Altes aus Xanga, Teil VII

Mon­day, Decem­ber 23, 2002

Google Doodle

Goog­le ist nicht nur der (un)umstrittene Such­ma­schi­nen­markt­füh­rer, son­dern hat auch einen Sinn für Humor. Unter bewuss­ter Miß­ach­tung der eige­nen Cor­po­ra­te Iden­ti­ty ändert sich das Goog­le-Logo regel­mäs­sig zu Fest­ta­gen und beson­de­ren Anläs­sen. Eini­ge Bei­spie­le sind hier verlinkt …

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2001)

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2002)

Kino: Son de Mar

Was pas­siert, wenn anti­ke Mytho­lo­gie moder­ni­siert und ver­filmt wird? Dann kommt ein Film wie Son de Mar her­aus – eigent­lich eine ein­fa­che Drei­ecks­ge­schich­te, aber sym­bol­haft auf­ge­la­den. Als Film-an-sich fand ich Son de Mar packend, aber fast zu sehr mit Kitsch und Ner­ven­kit­zel voll­ge­la­den. Als ver­film­te Mytho­lo­gie – ich muss­te an Chris­toph Rans­mayrs Letz­te Welt den­ken –, als eine gro­ße Anspie­lung auf die Odys­see, als Ant­wort auf die Fra­ge danach, wie die Lie­bes­ge­schich­te eines Uli­ses heu­te aus­se­hen kann, hat­te der Film durch­aus etwas. Dazu gehört gewi­ßer­ma­ßen auch das tra­gi­schen Ende, das mir eben­falls bes­ser in der grie­chi­schen Klas­sik als im Film auf­ge­ho­ben schien, und das ich viel­leicht lie­ber gele­sen als betrach­tet hätte. 

> ~~~~~son de mar~~~~~


Tues­day, Decem­ber 10, 2002

Das Ergebnis stimmt

Als Dele­gier­ter für den grü­nen Bun­des­par­tei­tag in Han­no­ver gehö­re ich zu denen, die mit ihrer Stim­me dazu bei­getra­gen haben, dass die Zwei­drit­tel­mehr­heit für die Aus­set­zung der Tren­nung von Amt und Man­dat nicht erreicht wur­de. Ich bin nicht ganz glück­lich mit dem Weg (d.h. mit einer knap­pen Sperr­mi­no­ri­tät bei einer sehr kon­tro­ver­sen Fra­ge statt mit Ein­sicht bei Fritz Kuhn und Clau­dia Roth), wohl aber mit dem Ergeb­nis: Im Früh­jahr 2003 kann jetzt über die Fort­füh­rung oder Auf­he­bung der Tren­nung von Amt und Man­dat urab­ge­stimmt wer­den, ohne dass die­se Fra­ge der inner­par­tei­li­chen Demo­kra­tie mit einer bestimm­ten Per­so­nal­ent­schei­dung ver­quickt wäre. Im Gegen­satz zu eini­gen ande­ren Mit­glie­dern der Grü­nen glau­be ich näm­lich nicht, dass jeg­li­che Sat­zungs­re­ge­lun­gen voll­kom­men sinn­los ist und es am bes­ten wäre, alles der frei­en Ent­schei­dung der jewei­li­gen Dele­gier­ten zu über­las­sen. Demo­kra­tie tut manch­mal weh, gera­de, wenn es dar­um geht, die Eta­blie­rung von Macht­zirk­len ein­zu­schrän­ken. Und Ent­schei­dun­gen, die weh­tun, wer­den im Rausch des Augen­blicks häu­fig nicht ger­ne gefällt. Da ist es also sinn­voll, wenn eine Sat­zung – die dann aber auch akzep­tiert wer­den muss – Din­ge erzwingt.

Natür­lich gibt es auch mit Sat­zungs­re­ge­lun­gen Macht­zu­sam­men­bal­lun­gen usw. – etwas ande­res anzu­neh­men, wäre höchst naiv und wür­de viel zu viel von dem demo­kra­ti­schen Tool Sat­zung ver­lan­gen. Aber das Stück, das eine Sat­zung zu gere­gel­ten Macht­struk­tu­ren bei­tra­gen kann, das soll eine Sat­zung auch dazu bei­tra­gen, fin­de ich.

Zurück zum Par­tei­tag: Das Ergeb­nis fin­de ich gut, und hof­fe, dass der neue Vor­stand jetzt eben nicht als geun­ke­rufter Ãœber­gangs­vor­stand behan­delt wird, son­dern sich in die Rei­he erfolg­rei­cher grü­ner Bun­des­vor­stän­de ein­reiht. Und dazu hof­fe ich, wer­den nicht nur Büti­ko­fer und Beer, son­dern auch Men­schen wie die Bei­sit­ze­rIn­nen Kat­ja Husen und Omid Nou­ri­pour bei­tra­gen – die übri­gens bei­de für den von Josch­ka Fischer ange­mahn­ten Gene­ra­ti­ons­wech­sel in der Par­tei stehen.

Und noch ein letz­tes Wort zum Par­tei­tag: Scha­de war es, dass über die Sat­zungs­fra­gen – und auch wol­kig und mehr als Schau­lau­fen über die poli­ti­sche Lage – sehr lan­ge dis­ku­tiert wur­de, und dar­über vie­le vie­le Anträ­ge aus den Kreis­ver­bän­den schlicht und ein­fach ver­tagt wur­den, was oft gleich­be­deu­tend mit igno­riert wer­den ist. Dazu gehört auch ein Antrag aus Frei­burg, in dem die Bei­be­hal­tung einer 50%-BahnCard von der Bahn AG gefor­dert wird. Hier wäre ein grü­nes Signal schön gewesen.


Sun­day, Novem­ber 10, 2002

Was wäre, wenn …?

Ham­mer­schmitt, Mar­cus (2002): Poly­Play. Ham­burg / Ber­lin: Argu­ment. 187 Sei­ten, 12 Euro.

Ein Buch, zu dem sich lei­der nicht all­zu­viel sagen lässt. Nicht, weil es nicht von Inter­es­se wäre, son­dern weil es zuviel vor­weg­neh­men wür­de. Auf den ers­ten Blick ist das Buch harm­los – so harm­los, dass die Fra­ge auf­kommt, ob es nicht etwas unter dem Niveau von Ham­mer­schmitt ange­sie­delt ist. Eine Alter­na­tiv­welt­ge­schich­te, in der im Set­ting »DDR hat die BRD nach der Wen­de über­nom­men« Kom­mis­sar – nein, Ober­leut­nant – Kra­mer in einem Mord­fall ermit­telt, bei dem Jugend­sze­nen und Auto­ma­ten­spiel­ge­rä­te plötz­lich in Ver­bin­dung mit einer Sta­si-Ver­schwö­rung geraten.

