Welche Themen die „öffentliche Meinung“ dominieren, und wie es dazu kommt, ist kompliziert (wer es näher wissen will: Medienwissenschaft und die soziologische Diskurstheorie geben Hinweise).
Zwei Dinge möchte ich aber festhalten. Erstens: nur weil etwas in der öffentlichen Meinungen dominant ist, heißt das noch lange nicht, dass es sich dabei um ein wichtiges Problem handelt, und umgekehrt gilt das gleiche: ein Thema kann wichtig sein, aber auch extrem uninteressant. Wir stecken mitten in einem gravierenden Klimawandel, und die Maßnahmen dagegen laufen schleppend an und greifen nicht. Es scheint ein statistisch nachweisbares Insektensterben zu geben. Die Digitalisierung wirft ziemlich viel um, darüber wie arbeits- und sozialpolitische Antworten aussehen könnten, wird kaum diskutiert. Weltpolitisch verschieben sich grade die Gewichte – welche Rolle soll und wird die EU dabei spielen? Auch darüber wird verhältnismäßig wenig geredet. Und wichtig sind diese Themen allesamt.
Zweitens: Journalist*innen und die klassischen Massenmedien tragen, auch wenn Auflagenzahlen zurückgehen, immer noch in starkem Maße dazu bei, was als öffentliche Meinung wahrgenommen wird. Hier liegt ein wichtiger Teil medialer Verantwortung. „Neue Medien“ tragen seit mindestens zehn Jahren dazu bei, Skandalisierbares zu skandalisieren. Und so richtig dominant für die öffentliche Meinung wird es, wenn klassische und neue Medien ineinander greifen und in einem gegenseitigen Resonanzprozess verstärken. Damit können Themen gesetzt werden. Hier lohnt der Blick auf die bereits 2017 durchgeführte Analyse des Monitors zu Talkshowthemen. Und hier liegt, ich wiederhole es noch einmal, eine massive Verantwortung der Medienschaffenden dafür, wie sich das gesellschaftliche Klima in Deutschland weiter entwickelt.