Unter dem Titel „Wunschmaschine Wissenschaft“ hat die Körber-Stiftung im März eine Tagung veranstaltet, bei der PreisträgerInnen des Deutschen Studienpreises aus verschiedenen Jahrgängen über ihre Erfahrungen mit Wissenschaft referiert und diskutiert haben. Aus dieser Tagung heraus ist nun – herausgegeben von Julian Nida-Rümelin – ein lesenswertes Buch entstanden. Neben vier schon etwas älteren Wissenschaftlern (Peter Weingart, Günter Stock, Ortwin Renn und Julian Nida-Rümelin) und einer Ex-Politikerin (Andrea Fischer) sind es 22 NachwuchswissenschaftlerInnen (vom Studenten bis zum jungen Professor), die mit ganz unterschiedlichen Beiträgen in diesem Band vertreten sind. Einer davon bin ich. Die stilistische Bandbreite der Beiträge reicht von wissenschaftlichen Essays bis zu Polemiken, inhaltlich geht es um die Folgen von Wettbewerb und den Abschied von der „alteuropäischen Universität“, um den Umgang mit Medien und den Umgang von Medien mit WissenschaftlerInnen, um einzelne Fächer innerhalb oder jenseits der Nutzenorientierung, um undisziplinäre Disziplinen und den Mainstream und nicht zuletzt um künstlerisch-wissenschaftliche Grenzgänge. Leben erhält es neben den eigentlichen Beiträgen durch die Art und Weise, wie sich – durchaus einmal überraschend – die AutorInnen auf jeweils ein bis zwei Seiten mit Antworten auf einen Fragebogen präsentieren (inkl. der Frage: „Was war ihr größtes wissenschaftliches Debakel?“). Kurz gesagt: der Band gefällt und gibt Einblick in den Stand der Wissenschaft.
Technik / Natur / Soziologie
Ich glaube kaum, dass ich selbst dazu kommen werde, was über die Soziologentagsveranstaltungen zu schreiben. Das meiste fand ich jedenfalls ziemlich interessant. Und zumindest zu einem von mir besuchten Panel gibt’s anderswo ein Write-Up, nämlich im Sozlog.
Soziologentag
Oder etwas formeller: der 33. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, findet nächste Woche in Kassel statt. Ich bin auch da, allerdings erst ab Dienstagmittag. Am Dienstagnachmittag gibt es die Ad-hoc-Gruppe „Das Beispiel Wald“, die von Eva Wonneberger und mir organisiert wurde, und am Mittwochnachmittag bin ich bei der Ad-hoc-Gruppe „Naturgewalt, Gewalt gegen Natur, Hybride Zivilisation? Krisendiagnosen und ihre Konsequenzen“ der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie und erzähle dort was über Umwelt als Praxis. Sicher werde ich auch zur Sektionssitzung der Sektion Soziologie und Ökologie gehen. Was ich sonst noch so mache, weiß ich noch nicht – bei den letzten Soziologentagen bestand das Problem jedenfalls eher darin, sich zwischen einem Dutzend paralleler Angebote zu entscheiden …
„Ich-AG im Walde“ im Berliner Journal
In der aktuellen Ausgabe des Berliner Journal für Soziologie (Jg. 16, Heft 2) ist mein Aufsatz „Die Ich-AG im Walde. Arbeit in ländlichen Räumen der postindustriellen Gesellschaft am Beispiel forstlicher Dienstleistungsunternehmen“ abgedruckt – wenn ich das richtig sehe, die erste „große“ Veröffentlichung meinerseits in einer offline erscheinenden soziologischen Zeitschrift. Insofern bin ich schon ein bisschen stolz darauf. Abstract:
Ausgehend von einer Darstellung postindustrieller Arbeit und ihres Echos in der Industriesoziologie, diskutiert der Artikel die Arbeits- und Organisationsformen forstlicher Dienstleistungsunternehmen. Dabei wird zum einen eine Makroperspektive eingenommen, in der das Aufkommen forstlicher Dienstleistungsunternehmen mit sinkenden Waldarbeiterzahlen und Outsourcing-Prozessen in den Forstverwaltungen in Beziehung gesetzt und mit dem historischen Kontext der Waldarbeit verknüpft wird. Zum anderen werden auf der Grundlage qualitativer Interviews mit forstlichen Dienstleistungsunternehmern Merkmale der dort stattfindenden Arbeit und der Organisationsform dieser Dienstleistungsunternehmen vor dem Hintergrund neuerer industriesoziologischer Ansätze dargestellt. Dabei wird deutlich, dass die Arbeit forstlicher Dienstleistungsunternehmen zwar viele Gemeinsamkeiten mit postindustrieller Arbeit aufweist, sich aber vieles auch mit Traditionslinien ländlicher Arbeit in Kleinstunternehmen erklären lässt. Die tatsächlich vorzufindenden Arbeitsweisen und Organisationsformen kombinieren die Reaktion auf einen globalen Markt mit Rückgriffen und Anschlüssen an Traditionslinien.
Realexperimente
Werbung in (mehr oder weniger) eigener Sache: in der nächsten Ausgabe der sozialwissenschaftlichen Online-Zeitschrift Forum Qualitative Sozialforschung wird eine Rezension von mir zum Buch Realexperimente von Matthias Groß, Holger Hoffmann-Riem und Wolfgang Krohn erscheinen. Die Autoren entwickeln in diesem Buch ein relativ interessantes Konzept des Realexperiments als typischer – gewollter oder ungewollter – Experimentierform der Wissensgesellschaft. Die Beispiele im Buch beschränken sich auf ökologische Gestaltungsprozesse; das Konzept erscheint mir aber auch darüber hinaus bedenkenswert.
> Rezension (bei FQS)
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