Die Alter­na­tiv­welt-DDR sieht plau­si­bel aus, fast schon put­zig, und auch die ab und zu hin­ein­schnei­en­den Lehr­stun­den über die Geschich­te (im Schul­un­ter­richt, beim Zap­pen durchs Fern­seh­pro­gramm) wir­ken erst ein­mal so, als wür­de es hier dar­um gehen, sich vor­zu­stel­len, wie es denn hät­te gewe­sen sein kön­nen, wenn im Jahr 2000 in einer grö­ße­ren und für die Welt wirt­schaft­lich und poli­tisch extrem wich­ti­gen DDR statt­ge­fun­den hät­te. Ob da Rekla­me hängt, wie die Wes­sis sich auf­füh­ren, etc. War­um soll­te es so gewe­sen sein? Ham­mer­schmitts Erklä­rung erweckt den Anschein, plau­si­bel zu sein: wirt­schaft­li­che Pro­ble­me im Wes­ten, eine Abschot­tungs­po­li­tik in Ost­asi­en, inter­ne Strei­tig­kei­ten in den USA, und die – hand­ge­we­del­te – Ent­de­ckung einer omi­nö­sen neu­en Tech­no­lo­gie (der »Mül­ler-Loh­mann-Pro­zess«), die die DDR bald füh­rend auf dem Gebiet der Mikro­elek­tro­nik macht: Flach­bild­schir­me, Mobil­funk­te­le­fo­ne (»Mobis«), und wirt­schaft­li­cher Erfolg. Das Leben im plu­ra­lis­ti­schen Sozia­lis­mus sieht gar nicht mal so übel aus – und auch die klei­nen Fies­hei­ten (Josch­ka Fischer als Außen­mi­nis­ter der DDR und Kron­prinz des Staats­rats­vor­sit­zen­den, auch die Tages­zei­tung gibt’s wei­ter­hin) tra­gen eigent­lich nur dazu bei, dass Bild abzu­run­den. Dane­ben dann noch ein zwei­ter Hand­lungs­strang auf einer See­fes­tung, hat auch irgend­was mit Daten und Com­pu­ter­kri­mi­na­li­tät zu tun.

Soweit, so gut. Aber irgend­wann wird dann deut­lich, dass Ham­mer­schmitt den Leser oder die Lese­rin über etwas ganz ande­res beleh­ren möch­te: über die Unmög­lich­keit, in Sci­ence Fic­tion nicht nur plau­si­ble, son­dern tat­säch­lich funk­ti­ons­fä­hi­ge Alter­na­tiv­wel­ten durch­zu­spie­len, über die Fähig­keit des Men­schen, über­all Mus­ter und Gestal­ten zu erken­nen, und Wider­sprü­che hin­zu­neh­men. Das Ende ist über­ra­schend, und wer zu lan­ge mit­spielt, mag es auch scho­ckie­rend emp­fin­den. Denn das Ziel des Expe­ri­ments stellt sich als ein ganz ande­res her­aus – über das mehr zu sagen das Lesen des Romans doch beein­träch­ti­gen wür­de. Und damit ist schon fast zuviel verraten.


Satur­day, Novem­ber 02, 2002

Internet ist keine Einbahnstraße

Jeden­falls fän­de ich Kom­men­ta­re zu mei­nen Kom­men­ta­ren ganz nett. Direk­te Reak­tio­nen zu den Tex­ten funk­tio­nie­ren lei­der nur, wenn mensch sich selbst bei XANGA anmel­det, was ja nun nicht unbe­dingt sein muss – aber wer möch­te, kann sich auch in mei­nen „guest book“ ver­ewi­gen. (Und irgend­wann in fer­ner Zukunft ist das gan­ze hier viel­leicht auch mal ein Wiki statt ein Blog, dann wär’s noch eine gan­ze Spur interaktiver …).

Altes aus Xanga, Teil VI

Satur­day, Novem­ber 02, 2002

Zusammen bahnfahren

Ich glau­be zwar immer noch dar­an, dass sich auch poli­tisch noch etwas am neu­en Bahn­preis­sys­tem ändern las­sen könn­te – bei­spiels­wei­se die Bei­be­hal­tung der „alten“ 50%-BahnCard, ent­we­der als Ange­bot spe­zi­ell für Men­schen in Aus­bil­dung (und damit in der ‚for­ma­ti­ven‘ Pha­se des Bahn­fah­rens), oder aber als all­ge­mei­nes Ange­bot, das dann eben in der Anschaf­fung teu­rer ist und sich nicht mit den neu­en Rabat­ten kom­bi­nie­ren lässt. Des­we­gen ste­he ich auch unter einem ent­spre­chen­den Antrag für den nächs­ten Par­tei­tag von Bünd­nis 90/Die Grünen.

Soll­te die Bahn sich aber tat­säch­lich nicht erwei­chen las­sen und kom­pro­miss­los bei ihrem Sys­tem blei­ben, gibt’s immer­hin einen Licht­blick (und zwar schon in min­des­tens drei Inkar­na­tio­nen) – näm­lich inter­net­ba­sier­te Mit­rei­se­zen­tra­len für Bahn­rei­sen­de. Neben kom­mer­zi­el­len Ange­bo­ten bie­tet auch der alter­na­ti­ve Ver­kehrs­club Deutsch­land unter der URL www.ticket-teilen.de inzwi­schen ein Bahn-Sha­ring-Por­tal. Gute Idee, und viel­leicht lässt sich so – über den Umweg, ähm, zivil­ge­sell­schaft­li­chen Enga­ge­ments – doch eini­ges an neu­en Instru­men­ten in das ganz schnell unbe­weg­li­che neue Bahn­preis­sys­tem ein­bau­en. Inno­va­ti­on nennt sich sowas, oder?

P.S.: Auf mei­nen Brief hat die Bahn bis­her noch nicht geant­wor­tet. Und wer sein bis­he­ri­ges eige­nes Bahn­preis­sys­tem für so kom­pli­ziert erklärt, dass noch nicht mal Ein­stein es ver­steht (wie aktu­ell in der Wer­bung zu sehen, und wie heu­te zu recht in der taz kri­ti­siert), der muss irgend­wie ein ziem­lich komi­sches Bild sei­ner Mit­ar­bei­te­rIn­nen und Kun­dIn­nen haben. Aber was soll mensch auch von einem Bahn­chef Meh­dorn erwar­ten, der öffent­lich zugibt, es nicht län­ger als vier Stun­den in sei­nen eige­nen Zügen aus­zu­hal­ten? Und der – klar – erst­mal von sich auf ande­re schließt?


Thurs­day, Octo­ber 24, 2002

Ein USA-Deutschland-Vergleich

Nicht nur ange­sichts der mehr oder weni­ger aktu­el­len Kli­ma­ab­küh­lun­gen zwi­schen den bei­den Regie­run­gen (inkl. angeb­lich dann doch nicht exis­tie­ren­den For­de­run­gen) fin­de ich fol­gen­den Text ziem­lich span­nend – ein seit eini­gen Jah­ren in den USA leben­der Deut­scher beschreibt sei­ne Sicht der Unter­schie­de zwi­schen bei­den Kulturen.

