Kurz: Qual der Wahl bei der Umweltsoziologie
Vor ein paar Wochen hatte ich ja über die von mir – zusammen mit Julia Scherrer und Horst-Dietrich Elvers – organisierte Sektionssitzung Umweltsoziologie II auf dem diesjährigen Kongress für Soziologie berichtet. Genauer: über den Call for Papers, den wir unter die Überschrift „Global denken, lokal handeln? Oder: Die Ungleichverteilung von Umweltrisiken in der Weltgesellschaft“ gestellt hatten.
Inzwischen ist die Einsendefrist rum, und für die ca. fünf Vortragsslots in der Sektionssitzung erreichten uns innerhalb der Deadline 15 Vorschläge. Für mich ist das zwar nicht das erste Mal, dass ich an der Organisation einer wissenschaftlichen Tagung beteiligt bin, aber doch das erste Mal, dass es dabei deutlich mehr Einreichungen gibt, als Vortragsplätze vorhanden sind. Anders gesagt: wir haben nun die Qual der Wahl.
Das freut mich, weil der Call for Papers wohl das Thema getroffen hat, heißt aber auch, dass da ein bißchen Arbeit reingesteckt werden muss. Wir werden jetzt erst einmal jeweils individuell Punkte für die einzelnen Einreichungen vergeben und dann zusammenrechnen. Dabei wird vermutlich jede und jeder ihren/seinen ganz eigenen Maßstab anlegen, was für eine gute Präsentation wichtig ist. Kriterien wie Innovativität, Nähe zum Thema, aber auch – schwer zu fassen – „Dialogchancen“ mit anderen Vorträgen kommen mir dabei in den Kopf. Darf das Vorwissen über die Person, die eingereicht hat, eine Rolle spielen – oder soll bloss der Inhalt zählen, soweit er aus dem Abstract ersichtlich ist? Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Programm aussehen wird, das nachher rauskommt.
Und weil sowas ja nicht wirklich „gelehrt“ wird, fände ich es auch spannend, von anderen zu hören, was sie bei ähnlichen Aufgaben für Erfahrungen gemacht haben, bzw. wie sie da ran gehen.
Kurz: Wikipedia-Widerstandsbewegung
Ich bin ja – ohne dort irgendwie aktiv zu sein – noch immer Administrator in der englischsprachigen Wikipedia. Heute lag dann eine diesbezügliche Mail in meinem Postfach:
Dear administrator,
We tried to get in contact with you almost a year ago, detailing our desires to utilise your account to help rid Wikipedia of the corruption and bureaucracy at every level that continues to plague it to this very day. We are hoping that, almost a year on, your circumstances may have changed and you may be more willing to aid us in achieving our goal. At the end of the day we all want the same thing – an encyclopedia that is informative and accurate, but one that is also run in a fair manner so all can contribute on an equitable level. As a reminder, here is an extract from our original message:
„We are currently expanding our portfolio of administrator accounts, and as yours remains dormant perhaps you could consider donating it to us – to do so will take you only two minutes: change the password (if desired) and then reply to this email with your login details. We’ll do the rest!“
Once more, thank you for your time and consideration, and naturally do not hesitate to contact us if you have any questions.
Kind Regards,
The Wikipedia Freedom Fighters
Auf deutsch: die „Wikipedia Freedom Fighters“ sammeln Administrations-Accounts, um für „eine Enzyklopädie zu kämpfen, die informativ und genau ist, die aber auch in fairer Weise regiert („to run“) wird, und es allen ermöglicht, gleichberechtigt dazu beizutragen.“ Auch wenn ich die Wikipedia in der einen oder anderen Form durchaus kritikwürdig finde – eine Widerstandsbewegung muss nicht sein. Oder?
Photo of the week: Twenty experiments with tulips VIII
Wer mit wem in NRW (Update 3)
Könnte jemand ein Gesetz erlassen, das Koalitionsaussagen vor der Wahl verbietet?
