Öko-PISA, oder: vom Norden lernen

Laut http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,338978,00.html liegt Deutsch­land nur auf Platz 31 in einem glo­ba­len Umwelt­po­li­tik­ran­king der Yale-Uni­ver­si­ty. Dass die USA noch schlech­ter sind (45), war zu erwar­ten. Und wer liegt an der Spit­ze: Finn­land, Nor­we­gen, Uru­gu­ay!, Schwe­den, Island und Kana­da. Fazit: Wie wär’s mal mit einer Nord­län­der-Rei­se des Bun­des­kanz­lers und der MinisterpräsidentInnen?

Bundesverfassungsgerichtsentscheidung zu Studiengebühren

Lei­der haben die Real­po­li­ti­ke­rIn­nen und die Pes­si­mis­tIn­nen recht behal­ten: das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat sich zwar „sach­lich“ nicht in die Stu­di­en­ge­büh­ren­debat­te ein­ge­mischt, aber zeig­te sich in einer über­aus schwa­chen Argu­men­ta­ti­on von den vor­ge­leg­ten Pro­gno­sen und sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Erhe­bun­gen nicht im min­des­ten beein­druckt – und ist viel­mehr kon­se­quent den schon mit den vor­her­ge­hen­den Urtei­len u.a. zur Juni­or­pro­fes­sur wei­ter­ge­gan­gen: der Bund hat im Hoch­schul­be­reich nur eine ganz, ganz klei­ne Kom­pe­tenz. Das heißt nicht nur, dass jetzt der Weg für Stu­di­en­ge­büh­ren der Län­der frei ist und eine bun­des­wei­te ver­nünf­ti­ge Lösung (wie ich sie z.B. in einer gene­ra­tio­nen­ge­rech­ten Aka­de­mi­ke­rIn­nen­steu­er sehen wür­de) nicht mehr mög­lich ist, und es heißt auch nicht nur, dass qua­si neben­bei die Pflicht zur ver­fass­ten Stu­die­ren­den­schaft wie­der gekippt wur­de (u.a. mit der Begrün­dung, dass sich da ja in der münd­li­chen Ver­hand­lung eh nie­mand für stark gemacht hat, und dass die Hoch­schu­len in Baden-Würt­tem­berg und Bay­ern ja auch so wun­der­bar funk­tio­nie­ren). Das Urteil bedeu­tet vor allem: der Weg ist frei für Hoch­schul­klein­staa­te­rei jeder Sor­te; so gut wie jeder Ver­such bun­des­weit ein­heit­li­cher Hoch­schul­po­li­tik ist damit zum Schei­tern ver­ur­teilt. Egal, was von Selt­sam­kei­ten wie der Befris­tungs­re­ge­lung, dem sehr löch­ri­gen Stu­di­en­ge­büh­ren­ver­bot, der BA/­MA-Pflicht oder der nur sehr zöger­lich ange­gan­ge­nen Novel­le des Bafög zu hal­ten ist: jetzt ist davon nichts mehr sicher. Es ist zu ver­mu­ten, dass nach der weit­ge­hen­den Ein­schrän­kung der Bun­des­kom­pe­tenz in Bezug auf das Hoch­schul­rah­men­ge­setz der Bund auch beim Bafög nach­zie­hen wird und ver­su­chen wird, dar­aus so schnell wie mög­lich eine Län­der­an­ge­le­gen­heit zu machen – nur zah­len ohne Gestal­tungs­mög­lich­keit ist jeden­falls nicht das, was sich eine Bun­des­re­gie­rung erhofft.

Mit die­ser BVerfG-Ent­schei­dung hat die Hoch­schul­po­li­tik in Deutsch­land also einen dop­pelt schwar­zen Tag erlebt: die seit der Abschaf­fung der Hörer­gel­der andau­ern­de Ära einer weit­ge­hen­den Stu­di­en­ge­büh­ren­frei­heit wird in Kür­ze in vie­len Bun­des­län­dern enden (ohne ein ver­nünf­ti­ges Modell zu fin­den), und zugleich hat sich die letz­te Föde­ra­lis­mus­re­form end­gül­tig als deut­li­cher Schritt weg vom Bun­des­staat erwiesen. 

