Frühlingsanbruch

Vor ziem­lich genau einem Jahr habe ich geschrieben

Wed­nes­day, March 17, 2004

Früh­ling in Frei­burg heißt Sommer

Irgend­wie erscheint die Stadt wie ver­än­dert, kaum dass die war­me Jah­res­zeit ange­bro­chen ist. Das sprich­wört­li­che süd­länd­li­sche Flair wird ange­schal­tet, Fens­ter wer­den auf­ge­ris­sen, die Eis­ca­fes haben wie­der auf (Scho­ko­or­an­ge­zimt!). Und alle Welt rennt im T‑Shirt her­um und sitzt im Stra­ßen­ca­fe. Noch abends um sechs hat es jetzt 27°C: eine Stadt erwacht aus dem Winterschlaf.

Die­ses Jahr ist es genau­so – inner­halb von nur zwei, drei Tagen ist der letz­te Schnee geschmol­zen, die Tem­pe­ra­tu­ren lie­gen sicher­lich schon wie­der deut­lich über zwan­zig Grad, und jetzt noch mit Jacke rum­zu­lau­fen, erscheint irgend­wie unan­ge­mes­sen. Drei­sam­ufer und Men­sa­wi­e­se sind bevöl­kert, als hät­te es nie einen Winb­ter gege­ben, und die Luft riecht nach Früh­ling und Vita­li­tät. Viel­leicht ist dass der Augen­blick, in dem ich Frei­burg am liebs­ten mag.

Altes aus Xanga, Teil XIV (und Schluss)

Fri­day, August 13, 2004

Google goes Olympia …

… und scheint dies­mal grie­chi­sche Göt­tIn­nen beim sport­li­chen Wett­kampf zu zeigen.


Thurs­day, August 12, 2004

taz heute in konsequenter kleinschreibung – rechtschreibreform und regelwut

mei­ne eige­nen erfah­run­gen mit tex­ten, die kon­se­quent klein geschrie­ben sind, beru­hen mehr oder weni­ger nur auf über­schrif­ten, ein­lei­tungs­tex­ten und dem einen oder ande­ren pla­kat für den u‑asta frei­burg, dass in – irgend­wie an links-70er-tra­di­tio­nen erin­nern­der – klein­schrei­bung erschie­nen ist. 

die taz geht heu­te einen schritt wei­ter (der link unten zum per­len­tau­cher faßt zusam­men) und erscheint kom­plett in gemä­ßig­ter klein­schrei­bung. das heißt, sie schreibt nur eigen­na­men und satz­an­fän­ge groß, alles ande­re klein. auf den ers­ten blick sehr gewöh­nungs­be­dürf­tig; es dau­ert eine zeit, bis sich der gewohn­te lese­fluss ein­stellt – dann aber durch­aus angenehm.

> perlentaucher.de (12.08.2004)

am schöns­ten aller­dings fin­de ich an der heu­ti­gen taz nicht das klein­schreib-expe­ri­ment (auch wenn’s eine net­te vol­te gegen sprin­ger und spie­gel ist), son­dern das essay von rein­hard kahl zum zivi­li­sa­to­ri­schen gewinn durch die recht­schreib­re­for­m­un­si­cher­hei­ten: statt sich per­ma­nent an regeln hal­ten zu müs­sen, sind die­se damit ein stück weit auf­ge­weicht und ent­ver­selbst­ständ­licht wor­den. hier kann ich kahl nur zustim­men: regel­wut tut sel­ten gut!

> rein­hard kahl: die list der rechtschreibreform


Mon­day, May 10, 2004

Der Grafiker hinter Googles Grafiken

Irgend­wo auf den Goog­le-Sei­ten gefun­den: Com­pu­ter artist dood­les ood­les of ‚Google’s


Fri­day, April 23, 2004

Google-Galerie

Schön aus­ge­führ­te Früh­lings­land­schaft mit Fisch zum Earth-Day 2004:


earthday04.gif (GIF-Gra­fik, 276x139 Pixel)


Sun­day, March 28, 2004

Weapons of Mass Destruction endlich gefunden …

… sie­he die­se Frie­dens­de­mo in den USA:

> What is war?


Wed­nes­day, March 17, 2004

Frühling in Freiburg heißt Sommer

Irgend­wie erscheint die Stadt wie ver­än­dert, kaum dass die war­me Jah­res­zeit ange­bro­chen ist. Das sprich­wört­li­che süd­länd­li­sche Flair wird ange­schal­tet, Fens­ter wer­den auf­ge­ris­sen, die Eis­ca­fes haben wie­der auf (Scho­ko­or­an­ge­zimt!). Und alle Welt rennt im T‑Shirt her­um und sitzt im Stra­ßen­ca­fe. Noch abends um sechs hat es jetzt 27°C: eine Stadt erwacht aus dem Winterschlaf.

