Grundeinkommen und Grüne

Auf der Web­site zur BDK – auf der ja unter ande­rem ein Dis­kus­si­ons­pro­zess inner­halb der Grü­nen zur Fra­ge Grund­si­che­rung oder Grund­ein­kom­men gestar­tet wer­den soll – fin­det sich eine Samm­lung unter­schied­li­cher sozi­al­po­li­ti­scher Posi­tio­nie­run­gen – lesens­wer­tes Mate­ri­al für die­se Debat­te (nicht nur für den Bund, son­dern auch für Baden-Würt­tem­berg, wo ja eben­falls eine Posi­ti­on erar­bei­tet wer­den soll).

> Mate­ri­al­samm­lung Sozialpolitik

Was machen eigentlich PolitikerInnen nach der Politik?

Spie­gel Online berich­tet über eine aus mei­ner Sicht ziem­lich span­nen­de Stu­die: was machen Men­schen, die Berufs­po­li­ti­ke­rIn­nen gewor­den sind – z.B. als Abge­ord­ne­te im Bun­des­tag – wenn sie aus die­sem Man­dat aus­schei­den? Der Weg zurück ins „nor­ma­le Leben“ scheint in vie­len Fäl­len eher holp­rig zu sein.

Bürgerentscheid Wohnungsverkauf

Hier in Frei­burg beginnt jetzt ja all­mäh­lich die hei­ße Pha­se des Wahl­kampfs um den Bür­ger­ent­scheid zum geplan­ten Ver­kauf der Stadt­bau. Pla­ka­te gese­hen habe ich bis­her von der Lin­ken Lis­te (für ein Ver­bot des Woh­nungs­ver­kaufs) und in einer zum Teil abge­stimm­ten Kam­pa­gne (gegen ein Ver­bot des Woh­nungs­ver­kaufs) vom Jun­gen Frei­burg (klein und selt­sam) sowie von CDU und Grü­nen. Gra­fisch über­zeu­gen mich dabei die schwarz-weiß-rot gehal­te­nen Pla­ka­te der Lin­ken Lis­te am meis­ten – redu­zier­te Typo­gra­phie + Schwarz-weiß-Foto von Betrof­fe­nen oder so. Ich selbst bin noch hin und her­ge­ris­sen: prin­zi­pi­ell fin­de ich, dass Städ­te nicht ohne Not auf Gestal­tungs­spiel­raum ver­zich­ten sol­len. Aller­dings schei­nen mir bei­de Vari­an­ten – Stadt­bau­ver­kauf ja oder nein – dar­auf hin­aus­zu­lau­fen. Im einen Fall fällt ein wich­ti­ges Ele­ment städ­ti­scher Woh­nungs­po­li­tik weg. Und dass Pri­va­te das prin­zi­pi­ell bes­ser machen, sehe ich nicht.* Die Stadt­bau könn­te ver­mut­lich anders auf­ge­stellt und bes­ser orga­ni­siert wer­den** – aber ob sie als ein der­zeit Gewinn abwer­fen­der Betrieb der Stadt ver­kauft wer­den muss? Und im ande­ren Fall droht das städ­ti­sche Finanz­pro­blem noch grö­ßer zu wer­den, wenn die Argu­men­te der Ver­kaufs­be­für­wor­te­rIn­nen stim­men. Bei­des fin­de ich nicht gut. Glück­li­cher­wei­se sind’s noch ein paar Tage bis zur Abstim­mung am 12.11. – viel­leicht über­zeugt mich die eine oder ande­re Sei­te dann noch.

Was ich eigent­lich ger­ne hät­te, wäre ein Ver­kauf nur eines rela­tiv klei­nen Teils der Stadt­bau (also etwa der Hälf­te der Woh­nun­gen), um so ein biß­chen Geld rein­zu­ho­len, und ansons­ten einen Bür­ger­haus­halts­pro­zess (z.B. so), bei dem nicht an der Ein­zel­fra­ge Woh­nungs­bau, son­dern im abge­stimm­ten Gesamt­kon­zept die Bewoh­ne­rIn­nen der Stadt dar­über ent­schei­den, wo gespart wer­den soll und wo finan­zi­el­le Prio­ri­tä­ten gesetzt wer­den müs­sen. Ob der Erhalt städ­ti­scher Zuschüs­se an Ver­ei­ne da so eine gute Idee sind (die CDU nutzt das als ein Argu­ment auf ihren Pla­ka­ten), müss­te dann zum Bei­spiel dis­ku­tiert wer­den. War­um – um bei die­sem Ein­zel­bei­spiel zu blei­ben – nicht hier etwas machen, was im Zusam­men­hang mit der Stu­di­en­ge­büh­ren­debat­te immer wie­der vor­ge­bracht wird, da aber m.E. nicht so sinn­voll ist (weil öffent­li­che Bil­dung etwas anders ist als die Unter­stüt­zung von Sport­ver­ei­nen): städ­ti­sche Zuschüs­se umstel­len von einem insti­tu­tio­nel­len Zuschuss an Ver­ei­ne auf ein an Per­so­nen (mög­li­cher­wei­se nur bestimm­te Per­so­nen­grup­pen wie Kin­der oder Men­schen mit gerin­gem Ein­kom­men) gekop­pel­tes Gut­schein­sys­tem, das bei Ver­ei­nen (das Spek­trum wäre fest­zu­le­gen) ein­ge­löst wer­den kann und dort finan­zi­el­le Zuschüs­se der Stadt bringt. Damit wäre eine sehr viel genaue­re und spar­sa­me­re Mit­tel­ver­wen­dung und ‑steue­rung möglich.

