Logokritik

Bünd­nis 90/Die Grü­nen haben ab sofort ein neu­es Logo (war­um auch immer). Ers­ter Bauch­ein­druck: ver­bes­se­rungs­be­dürf­tig, nicht wirk­lich überzeugend.

So sieht’s aus:

Mein Ein­druck: Ziem­lich eckig und sta­tisch für eine orga­ni­sche und dyna­mi­sche Par­tei. Die Käst­chen­auf­tei­lung heißt auch, dass sich die Son­nen­blu­me ein­fach abknip­sen lässt ((wobei das laut Design­lay­out­fa­den strengs­tens ver­bo­ten ist)). Die Schrift sieht aus, als wären die „e„s ange­knab­bert. Der Farb­ver­lauf im lin­ken Kas­ten von gelb zu grün sieht nach „Prak­ti­kan­tIn hat mit Effek­ten rum­ge­spielt aus“.

Aus mei­ner Sicht war das größ­te Pro­blem mit dem alten Logo die Unhand­lich­keit – im Ver­gleich zu „SPD“, „CDU“ oder „FDP“ nahm es ein­fach immer viel Raum ein, was z.B. bei Fern­seh­gra­fi­ken oder Wahl­um­fra­gen­be­bil­de­run­gen ein Pro­blem dar­ge­stellt hat. Ansons­ten war das alte Logo klar, ein­präg­sam und ein­ge­führt und hat durch die typi­schen Far­ben viel zur Wie­der­erkenn­bar­keit und zum Trans­port der Kern­bot­schaft „Umwelt­kom­pe­tenz“ beigetragen.

Das größ­te Pro­blem mit dem neu­en Logo: es ändert am größ­ten Pro­blem mit dem alten Logo nichts. Immer noch han­delt es sich um eine aus­ufern­de Logo­land­schaft, nicht um ein kur­zes, ein­deu­ti­ges Sym­bol. Vor der Fusi­on Grü­ne – Bünd­nis 90 hat die Son­nen­blu­me allei­ne gereicht. Ein gutes Logo wür­de die­sen Grad von Ein­präg­sam­keit errei­chen. Also: das neue ist nicht knap­per, redu­zier­ter, ein­fa­cher, son­dern ein­fach nur anders kom­pli­ziert, und sieht noch dazu nicht schön aus. Und was ich mir noch über­haupt nicht vor­stel­len kann: wie soll das gan­ze in Anwen­dun­gen aus­se­hen, bei denen nur rein ein­far­big gedruckt wer­den kann, ohne Grau­stu­fen oder Farb­ab­stu­fun­gen – z.B. auf Luft­bal­lons? Kas­ten Kas­ten Strich?

Neben­ef­fek­te: sämt­li­ches altes Wahl­kampf­ma­te­ri­al kann (a) weg­ge­wor­fen wer­den oder (b) trotz anders­wei­ti­ger Bit­ten wie­der­ver­wen­det wer­den, und führt dann zu neu­er Unübersichtlichkeit.

Offi­zi­ell wird das neue Logo übri­gens wie folgt begrün­det:

Es drückt sym­bol­haft die Wei­ter­ent­wick­lung der Grü­nen Par­tei auch in der Fra­ge des Erschei­nungs­bil­des aus. Dabei wur­den die tra­di­tio­nel­len und jün­ge­ren Ele­men­te von Bünd­nis 90/Die Grü­nen noch bes­ser mit­ein­an­der ver­eint und modernisiert.

Die wich­tigs­ten Char­ka­te­ris­ti­ka des neu­en Logos:

* Auf­ge­räumt: Das Logo besteht aus drei klar geglie­der­ten Berei­chen: Son­nen­blu­me, Par­tei­na­me und Fun­da­ment, die immer gemein­sam abge­bil­det wer­den. Durch die Zwi­schen­räu­me wird das Logo immer ein­ge­bet­tet in sei­nen Hin­ter­grund und damit Teil dessen.
* Die Son­nen­blu­me: Sie steht euro­pa­weit für die Grü­ne Bewe­gung, ist unver­wech­sel­bar, orga­nisch und klar.
* Das blaue Fun­da­ment: Es bil­det die gra­fi­sche Basis des Logos und stützt das Gesamt­werk. Dabei greift es die Far­be blau auf, als gra­fi­sches Fun­da­ment, das für den Zusam­men­schluss zwi­schen „Bünd­nis 90“ und den „GRÜNEN“ steht.
* Die Schrift: Die kla­re und sach­li­che Schrift ver­mit­telt Direkt- und Offen­heit. Durch die nach­träg­li­che Bear­bei­tung ist sie ein­zig­ar­tig und unverwechselbar. 