> Com­pa­ri­son USA-Germany


Satur­day, Octo­ber 19, 2002

Kick it like Beckham

„Foot­ball vs. Indi­an coo­king.“ (The four word film review: Phoe­be, Aus­tra­lia)

Vor­ne­weg soll­te ich viel­leicht sagen, dass ich eher unsport­lich bin. Dass ich Fuß­ball mehr oder weni­ger für etwas schreck­li­ches hal­te, besten­sfalls für ein sozi­al­wis­sen­schaft­lich ana­ly­sier­ba­res Mas­sen­phä­no­men. Dass mei­ne Freun­din da ande­rer Mei­nung ist. Und dass mir „Kick it like Beck­ham“ (Bend it like Beck­ham) trotz­dem wirk­lich gut gefal­len hat. 

Der Film ist ein Mär­chen­film, soviel ist schon mal klar. Es ist ganz offen­sicht­lich, dass eini­ges an der Sto­ry mit dem Hap­py-End unrea­lis­tisch ist. Oder stimmt es wirk­lich, dass Fuß­ball­spie­le­rIn­nen ganz ohne Trai­ning in den Wochen davor und has­tig ohne Auf­wär­men ein­ge­wech­selt sofort von Talent­scouts ent­deckt wer­den? Aber das macht nichts; der Film ist trotz­dem (oder viel­leicht auch gera­de des­we­gen) toll. Und für eine Komö­die erstaun­lich ernsthaft.

Kurz zur Sto­ry: Jess, eigent­lich Jes­min­der, so aber nur von ihrer Mut­ter genannt, ist eine typi­sche indi­sche Bri­tin, macht gera­de ihr Abitur und hat eine gro­ße Lei­den­schaft: Fuß­ball. Sie spielt fan­tas­tisch und träumt davon, Fuß­bal­le­rin zu wer­den – bis­her spielt sie nur im Park mit ein paar Jungs aus der Gegend. Dort beob­ach­tet Jules sie, und nimmt sie mit zum Trai­ning der Frau­en­fuß­ball­mann­schaft. Cool – nur lei­der wis­sen Jess‘ Eltern nichts davon, und wenn sie was wüss­ten, wäre das gar nicht gut. Und natür­lich kommt es, wie’s kom­men muss: alle Tar­nung hilft nichts, Jess spielt ein­fach zu gut, als dass es ihre Eltern nicht mit­krie­gen wür­den. Und das Unglück mit Hap­py-End nimmt sei­nen Lauf. 

Neben­bei spie­len dann noch die Hoch­zeit ihrer Schwes­ter Pin­ky, die gro­ße Bedeu­tung des Zube­rei­ten­kön­nens eines ech­ten indi­schen Mahls für ihre Mut­ter und das Cri­cket-Team, in der Jess‘ Vater nicht spie­len durf­te, wich­ti­ge Rol­len. Mehr zu sagen wäre wahr­schein­lich zuviel ver­ra­ten. Nur soviel: Tony steht auf Beck­ham, Jess auf Joe, und Jules ist nicht les­bisch, auch wenn das in man­chen Zei­tungs­be­rich­ten anders klang und ihre Mut­ter davon über­zeugt ist.

Abge­se­hen von den mär­chen­haf­ten Zufäl­len ist Kick it like Beck­ham glau­be ich ein Film, der ziem­lich gut das Leben in einer hybri­den Gesell­schaft mit all sei­nen Chan­cen, Dop­pel­deu­tig­kei­ten und Pro­ble­men deut­lich macht. Und dabei gleich­zei­tig ziem­lich unter­halt­sam ist.

> Offi­zi­el­le Web­site des Films

> Rezen­si­on auf Programmkino.de


Fri­day, Octo­ber 11, 2002

Koalitionsverhandlungen

Nur ein klei­ner Hin­weis auf einen Stim­mungs­be­richt über die Koal­ti­ons­ver­hand­lun­gen in Spie­gel Online: 

> Tage der bit­te­ren Wahr­heit: War­te nur ein Weil­chen… – Poli­tik – SPIEGEL ONLINE


Wed­nes­day, Octo­ber 09, 2002

Koalitions… ja, was eigentlich?

Zur Zeit wird dar­über ent­schie­den, was im Koali­ti­ons­ver­trag von SPD und Grü­nen ste­hen wird. Neu­en Pres­se­be­rich­ten ist zu ent­neh­men, dass die SPD inzwi­schen wie­der zu ihrem alten Dog­ma zurück­ge­fun­den hat: Das, was wir wol­len, ist rich­tig, alles ande­re ein gro­ßes Zuge­ständ­nis. Aber auch klei­ne­re Indi­zi­en wei­sen dar­auf hin, dass die lau­fen­den Aus­ein­an­der­set­zun­gen von den bei­den Par­tei­en ganz unter­schied­lich gewer­tet wer­den. So ist auf der Web­site von Bünd­nis 90/Die Grü­nen die Rede davon, dass hier die Ver­hand­lun­gen für die Koali­ti­on ’02-’06 stattfinden:

Grüne: Die Verhandlungen

Bei der SPD dage­gen ist von Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen nichts zu sehen. Hier sind es schlicht (ganz in rot gehal­te­ne) Koali­ti­ons­ge­sprä­che:

Gespräche

Das lässt als Indiz für das Ver­hand­lungs­kli­ma und die Bewer­tung und Umset­zung der Ergeb­nis­se nichts gutes ahnen. Sind doch Gesprä­che eher etwas unver­bind­li­ches, die SPD hört sich mal an, was denn die Grü­nen zu ihren Plä­nen sagen. Ver­hand­lun­gen signa­li­sie­ren dage­gen: wir haben die glei­che Augen­hö­he, wir han­deln gemein­sam etwas aus, zu dem wir dann bei­de stehen. 

Nicht jedes unglück­li­che Omen muss sich letzt­lich als sol­ches erwei­sen. Die letz­ten Tage hel­fem einem aber nicht gera­de, dar­an zu glau­ben, dass das SPD-Team (übri­gens: sechs Män­ner und eine Frau; bei den Grü­nen steht’s 4:3) irgend­ei­nen Zwei­fel dar­an lässt, dass das ver­än­der­te Grö­ßen­ver­hält­nis am bes­ten kom­plett igno­riert wer­den soll­te. Hof­fen wir, dass es nicht dabei bleibt.

> BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bundespartei

> SPD

Altes aus Xanga, Teil V

Mon­day, Octo­ber 07, 2002

Bahn nicht nett

In der taz von heu­te (07.10.2002) war ein halb­sei­ti­ge Farb­an­zei­ge der Deut­schen Bahn AG geschal­tet, in der für das neue Preis­sys­tem gewor­ben wird. Die hat mich zu fol­gen­dem Brief an die Bahn animiert …

Sehr geehr­te Damen und Herren,

in der taz (die tages­zei­tung) von heu­te haben Sie auf S. 9 eine Anzei­ge mit dem Slo­gan „Seit Jah­ren kri­ti­sie­ren Sie unse­re Prei­se. War­um machen Sie Ihre Prei­se nicht selbst?“ geschal­tet. Net­te Idee – aller­dings fin­de ich die Anzei­ge dann doch ziem­lich frech und möch­te Ihnen auch ger­ne erklä­ren, war­um. Kurz gesagt: Ich mache mir schon jetzt mei­ne Prei­se selbst und bin mit dem alten Preis­sys­tem samt sei­ner Fle­xi­bi­li­tät ziem­lich zufrie­den. Wie das geht? Als Besit­zer einer Bahn­Card sen­ke ich mir die Prei­se gleich mal um 50%. Und wenn ich eine län­ge­re Rei­se pla­ne (meis­tens bin ich nur für ein oder zwei Tage weg, lei­der genau die Ziel­grup­pe, die Ihr neu­es Sys­tem nicht vor­sieht), dann nut­ze ich z.B. den Supersparpreis. 

