Irgendwie bin ich gar nicht dazu gekommen, mein SF- und Fantasy-Lesetagebuch für den November zu aktualisieren – Ende November/Anfang Dezember war einfach zu viel los. Dafür gibt es jetzt geballt meine Guck-Erlebnisse der letzten paar Wochen. Die Bücher folgen in Teil II.
Angeschaut habe ich mir die letzten Folgen von Star Trek: Lower Decks (Paramount+). Hier habe ich es sehr bedauert, dass die Serie jetzt zu Ende gegangen ist – auch wenn das Ende und die sehr gute letzte Folge die eine oder andere Hintertür für eine Fortsetzung aufstehen lassen hat.
Empfehlenswert auch Delicious in Dungeon (Netflix), eine japanische Anime-Serie, die wohl eine Manga-Reihe verfilmt. Warnung: die erste Staffel endet mit einem üblen Cliffhanger – und die zweite Staffel ist zwar wohl in Produktion, aber existiert noch nicht. Worum geht es: eine Gruppe von Abenteurern a la DnD versucht, in den tiefsten Stock eines Dungeons zu kommen, um eine der ihren aus den Klauen eines Drachens zu befreien. Dummerweise sind sie mittellos, und ihre verschiedenen Fähigkeiten sind noch nicht so besonders ausgeprägt. Was tun? Die Rettung naht in Form des Zwerges Senshi, der die Gruppe begleitet – und große Kunst darin entwickelt hat, aus den verschiedenen Tieren und Pflanzen, äh, Monstern des Dungeons schmackhafte Mahlzeiten zuzubereiten. Das alles mit einem gewissen Anspruch an Nachhaltigkeit und Verständnis für das Monster-Ökosystem. Es wird also gekocht, was durchaus ethische Fragen aufwirft, etwa wenn es um menschenähnliche Monster geht – und gleichzeitig erleben unsere Abenteurer eben … Abenteuer, wir lernen sie näher kennen, und stellen nach und nach fest, dass alles komplizierter ist, als es scheint. Ich warte gespannt auf die zweite Staffel!
Im Kino haben wir – als Weihnachtsfilm – Wicked angeschaut, quasi das Prequel zum „Zauberer von Oz“, und die Verfilmung eines erfolgreichen Musicals. Schon im Vorfeld wurde das große Staraufgebot beworben – Ariana Grande spielt die junge Galinda/Glinda, Jeff Goldblum den Zauberer von Oz als sich selbst, Michelle Yeoh eine Professorin für Hexerei. Aber so richtig überzeugend ist das Ergebnis trotzdem nicht. Das mag daran liegen, dass der Zauberer von Oz per se schon eher furchtbar ist, oder daran, dass hier die Origin Story von Glinda und Effi (der späteren „wicked witch of the west“) unglaublich langwierig und zäh ausgerollt wird. Und das ist nur der erste Teil, Teil zwei folgt nächstes Jahr zu Weihnachten. Noch am besten: dass die grünhäutige junge Hexe verfolgt und verbannt wird, weil sie sich für das Wohl der Tiere und ihrer Mitmenschen einsetzen will, statt alles der Macht unterzuordnen, mag in diesen Zeiten als politische Allegorie herhalten. Gesungen und getanzt wurde natürlich auch. Wir haben aus Gründen die deutsche Fassung mit englischsprachigen Liedern (mit Untertiteln) angeschaut. Das war dann teilweise surreal, weil die eingeblendete deutsche Übersetzung manchmal so gar nichts mit dem englischen Liedtext zu tun hatte. Nicht meines.
Um beim Gesang zu bleiben: im Theater Freiburg wurde A Handmaid’s Tale als Oper aufgeführt, mit deutschen und englischen Obertiteln. Margaret Atwoods Geschichte ist heute relevanter denn je, und das Theater hat das in seiner Inszenierung direkt mit der Gegenwart verbunden – am Anfang steht ein historischer Rückblick, der bei Trump und aktuellen Nachrichtenbildern beginnt und in der Zeit der religiös-faschistischen misogynen Diktatur Gilead endet. Auch das Stück selbst war gut inszeniert. Ich habe aber festgestellt, dass ich mit Operngesang nicht wirklich etwas anfangen kann, auch dann nicht, wenn die Oper eine SF-Dystopie als Grundlage hat.
Bleiben noch zwei Filme, die ich in den letzten Wochen gesehen habe. Zum einen das Beetlejuice-Original von 1988 mit seiner etwas verworrenen Geschichte und wunderbarer Late-80s-Ästhetik, und zum anderen Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt (Netflix, 2024). Für meinen Geschmack ein bisschen zu mystisch da, wo der Weltraum selbst eine Rolle spielt, ansonsten aber durchaus sehenswert: Jakub Procházka ist der Vorzeigekosmonaut Tschechiens und nähert sich dem Jupiter. Der öde Alltag im Einpersonenraumschiff ist spürbar, das product placement für die Sponsoren und die eine oder andere Improvisation fügen sich passend ein. Parallel entfremdet sich seine auf der Erde zurückgebliebene Frau Lenka von ihm, da hilft dann auch das Quantenkommunikationsgerät nicht. Diese Beziehung und die eigenen biografischen Verletzungen aufzuarbeiten, gelingt Jakub allerdings erst auf Intervention eines spinnenartigen, psychisch begabten Außerirdischen hin, der plötzlich in seinem Raumschiff auftaucht. Die schwierige Annäherung zwischen Alien und Kosmonaut wird in diesem Fast-schon-Kammerstück gut herausgearbeitet. Insgesamt: ein schöner Film.