Nicht beantwortbare Fragen

Ab und zu ruft auch hier mal jemand von einem Markt­for­schungs­in­sti­tut an. Teils aus Höf­lich­keit, teils aus der Erwä­gung her­aus, dass ich ja die Ergeb­nis­se man­cher Mei­nungs­um­fra­gen durch­aus span­nend fin­de (Sonn­tags­fra­ge und so), und teils aus pro­fes­sio­nel­lem Inter­es­se her­aus mache ich da – zumin­dest, wenn’s eines der grö­ße­ren Insti­tu­te ist – tat­säch­lich auch mal mit. Zum Bei­spiel heu­te. Auf­trag­ge­ber war For­sa, gefragt wur­de nach einem bun­ten Strauss, der von der Fra­ge „Trin­ken Sie häu­fig Lei­tungs­was­ser“ bis hin zur aktu­el­len Tages­po­li­tik reich­te. Bei eini­gen Fra­gen habe ich mich gefragt, wer sowas in Auf­trag gibt. Und bei ein paar Fra­gen ist mir mal wie­der klar gewor­den, war­um quan­ti­ta­tiv ori­en­tier­te Befra­gun­gen so ihre Tücken und Pro­ble­me haben. 

Bei­spiel 1: „Jetzt geht es um die RAF-Ter­ro­ris­ten. Sehen Sie dar­in eher fehl­ge­lei­te­te Träu­mer oder schlim­me Kri­mi­nel­le?“ – Hmm, bei­des trifft es eigent­lich nicht wirk­lich. Aber in das binä­re Ras­ter passt eben nur eine der bei­den Ant­wor­ten – und am Schluss kommt dann eben raus, dass x % der Bevöl­ke­rung die Mit­glie­der der RAF für schlim­me Kri­mi­nel­le hal­ten. Aha.

Bei­spiel 2: Bei den sta­tis­ti­schen Anga­ben am Schluss ging es erst mal um Fami­li­en­stand (ledig), Zusam­men­le­ben (immer­hin) und dann dar­um, ob ich „die Per­son im Haus­halt sei, die den grö­ße­ren Anteil Haus­ar­beit mache“ bzw. „ob ich die Per­son sei, die den grö­ße­ren Anteil Ein­kom­men erwirt­schaf­te“. Das ers­te ver­su­chen wir ziem­lich gleich zu ver­tei­len, das zwei­te ist zum einen inzwi­schen auch gleich ver­teilt, und geht zum ande­ren durch­aus nicht in eine gemein­sa­me Kas­se. Letzt­lich konn­te ich bei­de Fra­gen nicht beant­wor­ten – die Vari­an­te „halbe/halbe“ war schlicht nicht vor­ge­se­hen. Ein schö­nes Bei­spiel dafür, wie Ankreuz­fra­gen blind für Rea­li­tät sind, wenn die­se signi­fi­kant davon abweicht, was sich die Fra­ge­bo­ge­n­er­stel­le­rIn­nen so gedacht haben – und die Aus­wer­tung der­ar­ti­ger Erhe­bun­gen zugleich repro­du­ziert, was die Fra­ge­bo­ge­n­er­stel­le­rIn­nen gedacht haben.

War­um blog­ge ich das? Viel­leicht liest’s ja jemand von For­sa oder so …

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