Sie neh­men mir also die Frei­heit, mir mei­ne Prei­se „selbst zu machen“. Indem Sie die für mich beson­ders wich­ti­ge Fle­xi­bi­li­tät aus dem Bahn­preis­sys­tem neh­men, und indem Sie die Bahn­Card auf 25% Ermäs­si­gung redu­zie­ren. Fin­de ich nicht nett, und so zu tun, als sei­en die Kun­den bis­her dumm gewe­sen, fin­de ich auch nicht nett.

Schö­ne Grüsse,

Till Wes­ter­may­er

P.S.: Übri­gens bin ich mir ganz sicher, dass die Bahn­prei­se auch in 2003 noch hef­tig in der Kri­tik ste­hen wer­den. Denn gra­de auf kür­ze­ren Stre­cken und im fle­xi­blen Nut­zungs­be­reich sind sie kon­kur­renz­los hoch. Ich wer­de wei­ter­hin Bahn fah­ren – wäre aber sehr dank­bar für eine ande­re Preis­po­li­tik (die nicht auf Früh­früh­bu­cher und Groß­grup­pen setzt), und für eine Stra­te­gie, die erst­mal dar­auf setzt, die jet­zi­gen Kun­den zu hal­ten statt neue dazuzugewinnen.

> Pres­se-Infor­ma­ti­on Personenverkehr


Thurs­day, Octo­ber 03, 2002

Na sowas …

Ab und zu über­kommt mich das Ver­lan­gen, mich dem Ego-Sur­fen (2) hin­zu­ge­ben. Was ich dann meist auch tue. Dabei stößt mensch auf aller­hand erstaun­li­ches: Dop­pel­gän­ger! Zita­te mei­ner Haus­ar­bei­ten in ande­ren Haus­ar­bei­ten, samt ordent­li­cher Lite­ra­tur­an­ga­be! Unterschriftensammlungen!

Oder aber auch die Tat­sa­che, dass im letz­tes Jahr im Novem­ber einen Bei­trag in de.rec.sf.misc geschrie­ben habe, in dem ich mich über die Unmög­lich­keit eines Uni­ver­sal­trans­la­tors aus­ge­las­sen habe (so wie in StarT­rek) – und dass die­ser Bei­trag dann im „Net­di­gest“ auf­ge­nom­men wur­de: (Best of Net­di­gest – Monat­lich die humor­volls­ten Bei­trä­ge des Use­net). Und weil’s so nett ist, wird der Bei­trag hier­mit von mir wiederveröffentlicht 

From: till@tillwe.de (Till Wes­ter­may­er)
News­groups: de.rec.sf.misc
Sub­ject: Re: [Andro­me­da] Wer ist Trance Gemi­ni
Date: 23 Oct 2001 18:15:00 +0200
Mes­sa­ge-ID: <8BRS9iXdbzB@westermayer-74391.user.cis.dfn.de>

[23.10.01: Ochsensepp@t‑online.de]

>Man braucht z.B. nur dar­an den­ken, daß der Text, den
>ich gera­de hier tip­pe, nicht in die­ser Form zum Ser­ver
>über­tra­gen, son­dern vor­her in eine com­pu­ter­ge­rech­te
>Spra­che digi­ta­li­siert wird. Auch eine Art von
>„Trans­la­tor“. Aller­dings mit der Ein­schrän­kung, daß hier
>kein bewuß­tes Ver­ste­hen des Tex­tes not­wen­dig ist.

Argl. Nein. Du ver­wech­selst ver­schie­de­ne seman­ti­sche Ebe­nen (oder, um’s infor­ma­ti­ons­tech­nisch aus­zu­drü­cken: Pro­to­koll­schich­ten). Natür­lich hast Du recht, dass es kei­nen Unter­schied macht, ob Infor­ma­ti­on jetzt per Laser an/aus oder per Schall oder per Infra­schall oder wie auch immer über­tra­gen wird. Aber mal abge­se­hen davon, dass unser hypo­the­ti­scher Uni­ver­sal­trans­la­tor dann auch noch ein gigan­ti­sches Feld an mög­li­chen bedeu­tungs­tra­gen­den Fre­quenz­be­rei­chen im elek­tro­ma­gne­ti­schen Spek­trum abde­cken müss­te, gibt’s fol­gen­des Problem:

Ebe­ne A Inhal­te, Bedeutungen

Ebe­ne B Gram­ma­tik, Syn­tax und Mor­phe­me, Wörter

Ebe­ne C Lau­te, Pho­ne­me, Töne

Ebe­ne D Schall / Fre­quenz­be­reich
(‚bedeu­tungs­lo­se Information‘)

So mal irgend­wie adhoc. Ein Uni­ver­sal­trans­la­tor zwi­schen einer bekann­ten und einer unbe­kann­ten Spra­che muss nun fol­gen­des leisten:

Auf Ebe­ne D erken­nen, was Infor­ma­ti­on und was ‚Rau­schen‘ ist; wel­cher Fre­quenz­be­reich zur Infor­ma­ti­ons­über­tra­gung ver­wen­det wird, wel­che Kon­fi­gu­ra­tio­nen davon über­haupt Sinn erge­ben. ((Als Bei­spiel, um’s deut­li­cher zu machen: Eine Text­sei­te, auf der ver­schie­de­nen­far­bi­ge Schnör­kel abge­druckt sind. Spie­len die Far­ben der Schnör­kel eine Rol­le oder nicht? Oder geht es nur um die Form? Oder ande­res Bei­spiel: im Chi­ne­si­schen ist auch die Ton­hö­he rele­vant, bei uns eher nicht …))

Wenn Ebe­ne D geklärt ist, kommt Ebe­ne C dran: Von wo bis wo geht ein Pho­nem („ein Buch­sta­be“), wo fan­gen neue Wör­ter an? ((Das ist für die maschi­nel­le Erken­nung mensch­li­cher gespro­che­ner Spra­che bis heu­te ein nicht ganz ein­fach zu lösen­des Pro­blem, wes­we­gen z.B. bei Dik­tier­pro­gramm rela­tiv gro­ße Pau­sen zwi­schen Wör­tern not­wen­dig sind.
Plas­ti­sches­bei­spiel­was­ge­hört­hier­zu­wel­chem­wort­da­zu­und­wo­her­weisst­du, dass der Anfang die­ses Sat­zes rich­tig „Plas­ti­sches Bei­spiel: was gehört hier …“ lau­tet und nicht „Plas Tisch Es bei Spiel­wasg! E Hört­hi­er! …“ ist?))

