Netzwerke überall

Dies­mal nicht die sozia­len Netz­wer­ke im Inter­net, oder die Akteurs-Netz­wer­ke, die all­täg­li­che Prak­ti­ken tra­gen, son­dern ein kur­zer Hin­weis auf einen Para­dig­men­wech­sel in der Gentechnik:

To their sur­pri­se, rese­ar­chers found that the human geno­me might not be a „tidy coll­ec­tion of inde­pen­dent genes“ after all, with each sequence of DNA lin­ked to a sin­gle func­tion, like a pre­dis­po­si­ti­on to dia­be­tes or heart disease.

Ins­tead, genes appear to ope­ra­te in a com­plex net­work, and inter­act and over­lap with one ano­ther and with other com­pon­ents in ways not yet ful­ly unders­tood. Accor­ding to the insti­tu­te, the­se fin­dings will chall­enge sci­en­tists „to rethink some long-held views about what genes are and what they do.“

Quel­le, via.

War­um blog­ge ich das? Weil es so scheint, als wäre Netz­werk das neue schwarz, äh, also die neue Groß­theo­rie, die sys­tem­theo­re­ti­sches Den­ken in ziem­lich vie­len Kon­tex­ten hand­hab­bar macht.

Heirat und Geschlechterrollen (Update 3)

Der Spie­gel hat wohl ein Son­der­heft zum The­ma Fami­lie her­aus­ge­bracht. Online fin­det sich da inzwi­schen ein (wie meist) recht lesens­wer­ter Auf­satz von Rein­hard Mohr über den Wan­del des Fami­li­en­be­griffs seit ’68 samt Aus­blick auf die müh­sa­me Frei­heit der Patch­work-Fami­lie. Außer­dem haben die eine gan­ze Rei­he von sta­tis­ti­schen Infor­ma­tio­nen zum The­men­feld Fami­lie, Kin­der, Hei­rat zusam­men­ge­stellt (dass die „nicht­ehe­li­chen Kin­der“ in der Anmo­de­ra­ti­on des Arti­kels zu „unehe­li­chen Kin­dern“ mutie­ren, und dass bei­des eigent­lich blö­de Begrif­fe sind, sei mal dahin­ge­stellt). Unter den Gra­fi­ken ist mir eine beson­ders aufgefallen:

spiegel-grafik.png

Fami­lie und Beruf (Quel­le: Spie­gel online)

Und zwar nicht wegen des Tipp­feh­lers im Dia­gramm, son­dern weil die – stei­gen­de, aber noch immer rela­tiv klei­ne – Grup­pe nicht­ehe­li­cher Lebens­ge­mein­schaf­ten zumin­dest die­sem Dia­gramm nach Berufs­tä­tig­kei­ten ega­li­tä­rer ver­teilt. Es wäre inter­es­sant, dem nach­zu­ge­hen. Auf den ers­ten Blick wirkt es jeden­falls so, als wür­de das Dia­gramm die The­se stüt­zen, dass das Ehe­gat­ten­split­ting unglei­che Erwerbs­be­tei­li­gun­gen von Män­nern und Frau­en ver­stärkt. All­zu­viel soll­te aller­dings in das Schau­bild auch nicht rein­in­ter­pre­tiert wer­den – es kann durch­aus sein, dass es neben insti­tu­tio­nel­len Fak­to­ren wie dem Ehe­gat­ten­split­ting auch sozia­le und kul­tu­rel­le Fak­to­ren gibt, die sowohl die Ent­schei­dung zu einer Hei­rat als auch die Ent­schei­dung zu nicht-ega­li­tä­ren Arbeits­ver­tei­lun­gen beein­flus­sen (sprich: wer sich gegen eine Hei­rat ent­schei­det, ist mög­li­cher­wei­se ‚eh‘ weni­ger stark an tra­di­tio­nel­len Geschlech­ter­rol­len ori­en­tiert und wür­de auch bei einer Hei­rat zu einer ega­li­tä­re­ren Ver­tei­lung von Tätig­kei­ten nei­gen; oder: wer aus finan­zi­el­len Grün­den nicht hei­ra­tet, ist mög­li­cher­wei­se ‚eh‘ mate­ri­ell drauf ange­wie­sen, das bei­de in Voll­zeit arbei­ten usw.). 