Altes aus Xanga, Teil IX

Satur­day, March 22, 2003

20032003: Demobilder und Deutschland


20.03.03 – Kund­ge­bung vor dem Stadt­thea­ter Freiburg


20.03.03 – Trans­pa­ren­te und Schil­der des u‑asta

Am Tag X (20.03.2003) gab es in Frei­burg eine gro­ße Schü­le­rIn­nen­de­mo mit­tags und eine Demo am nachmittag/abend, von der die Bil­der hier sind. Fotos von bei­den Demos gibt es unter indy­me­dia ger­ma­ny | Tag X in Frei­burg – Tau­sen­de auf der Stra­ße [Bil­der] | 20.03.2003 22:24 im Netz.

Auch am 22.03. fand wie­der eine gro­ße Demons­tra­ti­on statt (ca. 5.000) Leu­te. Lei­der habe ich davon noch kei­ne Bil­der im Netz gese­hen; wenn ich wel­che fin­de, lin­ke ich hier viel­leicht auch drauf.

Bemer­kens­wert bei der heu­ti­gen Demo: eine kur­ze Unter­bre­chung am Sie­ges­denk­mal und eine – ich wür­de sagen – Kom­mu­ni­ka­ti­ons­gue­ril­la-Akti­on, die in der For­de­rung ende­te, das Denk­mal (für den deut­schen Sieg über Frank­reich irgend­wann) inner­halb der nächs­ten 48 Stun­den abzu­rei­ßen. Da und auch an vie­len ande­ren Stel­len der Demo war eine anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche, anti­staat­li­che Stim­mung deut­lich spür­ba­re. Und auch: Rot/grün wird nicht abge­nom­men, dass die Frie­dens­po­li­tik der letz­ten Wochen ernst gemeint war. Es wird nicht genug getan, eigent­lich müss­te jetzt der NATO-Aus­tritt folgen. 

Ins­be­son­de­re aus dem Umfeld von KTS und Attac Frei­burg kommt immer wie­der die For­de­rung, die Kri­tik am Irak-Krieg mit einer all­ge­mei­nen Kri­tik an kapi­ta­lis­ti­schen Demo­kra­tien zu ver­bin­den – die wür­den eben immer Krie­ge füh­ren, und das sei auch ganz klar, und gar nicht inner­halb des Sys­tems zu verhindern. 

Ich weiss noch nicht so genau, was ich davon hal­ten soll – dass kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tien jed­we­der Art mit einem rie­si­gen Geflecht tat­säch­li­cher oder ein­ge­bil­de­ter Sach­zwän­ge ein­her­ge­hen, ist mir auch klar. Auf der ande­ren Sei­te glau­be ich, dass eine kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tie doch irgend­wie eini­ger­ma­ßen glo­bal ver­träg­lich, sozi­al, öko­lo­gisch und dau­er­haft fried­lich sein kön­nen müss­te. Refor­mis­ti­scher Irr­glau­be, Blind­heit oder eine prag­ma­tisch über­form­te Hoffnung?


Fri­day, March 21, 2003

Theater on the news

Mei­ne Lieb­lings­news­grup­pe („news­froup“) alt.fan.douglas-adams ist zur Zeit dabei, etwas ziem­lich neu­ar­ti­ges zu tun: anläss­lich des 25-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der ers­ten Aus­strah­lung der Radio­fas­sung des Hitch­hi­ker gui­des to the gala­xy wird das Radio­script auf­ge­führt – und zwar im Inter­net-Dis­kus­si­ons­fo­rum. Der Link unten ver­weist auf den Beginn des Threads – afda proud­ly pres­ents The Hitchhikers’s Gui­de to the Gala­xy (the newsfroup)

> Goog­le-Suche:

P.S.: Ein gänz­lich damit unzu­sam­men­hän­gen­des The­ma ist natür­lich der inzwi­schen offen aus­ge­bro­chen drit­te Golf­krieg – auf den Frie­dens­de­mos ges­tern in Frei­burg waren unglaub­lich vie­le Leu­te (10.000 Schü­le­rIn­nen blo­ckier­ten mit­tags die Stra­ße, ca. 6.000 bis 8.000 Leu­te stan­den ges­tern abend auf dem Rott­eck­ring und hör­ten sich eine etwas lang­wie­ri­ge Kund­ge­bung an), und ich hof­fe, die vie­len Pro­tes­te welt­weit und auch im Netz machen den Kriegs­füh­ren­den zumin­dest deut­lich, dass weder das Völ­ker­recht noch die Bevöl­ke­rung die­ses Pla­ne­ten auf ihrer Sei­te sind.