Wenn auch C erfolg­reich ent­schlüs­selt ist (es geht natür­lich hier­bei nicht wirk­lich immer nur in eine Rich­tung: schon bekann­tes Wis­sen auf den höhe­ren Ebe­nen kann umge­kehrt auch hel­fen, die wei­ter unten lie­gen­den Ebe­nen zu ent­schlüs­seln – wenn Du z.B. schon weisst, dass ‚Tisch‘ und ‚Es‘ kor­rek­te Wör­ter (Ebe­ne B!) sind, dann liegt die Inter­pre­ta­ti­on „Plas Tisch Es bei Spiel­wasg!“ natür­lich nahe …), wenn also C erfolg­reich ent­schlüs­selt ist, geht es um B – einer­seits um die Fra­ge, wel­che Wör­ter und Wort­bruch­tei­le exis­tie­ren, und ande­rer­seits um die Fra­ge, nach wel­chen Regeln die­se in wel­chen For­men wie anein­an­der­ge­fügt wer­den dür­fen. Wo hören Sät­ze auf, was sind Ver­ben und Nomen (oder äqui­va­len­te Kon­zep­te in ande­ren Denk­sche­ma­ta), etc. Auch dies ist ein rela­tiv kom­ple­xes Gebiet, vor allem dann, wenn die Ver­mu­tung stimmt, dass Men­schen eine gene­tisch ver­an­ker­te Uni­ver­sal­gram­ma­tik ver­wen­den, in der ver­an­kert ist, dass Din­ge wie Suf­fi­xe, Prä­fi­xe, … mög­lich sind, und kul­tu­rel­le Prä­gung nur noch dar­über ent­schei­det, wel­cher Teil der Uni­ver­sal­gram­ma­tik akti­viert und wel­cher zurück­ge­drängt wird. Also, kurz gesagt, auch hier gibt es eine gan­ze Men­ge not­wen­di­ges Wis­sen und sehr viel Rätselraten.

Und nach D, C und B bleibt immer noch Ebe­ne A. Du hast also als Uni­ver­sal­trans­la­tor erfolg­reich erkannt, dass die Ton­hö­he irrele­vant ist, die Laut­stär­ke aber sehr wich­tig und dass auch die Geschwin­dig­keit, mit der etwas gespro­chen wird (Fre­quenz­be­reich bis 140 KHz …) infor­ma­ti­ons­hal­tig ist. Die in vage Sym­bo­le über­setz­te Laut­fol­ge „Plas­ti­sches­bei­spiel­was­ge­hört­hi­er …“ hast Du eben­falls erfolg­reich in die rich­ti­gen Wort­be­stand­tei­le zer­legt und auch erkannt, was gram­ma­ti­ka­lisch was für eine Funk­ti­on hat. Als Ergeb­nis des DCB- Ana­ly­se­pro­zess stehst Du jetzt als vor fol­gen­der Information:

„Plas (Verb, Ver­gan­gen­heits­form weib­lich) Tisch (Ver­weis auf) Es (Höf­lich­keits­par­ti­kel, weib­lich) Bei (Namens­be­stand­teil) Spiel­wasg (Amts­be­zeich­nung, weib­lich)! E (Verb, Ver­gan­gen­heits­form, plu­ral) Hört­hi­er (Amts­be­zeich­nung, männlich)!“

Jetzt musst Du nur erra­ten, dass „Plas“ die Ver­gan­gen­heit eines Verbs „plut­schig“ ist, was soviel wie „grüs­sen, küs­sen, umar­men, Sex haben mit, aufs innigs­te has­sen“ bedeu­tet, dass „Tisch“ immer auf eine unter­ge­ord­ne­te Per­son bezo­gen ist, die aber trotz­dem („Es“!) höf­lich behan­delt wird, dass „Bei“ ein häu­fi­ger Vor­na­me ist und das „Spiel­wasg“ ein Amt in der Reli­gi­ons­re­gie­rungs­form die­ser Wesen ist, dass unge­fähr mit „Mätres­se der zöi­ba­t­är leben­den Hohenpriester/in“ über­setz­bar wäre, was natür­lich nichts über die immense Bedeu­tung die­ses Amtes aussagt.

Außer­dem musst Du erra­ten, dass ‚Ich‘ immer weg­ge­las­sen wer­den kann bezie­hungs­wei­se schon in der Ver­gan­gen­heits­form „Plas“ von „Plut­schig“ ent­hal­ten ist. Wenn Du dann noch errätst, dass „E“ soviel wie „Bedau­ern, Sym­pa­thie haben mit, Ver­ach­ten“ bedeu­tet (eine Form des Verbs ‚etschig‘), und dass „Hört­hi­er“ wört­lich zwar „Was­ser­trä­ger der Mätres­se“ über­setzt wäre, aber seit zwei­hun­dert Jah­ren die Bezeich­nung für einen Kreis von hohen Wür­den­trä­gern ist, die über den Umweg von pla­to­ni­schen oder auch ande­re Bezie­hun­gen mit der Mätres­se der jeweils herr­schen­den Hohenpriester/in gro­ßen Ein­fluss auf die Regie­rungs­po­li­tik haben. Außer­dem musst Du noch wis­sen, dass Gegen­über­stel­lun­gen wie „so dass“, „aber“, … meis­tens ein­fach weg­ge­las­sen wer­den – „das Gute und das Böse spricht für sich“

Sobald als die DCB-Anayl­se vor­liegt und die ein­fa­chen Rate­spie­le auf A gelöst wor­den sind (was dum­mer­wei­se z.T. tief­rei­chen­de eth­no­gra­phi­sche und sozi­al­wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en erfor­dert ), kann der Uni­ver­sal­trans­la­tor sich dran­ma­chen, und fol­gen­den Out­put generieren:

„(Ich) hat­te (den auf Haß­li­e­be auf­bau­en­den selbst­zer­stö­re­ri­schen) Sex, (der für die Arbei­ter­kas­te unse­rer Spe­zi­es typisch ist,) mit der eigent­lich ver­ach­tens­wer­ten, aber natür­lich sehr zu ehren­den Mätres­se Bei, (aber) (ich) (bin jetzt in der Lage, dar­aus die Schluss­fol­ge­rung zu zie­hen, dass) mein (mit­lei­dig-ver­ach­ten­de) Mit­ge­fühl dem Rat der Was­ser­trä­ger zu gel­ten gehabt hätte.“