Wie geht es wei­ter? Grü­ne und SPD wür­den gut dar­an tun, sich deut­lich von der FDP/CDU-Posi­ti­on abzu­gren­zen und so einen Kanal auch für den zu erwar­ten­den – offe­nen oder stil­len – Pro­test der Stu­die­ren­den zu bil­den. Das heißt aber auch, dass SPD-Län­dern jetzt nicht den CDU-Model­len nach­zie­hen dür­fen, dass „Stu­di­en­kon­ten“ als ver­steck­te Gebüh­ren, wie sie in NRW geplant sind, noch ein­mal über­dacht wer­den müs­sen, und dass ein poli­ti­sche Posi­ti­on gegen Gebüh­ren für Bil­dung von die­sen Par­tei­en auch offen­siv ver­tre­ten wer­den muss. Schlie­ßen sich unter dem Druck der neo­li­be­ra­len Sach­zwän­ge alle Par­tei­en in die­ser oder jener Form jetzt der Ein­füh­rung von Gebüh­ren an, wird das kurz­fris­tig zu einer Gene­ra­ti­on poli­tisch resi­gnie­ren­der Stu­die­ren­der füh­ren – und län­ger­fris­tig mög­li­cher­wei­se zum Sub­strat einer sehr grund­sätz­li­chen Protestbewegung.

Altes aus Xanga, Teil XIII

Wed­nes­day, March 17, 2004

Letzte Filme

Eigent­lich lie­ße sich zu Lost in Trans­la­ti­on eine gan­ze Men­ge schrei­ben – über die Absur­di­tät, die damit ver­bun­den ist, über das unwirk­lich pop­b­un­te Japan, über cul­tu­re shocks und der­glei­chen. Auch über den schon etwas älte­ren Film Tuva­lu könn­te hier was geschrie­ben wer­den – neu­lichs zum ers­ten Mal gese­hen (auf DVD), und fest­ge­stellt, dass die Mischung aus altern­den Jugend­stil­ge­bäu­den, obsku­ren Ost­block­län­dern und farb­ver­frem­de­ter Slap­stick­haf­tig­keit durch­aus überzeugt.

Aber um die­se bei­den Fil­me soll es jetzt nicht gehen. Statt des­sen ein paar Wor­te zur nor­we­gisch-schwe­di­schen Ko-Pro­duk­ti­on Kit­chen Sto­ries: ein Film mit einem trau­ri­gen Ende, und zwei Ebe­nen, die bei­de durch­aus anschau­bar sind. Und schö­ne Bil­der selt­sa­mer Auto­mo­bi­le in ver­schnei­ter Land­schaft gibt es auch. Die eine Ebe­ne ist ein Film über allein leben­de Män­ner (dies­seits und jen­seits der nor­we­gisch-schwe­di­schen Gren­ze, im Beob­ach­ter­stuhl und davor) und ihre Unfä­hig­keit zur Kom­mu­ni­ka­ti­on. Die ande­re Ebe­ne ist ein Film über den Sozi­al­wis­sen­schafts­be­trieb der 1950er Jah­re: Posi­ti­vis­mus a la car­te, der genia­li­sche Wis­sen­schaft­ler zählt noch was, und For­schung heißt: genau nach Plan beob­ach­ten, aber kei­nes­falls mit den For­schungs­ob­jek­ten kom­mu­ni­zie­ren! Was natür­lich nicht funk­tio­niert, ins­be­son­de­re dann nicht, wenn schwe­di­sche, auch schon etwas älte­re Jung­for­scher mit ihren eige­nen Pro­ble­men älte­re nor­we­gi­sche Jung­ge­sel­len in deren Küchen beob­ach­ten sol­len. Der Sinn selt­sa­mer Hand­lun­gen erschließt sich erst durch Nach­fra­ge, und lan­ge bleibt es nicht bei der ste­ri­len For­schungs­si­tua­ti­on. Wenn ein Film die Absur­di­tät (das Absur­de scheint eine Spe­zia­li­tät der letz­ten paar Fil­me zu sein, die ich so ange­schaut habe) eines posi­ti­vis­tisch-objek­ti­vis­ti­schen For­schungs­pro­gramms (im Diens­te der Ratio­na­li­sie­rung des All­tags) dar­stellt, dann die­ser. Und trotz trau­ri­gem Ende: die all­täg­li­che Irra­tio­na­li­tät gewinnt am Schluss, und das ist gut so.

