Wie einer Pressemitteilung des Wissenschaftsrats zu entnehmen ist, liegen jetzt Ergebnisse der Pilotstudie Forschungsranking auch für das zweite Pilotfach, die Soziologie, vor. Dort heißt es:
Auch jenseits der traditionell für ihre Soziologie bekannten Standorte in Deutschland haben sich inzwischen leistungsstarke Einrichtungen herauskristallisiert, an denen wichtige Beiträge zur soziologischen Forschung geleistet werden. Insgesamt ist die deutsche Soziologie hoch differenziert und weist ausgeprägte Leistungsunterschiede auf. Das gilt nicht nur für die Universitäten und außeruniversitären Institutionen jeweils als Ganzes betrachtet, sondern ebenso innerhalb der einzelnen Einrichtungen. Neben einer kleinen Spitzengruppe von Einrichtungen, die insgesamt sehr gut abgeschnitten haben, verfügen immerhin 60 Prozent aller am Forschungsrating beteiligten 57 Institutionen über mindestens eine sehr gut oder sogar exzellent bewertete Forschungseinheit.
Ziel des ganzen Verfahrens war es, Bewertungskriterien für ein Ranking der Forschungsstärke zu beurteilen, die disziplinenspezifisch unterschiedliche Kultur und Qualitätskriterien berücksichtigen. Dazu wurden nicht quanitative Maßstäbe angelegt, sondern qualitative Urteile einer informierten Gutachtergruppe eingeholt. Wie weit das gelungen ist, mag ich nicht ohne weiteres beurteilen, interessant ist der Blick auf die Studie allemal. Interessant ist, dass die Errgebnisse keine Rangfolge darstellen sollen, aber natürlich trotzdem so gelesen werden – mit dem Kölner Max-Planck-Institut, dem SOEP und den Unis HU Berlin, Bielefeld, Bremen, Göttingen, Mannheim und München ganz vorne.
Freiburg (S. 68) liegt übrigens bei allen Dimensionen im „guten“ Durchschnitt – untersucht wurden zwei Forschungseinheiten, ob damit das Institut für Soziologie sowie ein anderes soziologienahes Institut (da gibt’s ein paar an der Uni Freiburg) gemeint sind, oder zwei Professuren am Institut für Soziologie, lässt sich der Studie allerdings nicht entnehmen. Als überdurchschnittlich wird der Transfer in andere gesellschaftliche Bereiche bewertet, in den Dimensionen Impact, Effizienz und Nachwuchsförderung kommt jeweils ein „gut“ heraus, und die Dimension „Wissensvermittlung“ wird als durchschnittlich bewertet.
Diese Ergebnisse sind insofern interessant, als sie nur teilweise mit beispielsweise dem CHE-Forschungsranking übereinstimmen (da liegt z.B. die Freiburger Soziologie ganz vorne).
Generell wird als Fazit der Studie festgehalten, dass die Soziologie in Deutschland sehr heterogen aufgestellt ist, dass sie sehr kleinteilig organisiert ist, und dass die Publikationskultur oft eigenwilligen Qualitätskriterien folgt, sprich, sich vielfach nicht an Maßstab der Veröffentlichung primär in anerkannten Peer-review-Zeitschriften messen lässt. Zudem wird wenig international publiziert – eine Beobachtung, die ich andersherum auch schon machen musste, als ich versucht habe, aktuelle Texte deutschsprachiger SoziologInnen zum Thema Globalisierung für eine englischsprachige Lehrveranstaltung zusammenzustellen.
Eine Stellungnahme der DGS liegt noch nicht vor.
Warum blogge ich das? Weil mich diese Studie sowohl fachlich als auch wissenschaftspolitisch interessiert.
Update: (15.5.2008) In der FAZ findet sich eine sehr kritische Auseinandersetzung mit dem Pilot-Forschungs-RankingRating, und die DGS setzt sich zwar ehrenwerterweise gegen die Vorratsdatenspeicherung ein, nimmt aber, soweit ich das sehe, inhaltlich nicht Stellung zum Forschungsranking-Rating, sondern verweist nur auf ein Forum beim Kongress im Oktober.