Fri­day, March 07, 2003

Der Staat, der nie war

Eigent­li­ches ist es eine abgrund­tief trau­ri­ge Geschich­te, die hin­ter Good Bye, Lenin! steckt. Alex‘ Mut­ter wacht nach einem Herz­in­farkt und vier Mona­ten aus dem Koma auf, jede Auf­re­gung soll ver­mie­den wer­den, das könn­te ihrer Gesund­heit scha­den. Dum­mer­wei­se wacht sie in auf­re­gen­de Zei­ten hin­ein auf: die letz­ten Mona­te der DDR als eigen­stän­di­gem Staat, kurz vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung. Sohn Alex beschließt, alles zu tun, um jede Auf­re­gung zu ver­mei­den und holt sie aus dem Kran­ken­haus in ihr Schlaf­zim­mer in der Plat­ten­bau­woh­nung. Dort ist noch alles so, wie es frü­her mal war. „Hier hat sich ja gar nichts verändert.“ 

Dass das auch so bleibt, ist eine immer umfang­rei­cher wer­den­de Auf­ga­be für Alex. Krach mit sei­ner Schwes­ter (liiert mit einem Bur­ger-King-Bra­ter) und sei­ner Freun­din, der Kran­ken­schwes­ter Lara, die er am Kran­ken­bett sei­ner Mut­ter ken­nen­ge­lernt hat, ist vor­pro­gram­miert. Alex jagt nach Gur­ken­glä­sern und insze­niert FDJ-Geburts­tags­ständ­chen und Besu­che der Par­tei­lei­tung mit Ori­gnal-Prä­sent­korb. Als sei­ner Mut­ter lang­wei­lig wird, und sie fern­se­hen will (den aus ihr Zim­mer zu ver­las­sen, ist ihr streng ver­bo­ten) greift er auf die Unter­stüt­zung sei­nes neu­en Kol­le­gen Den­nis zurück, der sich als Film­ma­cher pro­fi­lie­ren möch­te. Die Aktu­el­le Kame­ra erklärt, wie­so ein Coca-Cola-Trans­pa­rent am Hoch­haus neben an zu sehen ist.

Aber es pas­siert in die­ser freund­li­chen, nie­mals bös­ar­ti­gen Komö­die noch mehr. Der Wes­ten dringt unauf­halt­sam in den All­tag ein. Immer abstru­ser wer­den die Erklä­run­gen. Aber immer mehr wird damit das durch das Fern­se­hen und die von Alex erfun­de­nen Kar­ten­häu­ser ver­mit­tel­te Bild der DDR zu dem eines Staa­tes, der nie exis­tiert hat, den sich Alex‘ Mut­ter aber immer gewünscht hat. Eine DDR, die auf die Ein­ga­ben ihrer Bür­ge­rIn­nen reagiert. Die so attrak­tiv ist, dass sie die Gren­zen für West­ler öff­net. In der Leis­tungs­druck und Kon­kur­renz drau­ßen bleiben.

Good Bye, Lenin! über­zeugt auf bei­den Ebe­nen. Als Komö­die, die nie nur auf die Lacher aus ist, und die mit ihrem Per­so­nal mit­fühlt, die auch Wei­nen zulässt. Aber auch als lei­se Uto­pie einer DDR, wie sie viel­leicht 1989 hät­te ent­ste­hen kön­nen: Sozia­lis­mus mit freund­li­chem Ant­litz. Auch im Film kommt der 3. Okto­ber 1990 vor. Aber zumin­dest für Alex‘ Mut­ter hat das Feu­er­werk eine ganz ande­re Bedeu­tung, ein wie­der­ver­ei­nig­tes Deutsch­land jen­seits der kapi­ta­lis­ti­schen Zwän­ge. Was wäre, wenn? Auch hier sind Trä­nen viel­leicht ange­bracht, wer weiß.

Nicht zuletzt soll­te viel­leicht erwähnt wer­den, dass die Bil­der teil­wei­se ziem­lich gran­di­os sind und die Stim­mung der Wen­de­zeit gut ein­fan­gen. Fas­zi­niert – das muss ich unbe­dingt noch sagen – hat mich auch der Vor­spann, der die schöns­te Ani­ma­ti­on häß­li­cher real­so­zia­lis­ti­scher Post­kar­ten ent­hält, die ich je gese­hen habe.

> GOOD BYE, LENIN! – Ein Film von Wolf­gang Becker (lei­der etwas überfrachtet!)


Sun­day, March 02, 2003

NO WAR

Wer wis­sen will, was ich am Sams­tag gemacht habe: mit vier- bis fünf­tau­send ande­ren auf er Euro­pa­brü­cke zwi­schen Kehl und Straß­burg rum­ge­stan­den, Luft­bal­lons mit Frie­dens­tau­ben zum Hori­zont geschickt und Leu­ten wie Kon­stan­tin Wecker, Franz Alt, einem Sän­ger aus San Fran­cis­co und einer Sän­ge­rin aus Bra­si­li­en zugehört. 