Aller­dings ist das Spie­gel-Dia­gramm, so wie hier abge­bil­det, letzt­lich nicht nur wegen die­sen Unsi­cher­hei­ten über Kau­sa­li­tä­ten rela­tiv nutz­los: abge­bil­det sind näm­lich nur die­je­ni­gen Paa­re, bei denen bei­de über­haupt berufs­tä­tig sind. Was fehlt – und eigent­lich span­nend wäre – ist die Fra­ge, wie sich das klas­si­sche deut­sche Modell der Arbeits­ver­tei­lung sowohl inner­halb der bei­den Grup­pen aus­wirkt als auch hier wie­der­um der Ver­gleich zwi­schen den Grup­pen. Dazu müss­te es eigent­lich auch Mikro­zen­sus-Daten geben (im Daten­re­port 2006 war beim kur­zen Durch­blät­tern aller­dings nichts dazu zu finden). 

War­um blog­ge ich das? Zum einen, weil mich das The­ma poli­tisch und beruf­lich inter­es­siert, zum ande­ren, weil die nähe­re Beschäf­ti­gung mit dem Schau­bild zeigt, dass es weit weni­ger her­gibt, als mög­lich wäre … rela­tiv typisch für Info­gra­fi­ken in Massenmedien.

Update: Zufäl­lig bin ich bei der Suche nach ganz ande­ren Din­gen auf eine aktu­el­le Son­der­aus­wer­tung des Mikro­zen­sus zum The­ma Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf gesto­ßen – da (Schau­bild 11 ist iden­tisch mit oben, Schau­bild 10 ergänzt das …) ste­hen die oben feh­len­de Din­ge drin­ne (und bestä­ti­gen die genann­te Tendenz).

Update 2: Hier noch­mal der Hin­weis auf die der­zeit durch Medi­en und Blogs geis­tern­de Stu­die von Davis, Green­stein und Marks zur Haus­ar­beits­ver­tei­lung zwi­schen ver­hei­ra­te­ten und unver­hei­ra­te­ten Paa­ren: Pres­se­mit­tei­lung, Pre­print, Dis­kus­si­on: Boing­Bo­ing, Dis­kus­si­on: Zeit­raf­fe­rin (mein letz­ter, etwas lang gera­te­ner Kom­men­tar), SpOn.

Update 3: (20.10.2007) Via Red­dit bin ich auf zwei Mel­dun­gen gesto­ßen, die das The­ma die­ses Blog-Ein­trags ganz gut ergän­zen. Das eine ist ein Ver­gleich der recht­li­chen Bedin­gun­gen, unter denen hete­ro- bzw. homo­se­xu­el­le Paa­re in den USA und in Kana­da zusam­men­le­ben. Nicht-ver­hei­ra­te­te hete­ro­se­xu­el­le Paa­re in Kana­da wer­den nach einem Jahr als auto­ma­tisch als „com­mon law rela­ti­onship“ aner­kannt; in den USA gibt es eini­ge Staa­ten, in denen die­se Form des Zusam­men­le­bens ille­gal ist. Ins­ge­samt gibt es in dem Arti­kel ein paar gute Fra­gen zum The­ma, wie staat­li­che Regu­la­tio­nen und part­ner­schaft­li­che Bezie­hun­gen zusammenhängen.

Das zwei­te ist noch­mal ein ganz ande­rer Blick­win­kel auf das The­ma: Femi­nists have more fun – und zwar betrifft dies sowohl femi­nis­tisch ein­ge­stell­te Frau­en wie auch Män­ner, die mit sol­chen zusam­men­le­ben (und umgekehrt) …

Das magische Dreieck, oder: Milchkaffee

I am a hard bloggin' scientist. Read the Manifesto.

Nach­dem Tina Gün­ther mein Blog net­ter­wei­se zu den sozio­lo­gi­schen zählt, und weil mir das Gra­fik­de­sign von „Hard Blog­gin‘ Sci­en­tist“ gut gefällt, und ich das über­haupt für eine gute Idee hal­te, möch­te ich mein Blog hier doch ver­stärkt dazu nut­zen, mei­nen sozio­lo­gi­schen Schaf­fens­pro­zess zu begleiten. 