Mei­ne vier Spie­gel­stri­che wären dage­gen: lang­wei­lig – Son­nen­blu­me nur noch Hin­ter­grund – das blaue Fun­da­ment steht schief (Bal­ken nur rechts) – 80er-Jah­re-Com­pu­ter­pro­gram­me wur­den mit ganz ähn­li­chen moder­nen und inno­va­ti­ven Schrif­ten bewor­ben. Scha­de – wird Zeit, die Wer­be­agen­tur zu wechseln!

9 Antworten auf „Logokritik“

  1. Wem sagst Du das.
    Ich hab gera­de müh­sam eine Home­page für mei­ne Che­fin zusam­men­ge­stüm­pert und per­ma­nent ändert man Logos (zuletzt hat die Land­tags­frak­ti­on ein ganz Eige­nes kreiert.

  2. recht hast du!
    das ers­te was auch mir auffiel:
    – die son­nen­blu­me läßt sich sehr leicht weg­knip­sen, trotz ver­bot und alledem
    – „bünd­nis 90“ ist in die tage gekommen
    – blasss, sehr blasss grün, und kaum gelb, und kaum blau: wer­bung für’n schönheitssalon

    Und die Fra­ge, die sich stellt:
    ist es drin­nen auch, wie’s draus­sen drauf steht?

    oder
    Ach du mei­ne Güte !

  3. Habe gra­de als Ant­wort auf eine etwas böse Mail an die Bun­des­ge­schäfts­stel­le den ver­bind­li­chen, 40-sei­ti­gen CI-Leit­fa­den (Leid­fa­den?) für das neue Logo zuge­schickt bekom­men. Ein paar mei­ner Kri­tik­punk­te ent­fal­len damit – da gibt es z.B. durch­aus brauch­ba­re Logo-Vari­an­ten in grau, der Farb­ver­lauf darf auch weg­ge­las­sen wer­den und und und. Und für klei­ne Anzei­gen darf ganz offi­zi­ell sogar nur der Schrift­zug genom­men wer­den. Das gan­ze rela­ti­viert mei­ne Kri­tik etwas; so rich­tig toll fin­de ich das Neue aber immer noch nicht.

    Und allei­ne bin ich mit mei­ner Kri­tik auch nicht. Hen­ning gefällt zwar, dass es was Neu­es gibt, aber nicht die­ses. Und in diver­sen grü­nen Mai­ling­lis­ten wer­den gera­de Unter­schrif­ten für einen Eil­an­trag an den Bun­des­par­tei­tag jetzt am Wochen­en­de gesam­melt, mit dem Ziel, das alte zum neu­en Logo zu machen. Weil mir der Clo­sed-Door-Ein­füh­rungs­pro­zess und die für den neu­en ope­ra­ti­ven Füh­rungs­stil typi­sche Ent­schei­dung von oben her­ab nicht gefällt, habe ich den Antrag auch unter­schrie­ben – anders als Hen­ning glau­be ich jedoch kaum, dass er auf dem Par­tei­tag befasst wird, geschwei­ge denn durchkommt.

  4. Das in mei­nem Blog ange­zeig­te Logo liegt ja auf dem grü­nen Ser­ver. Bis vor­hin war es ein trans­pa­ren­tes PNG – jetzt wird es zumin­dest auf mei­nem Rech­ner plötz­lich mit wei­ßen Strei­fen zwi­schen den drei Ele­men­ten (Kühl­turm, Reak­tor­kup­pel, Frisch­was­ser­zu­fuhr) ange­zeigt – was laut Lay­out­richt­li­nie ganz böse ist, und was auch nicht mei­ner For­de­rung ent­spricht, das Logo weiß zu umran­den. Ich bin gespannt, was noch alles passiert.

    BTW: Mit Farb­auf­lö­sun­gen unter­halb von 32 Mio Far­ben sehen die Ver­laufs­strei­fen ziem­lich übel aus …

  5. Es mag per­sön­li­chem ästhe­ti­schen Emp­fin­den durch­aus wider­spre­chen, das neue Logo. Ande­rer­seits wir­ken dei­ne Kom­men­tie­run­gen doch eher aus der Trick­kis­te „frus­trier­ter Desi­gner“, den nie jemand ver­ste­hen woll­te – weil das es aus dei­ner Sicht offen­bar noch konnte.