((Und jetzt musst Du natür­lich noch wis­sen, dass die Dir gegen­über­ste­hen­de Per­son eigent­lich nur damit prah­len will, dass sie in einem rela­tiv nahen, aber in der poli­ti­schen Struk­tur die­se Leu­te eher unwich­ti­gen Ver­wandt­schafts­ver­hält­nis mit einem der Was­ser­trä­ger steht, und dass sie das tut, weil damit tra­di­tio­nell Ver­kaufs­ge­sprä­che begon­nen wer­den. Und dass die rich­ti­ge Ant­wort wäre: „(Ich) bedaue­re (aber bin eigent­lich nei­disch) zutiefst das schreck­li­che Schick­sal des eigent­lich ver­ach­tens­wer­ten, aber natür­lich sehr zu ehren­den Mit­ge­schöp­fes, des­sen Namen zu erfah­ren ich nicht wür­dig bin (obwohl) mein eige­ner Onkel einen der Was­ser­trä­ger auf­ge­fres­sen gehabt hät­te (wenn er den jemals in der Haupt­stadt Kramsnbdta gewe­sen wäre)“))

(((Also viel Spaß dabei, die­sen Leu­ten zu erklä­ren, war­um sie sich in der nächs­ten hal­ben Stun­de der För­de­ra­ti­on anschlies­sen müs­sen, wenn sie nicht ihren Pla­ne­ten ver­lie­ren wol­len und zu elen­dig behan­del­ten Skla­ven der Kei­ne­ah­nung­wer werden)))

Fazit: Bis­her ist es der KI nicht gelun­gen, einen wirk­lich funk­ti­ons­fä­hi­gen Simul­tan­über­set­zer zwi­schen zwei bekann­ten gespro­che­nen Spra­chen, die letzt­lich auf iden­ti­schen bio­lo­gi­schen Grund­la­gen beru­hen, zu kon­stru­ie­ren. Durch frem­de und unbe­kann­te bio­lo­gi­sche und sozio­kul­tu­rel­le Grund­la­gen ohne jede Vor­ar­beit wird die­ses Pro­blem nicht wirk­lich ein­fa­cher. Es wird also noch etwas dauern …

Gruss, Till


Wed­nes­day, Octo­ber 02, 2002

Drama im Kino: Nackt

Wer bei Namen wie Doris Dör­rie oder Hei­ke Makat­sch eine Komö­die erwar­tet, dürf­te von Nackt ent­täuscht sein. Statt des­sen gibt es klas­si­sches Dra­ma, thea­ter­li­ke. Wun­der­bar ein­präg­sa­me Mono­lo­ge und toll gedrech­sel­te Wort­spie­le inklu­si­ve (habe mir lei­der keins gemerkt). Die Zahl der Dar­stel­ler ist rela­tiv begrenzt, bis auf gele­gent­li­che Wackel­vi­deo­erin­ne­rungs­rück­blen­den ist die Hand­lung ordent­lich chro­no­lo­gisch und fin­det an – Bus­hal­te­stel­le mit­ge­zählt – drei Schau­plät­zen bzw. in drei Woh­nun­gen (Hip­pie­schick mit Zelt­bett, IKEA-Bri­git­te-Bunt­heit a la jun­ge Fami­lie, nur ohne Kind, zurück­hal­tend-prot­zi­ger Palast inkl. flä­chen­de­cken­dem Flach­bild­fern­se­her und toll in Sze­ne zu set­zen­den Bunt­glas­tü­ren) statt. Sechs Freun­de mit unter­schied­li­chen und unter­schied­lich erfolg­rei­chen Ideen, dar­un­ter zwei Paa­re und ein Ex-Paar, sechs Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten von chao­tisch-lieb bis kalt­her­zig und auf­ge­dreht (und natür­lich gilt: Geld ver­dirbt den Cha­rak­ter), und eine Ein­la­dung zu einem Abend­essen, zu dem eigent­lich nie­mand will. Das Gespräch kommt auf Glück (nee, eigent­lich nicht), Lie­be und die Tat­sa­che, dass angeb­lich Part­ner die Hän­de (und Kör­per) des ande­ren blind nicht erken­nen kön­nen. Nach eini­gem Hin- und Her wird das aus­pro­biert, kriegt einen dra­ma­ti­schen Dreh und endet in mensch­li­chen Abgrün­den. Und dann doch wie­der beim Hap­py-End. Vor­der­grün­dig jedenfalls.

> Nackt


Satur­day, Sep­tem­ber 28, 2002

Wahlwerbung ist Wahlwerbung

Was lese ich heu­te in mei­ner Lieb­lings­ta­ges­zei­tung? Einen net­ten Kom­men­tar zum Phä­no­men der Wahl­wer­bung – also der Wer­bung für was auch immer mit der Bun­des­tags­wahl –, der doch eini­ge Gedan­ken auf­nimmt, die ich mir da auch schon mal drü­ber gemacht habe. Neben den im Arti­kel zitier­ten Bei­spie­len (klar, Lucky Strike lebt davon, auf aktu­el­le Ereig­nis­se ein­zu­ge­hen) fand ich beson­ders die Lexus-Wer­bung auf Spie­gel-Online faszinierend.

Wahlwerbung bei Spiegel online

Aller­dings wür­de ich dem taz-Arti­kel nicht in allen Punk­ten zustim­men. Nicht in der eher generv­ten Grund­stim­mung, und nicht in der Ana­ly­se der Sinn­lo­sig­keit einer sol­chen Wer­bung. Viel­mehr scheint mir gra­de die Tat­sa­che, dass Wer­bung Din­ge wie Fuß­ball-WMs, Bun­des­tags­wah­len etc. auf­nimmt, dafür zu spre­chen, dass Wer­bung selbst eben auch ein (etwas ver­korks­tes) Mas­sen­me­di­um ist, das nicht umhin kommt, neben län­ger­fris­ti­gen gesell­schaft­li­chen Trends und Grund­stim­mun­gen auch aktu­el­le Groß­ereig­nis­se als Roh­ma­te­ri­al für die eige­ne Auf­merk­sam­keits­ma­xi­mie­rung her­an­zu­zie­hen. Und uns damit auch etwas über unse­re Gesell­schaft zu erzählen.

> taz 28.9.02 Schwarz­kir­sche Stoiber


Tues­day, Sep­tem­ber 24, 2002

Zur Bundestagswahl

Rot-grün hat in einer Zit­ter­par­tie gesiegt – und statt mit einer klei­ne­ren Frak­ti­on wegen klei­ne­rem Bun­des­tag sind die Grü­nen sogar bes­ser als beim letz­ten Mal ver­tre­ten. Jetzt hof­fe ich nur, dass sich die­ses neue grü­ne Gewicht auch in mehr grün in der Regie­rungs­po­li­tik äußert. 

Was gibt’s noch zu sagen? Erstaun­lich fin­de ich, dass unter den vie­len Neu­lin­gen in der grü­nen Frak­ti­on jetzt doch eini­ge sind, die aus der Grü­nen Jugend (bzw. der Grün-Alter­na­ti­ven Jugend) kom­men. Griet­je Bet­tin und Mat­thi­as Ber­nin­ger sind ja schon län­ger dabei – aber auch Kers­tin And­reae (die hier in Frei­burg 25% der Zweit­stim­men geholt hat, das bun­des­weit bes­te Ergeb­nis, im Stadt­ge­biet sind’s sogar 28%), Alex Bonde (BaWü, Lis­ten­platz 10) und natür­lich Anna Lühr­mann (Hes­sen, Lis­ten­platz 5, 19 Jah­re) kom­men aus der Grü­nen Jugend. 