> Lost in Translation

> Kit­chen Stories


Satur­day, Febru­ary 14, 2004

Google goes Valentine


Tues­day, Febru­ary 03, 2004

Fraktale bei Google


http://www.google.de/images?q=julia+fractals


Sun­day, Febru­ary 01, 2004

Bei der US-SuperBowl nicht zu sehen – aber hier

Die Inter­net-Poli­tik-Initia­ti­ve MoveOn.org, bekannt gewor­den durch Gras­wur­zel-Aktio­nen gegen den Irak­krieg, mischt sich auch in den ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­dent­schafts­wahl­kampf ein. Mit einem unter Crea­tive­Com­mons lizen­zier­ten Anti-Bush-Wer­be­spot. Lei­der wei­gert sich der Sen­der CBS, den zu zei­gen – obwohl Move­On dafür zah­len will, und obwohl ande­re poli­ti­sche Wer­bung, etwa von Bush selbst, durch­aus läuft. Der Spot läuft nun bei CNN – und ist zusam­men mit eini­gen ande­ren Ergeb­nis­sen des Move­On-Anti-Bush-Wer­bungs-Wett­be­werbs auch hier zu sehen:

> Bush in 30 Seconds


Thurs­day, Janu­ary 15, 2004

Google on Mars

Altes aus Xanga, Teil X

Satur­day, May 03, 2003

Dr. Who?

Eines der unbe­kann­te­ren Wer­ke von Dou­glas N. Adams ist ein Skript für die BBC-Fern­seh­se­rie Dr. Who mit dem Titel „Shada“. Die BBC bringt nun die­ses Skript dan­kens­wer­ter­wei­se als „Web­cast“ zum Leben – ein mit Flash-Ani­ma­tio­nen unter­stütz­tes Hör­spiel, als eine Hom­mage an den vor einem Jahr ver­stor­be­nen Dou­glas Adams. 

> BBC – Cult Tele­vi­si­on – Doc­tor Who Homepage


Fri­day, April 25, 2003

Diaspora-Wahlkampf im Kino

… die Grü­nen am Sym­pa­thisch­ten, wenn sie denn mal auf Pla­ka­ten, Podi­ums­dis­kus­sio­nen oder im Gespräch mit Jugend­li­chen vor­ka­men – und nicht nur als Stan­dard­stand­ort­nach­teil in Wich­manns Stan­dard­spruch. Herr Wich­mann von der CDU ist ein Doku­men­tar­film, der hart an Real­sa­ti­re grenzt, oder manch­mal auch ganz klar Real­sa­ti­re ist. Da gibt es den Wahl­kämp­fer Wich­mann, 25 Jah­re jung, CDU, Jun­ge Uni­on, Jura-Stu­dent in Ber­lin, Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­ter in der Ucker­mark, der sich Hoff­nun­gen macht, als Direkt­kan­di­dat den letz­ten Außen­mi­nis­ter der DDR, Meckel (SPD) zu besie­gen. Am Schluss sind all sei­ne Anstren­gun­gen inkl. A0-Pla­ka­ten dann doch gra­de mal einen Pro­zent­punkt wert. Bis dahin ver­folgt die Kame­ra den Wahl­kämp­fer und sei­ne Freun­din (Rea­li­ty-TV? Aber nicht doch …) und vor allem die vie­len Pas­san­tin­nen und Pas­san­ten, die an Wahl­kampf­ma­te­ri­al und hoh­len Ver­spre­chen (Wich­mann hat eine wun­der­ba­re Gabe, nie­mand aus­re­den zu las­sen, jedem nach dem Wort zu reden und nur ganz sel­ten mal schlag­fer­tig zu sein) nicht wirk­lich inter­es­siert sind. Im Alters­heim (so holt die CDU also ihre Stim­men) weiss Wich­mann nicht, was er sagen soll, und bei Jugend­ver­an­stal­tun­gen macht er sich selbst zum völ­lig indis­ku­ta­blen Kan­di­da­ten, indem er gegen „Kuschel­päd­ago­gigk“ argu­men­tiert statt sich auf eine Dis­kus­si­on einzulassen.

