Pro oder contra bemannte Raumfahrt?

MIR V (detail)Ges­tern wur­de bei Spie­gel Online über einen neu­en Anlauf berich­tet, die „bemann­te Raum­fahrt“ in Euro­pa vor­an­zu­trei­ben. Der­zeit sieht es so aus, dass es die Space Shut­tles der NASA gibt, die immer noch mit Tech­nik der 1980er Jah­re betrie­ben wer­den (was auch Vor­tei­le hat, z.B. wenn es dar­um geht, Daten von der ram­po­nier­ten Fest­plat­te des Space Shut­tles Colum­bia zu ret­ten) und in den nächs­ten Jah­ren nach und nach ein­ge­mot­tet wer­den sol­len, wenn sie so lan­ge durch­hal­ten. Was danach kom­men soll, ist noch unklar. Dann gibt es die sowje­ti­schen Sojuz-/Pro­gress-Kap­seln aus Russ­land. Indi­en und Chi­na ver­su­chen, bemann­te Raum­fahr­zeu­ge zu ent­wi­ckeln. In der EU wur­de vor kur­zem das ers­te ATV Jules Ver­ne gestar­tet (eine unbe­mann­te Blech­do­se, die zwar in die Umlauf­bahn hin­aus­ge­schos­sen wer­den kann, aber bei der Rück­kehr in die Atmo­sphä­re ver­glü­hen würde).

Gebraucht wer­den all die­se Raum­fahr­zeu­ge (ein­mal abge­se­hen von den asia­ti­schen, die viel­leicht mehr etwas mit Geo­po­li­tik zu tun haben, und zumin­dest im Fall Chi­nas auf Mond­lan­dun­gen zie­len) der­zeit vor allem, um die Inter­na­tio­na­le Raum­sta­ti­on ISS zu errei­chen. Auch bei der ist es wie­der­um nicht so ganz klar, was mit ihr pas­sie­ren soll – ihre Vor­gän­ge­rin Mir wur­de 2001 bewust abge­senkt und zer­stört (Bild oben: ein Aus­schnitt aus der Mir-Kopie im Euro­pa­park Rust). Die ISS als per­ma­nent besetz­te For­schungs­sta­ti­on dient vor allem dazu, diver­se Expe­ri­men­te unter Schwe­re­lo­sig­keit durch­zu­füh­ren – und für rela­tiv viel Geld zu demons­trie­ren, dass ein dau­er­haf­ter Welt­raum­auf­ent­halt mög­lich ist. ISS und Mir sind aller­dings weit ent­fernt von den „Raum­ho­tels“ und „Orbi­tal­sta­tio­nen“ diver­ser Sci­ence-Fic­tion-Roma­ne und Zukunfts­vi­sio­nen der 1960er und 1970er Jah­re, wie etwa der Raum­sta­ti­on im Film „2001 – Ody­see im Weltraum“. 

Zurück zum Vor­schlag, euro­päi­sche Raum­fahr­zeu­ge zu ent­wi­ckeln, die nicht nur nach oben flie­gen (Aria­ne) und an die ISS ankop­peln kön­nen (ATV), son­dern auch wie­der zurück­keh­ren kön­nen (2012 unbe­mannt, 2017 bemannt). Mir ist, des­halb die­ser Blog­ein­trag, näm­lich nicht so ganz klar, was ich davon hal­ten soll. Zum einen (da spricht der lang­jäh­ri­ge SF-Leser aus mir) ist auch die bemann­te Hin-und-Rück-Ver­si­on der ATV nicht sehr viel mehr als die Blech­do­se, und damit ent­täu­schend wenig. Ein eigen­stän­dig star­ten­des und lan­den­des wie­der­ver­wert­ba­res Raum­fahr­zeug sieht anders aus. Das wäre aller­dings noch deut­lich auf­wen­di­ger und teu­rer. Damit sind wir beim „zum ande­ren“ (der skep­ti­sche Grü­nen-Poli­ti­ker etc.) – macht es über­haupt Sinn, bemann­te Raum­fahr­zeu­ge zu ent­wi­ckeln, um so etwas wie die ISS am Leben zu erhal­ten? Ich habe zwar mal in einem Schul­auf­satz in der zehn­ten Klas­se oder so geschrie­ben, dass die bemann­te Raum­fahrt total wich­tig wäre, um letzt­lich Raum­sied­lun­gen haben zu kön­nen, auch als eine Art Plan B für pla­ne­ta­re Kata­stro­phen – aber so ganz über­zeugt bin ich davon inzwi­schen dann doch nicht mehr. Für wis­sen­schaft­li­che Erkun­dun­gen schei­nen unbe­mann­te Raum­fahr­zeu­ge sehr viel bes­ser geeig­net zu sein (etwa die Mars-Rover). Für die öko­no­mi­sche Nut­zung des Welt­raums rei­chen Raketen/Satelliten aus. 

