Gestern fand das sehr gelungene erste Netzkulturfestival von Freiburg gestalten statt (umsonst und drinnen, nämlich in der wunderbaren Lokhalle). Kathrin Passig war auch da, und hat erbaulich über die seit 1982 nachweisbare Idee vorgetragen, dass das Netz kaputt sei und früher doch alles besser, schöner, utopischer war – bevor ungewaschene Barbaren und pubertierende Jungs Einzug in das jeweilige Kommunikationsmittel gehalten haben.
Kurz: Die Modelleisenbahn
Eine der netten Sachen daran, Kinder zu haben (und Eltern, die nichts wegwerfen ;-) …), ist es, Schätze aus der eigenen Kindheit wieder ans Licht zerren zu können. Zum Beispiel die Modelleisenbahn, mit der ich vor Jahrzehnten gespielt habe. Märklin H0, wobei mir das Landschafts- und Häuserbauen deutlich wichtiger war als der Zugverkehr, wenn ich mich richtig an diese Zeit erinnere. Die haben wir vor ein paar Tagen generationenübergreifend wieder aufgebaut; die lange Jahre vor sich hin rostende Lok wurde von meinem Papa wieder betriebsfähig gemacht, und auch die Schienen und der alte Trafo – Analogsteuerung – taten’s noch (na ja, mit ein bisschen Funkensprühen hier und da).
Ach ja, Fotos habe ich auch gemacht. Denen ist anzusehen, dass mein Jugendich Dinge gerne mal ein bisschen schief aufgeklebt hat; die Zeit hat das ihre dazu getan. Die ist in „Hügeln a.d.M.“ stehengeblieben, wo auch immer das liegen mag, und was auch immer in den 1950er-Jahre-Reihenhäuschen (die auch damals schon anachronistisch wirkten) so vor sich gegangen ist. Letzten Sonntag jedenfalls fuhr der Zug wieder.
Nostalgische Gefühle angesichts des Unistreiks
Studi-Streiks kommen so ungefähr alle drei bis fünf Jahre vor. Grade brandet es wieder auf. Aktiv involviert war ich in den Streik 1997/98 „Lucky Streik“. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. Der Streikt 97/98 hatte eine Besonderheit, wo heute längst Normalität vorzufinden ist – erstmals wurde das Internet als Medium der Kommunikation und Vernetzung verwendet. Heute ist bildungsstreik.org klares Web 2.0, jede besetzte Uni hat ihr eignes Blog und Twitter-Account (z.B. Freiburg Bildungsstreik2009 und @freiburgbrennt). Sind ja auch die „digital natives“. Oder?
Zurück in die Vergangenheit. Vor elf Jahren war die Tatsache, dass im Netz vernetzt und kommuniziert wurde, interessant genug, um das als Beispiel in einer Hausarbeit zur digitalen Demokratie anzuführen. Die verlinkten Aktions-Seiten sind leider längst tot oder bei Domaingrabbern gelandet. Der Text der aus Freiburg gepflegten Seite streik.de von damals liegt im Internetarchiv. Noch aufrufbar ist die wissenschaftliche und z.T. mediale Auseinandersetzung mit den Hochschulstreiks. Insbesondere Christoph Bieber hat sich damals hervorgetan – etwa mit einem Artikel in der taz, einem Essay in der Telepolis und anderem mehr.
Trotzdem bleibt eines: Relevanz erreicht der Streik nicht durch Vernetzung und Websites. Spürbar wird er dort, wo tatsächlich Hörsäle und Unigebäude besetzt sind und bleiben. Die haben längst WLAN – aber Websites, Mailinglisten oder Facebook-Groups bleiben letztlich Werkzeuge des Protests.
Warum blogge ich das? Vermutlich vor allem deshalb, weil ich eigentlich liebend gerne mitprotestieren würde – aber grade vor harten Deadlines stehe.
P.S.: Wie Bieber die aktuellen Bildungsproteste aus netzpolitischer Sicht sieht, steht bei futurezone.orf.at. Und auch das ZDF berichtet über die digitalen Vernetzungswege.
Lego, Lego, Lego!
Google feiert das auch …
Genau. Lego wird fünfzig Jahre alt, und ein Blog-Artikel von Joel Johnson bei BoingBoing Gadgets brachte mich dazu, zu realisieren, dass ich tatsächlich das „Galaxy Explorer“-Raumschiff hatte, das er da als erstes abfeiert. Ganz schön lange her. Mein letzter Lego-Kasten ist ein Mindstorm-Set, dass ich mir gegen Ende meines Studiums gekauft habe (Roboter, Informatik usw.). Die ganzen anderen Steine liegen heute irgendwo bei meinen Eltern, wild durcheinander. Und Zora ist noch zu klein dazu.
Angesichts der wichtigen Frage „Playmobil oder Lego“ (ganz klar letzteres) ist es jedoch nie zu früh zur frühkindlichen Markenprägung:
Zora hat zu Weihnachten Duplo bekommen
So ähnlich war das bei mir übrigens auch. Duplo gab es wohl noch nicht, als ich richtig klein war – bei meinen Schwestern dann schon. Aber ich erinnere mich noch gut daran, bei Besuchen meiner Großeltern mit den Legosteinen gespielt zu haben, die meiner Mama und meiner Tante gehörten. Keine Sondersets, sondern schlichte eckige Klötze. Wohl tatsächlich aus den spätern 1950ern, frühen 1960ern (vgl. Zeitlinie).
Beim Weihnachtsgeschenkkaufen ist mir aufgefallen, dass Lego inzwischen unglaublich ausdifferenzierte Sets anbietet (gilt für Duplo wie für die richtigen Steine). Irgendwie ist das schade. Erstens nervt die immer schneller werdende Modellfolge (Johnson schreibt zwischen den Zeilen ähnliches im oben genannten Blogeintrag bei Boing Boing Gadgets), und zweitens ist das tolle an Lego ja gerade, dass alles zusammenpasst, und dass – anders als bei Playmobil – so wenig vorgegeben ist. Für Zora haben wir deswegen auch nicht das Bauernhofset, das Stadtset und erst recht nicht das Kleine-Prinzessin-Set gekauft, sondern ziemlich schlichte Grundbausteine. Und, wie auf dem Foto nicht zu sehen ist (aber hier), Hund und Katze aus Nicht-Lego.
Warum blogge ich das? Nostalgie siegt über Plastik. Mehr zum Thema Playmobil gibt’s übrigens in der Magisterarbeit von Christian Haug.