Was war nett an der Demo? Doch ziem­lich vie­le Leu­te, ab und zu auch mal Son­nen­schein, eine bun­te Mischung. Inter­es­sant: Mer­chan­di­sing-Stän­de am Rand …

Was war nicht so toll? Die gerin­ge Prä­senz von Grü­nen (Les Verts waren gut sicht­bar mit vie­len Fähn­chen, aus Baden-Würt­tem­berg waren zwar auch eine gan­ze Men­ge Grü­ne auf der Demo, aber wer die nicht kann­te, wuss­te das nicht. Die Tat­sa­che, dass sich das Pro­gramm doch ziem­lich in die Län­ge zog (unge­fähr vier Schluss­wor­te hin­ter­ein­an­der, danach dann noch Ter­min­hin­wei­se). Und viel­leicht auch das Miss­ver­hält­nis zwi­schen dem eher jun­gen bis mitt­le­ren Durch­schnitts­al­ter der Demons­trie­ren­den und der Demo­folk­lo­re des offi­zi­el­len Programms. 

> Yahoo! Nach­rich­ten – Sad­dam Hus­sein und der Irak-Kon­flikt – Deutsch-fran­zö­si­scher Pro­test gegen Irak-Krieg


Wed­nes­day, Febru­ary 19, 2003

Wie realistisch sind Science-Fiction-Filme?

Dem neu­en Z‑Punkt-News­let­ter habe ich den Hin­weis auf den unten­ste­hen­den Link zu Josh Cal­ders Futu­rist Movies Web­site ent­nom­men. Und die hat es in sich – ein ein­drucks­vol­les, inter­ak­ti­ves Essay, in dem sich Cal­der meh­re­ren Dut­zend neue­ren und älte­ren Sci­ence-Fic­tion-Fil­men annimmt (u.a. Gat­ta­ca, Fifth Ele­ment, Star Trek und Star Wars, Mino­ri­ty Report, Inde­pen­dence Day, …) und die­se aus Sicht eines Zukunfts­for­schers bewer­tet: Wie wahr­schein­lich ist die dort dar­ge­stell­te Zukunft, wann könn­te sie erwar­tet wer­den, was lässt sich über ein­zel­ne Tech­no­lo­gien sagen, wo macht der Film Kom­pro­mis­se um der Sto­ry oder der Ver­markt­bar­keit Wil­len? Eini­ge The­men (Außer­ir­di­sche, künst­li­che Intel­li­genz, Klo­nen) wer­den dar­über hin­aus im Rah­men eigen­stän­di­ger „Notes“ diskutiert.

Wenn eine mei­ner Lieb­lings­the­sen stimmt, dass Sci­ence Fic­tion näm­lich ein Gen­re ist, das qua­si lite­ra­ri­sche Tech­nik­fol­gen­ab­schät­zung betreibt und in einer engen Wech­sel­wir­kung damit steht, was Wis­sen­schaft­le­rIn­nen für mach­bar hal­ten – Wech­sel­wir­kung meint dabei: bei­de Rich­tun­gen! –, dann ist Cal­ders Web­site eine nicht zu unter­schät­zen­de Res­sour­ce für Men­schen, die pri­vat oder beruf­lich Tech­nik­dis­kur­se unter­su­chen. Denn mehr noch als Sci­ence-Fic­tion-Roma­ne sind Sci­ence-Fic­tion-Fil­me – mit all den dar­aus resul­tie­ren­den Kon­se­quen­zen – in den letz­ten 30 Jah­ren im gesell­schaft­li­chen Main­stream ange­kom­men. Futu­rist­Mo­vies bie­tet eine mit schar­fem Auge vor­ge­nom­me­ne Ana­ly­se die­ses gesell­schaft­li­chen Diskurses.