Sinn machen wür­den ech­te SF-Raum­fahr­zeu­ge dann, wenn aus der ISS sowas wie eine Klein­stadt im Welt­raum wer­den wür­de. Das scheint aber nicht vor­ge­se­hen zu sein, und selbst dann sind mög­li­cher­wei­se ande­re Trans­port­va­ri­an­ten bes­ser geeig­net (geo­sta­tio­när auf­ge­häng­te Auf­zü­ge bspw.). Kurz gesagt: unter den der­zei­ti­gen Bedin­gun­gen und den pla­ne­ta­ren Her­aus­for­de­run­gen, vor denen die Mensch­heit steht (Kli­ma­wan­del, Nach­hal­tig­keit, glo­ba­le Gerech­tig­keit usw.), scheint es mir sinn­vol­ler zu sein, Prio­ri­tä­ten anders zu setzen. 

Blei­ben die Bil­der aus den SF-Fil­men und Roma­nen, und ent­spre­chen­de Zukunfts­vor­stel­lun­gen. Und die abschlie­ßen­de Fra­ge an die Lese­rIn­nen die­ses Blogs: auf der Erde blei­ben, oder doch die Tech­nik dafür ent­wi­ckeln, in der ganz gro­ßen Per­spek­ti­ve irgend­wann die Erde ver­las­sen zu können?

War­um blog­ge ich das? Weil ich es eine prin­zi­pi­ell inter­es­san­te Fra­ge fin­de, weil ich in mei­ner Kind­heit immer ger­ne Bücher über „die Zukunft“ ange­schaut habe, in denen ent­spre­chen­de Raum­fahr­zeu­ge selbst­ver­ständ­lich waren, und weil mein Opa als Inge­nieur an eini­gen ESA-Pro­jek­ten betei­ligt war.

Eine kurze und frei erfundene Geschichte des InterNet

Antique Software in Action

Wie wahr­schein­lich eini­ge wis­sen, ist es so, dass ich, wenn ich mich nicht gera­de um mei­ne Diss., um mein Kind, um mei­ne Par­tei oder um mei­nen Job küm­me­re, mich ab und zu auch ger­ne an Kurz­ge­schich­ten und ande­ren lite­ra­ri­schen Tex­ten ver­su­che, Sci­ence Fic­tion und so. In der letz­ten Zeit ist das etwas kurz gekom­men. Beim Auf­räu­men ist mir jetzt aber ein Text aus dem Jahr 2006 wie­der in die Hän­de gefal­len, den ich damals geschrie­ben hat­te, um ihn beim Wett­be­werb „what if“ der Tele­po­lis ein­zu­rei­chen („what if – visio­nen der informationsgesellschaft“). 

Da war der Text nicht son­der­lich erfolg­reich, was auch damit zu tun haben mag, dass er weni­ger eine Geschich­te als viel­mehr einen (mehr oder weni­ger plau­si­blen) alter­na­ti­ven Geschichts­strang prä­sen­tiert. Auch wenn’s am Plot man­gelt, mag’s für die eine oder den ande­ren trotz­dem amü­sant zu lesen sein, des­we­gen habe ich den Text „Eine kur­ze und frei erfun­den­de Geschich­te des Inter­Net“ inzwi­schen auf mei­ne Web­site gestellt. Wor­um geht es? Kurz gesagt um eine His­to­rie, in der fol­gen­des plau­si­bel ist:

1997: Die ers­ten ech­ten Mobil­te­le­fo­ne erschei­nen im Früh­jahr auf dem Markt, ein euro­päi­sches Koope­ra­ti­ons­pro­jekt, an dem unter ande­rem Tele­fun­ken-Sie­mens, die Bun­des­post i.A. und die Bri­tish Tele­com betei­ligt sind. Die Mobil­te­le­fon-Spit­zen­mo­del­le sind sogar in der Lage, dBrie­fe zu emp­fan­gen. Die Gesprä­che zwi­schen den Staa­ten des War­schau­er Pak­tes und der EC/CE machen Fort­schrit­te. Innen­mi­nis­ter Otto Schi­ly (SPD) bringt nach einem inten­si­ven Gedan­ken­aus­tausch mit dem Staats­rats­vor­sit­zen­den der DDR, Egon Krenz, eine Ver­ei­ni­gung der bei­den deut­schen Staa­ten noch inner­halb des Jahr­tau­sends ins Gespräch. Im Herbst kommt es zu zwei wich­ti­gen tech­ni­schen Ent­wick­lun­gen: die ers­te inter­kon­ti­nen­ta­le Ver­sand- und Ver­rech­nungs­stel­le für dBrie­fe nimmt ihren Betrieb auf. […]

Wie es dazu kom­men konn­te und wie es wei­ter­geht, steht hier.

