Der komische Zähler rechts

Seit eini­gen Jah­ren wird der Novem­ber als NaNo­Wri­Mo bezeich­net, als Natio­nal Novel Wri­ting Month. Also das Ziel, einen Roman inner­halb eines Monats zu schrei­ben. Nächs­tes Jahr oder so viel­leicht mal, den­ke ich mir da ab und zu.

Dann gibt es InAd­Wri­Mo. Das ist der Inter­na­tio­nal Academic/Dissertation Wri­ting Month. Auf den bin ich über das Blog von Pau­la Schramm gesto­ßen. Ziel ist es, im Novem­ber einen län­ge­ren aka­de­mi­schen Text zu schrei­ben. Viel­leicht nicht gleich eine gan­ze Dis­ser­ta­ti­on, aber zumin­dest einen Auf­satz, ein Working Papier oder eben ein Dissertationskapitel.

Nun ist der Novem­ber schon halb wie­der vor­bei, trotz­dem möch­te ich mal aus­pro­bie­ren, ob das zum Zeit­neh­men moti­viert. Nicht zuletzt des­halb, weil Jan‑H. (der das schö­ne Blog Order from Noi­se betreibt) auch mit­macht. Also: inner­halb eines Monats, d.h. bis zum 11.12.2008, gilt es, 12.000 Wör­ter – das sind etwa 25 Sei­ten – für mein Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben zu Papier brin­gen. Auch wenn (anhand von hun­der­ten von Noti­zen­da­tei­en, Frag­men­ten, Ent­wür­fen, Über­ar­bei­tun­gen usw.) gar nicht so ganz klar ist, was eigent­lich zählt. 

Ich könn­te es mir auch leicht machen und sagen: bis zum 11.12. möch­te ich 12.000 Wör­ter in Form ande­rer aka­de­mi­scher Tex­te schrei­ben. Aber das muss ich eh tun (weil ich dafür bezahlt wer­de). Genau des­we­gen möch­te ich lie­ber ver­su­chen, mein Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben ein Stück vor­an­zu­brin­gen. Gera­de auch, weil die Zeit immer knapp ist. Und es eigent­lich gera­de ganz beson­ders schwie­rig ist, weil ich erst … – mal sehen, was der selbst­ge­setz­te Zwang, öffent­lich mit­zu­zäh­len, bringt.

War­um blog­ge ich das? Rei­ne Prokrastination.

change.gov (Update 2: Agenda wieder da)

Barack Oba­ma macht wei­ter – die Tran­si­ti­on ins Prä­si­den­ten­amt wird auf change.gov beglei­tet. Sieht klas­se aus, ent­hält wei­ter­hin ziem­li­che vie­le Ele­men­te des inter­ak­ti­ven Web 2.0 und spricht deut­lich den Wunsch an, Poli­tik trans­pa­rent zu machen. 

Screenshot change.gov
Screen­shot von change.gov – mit Blog, Anmel­de-Funk­ti­on (oben) und der Mög­lich­keit, „sto­ries“ und Visio­nen einzusenden

change.gov ist seit zwei Tagen frei­ge­schal­tet und hat inzwi­schen auch den Weg in die Mas­sen­me­di­en gefun­den, etwa in den Netz­welt-Ticker von Spie­gel Online. Dort heißt es aber auch:

Für deut­sche Wäh­ler ist die Change.gov-Site vor allem ein Ort der Trau­er. So pro­fes­sio­nell, gut und offen ist kei­ne deut­sche Par­tei- oder Poli­ti­ker-Web­site. Schon im Wahl­kampf mach­ten die US-Demo­kra­ten vor, wie man moder­ne Medi­en und Medi­en­kon­su­men­ten zu bedie­nen und ein­zu­be­zie­hen hat. Ob so ein Web‑2.0‑Wahlkampf jedoch auch in Deutsch­land so ein gro­ßer Erfolgs­fak­tor wäre, stellt Netzpolitik.org jedoch zu Recht in Frage. 

Wie ich bei Mar­kus netzpolitik.org-Eintrag schon geschrie­ben habe, den­ke ich eben­falls, dass ein Teil des Erfolgs auf den spe­zi­fi­schen Bedin­gun­gen des US-Wahl­kampfs auf­baut, der tra­di­tio­nell ein ande­res Ver­hält­nis zu Medi­en hat, tra­di­tio­nell in einem viel grö­ße­ren Maße auf Spen­den und frei­wil­li­ge Arbeit von Akti­vis­tIn­nen setzt, und der in einem auf einen Zwei­kampf zwi­schen zwei Per­so­nen zuge­spitz­ten Sys­tem statt­fin­det. Barack Oba­mas Kam­pa­gne – und deren Fort­set­zung mit change.gov und dem Anspruch [inzwi­schen 404, sie­he unten – TW, 11.11.2008], eine „trans­pa­ren­te, ver­netz­te Demo­kra­tie zu ermög­li­chen – geht über die­se Vor­be­din­gun­gen jedoch noch ein­mal deut­lich hin­aus und setzt damit neue Maßstäbe.