Der­zeit schla­ge ich mich mit dem Pro­blem her­um, mir klar dar­über wer­den zu wol­len, wie sich das „magi­sche Drei­eck“ aus Natur, Tech­nik und Gesell­schaft sozi­al­theo­re­tisch fas­sen lässt. Das hat zum einen ziem­lich viel damit zu tun, die – in gro­ßer Zahl vor­lie­gen­den Tex­te zu die­sem The­ma – zu über­bli­cken und zu ver­dau­en, zum ande­ren aber auch viel damit, dar­über nach­zu­den­ken, was ich von den ver­schie­de­nen Argu­men­ten eigent­lich hal­te und wel­che theo­re­ti­sche Posi­ti­on mir sinn­voll erscheint. Vor Jah­ren schon hat mich Johan­nes Moes mal dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es Tech­nik eigent­lich gar nicht gibt. Inzwi­schen kann ich nach­voll­zie­hen, war­um das eine ein­leuch­ten­de Posi­ti­on sein kann. Nur: wie damit umge­hen, dass „die Tech­nik“ genau­so wie „die Natur“ gesell­schaft­li­che Kon­struk­te sind, einer­seits, dass aber, ande­rer­seits, sowohl die Grenz­zie­hung inner­halb des Mate­ri­el­len (was ist noch Natur, was schon Tech­nik?) als auch die zwi­schen dem Mate­ri­el­len und der Gesell­schaft ver­schwim­men (für letz­te­res argu­men­tie­ren bei­spiels­wei­se Bru­no Latour, Don­na Hara­way oder auch Mike Micha­el) und eigent­lich alles nur noch als Hybrid, Cyborg, Co-Agent, ver­teil­tes Netz­werk denk­bar erscheint? Vor allem dann, wenn man gera­de dabei ist, eine tech­nik­so­zio­lo­gi­sche Arbeit über im All­tags­sinn durch­aus dem Gefil­de des Tech­ni­schen zuzu­rech­nen­de Din­ge zu schreiben?

Viel­leicht hilft ein Bei­spiel, die ver­schwim­men­den Gren­zen sicht­bar zu machen: gera­de eben war ich einen Milch­kaf­fee trin­ken (um über eben die­se Fra­ge nach­zu­den­ken), und bin danach durch den Regen wie­der in mein Büro gelau­fen. Eine gan­ze Rei­he von „Akteu­ren“ sind an die­ser Sze­na­rie betei­ligt. Kon­stel­la­ti­ons­ana­ly­tisch lässt sich bei­spiels­wei­se nach Men­schen, tech­ni­schen Din­gen, natür­li­chen Din­gen und Zei­chen­sys­te­men (also Dis­kur­sen, Regel­wer­ken etc.) sowie Hybri­den aus den vier Grup­pen unter­schei­den. Wäh­rend klas­sisch-sozio­lo­gisch genau zwei Akteu­re auf­tre­ten: ich und der Ver­käu­fer des Milch­kaf­fees, oder mit Luh­mann all das beschrie­be­ne nur inso­fern wich­tig ist, als es Teil gesell­schaft­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­on dar­über ist (Finanz­trans­ak­tio­nen, Kom­mu­ni­ka­tio­nen inner­halb des Wis­sen­schafts­sys­tems, …) und Per­so­nen kei­ne Rol­le spie­len, tau­chen mit der von Latour u.a. inspi­rier­ten Kon­stel­la­ti­ons­ana­ly­se hau­fen­wei­se Akteu­re auf (es sei jetzt mal dahin­ge­stellt, wel­che für eine Ana­ly­se der Situa­ti­on wirk­lich rele­vant sind):

  • Men­schen: Ego, Verkäufer
  • Zei­chen­sys­te­me: Geld; evtl. die Spei­se­kar­te; Wis­sen über das rich­ti­ge Ver­hal­ten in Cafes; die Vor­stel­lung, dass Nach­den­ken im Cafe bes­ser funk­tio­niert; Distink­ti­on (Milch­kaf­fee aus dem Cafe und nicht Plör­re aus dem Automaten)
  • tech­ni­sche Din­ge: ein Tisch, ein Bar­ho­cker, die Kaf­fee­tas­se, die Stra­ße, Kaf­fee, eine Espressomaschine
  • natür­li­che Din­ge: Kaf­fee­boh­nen, Kof­fe­in, Was­ser, Milch (damit auch Kühe), der Regen, ein durch Kof­fe­in ansta­chel­ba­rer Körper
  • Hybri­de: das Cafe, die Stadt, der Milchkaffee
  • Die­ses Netz­werk trägt die sozia­le Prak­ti­ken „einen Kaf­fee trin­ken gehen, um über nach­zu­den­ken“ und „Spa­zier­gang im Regen“

