Die Angst der (bürgerlichen) Gesellschaft vor dem Anderen

Nicht zum ers­ten Mal bei Grüns ent­schei­den sich Dele­gier­te spon­tan für jemand, die nicht zur Par­tei­pro­mi­nenz gehört, son­dern mit Frech­heit und Spon­ta­ni­tät über­zeugt. Ich fin­de das gut, und fin­de es auch voll­kom­men in Ord­nung, das Julia wei­ter­hin die Posi­tio­nen ver­tritt, für die sie sich auch schon in der GRÜNEN JUGEND stark gemacht hat. Dazu gehö­ren eine weit­ge­hen­de Dro­gen­frei­ga­be eben­so wie ein Rück­zug des Staa­tes aus der Regu­la­ti­on pri­va­ter Bezie­hun­gen. Also klas­si­sche links­li­be­ra­le Posi­tio­nen – der Schutz des Bür­gers und der Bür­ge­rin vor zuviel staat­li­cher Einmischung.
Die (bür­ger­li­che) Gesell­schaft reagiert dar­auf vor allem: ver­stört. Das lässt sich den Kom­men­ta­ren in Juli­as Blog eben­so ent­neh­men wie der Pres­se­be­richt­erstat­tung in der ZEIT und der BILD. Es gibt auch Pres­se­stim­men, die da etwas sach­li­cher ran­ge­hen – etwa die WAZ mit Meta­be­richt­erstat­tung über den Medi­en­rum­mel rund um Julia. Ins­ge­samt aber scheint mir doch vor allem eines durch­zu­schei­nen. Da hat­te sich die gesell­schaft­li­che Mit­te es so schön ein­ge­rich­tet mit den lang­wei­lig und ver­bür­ger­licht gewor­de­nen Alter­na­ti­ven. Und jetzt wird deut­lich, dass es doch noch gewis­se Dif­fe­ren­zen zwi­schen FDP und Grü­nen gibt. Was nicht sein darf, kann auch nicht sein – oder muss run­ter­ge­schrie­ben, ver­bal beschimpft (sie­he Blog­kom­men­ta­re) oder für ver­rückt erklärt werden.
Der Lack der Tole­ranz scheint dün­ner zu sein, als ich es nach den sie­ben Jah­ren rot-grü­ner Libe­ra­li­sie­run­gen erwar­tet hät­te. Was dar­un­ter zum Vor­schein kommt, ist nicht schön – aber auch kein Grund, aufzugeben.

Grundeinkommen und Grüne

Auf der Web­site zur BDK – auf der ja unter ande­rem ein Dis­kus­si­ons­pro­zess inner­halb der Grü­nen zur Fra­ge Grund­si­che­rung oder Grund­ein­kom­men gestar­tet wer­den soll – fin­det sich eine Samm­lung unter­schied­li­cher sozi­al­po­li­ti­scher Posi­tio­nie­run­gen – lesens­wer­tes Mate­ri­al für die­se Debat­te (nicht nur für den Bund, son­dern auch für Baden-Würt­tem­berg, wo ja eben­falls eine Posi­ti­on erar­bei­tet wer­den soll).

> Mate­ri­al­samm­lung Sozialpolitik

Was machen eigentlich PolitikerInnen nach der Politik?

Spie­gel Online berich­tet über eine aus mei­ner Sicht ziem­lich span­nen­de Stu­die: was machen Men­schen, die Berufs­po­li­ti­ke­rIn­nen gewor­den sind – z.B. als Abge­ord­ne­te im Bun­des­tag – wenn sie aus die­sem Man­dat aus­schei­den? Der Weg zurück ins „nor­ma­le Leben“ scheint in vie­len Fäl­len eher holp­rig zu sein.