich­tig und mehr­mals die Wei­che sichernd gra­de­aus – dies­mal rich­tig. Mallorca-Applaus.

Der nächs­te Halt dann an der Hal­te­stell­te Pres­se­haus (eine wei­ter). Türen blei­ben geschlos­sen, der Fah­rer steigt aus und rennt weg? Nee – er wech­selt nur mit dem Kol­le­gen von der Bahn dahin­ter, die gra­de ein­fährt, der scheint sich bes­ser aus­zu­ken­nen. Bis ins Rie­sel­feld fah­ren die bei­den dann im Dop­pel­pack; inzwi­schen stimmt auch die vor­her ziem­lich kon­fu­se und irrea­le Beschil­de­rung der Fahrt­stre­cke wieder. 

Auch die an den Hal­te­stel­len War­ten­den sind sicht­lich froh, dass jetzt doch noch eine Bahn kommt. Und ich bin froh, als end­lich das Rie­sel­feld erreicht wird.

War­um blog­ge ich das? Kurio­se Anek­do­te, aber auch inter­es­sant, weil die „tech­ni­sche Kri­se“ Kom­mu­ni­ka­ti­on und Soli­da­ri­sie­rungs­pro­zes­se inner­halb der Bahn aus­löst. Und auch, weil deut­lich wird, dass die Hal­te­stel­len­an­zei­gen und das Dis­play in der Bahn nicht so intel­li­gent sind, wie sie sein kön­nen – für die einen ist die Bahn unsicht­bar, für die ande­ren fährt sie ihre gewohn­te Strecke.