Auch wenn der Anfang eines neuen Jahres letztlich vor allem eine soziale Konvention ist, verbindet sich für mich der Jahreswechsel immer auch mit Aufräumarbeiten. Und heute bin ich gleich drei Mal (beim Aufräumen …) über Fragen gestolpert, bei denen ich neugierig bin, wie andere Leute das machen.
1. Wie organisiest du – wenn du zu mehreren wohnst – das Aufräumen und Putzen? Hier (zwei Erwachsene, zwei kleine Kinder) sammelt sich ziemlich schnell ziemlich viel an Chaos an. Was ist der beste Weg, das in den Griff zu kriegen, wenn die Randbedingung ist, dass beide Erwachsene wenig Zeit haben und beide beteiligt sein sollen, und der Rückgriff auf einen Putzmann oder eine Putzfrau aus verschiedenen Gründen abgelehnt wird?
2. Aktuell räume ich meinen Schreibtisch auf. Dabei stelle ich – wie jedesmal – fest, dass da zuviel Zeug drauf liegt, dass ich schlecht darin bin, Sachen wegzuwerfen (Broschüre zur grünen Außenpolitik von 2008 ist doch sicher aufbewahrenswert ;-) …), und dass mein bisheriges Ordnungssystem (Stapeln, und dann viele, viele Ordner anlegen) wahrscheinlich optimierbar ist. Auch hier interessieren mich die Erfahrungen und Praktiken, die andere etabliert haben (Wie machen das „clean desk“-Leute?“).
3. Eine Sache, die ich gerne hätte, die ich aber nicht habe, und die wohl mindestens auch am Medienbruch analog-digital scheitert, ist eine Art „unendliche Pinnwand“. Wissenschaftliche Aufsätze oder politische Papiere passen prima in (analoge oder digitale) Ordner. Aber was ist mit dem ganzen serendipiösen Krams, der entweder zu schön zum Wegwerfen ist (z.B. lustige Werbepostkarte), mal spannend sein könnte (z.B. ein Prospekt für Lastenfahrräder), oder unsortierte Informationen enthält (z.B. Telefonnummern, Visitenkarten, Todo-Listen, Notizzettel, raumgreifende und mit vielen Pfeilen und Kreisen versehene Schemen für Dissertationskapitel usw.)? Abheften ist hier blöd, weil das Zeug dann nicht wiederauffindbar ist, jedenfalls nicht optisch präsent ist. Auf dem Schreibtisch liegen kann’s auch nicht, und meine real existierende Pinnwand ist vielleicht 1,5 qm groß – hat also nur einen sehr beschränkten „screen estate“. Eine nach links und rechts scrollbare, verschlagwortbare („tagbare“) Pinnwand als Computerhintergrund, auf die on-the-fly eingescannte Grafikdateien, aber auch existierende PDFs etc. gelegt werden können, wäre ziemlich cool. Gibt es sowas?
Warum blogge ich das? Weil mich interessiert, wie andere das machen (1, 2) – aus Neugierde, und vielleicht auch, um gut funktionierende Praktiken zu übernehmen – und weil ich ein optisches Pinnwand-Interface tatsächlich eine spannende virtuelle Metapher fände.
Lieber Till, zu den Ordnern hab ich dir eine Alternative: Hängemappen. Da ist das Zeug viel schneller drin abgelegt und es fällt einem viel leichter, beim durchsehen mal geschwind die Dinge draus rauszuschmeissen, die nicht mehr aktuell sind. Nachteil: Gerade Zeitungsartikel werden gerne zerknittert – also in Klarsichthüllen stecken. Nicht mehr aktuelle Sammlungen wandern flugs mit einem Handgriff zwischen einen Aktendeckel und in einen Archivkarton. Mir fällt Ablage sehr viel leichter, seit ich Hängemappen benutze.
Die beste Ressource zu diesem Thema ist m. E. immer noch „Getting Things Done“ von David Allen, am besten im englischen Original. Man muss nicht alles 100%ig übernehmen, aber ich habe seit der Lektüre des Buches einen leeren Schreibtisch.
Wie der Vorredner sagte, Getting Things Done ist ein guter Ansatz und eine Inbox zu haben für all den Misc-Kram bringt definitiv mehr als zu versuchen alles visuell aufzuarbeiten an komplizierten Pinwand-Systemen.