    Es lie­ße sich jetzt jedoch genau­so gut fast alles in die Kate­go­rie „Hybri­de“ packen – und da wird dann mein Pro­blem mit dem Drei­eck deut­lich. Mal abge­se­hen davon, dass Men­schen natür­lich ;-) eh hybrid sind (Kör­per, Bewusst­sein, Bril­le, Klei­dung, Geld­beu­tel, …), ist die Milch­kaf­fee­tas­se zwar ein tech­ni­sches Ding, aber auch kul­tu­rell auf­ge­la­den. Dass in der Tas­se Milch­kaf­fee ist, funk­tio­niert nur durch das Zusam­men­wir­ken von Was­ser, Kaf­fee­plan­ta­gen und ‑händ­lern, den Strom­wer­ken, dem Ver­käu­fer hin­ter dem Bar­tre­sen, den zu die­sen Zweck gezüch­te­ten und mani­pu­lier­ten Kühen, … hin­ter dem ein­fa­chen Milch­kaf­fee steckt also auch schon wie­der ein hybri­des Netz­werk. Und dass das mit Natur und Tech­nik so ein­fach nicht ist, machen nicht nur die Kühe deut­lich (klar, Natur – aber ziem­lich tech­ni­sier­te Natur!), son­dern auch der Regen: der fällt wegen Gra­vi­ta­ti­on und Wet­ter­ver­hält­nis­sen, letz­te­re haben – immer­hin haben wir August! – die­se Woche aber auch was mit dem anthro­po­ge­nen Kli­ma­wan­del zu tun.

    Wenn aber, und das ist mein letz­ter Schlen­ker für heu­te, eigent­lich eh alles Hybri­de sind: wie dann hin­ge­hen, und die ein­zel­nen Bestand­tei­le, die da zusam­men­wir­ken, in ihren Wir­kun­gen und Beein­fluss­bar­kei­ten von­ein­an­der tren­nen? Ortho­do­xe Latour-Anhän­ge­rIn­nen wer­den jetzt erklä­ren, dass das halt der gro­ße Feh­ler der Moder­ne ist, der Ver­such, dies zu tren­nen, und ich das halt las­sen soll; um dar­über zu reden – und um ana­ly­ti­sche Aus­sa­gen tref­fen zu kön­nen – muss ich hier aber tren­nen, Netz­wer­ke aus­ein­an­der­neh­men und (nicht zuletzt der dis­zi­pli­nä­ren Anschluss­fä­hig­keit in Rich­tung a. Tech­nik­so­zio­lo­gie und b. Umwelt­so­zio­lo­gie zulie­be) Unter­schei­dun­gen tref­fen. Und da ste­he ich jetzt.

    War­um blog­ge ich das? Um zum Nach­den­ken über die­sen Umstand heu­te nicht noch eine drit­te Tas­se Kaf­fee trin­ken zu müssen.

    Antiterror-Terror auch in grün?

    Laut Pres­se­be­rich­ten (auch an vie­len ande­ren Stel­len) kün­dig­te die Vor­sit­zen­de der grü­nen Bun­des­tags­frak­ti­on, Rena­te Kün­ast, in einem Inter­view mit der WELT an, dass es dem­nächst ein grü­nes Papier zur inne­ren Sicher­heit geben soll. Zumin­dest in den Kurz­zu­sam­men­fas­sun­gen klingt das ver­hee­rend danach, alte und sinn­vol­le grü­ne Posi­tio­nen in die­sem Bereich auf­zu­ge­ben: pro Anti­ter­ror­da­tei, pro Video­über­wa­chung usw. Also eine Abkehr von der grü­nen Bür­ger­rechts­li­nie, wie sie noch im Län­der­rats­be­schluss zur Com­pu­ter­aus­spä­hung sicht­bar ist? Im Detail sieht es dann doch etwas anders aus; es gibt jeweils noch ein „Aber“ oder eine Ein­schrän­kung. Wie das gan­ze letzt­lich zu bewer­ten ist, ist ohne Kennt­nis des zugrun­de­lie­gen­den Papiers nicht klar. Aber allei­ne das Medi­en­echo auf das WELT-Inter­view dürf­te für eini­ge Ver­un­si­che­rung in der sonst durch­aus grün-nahen Neue-Medi­en- und Bür­ger­rechts­sze­ne sor­gen. Fort­set­zung folgt.

    War­um blog­ge ich das? Ein wich­ti­ges The­ma, bei dem mir über­haupt nicht egal ist, was für eine Posi­ti­on Bünd­nis 90/Die Grü­nen einnehmen.

    Update: Das beschlos­se­ne Papier ist jetzt auch im Web zu fin­den. Und zumin­dest der Spin im Ein­lei­tungs­text ist klar: „Im Zwei­fel für die Frei­heit“. Bei etwas mehr Zeit wer­de ich noch­mal genau hinschauen.