Eher schreck­lich als lus­tig sind dann die Sze­nen, wo stolz mit der Ableh­nung des Zuwan­de­rungs­ge­set­zes und ziem­lich viel Natio­nal­stolz argu­men­tiert wird. Hilft aber alles nichts, Wich­mann kämpft gegen Wind­müh­len, da hilft auch ein Lob von Frau Mer­kel für den „jun­gen Mann“ nichts.

Herr Wich­mann von der CDU ist ziem­lich viel ost­deut­scher All­tag 2002, ziem­lich viel Wahl­kampf­all­tag, ziem­lich viel Poli­tik­ver­dros­sen­heit – und erreg­te im klei­nen Wohn­zim­mer­ki­no des Fried­richs­baus in der „grü­nen“ Stadt Frei­burg vor allem Lacher und ab und zu ungläu­bi­ge Aus­ru­fe. Es bleibt die Hoff­nung, dass poli­tik­ver­dros­se­ne Men­schen viel­leicht irgend­wann Leu­te wäh­len, die sich tat­säch­lich dafür inter­es­sie­ren, was die Wäh­le­rIn­nen bedrückt, statt sich mit hohen Sprü­chen fri­schen Wind vor­gau­keln zu lassen. 

> Film bei BR-online: Denk ich an Deutsch­land: Herr Wich­mann von der CDU


Tues­day, April 15, 2003

Lieblingsonlinecomic

Irgend­wie schon selt­sam. Wie an jedem Wochen­tag noch kurz der Blick auf den Uni­corn Jel­ly Online­co­mic (Gen­re: phi­lo­so­phi­sche Sci­ence Fic­tion) – aber irgend­was ist anders als sonst. Ach so, ja. Der Maus­klick wäre unnö­tig gewe­sen – Uni­corn Jel­ly ist end­gül­tig vor­bei. Die Rät­sel sind gelöst, der Jahr­hun­der­tau­sen­de umspan­nen­de Hand­lungs­bo­gen hat sein Ende und sei­nen Anfang gefunden. 

Scha­de. Uni­corn Jel­ly war immer anders als erwar­tet, die Cha­rak­te­re waren leben­di­ger als sonst irgend­wo im Web und gleich­zei­tig selt­sa­mer. Die Wen­dun­gen der Geschich­te unvor­her­seh­ba­rer, die poe­ti­schen Momen­te poe­ti­scher, die Trau­er um die Toten trau­ri­ger und die Scher­ze witziger. 

Viel­leicht war es gra­de die Form Fort­set­zungs­ro­man, die Uni­corn Jel­ly zu etwas beson­de­rem gemacht hat, die die plötz­li­chen Hand­lungs­strang­wech­sel der mit Del­xue­Paint von Jen­ni­fer Reitz hand­ge­zeich­ne­ten Fol­gen erträg­lich gemacht hat. Ich bin nicht von Anfang an dabei gewe­sen, son­dern habe irgend­wo in der Mit­te ange­fan­gen, dann erst­ein­mal den ers­ten Teil gele­sen und mich dann jeden Mon­tag wie­der gefreut, dass eine neue Uni­corn Jel­ly-Fol­ge nach dem comic­lo­sen Wochen­en­de da war. Zuver­läs­sig, jeden Tag (anders als z.B. die taz heu­te). Uni­corn Jel­ly jetzt von Anfang bis Ende lesen zu kön­nen, dürf­te doch einen ganz ande­ren Lese­ef­fekt haben. Am Stück? Naja, es sind über 600 Fol­gen – das wür­de dann doch ganz schön lan­ge dauern. 