Inso­fern glau­be ich, dass die Oba­ma-Kam­pa­gne auch für den deut­schen Netz­wahl­kampf eine gro­ße Bedeu­tung hat. Die poli­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen sind hier anders. Aber ich weiss, dass auch die deut­schen Par­tei­en schon heu­te sehr genau beob­ach­ten, wie der Wahl­kampf in den USA statt­ge­fun­den hat. Und dabei sind, ent­spre­chen­de Platt­for­men aus­zu­pro­bie­ren und Ele­men­te des Online-Akti­vis­mus ver­stärkt vor­an­zu­trei­ben. Für die Bun­des­tags­wahl 2009 bin ich mir sicher, dass mehr oder weni­ger alle Par­tei­en min­des­tens drei der vier im fol­gen­den genann­ten Ansät­ze im Wahl­kampf „fah­ren“ wer­den. Das meis­te davon konn­te in der einen oder ande­ren Form auch schon – bei ein­zel­nen Par­tei­en – im letz­ten Wahl­kampf oder in Land­tags­wahl­kämp­fen beob­ach­tet werden.
„change.gov (Update 2: Agen­da wie­der da)“ weiterlesen

Kurz zum Castor (Update 2)

Ich bin an die­sem Wochen­en­de nicht im Wend­land – Lehr­ver­pflich­tun­gen nächs­te Woche, Fami­lie, sons­ti­ger Stress. Und die Tat­sa­che, dass es von Frei­burg aus halt doch etwas wei­ter ist.* Ich wün­sche aber allen, die hin­ge­fah­ren sind, auf jeden Fall schon mal viel Erfolg! 

BDK-Delegierter mit Anti-AKW-TShirtAuch wenn mich das plötz­li­che Anti-AKW-Bewegt­sein man­cher pro­mi­nen­ter Mit­grü­ner ein biß­chen irri­tiert (Bun­des­tags­wahl? Atom­po­li­tik?), fin­de ich es doch sehr gut, dass mei­ne Par­tei sich sehr klar zu die­sen Pro­tes­ten bekennt und auf­ruft, dort mit­zu­ma­chen. Ich weiss, dass es vie­le Grü­ne (und Men­schen aus der Grü­nen Jugend) auch wäh­rend der rot-grü­nen Regie­rungs­zeit sinn­voll fan­den, sich dem Cas­tor in Gor­le­ben aktiv ent­ge­gen­zu­stel­len. Letzt­lich lässt sich da nur frei nach der aktu­el­len taz-Wer­be­kam­pa­gne sagen, dass es schön ist, dass inzwi­schen auch ande­re den Pro­test wich­tig genug finden.

Aktu­el­le Infos vom Cas­tor-Trans­port und aus dem Wend­land gibt es bei der taz (die Wer­be­ro­ta­ti­on: abwech­selnd Vat­ten­fall und Green­peace!) / Ticker, auf Twit­ter (Castor2008 – auto­no­mes Camp, Die Grü­nen live) und natür­lich bei X‑1000-mal-quer.

Update: (8.11.2008) Die Zeit sieht in der akti­ven grü­nen Bewer­bung und Teil­nah­me am Cas­tor-Pro­test einen Modell­ver­such für lebens­lan­ges Ler­nen. War­um auch nicht.

Update 2: (9.11.2008) Um 20.44 Uhr ist der Cas­tor mit einer Ver­spä­tung von etwa 15 Stun­den oder so noch immer nicht in Gor­le­ben ange­kom­men – die viel­fäl­ti­gen Blo­cka­den und Pro­test­ak­tio­nen haben also doch ein biß­chen was bewirkt. In dem Zusam­men­hang muss ich jetzt doch auch noch mal ein Lob los­wer­ten – die Bun­des­vor­stands­mit­glie­der Clau­dia Roth, Stef­fi Lem­ke, Astrid Rothe und Mal­te Spitz sind bei der gro­ßen Sitz­blo­cka­de dabei. 

* * *

* Ich habe jetzt extra noch­mal nach­re­cher­chiert: es ist tat­säch­lich schon mehr als zehn Jah­re her, dass ich so rich­tig an Camps und X‑1000-mal-quer-Aktio­nen rund um den Cas­tor-Trans­port teil­ge­nom­men habe – näm­lich im nachts bit­ter­kal­ten März 1997. Danach kam dann rot-grün, das Ende mei­nes Magis­ter­stu­di­ums, Job & Kind …