Leseprotokoll August 2017

Neben zwei Sach­bü­chern (über die ich bereits etwas geschrie­ben habe: Wie­bicke: Zehn Regeln für Demo­kra­tie-Ret­ter und der von Kap­pes, Kro­ne und Novy her­aus­ge­ge­be­ne Medi­en­wan­del kom­pakt), eini­gen Hef­ten vom MERKUR-Sta­pel und audio­vi­su­el­lem Krams (bei Dr Who nähe­re ich mich inzwi­schen der Gegen­wart, fin­de trotz all­mäh­li­cher Gewöh­nung an Peter Capal­di Matt Smith immer noch den bes­se­ren Dok­tor – bemer­kens­wert an der BBC-Serie, neben­bei bemerkt, die Inklu­si­on: selbst­ver­ständ­lich gibt es im 23. Jahr­hun­dert eine gehör­lo­se Che­fin einer Unter­was­ser­mi­ne, und selbst­ver­ständ­lich haben nicht alle Men­schen im eng­li­schen Mit­tel­al­ter eine wei­ße Haut­far­be; dann habe ich mir end­lich mal den groß­ar­ti­gen Film Inter­stel­lar ange­schaut, der schon ewig in mei­nem Goog­le-Play-Account rum­lag, und bei der Gele­gen­heit kann ich auch Luc Bes­sons Comic­ver­fil­mung Vale­ri­an noch mal emp­feh­len) – also: neben all dem las ich vor allem drei Fan­ta­sy-Seri­en. Und zwar drei ganz unterschiedliche.

Ers­tens den drei­bän­di­gen Comic Angel Cat­bird. Was kommt her­aus, wenn Mar­ga­ret Atwood (ja, die Mar­ga­ret Atwood!) einen Comic schreibt? Eine nett-quirk­si­ge Geschich­te über einen For­scher, der mehr oder weni­ger zufäl­lig zum Kat­zen-Eulen-Mensch-Mutant wird und in die Unter­welt der Halb­kat­zen gerät. Einen Super­schur­ken gibt es auch, neben­bei wird auf die eine oder ande­re im Zusam­men­hang mit Kat­zen wich­ti­ge Tat­sa­che hin­ge­wie­sen (Kas­trie­ren! Im Haus hal­ten, wegen der Sing­vö­gel!), und vor und nach den eigent­li­chen Comics gibt es lesens­wer­te Vor­wor­te und Skizzensammlungen.

Zwei­tens habe ich den ers­ten und den gera­de neu erschie­ne­nen zwei­ten Band der Lica­ni­us-Tri­lo­gie von James Isling­ton gele­sen, das sind The Shadow of What Was Lost und An Echo of Things To Come. Ich kann die­ses umfang­rei­che Epos nicht unein­ge­schränkt emp­feh­len, auch wenn die Wel­ten­kon­struk­ti­on und deren Beschrei­bung gut gelun­gen ist, die – eine zen­tra­le Rol­le im Buch spie­len­de – Magie mit ihren Begren­zun­gen plau­si­bel wirkt, und Isling­ton auch eini­ges zu Gesell­schafts- und Macht­struk­tu­ren und Cha­rak­te­ren mit Grau­tö­nen zu sagen hat. Gleich­zei­tig sind bei­de Bücher aber auch sehr blu­tig, und in Cae­den – einer von vier oder fünf Haupt­fi­gu­ren – wird die Ambi­va­lenz auf eine Grat­wan­de­rung geschickt (mit einem bit­te­ren Ende ganz am Schluss des Epi­logs von An Echo of Things To Come).

Anfangs wirkt The Shadow of What Was Lost wie eine typi­sche Geschich­te über den aus­er­wähl­ten jugend­li­chen Hel­den (ja, eine Zau­ber­schu­le kommt auch vor, die erin­nert aber eher an Le Guin als an Har­ry Pot­ter); bald jedoch wird klar, das Isling­ton mit die­sem Kli­schee durch­aus spielt. Den­noch ist’s mir zu viel Epos, zu viel gut und böse, zu vie­le mora­li­sche Fra­gen und zu viel göt­ter­glei­che Unsterb­li­che. Ent­spre­chend bin ich noch unent­schlos­sen, ob ich den drit­ten Band lesen möch­te oder nicht.

Drit­tens habe ich, nach­dem ich den ers­ten Band bereits vor eini­ger Zeit gele­sen habe, die rest­li­chen Bücher von Marie Brenn­ans Serie der „Erin­ne­run­gen der Lady Trent“ gele­sen – The Tro­pic of Ser­pents, Voya­ge of the Basi­lisk, In the Laby­rinth of Dra­kes, Within the Sanc­tua­ry of Wings (sowie die Kurz­ge­schich­te „From the edi­to­ri­al page of the Fal­ches­ter Weekly Review“. Die erzäh­len­de Lady Trent blickt auf ein aben­teu­er­li­ches Leben als Natur­for­sche­rin zurück, in dem sie rund um die Welt gereist ist, um die unter­schied­li­chen Arten von Dra­chen kennenzulernen. 

Dabei wird der anthro­po­lo­gi­sche Hin­ter­grund Brenn­ans sehr schön deut­lich, denn – mal abge­se­hen von den Dra­chen – ist die Fan­ta­sy­welt, in der die­se Geschich­ten spie­len, gar nicht so anders als unse­re im 18. oder 19. Jahr­hun­dert. Spra­chen, Kul­tu­ren, Reli­gio­nen und Geo­gra­phie sind zur Kennt­lich­keit ent­stellt. Es gibt Ras­sis­mus und Kolo­nia­li­sie­rungs­be­mü­hun­gen, im Qua­si-Eng­land, das Lady Trents Hei­mat ist, spie­len sozia­le Klas­sen nach wie vor eine gro­ße Rol­le – und selbst­ver­ständ­lich ist es alles ande­re als eine Selbst­ver­ständ­lich­keit, dass eine Frau sich als Wis­sen­schaft­le­rin behaup­ten will. Neben der plau­si­bel und unter­halt­sam beschrie­be­nen Natur­ge­schich­te der Dra­chen (und einer Über­ra­schung im letz­ten Band, die aller­dings schon etwas erahn­bar ist) ist Inter­sek­tio­na­li­tät, in Ver­frem­dung sicht­bar gemacht, das The­ma hin­ter der Geschich­te die­ser Bücher, ohne dass das zu dick auf­ge­tra­gen wird. 

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