> Jun­ge Abge­ord­ne­te bei Bünd­nis 90/Die Grü­nen im Über­blick
> Zah­len zur Wahl
> Noch viel mehr Zah­len beim Bundeswahlleiter

Altes aus Xanga, Teil IV

Tues­day, Sep­tem­ber 17, 2002

15.000 BürgerInnen gegen 100 Nazis

Nur ein kur­zer Hin­weis auf einen schnell ein­ge­tipp­ten Bericht inkl. Debat­te zum Akti­ons­tag am 14.9. auf Indymedia. 

> indy­me­dia ger­ma­ny | NPD-Demo in Frei­burg: Zivil­cou­ra­ge hilft | 14.09.2002 20:38

(Ach ja: Berich­te über den Akti­ons­tag gab’s natür­lich auch anders­wo, z.B. bei Spie­gel online (inzwi­schen ohne Foto von Jan) oder auch bei der Badi­schen Zei­tung)


Thurs­day, Sep­tem­ber 12, 2002

Noch mehr Wahlspots

Scha­de, dass Bünd­nis 90/Die Grü­nen kei­ne rei­che Par­tei sind, die sich hun­der­te von Fern­seh­spots leis­ten kann. Was hier auf der Home­page an Mate­ri­al rum­liegt, ist ziem­lich cool!

> Grün wirkt (Spots, Teil 1).

> Grün wirkt (Spots, Teil 2, süss).


Sun­day, Sep­tem­ber 08, 2002

Making of …

Dass auch anschei­nend ziem­lich spon­ta­ne Ein­la­gen in Poli­tik-Wer­be­fil­men geübt und cho­reo­gra­phiert sind, lässt sich schön am Josch­ka-Wer­be­film der Grü­nen nach­voll­zie­hen. Denn net­ter­wei­se stellt die Par­tei nicht nur den 30- und den 90-Sekun­den-Clip ins Netz, son­dern auch das „Making of …“, das in sechs Minu­ten ein paar Aus­schnit­te aus den vier Stun­den Clip-Her­stel­lung zeigt. Und Josch­ka auch schon mal rat­los nach sei­nem Pro­gramm suchen lässt – „oder … oder … oder was?“. Tja, grün wirkt – und Authen­ti­zi­tät ist in.

> BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Portal


Fri­day, August 30, 2002

Sciencefiction ist Philosophie. Oder Politik. Oder Soziologie.

Jeden­falls gibt es Tex­te, die das nahe­le­gen. Und weil ich sol­che Tex­te mag, und es ziem­lich schick und sinn­haft fin­de, wenn Pop­kul­tur, ins­be­son­de­re Sci­ence­fic­tion, dazu genutzt wird, über Din­ge wie Wirk­lich­keit, poli­ti­sche Ent­frem­dung oder ähn­li­ches nach­zu­den­ken, hier nur zwei kur­ze Links:

> Sci­ence Fic­tion als Pop-Epis­te­mo­lo­gie (W. Neu­hauss in Tele­po­lis über VR-Filme)

> A New Mis­si­on For Eman­ci­pa­ti­on. Noti­zen zur Social Sci­ence Fic­tion von Chris­toph Spehr (D. Kret­schmer in com.une.farce über Chris­toph Spehrs Alien-Metapherologie)


Tues­day, August 27, 2002

Dokumentarfilme sind lustig

Naja, nicht nur das. Doku­men­tar­fil­me kön­nen auch ziem­lich sozio­lo­gisch sein. Jeden­falls war Die Blu­me der Haus­frau (unter bedeck­tem Him­mel im Frei­luft­ki­no, aber glück­li­cher­wei­se ohne Regen) – eine dra­ma­ti­sche Doku­men­ta­ti­on über Staub­sauger­ver­tre­ter in Stutt­gart und Umland – nicht nur ein Film, bei dem das Publi­kum häu­fi­ger lachen muss­te (ob jetzt mit oder über die Staub­sauger­ver­tre­ter, sei hier mal dahin­ge­stellt), und der durch­aus auch sei­ne tra­gi­schen Momen­te hat­te – son­dern eben auch ein Film, der bes­ser als eini­ge Sozio­lo­gie­bü­cher deut­lich macht, wie die Lebens­welt da drau­ßen aus­sieht, und was pas­siert, wenn Ökonomie/Industrie (hier ver­tre­ten durch die Staub­sauger­ve­tre­ter von Vor­werk) ins Pri­va­te ein­dringt, um „Beu­te“ zu machen. Und manch­mal nichts ande­res vor­fin­det als Arbeit („Sau­gen sie mal hier! Und hier noch!“) und kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­dür­fi­ge Men­schen ohne Kon­tak­te, ohne Geld, aber mit Kehrwoche. 

> Die Blu­me der Hausfrau

Altes aus Xanga, Teil III

Satur­day, August 24, 2002

Börse und Politik ist eh das gleiche …

So unge­fähr seit der letz­ten Bun­des­tags­wahl gibt es den Ver­such, das Wahl­er­geb­nis nicht poli­tisch durch Mei­nungs­um­fra­gen, son­dern öko­no­misch durch eine Bör­se vor­her­zu­sa­gen. Die Idee dahin­ter ist, dass Men­schen Ent­schei­dun­gen, die für sie mit rea­len Geld­ge­win­nen oder Ver­lus­ten ver­bun­den sind, sehr viel ernst­haf­ter und rea­lis­ti­scher tref­fen als blo­ße Mei­nungs­äu­ße­run­gen. Auch wer die CDU und die FDP nicht lei­den kann, aber glaubt, dass sie gewin­nen wer­den, wird deren Akti­en kaufen.

Die Wahl­bör­se („Wahl$treet“) läuft dies­mal in Koope­ra­ti­on mit diver­sen Zeit­schrif­ten-Web­sites, die aber unter­ein­an­der ein und den sel­ben Markt ver­wen­den. Unten ist der Link auf das Ange­bot der ZEIT ange­ge­ben, weil die am schicks­ten aus­se­hen (wer’s mehr bör­sia­ne­risch haben will, kann sich ja mal das Han­dels­blatt anse­hen; die sind auch beteiligt).

Egal, was mensch davon hal­ten mag, getreu neo­li­be­ra­ler/ra­tio­nal-choice-Ideo­lo­gie auch poli­ti­sche Wahl­hand­lun­gen öko­no­misch zu simu­lie­ren – inter­es­sant ist es auf jeden Fall, und ein biß­chen Wahr­heit scheint auch hin­ter der dahin­ter­ste­hen­den Theo­rie zu ste­cken – jeden­falls war der Gesamt­feh­ler bei der letz­ten Bun­des­tags­wahl klei­ner als der Feh­ler der meis­ten Umfra­gen. Und mei­nen Ein­satz habe ich in der letz­ten Woche auch schon um 25 Cent erhö­hen können

Klei­ner Nach­trag: Ins­ge­samt habe ich – sage und schrei­be! – einen Gewinn von 36 Cent oder so machen kön­nen. Und mich damit auf Platz 1400 oder so platziert …


Satur­day, August 17, 2002

Mecklenburg

Auch wenn hier auch sonst nicht so viel los ist: die letz­ten Wochen war noch weni­ger los, weil ich Urlaub in Meck­len­burg gemacht habe: Bei der Som­mer­schu­le des fzs und dann noch ein paar Tage an der Ost­see. Inkl. Regen, Erkäl­tung, Son­nen­schein und Sonnenbrand.