@Silke: habe mir (schon vor deinem Kommentar) mal eine Hängeregistratur bestellt; meine letzten, allerdings schon ein paar Jahre zurückliegenden Erfahrungen mit Hängeregistern sind allerdings eher „eignen sich dazu, Dinge zu sammeln, aber sind schlecht, wenn es darum geht, Dinge wiederzufinden“.
@SG, @John: ich gebe zu, dass ich jetzt erstmal anhand der amazon-Kommentare etc. urteile – letztlich klingt „Getting Things Done“ für mich aber zu sehr nach (einer Anleitung zur) Selbstökonomisierung. Da reagiere ich – mehr als Bauchreaktion denn reflektiert – erstmal allergisch drauf. Aber ich will hier ja neugierig sein, statt meine eigenen Vorurteile zu verstärken – wie sieht „Getting Things Done“ und ähnliches in der praktischen Umsetzung aus?
Insbesondere würde mich daher interessieren, 1. wie die damit verbundenen Lern- und Aneignungsprozesse aussehen (soll heißen: Funktioniert das hinter dem System liegende Entscheidungsschema bei euch tatsächlich als Alltagsroutine, oder gibt es doch ein immer wieder „bewusst dran erinnern“, um nicht auf die „falsche Bahn“ zu kommen?), und 2. wie ihr Grenzen managed (Wie geht ihr mit Alltag-Arbeit-Erwerbsarbeits-Grenzen um? Gibt es bewusst aus dem Selbstmanagement ausgenommene Bereiche? Was passiert, wenn ihr 15 Minuten auf einen Zug warten müsst?)
@all: Feedback zu Punkt 1 aus dem Beitrag (egalitäre Hausarbeit) fände ich weiterhin spannend.
Man muss Getting Things Done ja nicht dogmatisch und 100prozentig umsetzen. Im Grunde stecken hinter dem System einige wenige, einfache Regeln.
Zu „Selbstökonomisierung“: Ob Du das willst oder nicht, musst Du natürlich selbst wissen. Ich kann nur in Bezug auf mich selbst sagen: Was soll schlecht daran sein, wenn ich die Dinge, die ich machen muss, in weniger Zeit erledige, um mehr Zeit für die Dinge zu haben, die ich machen möchte? (Oder auch: wenn ich die Dinge, die ich machen möchte, effizienter mache, um noch mehr Dinge zu tun, die ich gerne tue?)
@SG: Weil ich das für mich schwierig finde, ignoriere ich jetzt einfach deine letzte Klammer und frage nochmal nach, wo und wie du die Grenze zwischen („ökonomisierten“) Dingen, die du in möglichst wenig Zeit erledigen willst, und Dingen, für die du gern mehr Zeit haben willst, ziehst?
Dinge, die ich nicht gern tue: Steuererklärung anfertigen, Rechnungen zahlen, notwendige Anrufe erledigen, Post sortieren, Haushaltsarbeiten usw.
Dinge, die ich gern tue: Bloggen, Lesen, auch an meiner Diss. arbeiten, Menschen treffen, etc.
Natürlich ist das ein fließender Übergang. Bei beiden Sorten von Dingen ist es für mich hilfreich, wenn ich sie effizient und effektiv erledige.
zu Punkt Nr. 1: Hilfreich wäre da wohl eine Aufgabenteilung mit klaren Zuständigkeiten (X bringt den Müll raus, Y ist fürs Geschirr zuständig), evtl. in monatlichem Wechsel. Funktioniert bei uns ganz gut.
Hi,
also ich mache das so, wir sind zu 2. jeder räumt zuerst seinen Krusch ecke „meist Bürokram“ auf.
Ich sortiere da vor, in Geld, Firma, Wohnung, sonst. Rechungen. Das kommt dann in Ordner. 10 Jahre.…naja nicht ganz, bis der Ordner voll ist, dann in den Müll. Wohnung wird gemeinsam gemacht, Küche, alle Schränke ausräumen und alte Dosen „abgelaufen“ endlich mal entsorgen. Klamotten im Schrank nach dem Tragekriterium einteilen dann weggeben z.B. in Altkleider.
Und das meist alle 4 Monate mal.
LG
Alex