Ich bin jeden­falls gespannt, ob es ein Nach­fol­ge­pro­jekt geben wird. Schön wär’s jedenfalls!

> UNICORN JELLY ani­me man­ga comic strip by Jen­ni­fer Dia­ne Reitz


Mon­day, March 24, 2003

Internet statt Propaganda

Bis jetzt scheint sich das Inter­net als wir­kungs­vol­les Gegen­mit­tel gegen die Medi­en­pro­pa­gan­da der Kriegs­par­tei­en durch­zu­set­zen. Dies gilt nicht nur für Sei­ten wie Indy­me­dia oder auch Wiki­pe­dia, auf denen Frei­wil­li­ge Berich­te ein­stel­len, und in einem erstaun­lich hohen Maß auch für die eta­blier­ten Medi­en (vom Tages­schau-Ticker bis Spie­gel-online) son­dern auch für spe­zi­ell zur (kri­ti­schen) Beob­ach­tung des Irak-Kriegs eta­blier­te Webprojekte.

Iraq Body Count ver­sucht mit einem Netz­werk von Frei­wil­li­gen aus­ge­hend von Pres­se­be­rich­ten eine stän­dig aktua­li­sier­te Mini­mal- und Maxi­mal­ab­schät­zung der zivi­len Kriegs­to­ten durch­zu­füh­ren; die Daten­grund­la­ge wird dabei genau bekannt­ge­ge­ben, Ban­ner ste­hen zum Ein­bin­den in Web­sites bereit.

Elec­tro­nic Iraq ver­sam­melt Berich­te direkt aus dem Irak und kom­bi­niert die­se mit einer Über­sicht über die welt­wei­te Presse.

> Iraq Body Count
> Elec­tro­nic Iraq


Sun­day, March 23, 2003

Nachtrag: 22032003

Inzwi­schen sind auf Indy­me­dia auch eini­ge Bil­der von der Demo am 22.03. zu fin­den: indy­me­dia ger­ma­ny | Bil­der von der Frei­bur­ger Anti-Kriegs­de­mo | 22.03.2003 23:33; aller­dings mehr aus dem anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Block heraus …

Altes aus Xanga, Teil IX

Satur­day, March 22, 2003

20032003: Demobilder und Deutschland


20.03.03 – Kund­ge­bung vor dem Stadt­thea­ter Freiburg


20.03.03 – Trans­pa­ren­te und Schil­der des u‑asta

Am Tag X (20.03.2003) gab es in Frei­burg eine gro­ße Schü­le­rIn­nen­de­mo mit­tags und eine Demo am nachmittag/abend, von der die Bil­der hier sind. Fotos von bei­den Demos gibt es unter indy­me­dia ger­ma­ny | Tag X in Frei­burg – Tau­sen­de auf der Stra­ße [Bil­der] | 20.03.2003 22:24 im Netz.

Auch am 22.03. fand wie­der eine gro­ße Demons­tra­ti­on statt (ca. 5.000) Leu­te. Lei­der habe ich davon noch kei­ne Bil­der im Netz gese­hen; wenn ich wel­che fin­de, lin­ke ich hier viel­leicht auch drauf.

Bemer­kens­wert bei der heu­ti­gen Demo: eine kur­ze Unter­bre­chung am Sie­ges­denk­mal und eine – ich wür­de sagen – Kom­mu­ni­ka­ti­ons­gue­ril­la-Akti­on, die in der For­de­rung ende­te, das Denk­mal (für den deut­schen Sieg über Frank­reich irgend­wann) inner­halb der nächs­ten 48 Stun­den abzu­rei­ßen. Da und auch an vie­len ande­ren Stel­len der Demo war eine anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche, anti­staat­li­che Stim­mung deut­lich spür­ba­re. Und auch: Rot/grün wird nicht abge­nom­men, dass die Frie­dens­po­li­tik der letz­ten Wochen ernst gemeint war. Es wird nicht genug getan, eigent­lich müss­te jetzt der NATO-Aus­tritt folgen. 