> Pro­jec­tions: a futu­rist at the movies

Altes aus Xanga, Teil VIII

Satur­day, Febru­ary 15, 2003

Globale Demonstration

Heu­te scheint es die ers­te glo­ba­le Demons­tra­ti­on gege­ben zu haben – zeit­ver­setzt fan­den und fin­den heu­te welt­weit Demons­tra­tio­nen gegen den dro­hen­den Irak-Krieg statt. Allein in Euro­pa haben ins­ge­samt etwa vier Mil­lio­nen dar­an teil­ge­nom­men. Demons­tra­tio­nen fan­den aber auch in Aus­tra­li­en, Russ­land, Afri­ka, Ara­bi­en, Indi­en und nicht zuletzt in Ame­ri­ka statt. Ganz unab­hän­gig davon, ob die­ser mas­si­ve Pro­test Erfolg haben wird oder nicht – was wir hier erle­ben, dürf­te spä­ter – zusam­men mit den auf einen Ort hin kon­zen­trier­ten, aber glo­bal orga­ni­sier­ten – Pro­tes­ten von Seat­tle und Genua und mit den Soli­da­ri­täts­kund­ge­bun­gen nach dem 11. Sep­tem­ber 2001 – als eine der ers­ten glo­ba­len Pro­test­kund­ge­bun­gen in die Geschichts­bü­cher ein­ge­hen. Die glo­ba­le media­le Ver­net­zung über Mas­sen­me­di­en und Inter­net, die Ver­bun­den­heit und Abhän­gig­keit aller Din­ge im poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Bereich fan­gen an, Wir­kung zu zei­gen. Der dro­hen­de Irak-Krieg – Iro­nie der Geschich­te – als Aus­wuchs des neu­en us-ame­ri­ka­ni­schen Uni­la­te­ra­lis­mus kann sich so als Kata­ly­sa­tor auf dem Weg hin zu einer welt­wei­ten poli­ti­schen Tages­ord­nung, einer glo­ba­len Zivil­ge­sell­schaft und einer Stär­kung der inter­na­tio­na­len poli­ti­schen Insti­tu­tio­nen erweisen. 

> CNN.com – Mil­li­ons in Euro­pe peace pro­tests – Feb. 15, 2003


Thurs­day, Febru­ary 06, 2003

Repeat

Ich weiss nicht, ob das ande­ren Leu­ten auch so geht. CD-Play­er haben ja des öfte­ren eine Repeat-Funk­ti­on. Und CDs sind gut eine Stun­de lang, viel­leicht län­ger, viel­leicht kür­zer. Radio­hö­ren seit der Kind­heit sorgt dafür, sich nach etwa einer Stun­de nicht mehr dar­an zu erin­nern, wel­che Top-of-the-pop-ultra-chart-hits gra­de eben schon ein­mal lie­fen. CDs sind gut eine Stun­de lang. Und mir pas­siert es immer wie­der, dass die Repeat-Funk­ti­on mei­nes CD-Play­ers mich stun­den­lang mit einer Klang­wol­ke umgibt. Musik ist Hin­ter­grund, jeden­falls für mich. Das kann dann ruhig die­sel­be sein. Elek­tro­ni­sche Musik eig­net sich beson­ders gut dafür, egal, ob Port­is­head oder schnel­le­res Zeug. Denn CDs sind gut eine Stun­de lang.

Nie mehr Kino?

Kei­ne Angst … auch wenn hier gra­de nichts steht, gehe ich doch auch wei­ter­hin ab und zu mal ins Kino. Vor eini­gen Wochen bei­spiels­wei­se in 19, einen japa­ni­schen Film mit äußerst unkla­rer Bot­schaft: Jun­ger Stu­dent wird von – ein pas­sen­des Wort wäre viel­leicht: Tau­ge­nicht­sen – gekid­nappt, Hals über Kopf und auf offe­ner Stra­ße. Eine Road-Movie-Tour über Japans Stra­ßen und Auto­mo­bi­le schließt sich an. Das Meer ist das Ende. Ziem­lich gewalt­tä­tig, rela­tiv sinn­los – beein­dru­ckend aber die Ästhe­tik. Ein biß­chen kam mir das gan­ze vor wie die Ver­fil­mung einer leicht tra­shig ange­hauch­ten Mode­stre­cke in einem Hoch­glanz­ma­ga­zin. Inter­es­san­te Farbpalette. 

Eine schö­ne Über­lei­tung wäre jetzt, zu behaup­ten, dass der Dog­ma-Film Open Hearts das genaue Gegen­teil von 19 ist. Stimmt aber nicht wirk­lich, es gibt näm­lich kaum eine Ver­gleichs­ba­sis. Was fand ich an Open Hearts nett? Auch hier: die Ästhe­tik, Skan­di­na­vi­en­hip­pie­i­ke­a­style. Die däni­schen Umgangs­for­men. Und das irgend­wie doch offe­ne Ende. Oder auch nicht. Eine Geschich­te über Leid und Lie­be, kein kla­res Hap­py-End und ziem­lich vie­les, was zwi­schen­drin zer­bro­chen ist. Trotz­dem ein ziem­lich schwer ver­dau­li­cher Film. Neben­bei bemerkt: Schön die augen­zwin­kern­de Fast­nicht­ver­let­zung der Dog­ma-Regeln (Musik aus dem immer vor­han­de­nen Walk­man, Vor- und Nach­spann mit der Wär­me­bild­ka­me­ra gefilmt, …).

