Warum OpenSource besser als Freeware ist

Ich bin gera­de dabei, auf einen neu­en Rech­ner umzu­zie­hen. Nach und nach instal­lie­re ich jetzt all die Soft­ware, die für mich unver­zicht­bar ist. Dazu gehört auch der HTML-Edi­tor „HTML Edit“ von Ulli Mey­bohm. Bis­her (d.h. bis vor drei oder vier Jah­ren oder so, als ich ihn das letz­te Mal instal­liert habe), war das Free­ware. Ein wun­der­ba­res klei­nes Pro­gramm, um HTML im Source­code zu edi­tie­ren, ohne umständ­li­che Umlaut­kür­zel ken­nen zu müs­sen, und ohne selt­sa­men WYSI­WYG-Code zu pro­du­zie­ren. Klas­se. Und das für umsonst und als Geschenk (vgl. auch ein Inter­view mit Mey­bohm aus dem Jahr 2000).

Jetzt woll­te ich mir also mei­nen Lieb­lings­edi­tor wie­der instal­lie­ren: gibt’s nicht mehr. Bzw., gibt’s schon – heißt inzwi­schen HTML Edit Pha­se 5.4 (ich hat­te Pha­se 5.0, glau­be ich), wird auch wei­ter­hin vie­ler­orts im Netz ver­linkt, ist für den pri­va­ten, nicht-kom­mer­zi­el­len Gebrauch wei­ter­hin frei (selbst für Uni­ver­si­tä­ten nicht mehr), und ist voll­kom­men über­la­den mit unnö­ti­gem Schnick­schnack, wie z.B. edi­tier­ba­ren Skins. Nicht das, was ich suche. Inzwi­schen wird er auch nicht mehr von Mey­bohm wei­ter­ent­wi­ckelt, der nur noch Linux macht, son­dern von jemand ande­rem. Der schreibt groß „Urhe­ber­recht!“ auf sei­ne Sei­te und stellt das Zur-Ver­fü­gung-Stel­len des Free­ware-Pro­gramms unter Stra­fe. Also, mono­po­li­sier­ter Zugang dazu.

Die alte Web­site von Mey­bohm, meybohm.de, gibt es auch noch. Nur gehört die inzwi­schen einem Ver­si­che­rungs­ver­glei­cher mit viel Wer­bung, der neben­bei auch noch einen Link auf die neue Ver­si­on von HTML-Edit anbie­tet. Die vie­len im Netz gesetz­ten Links auf Mey­bohms Down­load-Sei­te für HTML-Edit unter meybohm.de lau­fen dage­gen ins Lee­re und pro­du­zie­ren nur eine Fehlermeldung.

Mein Pro­blem nun: Ers­tens möch­te ich das Pro­gramm durch­aus auch kom­mer­zi­ell ein­set­zen (mir das jeden­falls nicht ver­bie­ten las­sen), zwei­tens reicht mit die „alte“ schlich­te Ver­si­on völ­lig aus. Pha­se 5.4 will ich also nicht. Pha­se 5.0 gibt’s im Netz aber nicht mehr (ver­mut­lich eben­falls aus Urhe­ber­rechts- und Pro­fit­in­ter­es­sen­grün­den). Was tun? Gefun­den habe ich sie schließ­lich auf einer alten CD aus der c’t-Soft­ware-Kol­lek­ti­on (dach­te nicht, dass mir mein Mes­sy­tum in die­sem Bereich mal was bringt): HTML-Edit, Pha­se 5.0, ohne Schnick­schnack, ohne selt­sa­me Lizen­zen. Ver­mut­lich führt die Anga­be der Quel­le jetzt zu einem Abmah­nung wegen Ver­stoß gegen das Ver­bot zur Bereit­stel­lung von Tools zur Umge­hung von Kopier­schutz­maß­nah­men – wer sucht, fin­det in der c’t-Soft­ware-Kol­lek­ti­on 3/2003 jeden­falls ein wei­ter­hin emp­feh­lens­wer­tes Pro­gramm. Und um zum Titel zurück­zu­kom­men: mit Open­So­ur­ce wäre das nicht passiert.

Seltsamer Politikwissenschafter

Vor eini­ger Zeit hat­te ich hier glau­be ich schon mal was dar­über geschrie­ben, dass ein Poli­tik­wis­sen­schaft­ler meint, den ver­her­ren­den Ein­fluss von Ben­ja­min Blüm­chen auf die Jugend bewei­sen zu kön­nen (vgl. Stu­die BPB). Ins­be­son­de­re ging es dabei dar­um, dass Bür­ger­meis­ter nicht als Respekts­per­so­nen dar­ge­stellt wür­den und NGOs zu posi­tiv weg kämen.

Nun bin ich über eine idw-Pres­se­mit­tei­lung gestol­pert, in der über einen Poli­tik­wis­sen­schaft­ler berich­tet wird, der die Ein­füh­rung eines Mehr­heits­wahl­rechts für Deutsch­land for­dert. Das sei nicht nur sta­bi­ler, son­dern auch gerech­ter, weil sonst „der Wahl­sie­ger (die Par­tei mit den meis­ten Wäh­ler­stim­men) häu­fig nicht die Regie­rung stel­len kann“. Nun ken­ne ich mich eigent­lich mit Poli­tik­wis­sen­schaf­ten aus, fin­de das aber einen über­aus dubio­sen Gerech­tig­keits­be­griff. Auch die Schluss­fol­ge­rung, dass ein sol­ches Wahl­sys­tem ja um eine klei­ne Lis­ten­wahl ergänzt wer­den kann, so dass die klei­nen Par­tei­en wei­ter im Bun­des­tag sit­zen, ohne jedoch zur Regie­rungs­bil­dung gebraucht zu wer­den, irritiert.

Der Name des Autoren die­ser Stu­die, Gerd Stroh­mei­er – no jokes with names – kam mir bekannt vor, und sie­he da: es ist der sel­be, der auch den ver­her­ren­den Ein­fluss früh­kind­li­cher Zei­chen­trick­fil­me unter­such­te. Und was Goog­le noch weiss: Stroh­mei­er ist auch Ver­trau­ens­do­zent der Orts­grup­pe Pas­sau der Hanns-Sei­del-Stif­tung. Die wie­der­um steht der CSU nahe. Ob dass etwas mit sei­nen wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen zu tun hat, weiss ich nicht. Sie pas­sen jeden­falls gut zusammen.

Schließ­lich spuckt Goog­le auch die per­sön­li­che Vita Stroh­mei­ers aus, und die zeigt vor allem eines: eine rasan­te Kar­rie­re. Der Mann ist zwei Mona­te jün­ger als ich, hat sei­ne Dis­ser­ta­ti­on („Moder­ne Wahl­kämp­fe“) inner­halb von weni­ger als zwei Jah­ren geschrie­ben, sei­ne Habil („Veto­spie­ler“) hat etwas mehr als zwei Jah­re gebraucht. Magis­ter­ar­beit, Diss und Habil alle am glei­chen Insti­tut an der Uni­ver­si­tät Pas­sau. Neben­bei hat er noch diver­se Inter­net­pro­jek­te bei ZEIT und SPIEGEL online betreut. Das gan­ze wur­de durch die Hanns-Sei­del-Stif­tung unter­stützt. Der neue Stern am Wis­sen­schaft­ler­him­mel – oder doch eher einer, der weiss, wie mit pro­vo­kan­ten The­sen Medi­en­auf­merk­sam­keit gewon­nen wer­den kann, ganz egal, wie gut oder schlecht die­se belegt sind?