Ins­be­son­de­re aus dem Umfeld von KTS und Attac Frei­burg kommt immer wie­der die For­de­rung, die Kri­tik am Irak-Krieg mit einer all­ge­mei­nen Kri­tik an kapi­ta­lis­ti­schen Demo­kra­tien zu ver­bin­den – die wür­den eben immer Krie­ge füh­ren, und das sei auch ganz klar, und gar nicht inner­halb des Sys­tems zu verhindern. 

Ich weiss noch nicht so genau, was ich davon hal­ten soll – dass kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tien jed­we­der Art mit einem rie­si­gen Geflecht tat­säch­li­cher oder ein­ge­bil­de­ter Sach­zwän­ge ein­her­ge­hen, ist mir auch klar. Auf der ande­ren Sei­te glau­be ich, dass eine kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tie doch irgend­wie eini­ger­ma­ßen glo­bal ver­träg­lich, sozi­al, öko­lo­gisch und dau­er­haft fried­lich sein kön­nen müss­te. Refor­mis­ti­scher Irr­glau­be, Blind­heit oder eine prag­ma­tisch über­form­te Hoffnung?


Fri­day, March 21, 2003

Theater on the news

Mei­ne Lieb­lings­news­grup­pe („news­froup“) alt.fan.douglas-adams ist zur Zeit dabei, etwas ziem­lich neu­ar­ti­ges zu tun: anläss­lich des 25-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der ers­ten Aus­strah­lung der Radio­fas­sung des Hitch­hi­ker gui­des to the gala­xy wird das Radio­script auf­ge­führt – und zwar im Inter­net-Dis­kus­si­ons­fo­rum. Der Link unten ver­weist auf den Beginn des Threads – afda proud­ly pres­ents The Hitchhikers’s Gui­de to the Gala­xy (the newsfroup)

> Goog­le-Suche:

P.S.: Ein gänz­lich damit unzu­sam­men­hän­gen­des The­ma ist natür­lich der inzwi­schen offen aus­ge­bro­chen drit­te Golf­krieg – auf den Frie­dens­de­mos ges­tern in Frei­burg waren unglaub­lich vie­le Leu­te (10.000 Schü­le­rIn­nen blo­ckier­ten mit­tags die Stra­ße, ca. 6.000 bis 8.000 Leu­te stan­den ges­tern abend auf dem Rott­eck­ring und hör­ten sich eine etwas lang­wie­ri­ge Kund­ge­bung an), und ich hof­fe, die vie­len Pro­tes­te welt­weit und auch im Netz machen den Kriegs­füh­ren­den zumin­dest deut­lich, dass weder das Völ­ker­recht noch die Bevöl­ke­rung die­ses Pla­ne­ten auf ihrer Sei­te sind.


Fri­day, March 07, 2003

Der Staat, der nie war

Eigent­li­ches ist es eine abgrund­tief trau­ri­ge Geschich­te, die hin­ter Good Bye, Lenin! steckt. Alex‘ Mut­ter wacht nach einem Herz­in­farkt und vier Mona­ten aus dem Koma auf, jede Auf­re­gung soll ver­mie­den wer­den, das könn­te ihrer Gesund­heit scha­den. Dum­mer­wei­se wacht sie in auf­re­gen­de Zei­ten hin­ein auf: die letz­ten Mona­te der DDR als eigen­stän­di­gem Staat, kurz vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung. Sohn Alex beschließt, alles zu tun, um jede Auf­re­gung zu ver­mei­den und holt sie aus dem Kran­ken­haus in ihr Schlaf­zim­mer in der Plat­ten­bau­woh­nung. Dort ist noch alles so, wie es frü­her mal war. „Hier hat sich ja gar nichts verändert.“ 