Noch mehr Fil­me? Nur auf Video gese­hen, was scha­de war: Die Lie­ben­den des Polar­krei­ses. Den Roman dazu konn­te ich mir leb­haft vor­stel­len, und das inge­niö­se Auf­ein­an­der­tür­men von Zufäl­len, die am Schluss kon­sis­tent wer­den, hat­te was. Melan­cho­lisch – und so ver­dammt nah am Hap­py End, aber dann doch immer wie­der haar­scharf dran vor­bei. Lite­ra­ri­sches Kino, wenn es so was gibt.

> http://www.19-der-film.de/

> http://www.open-hearts.de/

> http://www.google.de/search?hl=de&ie=ISO-8859–1&q=die+liebenden+des+polarkreises&meta=


Fri­day, Janu­ary 31, 2003 / (4. Janu­ar 2003)

Wissenschaft braucht keine Religion!

In der Süd­deut­schen Zei­tung erschien heu­te ein Essay, in dem Gesi­ne Schwan dafür plä­diert, Wis­sen­schaft auf ein reli­giö­ses Fun­da­ment zu stel­len. Weil mir das sehr selt­sam erscheint – und eigent­lich eher eines fun­da­men­ta­lis­ti­schen US-Prä­si­den­ten wür­dig, als einer ost­deut­schen Hoch­schul­rek­to­rin – habe ich der SZ einen Leser­brief geschrieben:

Sehr geehr­te Damen und Herren,

Gesi­ne Schwan macht zwei Feh­ler, wenn sie vor­schlägt, die Wis­sen­schaft müs­se sich an der Reli­gi­on ori­en­tie­ren. Zum einen über­sieht sie, dass es „die Reli­gi­on“ nicht gibt, sagt uns aber lei­der nicht, war­um sich ihrer Mei­nung nach Wis­sen­schaft an einer wohl impli­zit mehr oder weni­ger christ­li­chen Reli­gi­on zu ori­en­tie­ren hat – und z.B. nicht an den ganz ande­ren Wert­mus­tern des Hin­du­is­mus oder des Tao­is­mus. Zum ande­ren begrün­det sie nicht, war­um sie über­haupt Reli­gi­on braucht, um einen außer­wis­sen­schaft­li­chen Anker­punkt zu fin­den, an dem sich Wis­sen­schaft ori­en­tie­ren soll. So löb­lich es sein mag, wenn die­ser eben nicht im Geld (und sicher­lich auch nicht in poli­ti­scher Macht) zu fin­den ist, so wenig geht aus dem Essay her­vor, war­um nicht all­ge­mei­ne ethi­sche Grund­la­gen, Men­schen­rech­te und der­glei­chen sich eben­so­gut oder nicht viel bes­ser eig­nen als gera­de Reli­gi­on. Als Ungläu­bi­ger und Wis­sen­schaft­ler schei­nen mir hier pri­va­te Erwe­ckungs­vor­stel­lun­gen und gesell­schaft­li­che Leit­plan­ken ver­wech­selt wor­den zu sein. Was scha­de ist.

Schö­ne Grüs­se,
Till Wes­ter­may­er, M.A.

> Süd­deut­sche Zei­tung – Das zer­stör­te Tabu


P.S.: Nach­trag zum Ein­trag vom 4. Janu­ar: Die SZ hat mei­nen Leser­brief veröffentlicht …


Satur­day, Decem­ber 28, 2002

Something to keep watching …

(Ohne wei­te­re Worte)

> DARPA Infor­ma­ti­on Awa­re­ness Office programs

Altes aus Xanga, Teil VII

Mon­day, Decem­ber 23, 2002

Google Doodle

Goog­le ist nicht nur der (un)umstrittene Such­ma­schi­nen­markt­füh­rer, son­dern hat auch einen Sinn für Humor. Unter bewuss­ter Miß­ach­tung der eige­nen Cor­po­ra­te Iden­ti­ty ändert sich das Goog­le-Logo regel­mäs­sig zu Fest­ta­gen und beson­de­ren Anläs­sen. Eini­ge Bei­spie­le sind hier verlinkt …

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2001)

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2002)

Kino: Son de Mar

Was pas­siert, wenn anti­ke Mytho­lo­gie moder­ni­siert und ver­filmt wird? Dann kommt ein Film wie Son de Mar her­aus – eigent­lich eine ein­fa­che Drei­ecks­ge­schich­te, aber sym­bol­haft auf­ge­la­den. Als Film-an-sich fand ich Son de Mar packend, aber fast zu sehr mit Kitsch und Ner­ven­kit­zel voll­ge­la­den. Als ver­film­te Mytho­lo­gie – ich muss­te an Chris­toph Rans­mayrs Letz­te Welt den­ken –, als eine gro­ße Anspie­lung auf die Odys­see, als Ant­wort auf die Fra­ge danach, wie die Lie­bes­ge­schich­te eines Uli­ses heu­te aus­se­hen kann, hat­te der Film durch­aus etwas. Dazu gehört gewi­ßer­ma­ßen auch das tra­gi­schen Ende, das mir eben­falls bes­ser in der grie­chi­schen Klas­sik als im Film auf­ge­ho­ben schien, und das ich viel­leicht lie­ber gele­sen als betrach­tet hätte. 