    Update 2: Das Büro von Rena­te Kün­ast hat mir auf mei­ne „Was-soll-denn-das-Mail“ geant­wor­tet – u.a. mit der Fest­stel­lung, dass es mit dem Papier eben gera­de nicht dar­um gehen soll, in die Schäub­le-und-Co-Poli­tik ein­zu­schwen­ken, son­dern Alter­na­ti­ven zum poli­zei­staat­li­chen Vor­ge­hen auf­zu­zei­gen, und dass die viel­fach zitier­te (und oben ver­link­te) dpa-Vor­ab­mel­dung aus Sicht von Kün­ast ihre im WELT-Inter­view geäu­ßer­te Posi­ti­on ver­fälscht wie­der­ge­ge­ben hat. Jetzt lässt sich natür­lich dar­über spe­ku­lie­ren, wie weit Kün­ast bewusst aus­ge­tes­tet hat, ob ein Schwenk weg von Bür­ger­rech­ten mit der Par­tei zu machen ist – ich glau­be hier im Zwei­fels­fall aber doch eher an Jour­na­lis­tIn­nen, die sich den ver­meint­lich gro­ßen „Hap­pen“ aus dem Kon­text her­aus­ge­schnit­ten haben, und damit ein media­les Echo los­ge­tre­ten haben, dass die grü­ne Par­tei für ein paar Tage ziem­lich komisch aus­se­hen ließ.

    Neu: jetzt mit Klimafaktor

    Die Nach­rich­ten­la­ge der letz­ten paar Tage ist ver­wir­rend. Ich mei­ne damit Schlag­zei­len wie die folgenden:

    Oder anders gesagt: zur Zeit ist Kli­ma­schutz so „in“, dass selbst die CSU, die Deut­sche Bank, die Bun­des­re­gie­rung und so gut wie jedes Nach­rich­ten­me­di­um nichts bes­se­res zu tun hat, als Din­ge zu for­dern, für die die Grü­nen vor eini­gen Jah­ren noch Wah­len (Tem­po­li­mit, Auto­fah­ren muss teu­rer wer­den) oder Pos­ten (Fern­rei­se­ver­bo­te!) ver­lo­ren haben. Und jetzt über­schla­gen sich die ein­zel­nen Akteu­re mit Vor­schlä­gen, was noch alles getan wer­den könn­te (Glüh­bir­nen ver­bie­ten, …)? Und das alles „nur“, weil der IPCC-Bericht fest­stellt, dass der men­schen­ge­mach­te Kli­ma­wan­del ers­tens hoch­wahr­schein­lich und zwei­tens nicht mehr kom­plett auf­zu­hal­ten sein wird? Oder, weil irgend­wel­che Stars schon seit einem hal­ben Jahr lie­ber Hybrid als SUV fah­ren und das auch bei der Oscar-Ver­lei­hung ver­kün­den? Ich möch­te ja ger­ne glau­ben, dass die CSU, die Deut­sche Bank, die Bun­des­re­gie­rung und über­haupt alle jetzt von der Not­wen­dig­keit sofor­ti­gen Han­delns für die Ret­tung des Kli­mas über­zeugt sind (die Kom­pe­tenz dafür wird übri­gens wei­ter­hin eher den Grü­nen zuge­schrie­ben). Aber so ganz über­zeugt bin ich noch nicht. So ein biß­chen zu schnell war das Umschal­ten auf grü­ne Paro­len doch, ein biß­chen zu sehr erin­nert das gan­ze an die gan­zen ande­ren media­len Kata­stro­phen der letz­ten Zeit, die von null auf hun­dert in aller Mun­de waren. Und eine Woche spä­ter ver­ges­sen. Ich bin also gespannt, ob den vie­len Ankün­di­gun­gen und Vor­schlä­gen jetzt tat­säch­lich Taten fol­gen – und was davon in ein, zwei Mona­ten doch wie­der ganz anders aussieht. 

    Nach­trag: Die Tele­po­lis von heu­te hat einen Arti­kel, der in eine ganz ähn­li­che Rich­tung geht, wie ich gera­de sehe: Thors­ten Ste­ge­mann: Stra­te­gie­spie­le mit grü­ner Tarn­far­be.

    War­um blog­ge ich das? Dass beim Kli­ma­schutz (und der Anpas­sung an den Kli­ma­wan­del) was pas­sie­ren muss, fin­de ich poli­tisch not­wen­dig. Die Dis­kurs­si­tua­ti­on fin­de ich dage­gen eher umwelt­so­zio­lo­gisch spannend.