Kurz: Waldbesitzerinnen-Studie
Mit einer gewissen Nachlaufzeit kommen in den nächsten Wochen noch einige forstsozialwissenschaftliche Projekte zum Abschluss in Form von Publikationen. Das freut mich, weil es heißt, dass ich mich endlich auf was ganz anderes – meine Diss. nämlich – konzentrieren kann.
Das erste dieser Forstprojekte hatte das Thema Waldbesitzerinnen; durchgeführt habe ich es zusammen mit Eva-Maria Schlecht (gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz). In der qualitativen Untersuchung befragt wurden Waldbesitzerinnen mit Kleinst- und Kleinprivatwald in der Eifel (N=17). In der Auswertung sind wir auf einen hinsichtlich der Waldbewirtschaftung und Nutzung von einem traditionellen Rollenverständnis ausgehenden Typus gestoßen. Hier liegt der Entscheidungsschwerpunkt hinsichtlich des Waldbesitzes der Frauen bei den „bewirtschaftenden Männern“. Auf der anderen Seite stehen – hinsichtlich ihres Waldbesitzes – „emanzipiert orientierter“ Waldbesitzerinnen, die es als ihre ureigenste Aufgabe sehen, Bewirtschaftungsentscheidungen etc. zu treffen.
Mehr zu dieser heterogenen und bisher forstlicherseits wenig angesprochenen Zielgruppe steht im soeben erschienenen Arbeitswissenschaftlichen Forschungsbericht Nr. 11, der als Open-Access-Publikation von der UB Freiburg gehostet wird.
Nachtrag: in kleiner Auflage liegt der Bericht inzwischen auch gedruckt vor – erhältlich über das Sekretariat des Instituts für Forstbenutzung und Forstliche Arbeitswissenschaft.
Das schöne Wort IX
Neue Zeiten brauchen neue Wörter: INTERNETENQUETE
(Inter-Netten-Kette? Interne Tenquete? In der Schweiz heißt das gleiche Gremium wohl Parlamentsgruppe Digitale Nachhaltigkeit. Auch nicht schlecht.)
Lesenswert: AufTakt 1993 wiedergefunden
Wenn meine Vermutungen über die soziodemographische Zusammensetzung meiner Blogleserschaft stimmen, müsste es einige geben, denen „AufTakt“ etwas sagt: das war das Jugendumweltfestival, das 1993 in Magdeburg stattfand. Und ich war dabei. Zwar nicht auf einer der Sternradtouren, aber beim Festival selbst, und auch beim medialen Auftakt – der „Hair“-Vorführung auf der Freiburger Mensawiese.
Karsten Schulz schreibt dazu:
„Die Freiburger Aufführung fand auf der Wiese vor der Mensa statt. Trotz beginnenden Regens wurde weiter gespielt und gesungen, was für das tanzende Publikum auf der Wiese ziemlich schlammig endete.“ (Schulz 2009, S. 90).
Ich erinnere mich jedenfalls noch gut an Zelten auf relativ nassen Elbwiesen, an Konzerte von Ygdrassil [Update, 6.8.23: weil mir die Stimme so im Ohr war, mal geschaut – und tatsächlich auf Spotify findet sich die Sängerin Linde Nijland und mit etwas Suchen auch die damals gehörte Band „Ygdrassil“, auf Nijlands Website als „Harmony Singing Duo“ beschrieben … das hört sich dann so an] und dem Wahren Helmut, an Mithelfen im Küchenzelt und buntbemalte, fröhliche Demos im Regen. Und an viele tausend junge Leute, die ein paar Tage lang zeigten, dass eine andere Republik möglich ist. So viele, dass es zum Beispiel (in der Ära vor dem Mobiltelefon) gar nicht so einfach war, Kontakt zu anderen Grüne-Jugend-AktivistInnen zu finden, die es zweifelsohne dort auch gab.
Und warum komme ich ausgerechnet jetzt auf einen Sommer vor knapp 17 Jahren zurück? Weil heute Karsten Schulz’ oben bereits einmal zitierte Dissertation in der Post war. Er hat dort AufTakt 1993 mit dem Ersten Freideutschen Jugendtag 1913 auf dem Hohen Meißner verglichen. Beim Reinblättern bin ich dann vor allem auf Erinnerungen gestoßen, und dachte mir, mal schauen, ob der Beginn – oder der Höhepunkt? – der Jugendumweltbewegung bei dem einen oder der anderen hier auch welche auslöst.
Wer ein bißchen in der näheren Vergangenheit schmöckern möchte, kann das im Buch tun – oder auf der von Karsten aufgebauten Website auftakt93.de mit Archivmaterial, Berichten und einem Überblick über die verschiedenen Veröffentlichungen zu AufTakt.
Nicht beantwortet ist für mich die Frage, ob AufTakt heute noch möglich wäre. Zum einen fehlt (soweit ich das überblicken kann) heute ein Äquivalent zur doch recht aktiven und hoch politisierten Jugendumweltbewegung – da wäre es übrigens mal spannend, systematisch zu schauen, was aus den damals Aktiven so geworden ist. Der einzige „Promi“ aus dem Jugendumweltbewegungsumfeld, der mir so einfällt, ist Sven Giegold. Und der Rest? Zum anderen sind die Randbedingungen heute anders. Mobiltelefon und Facebook-Vernetzung (Karsten Schulz berichtet noch, wie damals vor allem gefaxt wurde) sorgen beispielsweise für ein ganz anderes Verhältnis zwischen Dezentralität und zentraler Steuerung. Und auch politisch sieht es heute anders aus. Oder ist das nur der übliche Verdruss der älter Gewordenen über die neuen Jungen?
Karsten Schulz: Beschreibung und Verortung zweier überverbandlicher Jugendtreffen junger Jugendbewegungen. Kassel: Weber & Zucht 2009. Hier erhältlich.
Warum blogge ich das? Weil hier Teile meiner eigenen Biographie zu Geschichte werden, und der (technisch unterstützte) Generationenwechsel erst so richtig sichtbar wird. Und weil mich interessiert, wer diese Biographie teilt.
P.S.: Die Bilder sind Negative der (natürlich analogen) Fotos, die ich bei AufTakt gemacht habe – und weil ich grade nur die Negative gefunden habe, habe ich ausprobiert, ob ein LCD-Bildschirm, eine Spiegelreflexkamera und ein Bildbearbeitungsprogramm sich dazu eignen, Negativstreifen zu scannen und in richtige Farben umzuwandeln. Ergebnis: bedingt ;-) – aber Erinnerungen sehen halt mal so aus.