    Mag auch sein, dass es einer län­ge­ren Zeit für die neue Seh­ge­wohn­heit braucht, aber dei­ne Argu­men­ta­ti­on hin­sicht­lich alter Wer­be­ma­te­ria­li­en ist natür­lich eher idea­lis­tisch, als rea­lis­tisch. Denn wann, fra­ge ich, darf man denn dann über­haupt ein Logo ändern?

    Ich emp­fin­de das Logo nicht als unglaub­li­che Neue­rung, zuge­ge­ben. Aber den­noch soll­te in der­lei Kri­tik auch ein­flie­ßen, dass ein neu­es Signet unter Umstän­den (wie das alte Logo im Übri­gen) durch­aus mehr als eine Deka­de zum Ein­satz kom­men darf.

    Als Mit­glie­der soll­ten wir uns sicher im Dia­log und gern auch aus unter­schied­li­cher Sicht zu The­men verständigen.

    Wie wir im Zukunfts­pro­zess, und im fina­len Zukunfts­kon­gress, alle beschlos­sen und erar­bei­tet haben, muss es vor allem dar­um gehen, den Grü­nen eine neue iden­ti­täts­stif­ten­de Visi­on zu geben. Mit Ideen und opti­schen Signal­rei­zen der acht­zi­ger Jah­re wer­den wir aber nicht weit kommen.

    Die­ses Logo war wich­tig. Und wie du sicher­lich weißt, wur­de unter ver­schie­dens­ten Kon­stel­la­tio­nen, fast zwei Jah­re dar­um gerun­gen. Es muss, das liegt in sei­ner Natur, hier­bei ein Kom­pro­miss als Ergeb­nis ste­hen. Und für einen Kom­pro­miss ist das gut gelungen.

  6. @Jörn: ich bin, wie du mei­nen Kom­men­ta­ren ent­neh­men kannst, ja selbst auch davon aus­ge­gan­gen, dass es das – trotz mei­ner und ande­rer Kri­tik – bei dem Vor­schlag blei­ben wird. Der Par­tei­tag hat anders ent­schie­den, schau­en wir mal, was jetzt kommt.

    Recht hast Du mit den Seh­ge­wohn­hei­ten – jetzt nach einer Woche habe ich mich auch schon eher dran gewöhnt ;-)

    Nicht recht geben wür­de ich Dir bezüg­lich des letz­ten Absat­zes – da wur­de zwar fast zwei Jah­re drum gerun­gen, aber eben nicht in ver­schie­de­nen Kon­stel­la­tio­nen, son­dern zwi­schen Wer­be­agen­tur, geschäfts­füh­ren­dem Vor­stand und Par­tei­rat. Der Rest der Par­tei war nicht invol­viert, was eini­gen Unmut aus­ge­löst hat. Ich wür­de jetzt aller­dings nicht sagen, dass es gut gewe­sen wäre, einen basi­de­mo­kra­ti­schen Gesrtal­tungs­pro­zess zu star­ten. Was mir gewählt, ist eine Idee, die Don Fue­go als Kom­men­tar hier ein­ge­bracht hat: Wett­be­werb zwi­schen ver­schie­de­nen Agen­tu­ren, und dann ein Ent­scheid der Mit­glie­der (oder rea­lis­ti­scher­wei­se: der Delegierten).

    War­um bin ich gegen einen basis­de­mo­kra­ti­schen Gestal­tungs­pro­zess? Weil ich – frus­tier­ter Desi­gner hin oder her – glau­be, dass es nicht mög­lich ist, ästhe­tisch über­zeu­gen­de Ergeb­nis­se zu fin­den, wenn dar­an zuvie­le Köche und Köchin­nen betei­ligt sind. Viel­leicht ist das auch mein eigent­li­ches Pro­blem mit dem Logo – es wird als Kom­pro­miss ver­kauft („ver­bin­det tra­di­tio­nel­le und neue Ele­men­te“ …) und wirkt in eini­gen Punk­ten auch wie einer, nicht jedoch wie ein ori­gi­nel­ler, eigen­stän­di­ger, neu­er Ent­wurf. Kurz gesagt: eine vor­sich­ti­ge Über­ar­bei­tung des alten Logos (z.B. ein­heit­li­cher Schrift­typ) wäre gut gewe­sen, oder etwas wirk­lich radi­kal neu­es. So jedoch gibt’s unmo­ti­vier­te blaue Bal­ken – und zu recht eini­ges an Kritik.

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