> ~~~~~son de mar~~~~~


Tues­day, Decem­ber 10, 2002

Das Ergebnis stimmt

Als Dele­gier­ter für den grü­nen Bun­des­par­tei­tag in Han­no­ver gehö­re ich zu denen, die mit ihrer Stim­me dazu bei­getra­gen haben, dass die Zwei­drit­tel­mehr­heit für die Aus­set­zung der Tren­nung von Amt und Man­dat nicht erreicht wur­de. Ich bin nicht ganz glück­lich mit dem Weg (d.h. mit einer knap­pen Sperr­mi­no­ri­tät bei einer sehr kon­tro­ver­sen Fra­ge statt mit Ein­sicht bei Fritz Kuhn und Clau­dia Roth), wohl aber mit dem Ergeb­nis: Im Früh­jahr 2003 kann jetzt über die Fort­füh­rung oder Auf­he­bung der Tren­nung von Amt und Man­dat urab­ge­stimmt wer­den, ohne dass die­se Fra­ge der inner­par­tei­li­chen Demo­kra­tie mit einer bestimm­ten Per­so­nal­ent­schei­dung ver­quickt wäre. Im Gegen­satz zu eini­gen ande­ren Mit­glie­dern der Grü­nen glau­be ich näm­lich nicht, dass jeg­li­che Sat­zungs­re­ge­lun­gen voll­kom­men sinn­los ist und es am bes­ten wäre, alles der frei­en Ent­schei­dung der jewei­li­gen Dele­gier­ten zu über­las­sen. Demo­kra­tie tut manch­mal weh, gera­de, wenn es dar­um geht, die Eta­blie­rung von Macht­zirk­len ein­zu­schrän­ken. Und Ent­schei­dun­gen, die weh­tun, wer­den im Rausch des Augen­blicks häu­fig nicht ger­ne gefällt. Da ist es also sinn­voll, wenn eine Sat­zung – die dann aber auch akzep­tiert wer­den muss – Din­ge erzwingt.

Natür­lich gibt es auch mit Sat­zungs­re­ge­lun­gen Macht­zu­sam­men­bal­lun­gen usw. – etwas ande­res anzu­neh­men, wäre höchst naiv und wür­de viel zu viel von dem demo­kra­ti­schen Tool Sat­zung ver­lan­gen. Aber das Stück, das eine Sat­zung zu gere­gel­ten Macht­struk­tu­ren bei­tra­gen kann, das soll eine Sat­zung auch dazu bei­tra­gen, fin­de ich.

Zurück zum Par­tei­tag: Das Ergeb­nis fin­de ich gut, und hof­fe, dass der neue Vor­stand jetzt eben nicht als geun­ke­rufter Ãœber­gangs­vor­stand behan­delt wird, son­dern sich in die Rei­he erfolg­rei­cher grü­ner Bun­des­vor­stän­de ein­reiht. Und dazu hof­fe ich, wer­den nicht nur Büti­ko­fer und Beer, son­dern auch Men­schen wie die Bei­sit­ze­rIn­nen Kat­ja Husen und Omid Nou­ri­pour bei­tra­gen – die übri­gens bei­de für den von Josch­ka Fischer ange­mahn­ten Gene­ra­ti­ons­wech­sel in der Par­tei stehen.

Und noch ein letz­tes Wort zum Par­tei­tag: Scha­de war es, dass über die Sat­zungs­fra­gen – und auch wol­kig und mehr als Schau­lau­fen über die poli­ti­sche Lage – sehr lan­ge dis­ku­tiert wur­de, und dar­über vie­le vie­le Anträ­ge aus den Kreis­ver­bän­den schlicht und ein­fach ver­tagt wur­den, was oft gleich­be­deu­tend mit igno­riert wer­den ist. Dazu gehört auch ein Antrag aus Frei­burg, in dem die Bei­be­hal­tung einer 50%-BahnCard von der Bahn AG gefor­dert wird. Hier wäre ein grü­nes Signal schön gewesen.


Sun­day, Novem­ber 10, 2002

Was wäre, wenn …?

Ham­mer­schmitt, Mar­cus (2002): Poly­Play. Ham­burg / Ber­lin: Argu­ment. 187 Sei­ten, 12 Euro.