Dass das auch so bleibt, ist eine immer umfang­rei­cher wer­den­de Auf­ga­be für Alex. Krach mit sei­ner Schwes­ter (liiert mit einem Bur­ger-King-Bra­ter) und sei­ner Freun­din, der Kran­ken­schwes­ter Lara, die er am Kran­ken­bett sei­ner Mut­ter ken­nen­ge­lernt hat, ist vor­pro­gram­miert. Alex jagt nach Gur­ken­glä­sern und insze­niert FDJ-Geburts­tags­ständ­chen und Besu­che der Par­tei­lei­tung mit Ori­gnal-Prä­sent­korb. Als sei­ner Mut­ter lang­wei­lig wird, und sie fern­se­hen will (den aus ihr Zim­mer zu ver­las­sen, ist ihr streng ver­bo­ten) greift er auf die Unter­stüt­zung sei­nes neu­en Kol­le­gen Den­nis zurück, der sich als Film­ma­cher pro­fi­lie­ren möch­te. Die Aktu­el­le Kame­ra erklärt, wie­so ein Coca-Cola-Trans­pa­rent am Hoch­haus neben an zu sehen ist.

Aber es pas­siert in die­ser freund­li­chen, nie­mals bös­ar­ti­gen Komö­die noch mehr. Der Wes­ten dringt unauf­halt­sam in den All­tag ein. Immer abstru­ser wer­den die Erklä­run­gen. Aber immer mehr wird damit das durch das Fern­se­hen und die von Alex erfun­de­nen Kar­ten­häu­ser ver­mit­tel­te Bild der DDR zu dem eines Staa­tes, der nie exis­tiert hat, den sich Alex‘ Mut­ter aber immer gewünscht hat. Eine DDR, die auf die Ein­ga­ben ihrer Bür­ge­rIn­nen reagiert. Die so attrak­tiv ist, dass sie die Gren­zen für West­ler öff­net. In der Leis­tungs­druck und Kon­kur­renz drau­ßen bleiben.

Good Bye, Lenin! über­zeugt auf bei­den Ebe­nen. Als Komö­die, die nie nur auf die Lacher aus ist, und die mit ihrem Per­so­nal mit­fühlt, die auch Wei­nen zulässt. Aber auch als lei­se Uto­pie einer DDR, wie sie viel­leicht 1989 hät­te ent­ste­hen kön­nen: Sozia­lis­mus mit freund­li­chem Ant­litz. Auch im Film kommt der 3. Okto­ber 1990 vor. Aber zumin­dest für Alex‘ Mut­ter hat das Feu­er­werk eine ganz ande­re Bedeu­tung, ein wie­der­ver­ei­nig­tes Deutsch­land jen­seits der kapi­ta­lis­ti­schen Zwän­ge. Was wäre, wenn? Auch hier sind Trä­nen viel­leicht ange­bracht, wer weiß.

Nicht zuletzt soll­te viel­leicht erwähnt wer­den, dass die Bil­der teil­wei­se ziem­lich gran­di­os sind und die Stim­mung der Wen­de­zeit gut ein­fan­gen. Fas­zi­niert – das muss ich unbe­dingt noch sagen – hat mich auch der Vor­spann, der die schöns­te Ani­ma­ti­on häß­li­cher real­so­zia­lis­ti­scher Post­kar­ten ent­hält, die ich je gese­hen habe.

> GOOD BYE, LENIN! – Ein Film von Wolf­gang Becker (lei­der etwas überfrachtet!)


Sun­day, March 02, 2003

NO WAR

Wer wis­sen will, was ich am Sams­tag gemacht habe: mit vier- bis fünf­tau­send ande­ren auf er Euro­pa­brü­cke zwi­schen Kehl und Straß­burg rum­ge­stan­den, Luft­bal­lons mit Frie­dens­tau­ben zum Hori­zont geschickt und Leu­ten wie Kon­stan­tin Wecker, Franz Alt, einem Sän­ger aus San Fran­cis­co und einer Sän­ge­rin aus Bra­si­li­en zugehört. 