* Ver­glei­che z.B. aktu­el­le Mel­dun­gen im Spiegel

** P.S.: Weiß jemand eine güns­ti­ge, zwei bis drei Zim­mer gro­ße Erd­ge­schoß­woh­nung für jun­ges Paar mit Kind und Katze?

Seltsamer Politikwissenschafter

Vor eini­ger Zeit hat­te ich hier glau­be ich schon mal was dar­über geschrie­ben, dass ein Poli­tik­wis­sen­schaft­ler meint, den ver­her­ren­den Ein­fluss von Ben­ja­min Blüm­chen auf die Jugend bewei­sen zu kön­nen (vgl. Stu­die BPB). Ins­be­son­de­re ging es dabei dar­um, dass Bür­ger­meis­ter nicht als Respekts­per­so­nen dar­ge­stellt wür­den und NGOs zu posi­tiv weg kämen.

Nun bin ich über eine idw-Pres­se­mit­tei­lung gestol­pert, in der über einen Poli­tik­wis­sen­schaft­ler berich­tet wird, der die Ein­füh­rung eines Mehr­heits­wahl­rechts für Deutsch­land for­dert. Das sei nicht nur sta­bi­ler, son­dern auch gerech­ter, weil sonst „der Wahl­sie­ger (die Par­tei mit den meis­ten Wäh­ler­stim­men) häu­fig nicht die Regie­rung stel­len kann“. Nun ken­ne ich mich eigent­lich mit Poli­tik­wis­sen­schaf­ten aus, fin­de das aber einen über­aus dubio­sen Gerech­tig­keits­be­griff. Auch die Schluss­fol­ge­rung, dass ein sol­ches Wahl­sys­tem ja um eine klei­ne Lis­ten­wahl ergänzt wer­den kann, so dass die klei­nen Par­tei­en wei­ter im Bun­des­tag sit­zen, ohne jedoch zur Regie­rungs­bil­dung gebraucht zu wer­den, irritiert.

Der Name des Autoren die­ser Stu­die, Gerd Stroh­mei­er – no jokes with names – kam mir bekannt vor, und sie­he da: es ist der sel­be, der auch den ver­her­ren­den Ein­fluss früh­kind­li­cher Zei­chen­trick­fil­me unter­such­te. Und was Goog­le noch weiss: Stroh­mei­er ist auch Ver­trau­ens­do­zent der Orts­grup­pe Pas­sau der Hanns-Sei­del-Stif­tung. Die wie­der­um steht der CSU nahe. Ob dass etwas mit sei­nen wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen zu tun hat, weiss ich nicht. Sie pas­sen jeden­falls gut zusammen.

Schließ­lich spuckt Goog­le auch die per­sön­li­che Vita Stroh­mei­ers aus, und die zeigt vor allem eines: eine rasan­te Kar­rie­re. Der Mann ist zwei Mona­te jün­ger als ich, hat sei­ne Dis­ser­ta­ti­on („Moder­ne Wahl­kämp­fe“) inner­halb von weni­ger als zwei Jah­ren geschrie­ben, sei­ne Habil („Veto­spie­ler“) hat etwas mehr als zwei Jah­re gebraucht. Magis­ter­ar­beit, Diss und Habil alle am glei­chen Insti­tut an der Uni­ver­si­tät Pas­sau. Neben­bei hat er noch diver­se Inter­net­pro­jek­te bei ZEIT und SPIEGEL online betreut. Das gan­ze wur­de durch die Hanns-Sei­del-Stif­tung unter­stützt. Der neue Stern am Wis­sen­schaft­ler­him­mel – oder doch eher einer, der weiss, wie mit pro­vo­kan­ten The­sen Medi­en­auf­merk­sam­keit gewon­nen wer­den kann, ganz egal, wie gut oder schlecht die­se belegt sind?