Noch ein Film: Hundstage

Wer die­sen Film gese­hen hat, wird ihn nicht mehr ver­ges­sen, gleich, ob er ihn geliebt oder gehasst hat. Cor­rie­re del­la Sera (laut Website)

Erst hat­ten wir ja gedacht, dass Hunds­ta­ge – viel mit Vor­feld­lor­bee­ren bedacht etc., benannt nach dem Wet­ter im August – ein pas­sen­des Gegen­stück zum rea­len August­wet­ter (Regen) sein könn­te. Weil aber net­te klei­ne Pro­gramm­ki­nos eben ins­be­son­de­re auch klein ist, wur­de das erst­mal nichts. Aus­ver­kauft. Am nächs­ten Tag war das Wet­ter dann bes­ser, wir sind aber trotz­dem in den Film rein­ge­gan­gen, übri­gens wie­der ausverkauft.

Kurz zusam­men­ge­fasst: es ist heiß in Öster­reichs Vor­or­ten. Selt­sa­me und wahr­schein­lich doch lei­der ziem­lich nor­ma­le Men­schen tun selt­sa­me Din­ge, sind gewalt­tä­tig, haben Sex, oder bei­des, oder keins von bei­dem, oder ner­ven ein­fach nur. Angeb­lich suchen sie nach Lie­be. Und das gan­ze zieht sich ziem­lich lan­ge (zwei Stun­den), beginnt mit einem ziem­lich abrup­ten Anfang und endet eben­falls sehr abrupt. Einen Plot im klas­si­schen Sin­ne – gibt’s eher nicht, oder? Anna und der Alarm­an­la­gen­ver­tre­ter, das könn­te viel­leicht ein Plot sein. Trotz­dem pas­siert viel: All das all­täg­lich-schlim­me Ver­hal­ten, das eben auch im wirk­li­chen Leben vor allem nervt. Mich jedenfalls.

Pas­send zum öster­rei­chi­schen O‑Ton und zum Titel (der ist unstrit­tig gelun­gen) könn­te der Film viel­leicht noch knap­per zusam­men­ge­fasst wer­den: Er macht einen narrisch.

Soll hei­ßen: Es ist qual­voll, ihn anzu­schau­en. An eini­gen Stel­len war ich kurz davor, raus­zu­ge­hen. Jeden­falls hoff­te ich zumin­dest, dass die­se Stel­len bald vor­bei sind, was sie meis­tens nicht waren.

Das alles muss nicht hei­ßen, dass Hunds­ta­ge schlecht ist. Nur sehr anstren­gend eben, zu doku­men­ta­risch, um Kunst zu sein, und zu schlimm, um nur doku­men­ta­risch zu sein. Nah dran, und damit – und nicht so sehr durch die sicht­ba­re­ren Tabu­brü­che – im ech­ten Wort­sinn scho­ckie­rend. Jeden­falls kei­ne Unter­hal­tung, auch wenn eini­ge der unter­halt­sa­me­ren Stel­len in ihrer Lachen-im-Hals-Ste­cken­blei­ben-Komik an Deix erin­ner­ten. Letzt­lich also ein etwas unschlüs­si­ges: Was ist die­ser Film dann?

Der Cor­rie­re del­la Sera hat wohl recht: Den Film ver­gisst nie­mand so leicht. Aller­dings bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn nicht lie­ber doch manch­mal ver­ges­sen wür­de. Ver­drän­gung? The­ra­pie? Wenn der All­tag wirk­lich so ist, dann ist er jeden­falls schlim­mer, als ich mir das bis­her meis­tens vor­ge­stellt habe.

> Web­site


Wed­nes­day, July 17, 2002

Neulichs im Kino: Lilo & Stitch

Die Bot­schaft, dass Fami­li­en zusam­men­hal­ten müs­sen und für ein­an­der ein­ste­hen sol­len, kann leicht als typisch Dis­ney abge­tan wer­den, auch in ihrer ima­gi­när-hawai­ia­ni­schen Ver­pa­ckung, spon­so­red by the tou­rist aut­ho­ri­ty of Hawai’i.

Die Fami­lie in die­sem Fall besteht aller­dings aus einem klei­nen Mäd­chen, das von der Welt nicht ver­stan­den wird, ihrer noch gar nicht so gro­ßen Schwes­ter, die sich um sie küm­mern muss, deren Freund und einem klei­nen außer­ir­di­schen Mons­ter. Nicht ganz so typisch, oder? Eine galak­ti­sche Prä­si­den­tin reiht sich naht­los in die Ankunft im heu­te ein. Und wenn dann – ohne zuviel vor­weg­zu­neh­men – der Mafi­a­typ vom Jugend­amt und zwei Ali­ens zu Wahl­on­kels (oder ‑tan­ten, das ist bei die­ser strich­för­mi­gen Lebens­form nicht so klar) wer­den, dann ist da zwar die süße Hap­py-End-Bot­schaft, dass es was bringt, zusam­men­zu­hal­ten – von der WASP-Mora­li­tät Dis­neys ist aber wenig übrig geblie­ben. Inso­fern ist Lilo & Stitch ganz schön zeitgemäss.

Natür­lich ist es auch mög­lich, die gan­ze Sto­ry als einen Zäh­mungs- und Domes­ti­zie­rungs­pro­zess von Kin­dern und Monster(chen) zu lesen: aus Lilos Fotos dicker Men­schen am Strand wer­den alle Sta­tio­nen eines typisch ame­ri­ka­ni­schen Fami­li­en­le­bens, aus Stitchs Wunsch, Groß­städ­te nie­der­zu­rei­ßen, wird Spaß im Haus­halt. Aber trotz­dem bleibt selbst in den letz­ten Minu­ten des Films der Ein­druck, dass hier wider­spens­ti­ge Poten­zia­le übrig sind, und außer­dem macht es ein­fach viel mehr Spaß, den Film als einen zu lesen, der davon erzählt, dass weder Mons­ter noch klei­ne Mäd­chen immer brav sein müs­sen, dass die Welt der Arbeit eine der Zwän­ge ist und so wei­ter. Mei­ne Emp­feh­lung: Angucken!

> Web­site zum Film, Flash


Satur­day, July 06, 2002

Was passiert hier eigentlich?

Nicht’s groß­ar­ti­ges, nur ein Hin­weis dar­auf, dass Mar­cus Ham­mer­schmitt im weB­LOG­ging die aktu­el­le Vari­an­te der Inter­net-Uto­pie aus­ge­macht hat. Und dazu was in Tele­po­lis geschrie­ben hat. 

> Jeder ist Chefredakteur