Was war nett an der Demo? Doch ziem­lich vie­le Leu­te, ab und zu auch mal Son­nen­schein, eine bun­te Mischung. Inter­es­sant: Mer­chan­di­sing-Stän­de am Rand …

Was war nicht so toll? Die gerin­ge Prä­senz von Grü­nen (Les Verts waren gut sicht­bar mit vie­len Fähn­chen, aus Baden-Würt­tem­berg waren zwar auch eine gan­ze Men­ge Grü­ne auf der Demo, aber wer die nicht kann­te, wuss­te das nicht. Die Tat­sa­che, dass sich das Pro­gramm doch ziem­lich in die Län­ge zog (unge­fähr vier Schluss­wor­te hin­ter­ein­an­der, danach dann noch Ter­min­hin­wei­se). Und viel­leicht auch das Miss­ver­hält­nis zwi­schen dem eher jun­gen bis mitt­le­ren Durch­schnitts­al­ter der Demons­trie­ren­den und der Demo­folk­lo­re des offi­zi­el­len Programms. 

> Yahoo! Nach­rich­ten – Sad­dam Hus­sein und der Irak-Kon­flikt – Deutsch-fran­zö­si­scher Pro­test gegen Irak-Krieg


Wed­nes­day, Febru­ary 19, 2003

Wie realistisch sind Science-Fiction-Filme?

Dem neu­en Z‑Punkt-News­let­ter habe ich den Hin­weis auf den unten­ste­hen­den Link zu Josh Cal­ders Futu­rist Movies Web­site ent­nom­men. Und die hat es in sich – ein ein­drucks­vol­les, inter­ak­ti­ves Essay, in dem sich Cal­der meh­re­ren Dut­zend neue­ren und älte­ren Sci­ence-Fic­tion-Fil­men annimmt (u.a. Gat­ta­ca, Fifth Ele­ment, Star Trek und Star Wars, Mino­ri­ty Report, Inde­pen­dence Day, …) und die­se aus Sicht eines Zukunfts­for­schers bewer­tet: Wie wahr­schein­lich ist die dort dar­ge­stell­te Zukunft, wann könn­te sie erwar­tet wer­den, was lässt sich über ein­zel­ne Tech­no­lo­gien sagen, wo macht der Film Kom­pro­mis­se um der Sto­ry oder der Ver­markt­bar­keit Wil­len? Eini­ge The­men (Außer­ir­di­sche, künst­li­che Intel­li­genz, Klo­nen) wer­den dar­über hin­aus im Rah­men eigen­stän­di­ger „Notes“ diskutiert.

Wenn eine mei­ner Lieb­lings­the­sen stimmt, dass Sci­ence Fic­tion näm­lich ein Gen­re ist, das qua­si lite­ra­ri­sche Tech­nik­fol­gen­ab­schät­zung betreibt und in einer engen Wech­sel­wir­kung damit steht, was Wis­sen­schaft­le­rIn­nen für mach­bar hal­ten – Wech­sel­wir­kung meint dabei: bei­de Rich­tun­gen! –, dann ist Cal­ders Web­site eine nicht zu unter­schät­zen­de Res­sour­ce für Men­schen, die pri­vat oder beruf­lich Tech­nik­dis­kur­se unter­su­chen. Denn mehr noch als Sci­ence-Fic­tion-Roma­ne sind Sci­ence-Fic­tion-Fil­me – mit all den dar­aus resul­tie­ren­den Kon­se­quen­zen – in den letz­ten 30 Jah­ren im gesell­schaft­li­chen Main­stream ange­kom­men. Futu­rist­Mo­vies bie­tet eine mit schar­fem Auge vor­ge­nom­me­ne Ana­ly­se die­ses gesell­schaft­li­chen Diskurses.

> Pro­jec­tions: a futu­rist at the movies