Wir seien zu nett, heißt es in der ZEIT. Wir hätten zwar immer Recht gehabt, aber das sei irgendwie auch blöd, meint die FAZ. Und auch anderswo ist so in etwa zu lesen, dass GRÜNE ja eigentlich schon eine sympathische Partei mit den richtigen Botschaften seien, dass aber ja eh klar wäre, dass diese Wahl nicht zu gewinnen sei – schade drum.
Quatsch, meine ich. Anders als die SPD sind wir eine Partei, die gelernt hat, auch in scheinbar ausweglosen Situationen zu kämpfen. Wenn der Wandel, den wir im Wahlprogramm ausrufen, so harmlos und selbstverständlich scheint, dann hat das damit zu tun, wie viel grüne Programmatik längst über ein kleines Kernmilieu hinaus anschlußfähig geworden ist. Und wer das richtig findet, soll uns gefälligst auch wählen – statt sich über Nettigkeit oder einen Hang zur Arroganz aus Erfahrung zu mokieren.
In gut 180 Tagen ist Bundestagswahl. Derzeit stehen wir Grüne in den Umfragen zwischen 14 und 16 Prozent. Das wäre viel, aber das ist nicht genug. Wer meint, dass diese Republik eine realistische Alternative zum Mittelmaß zwischen Beton und permanenter Krise verdient hat, wer es unverantwortlich findet, weitere fünf Jahre auf den nächsten Modernisierungssprung warten zu müssen, muss am 22. September schlicht und einfach grün wählen. Selbst wenn Claudias Kleiderwahl, Cems Bartfrisur, Katrins Redestil oder Jürgens neu entdecktes Faible für Anzüge dabei stören sollten – tut es einfach! Helft, das Wunder möglich zu machen!
Grün ist nett und hat Recht. … Kurz: Machen wir das Wunder möglich http://t.co/zg8Jn5dBL5
That’s the spirit! @_tillwe_ gegen die Unkenrufe der bürgerlichen Presse. „Machen wir das Wunder möglich!“ http://t.co/8rctlzJUmJ
Die Grünen sind mir nicht unsympathisch, ich kenne einige Menschen, die bei den Grünen sind. Allerdings fürchte ich mich vor den Grünen in der Kombination mit der Steinbrück-SPD. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich die Grünen gegenüber der SPD sehr schlecht verkaufen und zu viele Kröten schlucken. Das schlimme daran ist, dass es dann noch nicht mal eine kritische Opposition gibt. Daher muss ich ehrlich sagen, dass ich Rot-Grün nicht herbeisehne, auch wenn mir die gegenwärtige Regierung alles andere als sympathisch ist. Ich weiß es nicht, kann mir aber vorstellen, dass schwarz-grün die bessere Alternative wäre. Nicht, weil die Schwarzen progressiver sind. Aber weil Merkel und Co an der Macht kleben und gezeigt haben, dass sie dafür bereit sind, extrem pragmatisch das Fähnchen nach dem Wind zu drehen (Atomausstieg, Abschaffung der Wehrpflicht) und die Grünen wiederum bei Schwarz-Grün unter einem extremen Druck der eigenen Basis und der Öffentlichkeit stünden, ein gutes Verhandlungsergebnis vorzulegen. Nicht, dass mir die Schwarzen sympathisch wären. Ich sehe aber nicht, dass die Grünen mit der SPD in der Lage wären eine gesellschaftliche Modernisierung anzugehen. Bei der Merkel-CDU sehe ich zumindest die Chance dazu (ein gutes Verhandlungsergebnis vorausgesetzt und starke Opposition von links).
Was ich da oben unter anderem sagen will: 20-Prozent-Grüne stehen einem Koalitionspartner deutlich anders gegenüber als 10-Prozent-Grüne – egal, welcher das ist.
Da bin ich mir nicht so sicher. Es sei denn die Grünen wären stärker als die SPD und die SPD würde nicht mehr den/die Kanzler/in stellen. Das wäre mir hingegen wie in BaWü auch eine sympathische Kombination. Es macht aber nicht den Eindruck als ob die Grünen solche Ambitionen hätten, obwohl das Wählerpotential sicher durchaus vorhanden wäre.
So ist das. Sag ich schon immer.
Die wirkliche Frage ist doch, warum soll man die Grünen noch wählen, jetzt wo wesentliche Gründungsströmungen (Anti-Atom, Ökologie, Feminismus) im Mainstream angekommen sind, und andere Gründungsströmungen (Dritte-Welt-Bewegung, Tierschutz) auch bei den Grünen nur noch unter „ferner liefen“ auftauchen?
Kommt drauf an, wie sicher du dir bist, dass diese Themen im Mainstream fest verankert sind (Bsp. Altmaier und die Energiewende).