Oder um mal kurz die Ausschlüsse aufzulisten:
- Die CDU will mit der FDP, schließt eine Koalition mit den Grünen aus und würde wohl auch mit der SPD koalieren
- Die SPD will mit den Grünen, evtl. mit der LINKEN, evtl. mit der FDP, evtl. wohl auch mit der CDU
- Die Grünen wären – wenn die Inhalte passen – bereit, solange es nicht Jamaika ist, oder eine Tolerierung durch die LINKE
- Die FDP will wohl mit der CDU (pdf). Andere Optionen? Zumindest aus dem Saarland wird zur Ampel geraten (oder kommt noch der Westerwelle-Coup kurz vor der Wahl, sich doch wieder nur auf schwarz-gelb festzulegen?)
- Die LINKE macht keine klaren Aussagen, will aber einen Politikwechsel und verweist auf Hessen. Sprich, rot-rot und rot-rot-grün sind nicht ausgeschlossen.
Unter Strich bleiben damit (neben Alleinregierungen …) die Optionen CDU-FDP, CDU-SPD, SPD-Grüne, SPD-LINKE, SPD-Grüne-LINKE und ganz evtl. SPD-Grüne-FDP
Wie sieht’s rechnerisch aus? Nach der neusten Umfragen (emnid, 24.03.2010) liegen die Parteien bei CDU (38%), SPD (32%), Grüne (11%), FDP (8%) und LINKE (7%). Ohne mir jetzt das Wahlrecht genauer anzuschauen, hieße das für die genannten Optionen derzeit:
- CDU-FDP: 46%
- CDU-SPD: 70%
- SPD-Grüne: 43%
- SPD-LINKE: 39%
- SPD-Grüne-LINKE: 50%
- (SPD-Grüne-FDP: 51%)
Kann sich aber natürlich bis zum Wahltag im Mai noch ändern. So sieht das für mich unangenehm nach einer großen Koalition aus. Die SPD muss also nur drum kämpfen, dass CDU und FDP zusammen keine Mehrheit bekommen (wenn die oben dargestellten Ausschlüsse stimmen). Wer die große Koalition verhindern will, und gleichzeitig eine Alternative zu schwarz-gelb in NRW haben will, muss dagegen die Grünen stärken, und die LINKE und/oder die FDP davon überzeugen, dass eine Regierungsbeteiligung zusammen mit SPD und Grünen sinnvoll sein könnte.
Warum blogge ich das? Weil ich die Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Möglichkeiten und den medial hochgejazzten Optionen interessant finde.
Update (28.03.2010): Einige Kommentatoren haben ja schon angemerkt, dass sie Rüttgers nicht glauben, dass er schwarz-grün tatsächlich nicht machen würde. Auf der anderen Seite wurde von Sigmar Gabriel rot-rot-grün ausgeschlossen. Ampel, schwarz-grün oder große Koalition? Oder doch Wahlergebnisse, bei denen manche große Augen machen, wie Gregory das vermutet?
Update 2 (04.05.2010): Die FDP hat inzwischen erklärt, dass sie nie, auf keinen Fall und überhaupt nicht mit Grünen und / oder SPD koalieren will. Ein Dreierbündnis mit der Linken halte ich für unwahrscheinlich. Nach den aktuellen Umfragen haben weder Schwarz-gelb noch Rot-grün eine Mehrheit. Und Schwarz-grün auch nicht. Das kann sich noch ändern, klar. Aber bisher scheint mir in NRW alles auf eine große Koalition hinauszulaufen. Zu verhindern nur mit starken Grünen!
Update 3 (05.05.2010): Apropos Schwarz-grün: Arndt Klocke macht nochmal klar, dass die Hürden dafür extrem hoch hängen:
«Es gehört zu unseren klaren Wahlzielen, dass Jürgen Rüttgers nach dem 9. Mai nicht länger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ist», sagte Grünen-Landeschef Arndt Klocke der «Rheinischen Post» (Donnerstag). «Eine Koalition mit Jürgen Rüttgers an der Spitze ist für uns Grüne nur sehr schwer vorstellbar.»
Anders gesagt: eigentlich geht es in NRW jetzt um eine klassische Richtungswahl: Rot-grün oder Schwarz-gelb. Und jede Stimme für die CDU, die FDP – aber eben auch für die LINKE und die PIRATEN – macht es wahrscheinlicher, dass es zu Schwarz-gelb kommt (oder zur ungeliebten Notlösung „große Koalition“). Also: am Sonntag grün wählen für den Wechsel in NRW!