Ein Buch, zu dem sich lei­der nicht all­zu­viel sagen lässt. Nicht, weil es nicht von Inter­es­se wäre, son­dern weil es zuviel vor­weg­neh­men wür­de. Auf den ers­ten Blick ist das Buch harm­los – so harm­los, dass die Fra­ge auf­kommt, ob es nicht etwas unter dem Niveau von Ham­mer­schmitt ange­sie­delt ist. Eine Alter­na­tiv­welt­ge­schich­te, in der im Set­ting »DDR hat die BRD nach der Wen­de über­nom­men« Kom­mis­sar – nein, Ober­leut­nant – Kra­mer in einem Mord­fall ermit­telt, bei dem Jugend­sze­nen und Auto­ma­ten­spiel­ge­rä­te plötz­lich in Ver­bin­dung mit einer Sta­si-Ver­schwö­rung geraten.

Die Alter­na­tiv­welt-DDR sieht plau­si­bel aus, fast schon put­zig, und auch die ab und zu hin­ein­schnei­en­den Lehr­stun­den über die Geschich­te (im Schul­un­ter­richt, beim Zap­pen durchs Fern­seh­pro­gramm) wir­ken erst ein­mal so, als wür­de es hier dar­um gehen, sich vor­zu­stel­len, wie es denn hät­te gewe­sen sein kön­nen, wenn im Jahr 2000 in einer grö­ße­ren und für die Welt wirt­schaft­lich und poli­tisch extrem wich­ti­gen DDR statt­ge­fun­den hät­te. Ob da Rekla­me hängt, wie die Wes­sis sich auf­füh­ren, etc. War­um soll­te es so gewe­sen sein? Ham­mer­schmitts Erklä­rung erweckt den Anschein, plau­si­bel zu sein: wirt­schaft­li­che Pro­ble­me im Wes­ten, eine Abschot­tungs­po­li­tik in Ost­asi­en, inter­ne Strei­tig­kei­ten in den USA, und die – hand­ge­we­del­te – Ent­de­ckung einer omi­nö­sen neu­en Tech­no­lo­gie (der »Mül­ler-Loh­mann-Pro­zess«), die die DDR bald füh­rend auf dem Gebiet der Mikro­elek­tro­nik macht: Flach­bild­schir­me, Mobil­funk­te­le­fo­ne (»Mobis«), und wirt­schaft­li­cher Erfolg. Das Leben im plu­ra­lis­ti­schen Sozia­lis­mus sieht gar nicht mal so übel aus – und auch die klei­nen Fies­hei­ten (Josch­ka Fischer als Außen­mi­nis­ter der DDR und Kron­prinz des Staats­rats­vor­sit­zen­den, auch die Tages­zei­tung gibt’s wei­ter­hin) tra­gen eigent­lich nur dazu bei, dass Bild abzu­run­den. Dane­ben dann noch ein zwei­ter Hand­lungs­strang auf einer See­fes­tung, hat auch irgend­was mit Daten und Com­pu­ter­kri­mi­na­li­tät zu tun.

Soweit, so gut. Aber irgend­wann wird dann deut­lich, dass Ham­mer­schmitt den Leser oder die Lese­rin über etwas ganz ande­res beleh­ren möch­te: über die Unmög­lich­keit, in Sci­ence Fic­tion nicht nur plau­si­ble, son­dern tat­säch­lich funk­ti­ons­fä­hi­ge Alter­na­tiv­wel­ten durch­zu­spie­len, über die Fähig­keit des Men­schen, über­all Mus­ter und Gestal­ten zu erken­nen, und Wider­sprü­che hin­zu­neh­men. Das Ende ist über­ra­schend, und wer zu lan­ge mit­spielt, mag es auch scho­ckie­rend emp­fin­den. Denn das Ziel des Expe­ri­ments stellt sich als ein ganz ande­res her­aus – über das mehr zu sagen das Lesen des Romans doch beein­träch­ti­gen wür­de. Und damit ist schon fast zuviel verraten.


Satur­day, Novem­ber 02, 2002

Internet ist keine Einbahnstraße

Jeden­falls fän­de ich Kom­men­ta­re zu mei­nen Kom­men­ta­ren ganz nett. Direk­te Reak­tio­nen zu den Tex­ten funk­tio­nie­ren lei­der nur, wenn mensch sich selbst bei XANGA anmel­det, was ja nun nicht unbe­dingt sein muss – aber wer möch­te, kann sich auch in mei­nen „guest book“ ver­ewi­gen. (Und irgend­wann in fer­ner Zukunft ist das gan­ze hier viel­leicht auch mal ein Wiki statt ein Blog, dann wär’s noch eine gan­ze Spur interaktiver …).