Ich fahre ja normalerweise gar nicht so viel Rad. Und das, obwohl ich autolos lebe. Also, ich meine, mal abgesehen vom werktäglichen Hinbringen und Abholen meiner Tochter in den eigentlich nur mit Rad irgendwie sinnvoll erreichbaren Waldkindergarten. Aber das zählt nicht so richtig.
Aus verschiedenen Gründen war ich in den letzten Tagen und Wochen etwas häufiger mit dem Rad unterwegs – zu IKEA, in die Stadt zum Arbeiten, zum grünen Büro oder auch zur Kreismitgliederversammlung. Dabei sind mir ein paar Dinge aufgefallen:
1. Nachdem sich der Frühling jetzt doch mal entschieden hat, so richtig durchzustarten, macht es wirklich Spaß, Rad zu fahren. Das gilt insbesondere für den vier Kilometer langen Dreisamuferradweg – kreuzungsfrei, ohne Autos, und mit einem Fluss an der Seite, der an manchen Stellen Meeresbrandung spielt. Schön!
2. Vom Rad aus wird so richtig sichtbar, dass Freiburg derzeit eine Baustellenstadt ist. Die Blaue Brücke ist noch immer gesperrt, d.h., wer von der einen Seite der Bahnlinie (z.B. der, auf der ich wohne) auf die andere will (z.B., um in der Innenstadt zu arbeiten), muss weiterhin Umwege fahren. Die werden klaglos hingenommen, haben sich etabliert, aber wie das werden soll, wenn dann demnächst auch die Kronenbrücke und die Stadtbahnbrücke saniert werden, ist mir nicht so ganz klar. Freiburg zweigeteilt?
3. Toll ist das Radwege-Informationssystem der Stadt, dass es inzwischen gibt. Im letzten Jahr habe ich es jedenfalls noch nicht bewusst wahrgenommen. Fast überall stehen Wegweiser, die den Radverkehr in die einzelnen Stadtteile und auf geeignete Straßen und Radwege lenken. Funktioniert sehr gut, scheint einen großen Teil des Stadtgebietes zu erfassen – und ist einzig und allein da schwierig, wo Scherzbolde die Wegweiser umgedreht haben (z.B. an der Auffahrt zur Dreisam vom Rieselfeld kommend).
4. Gerade auf den Expressradwegen (also z.B. besagtem Dreisamuferradweg) herrscht ein ganz schöner Verkehr. Wenn dann noch ein paar Angler (Anglerinnen habe ich keine gesehen) dazu kommen, oder sich zwei Räder mit Kinderanhänger begegnen, scheinen die zwei oder drei Meter Radweg auf einmal ziemlich eng. Und an der – stadtauswärts gesehen – rechten Seite lappt die Dreisam. Ein bißchen Mut zum Abenteuer gehört also noch immer zum städtischen Radfahren. Gilt auch für die Bahnhofsuntertunnelung als Teil der Blaue-Brücke-Umleitung, durch die viele ziemlich schnell durchbrausen. Und das sind alles Stellen, an denen keine Autos oder Straßenbahnen mitspielen – die gibt’s auch.
5. Normalerweise – vor allem im Winter – fahre ich von und zur Arbeit mit dr Straßenbahn. Das verbinde ich immer mit der Vorstellung, ein Buch oder die Zeitung lesen zu können (oder gar mobil zu twittern ;-). Die Vorstellung ist allerdings nur bedingt richtig – morgens habe ich meistens einen Sitzplatz, in der Schulrushhour mittags oder in der Berufsrushhour am späten Nachmittag wird’s in den Straßenbahnen eng und stressig. Auch wenn’s nicht möglich ist, beim Radfahren Zeitung zu lesen, ist die Fahrt durch die (Stadt-)Natur im Vergleich dazu doch deutlich angenehmer – und bietet ebenso die Möglichkeit, (in Maßen und vor allem auf den langen Expressradweg-Strecken) den Gedanken nachzuhängen.
Fazit: Rad zu fahren macht jetzt richtig Spaß und Freiburg als bekannt-berüchtigte Fahrradmetropole ist noch ein ganzes Stück fahrradfreundlicher geworden – trotz Baustellen und Umleitungen. Was ich spannend fände, wäre in einigen Stadtteilen eine Umsetzung des „shared-space“-Konzepts.
Warum blogge ich das? Weil’s mir heute mittag auf dem Rad an der Dreisam eingefallen ist.