War­um blog­ge ich das? Noch ist ver­ständ­lich, was der Text eigent­lich aus­sa­gen woll­te … und weil ich es inter­es­sant fin­de, dar­über nach­zu­den­ken, wie­weit das Inter­net, so wie wir es ken­nen, tech­nisch bedingt ist, und wie weit es an sozia­len und poli­ti­schen Zufäl­len hängt.

Zwischen Wissenschaft und Kunst (Update: Bebilderung)

I am a hard bloggin' scientist. Read the Manifesto.

Futu­ris­ti­sches fran­zö­si­sches Design – selt­sam geschwun­ge­ne Lini­en und Far­ben – sind viel­leicht der rich­ti­ge Kom­men­tar zu der Kon­fe­renz, an der ich gera­de zeit­wei­se teil­ge­nom­men habe. Das Design lie­fert der TGV, der mich von Zürich, der unbe­kann­ten Metro­po­le in den Ber­gen, zurück zur deut­schen Gren­ze bringt. Der dies­jäh­ri­ge Kon­gress der Schwei­zer STS-Com­mu­ni­ty (STS steht je nach Kon­text für Sci­ence, Tech­no­lo­gy, Socie­ty oder für Sci­ence & Tech­no­lo­gy Stu­dies) stand unter dem Mot­to „Sci­ence­Fu­tures“: wis­sen­schaft­li­che Zukunfts­bil­der, Zukunfts­for­schung, lite­ra­ri­sche und künst­le­ri­sche Ver­ar­bei­tun­gen etc. 

TGV Zürich-Paris
Die ange­spro­che­nen Design-Eigen­hei­ten sind in die­sem ver­rausch­ten Han­dy-Foto eher zu erah­nen denn zu sehen

Da ich nur an zwei der drei­ein­halb Kon­gress­ta­ge teil­neh­men konn­te, kann ich zum eigent­lich Kon­gress­pro­gramm gar nichts rich­tig aus­führ­li­ches sagen. Es war jeden­falls bunt gemischt; so rich­tig fremd fühlt man sich als Sozio­lo­ge erst, wenn die Debat­te zwi­schen Desi­gnern, Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin­nen und „hard sci­en­tists tur­ned his­to­ri­ans of their disci­pli­ne“ statt­fin­det. Aber ich schwei­fe ab, und auch das ein­drucks­vol­le Inne­re der ETH Zürich soll hier nicht The­ma sein. Mich hat­ten vor allem die Sci­ence-Fic­tion-ori­en­tier­ten Panels ange­zo­gen (u.a. gab es einen schö­nen Vor­trag über das Wis­sen­schafts­bild in Greg Egans Distress und Kim Stan­ley Robin­sons Ant­ar­c­ti­ca). Selbst habe ich auch was vor­ge­tra­gen; unter dem Titel „From Eco­to­pia to ever­y­day life: the making of sus­taina­bi­li­ty“ habe ich ange­schaut, wie ein pra­xis­theo­re­ti­sche, auf Akteurs-Netz­wer­ke gestütz­ter Ansatz auf Dis­kurs­frag­men­te – hier das für den „Neu­en-Lebens­stil-Dis­kurs“ der 1970er Jah­re typi­sche Buch „Eco­to­pia“ von Ernest Cal­len­bach – ange­wen­det wer­den kann. Und wie immer zuviel rein­ge­packt; dazu, danach zu fra­gen, ob die heu­ti­gen „mul­ti­ple sus­taina­bi­li­ties“ eigent­lich eine ähn­lich aus­sa­ge­kräf­ti­ge Uto­pi­sie­rung erfah­ren, bin ich gar nicht mehr gekom­men (BTW: www.utopia.de ist in dem Kon­text auch inter­es­sant, gera­de weil’s kei­ne Uto­pie sucht, dar­stellt, ist).

Ziem­lich typisch für die STS-Com­mu­ni­ty sind Grenz­über­schrei­tun­gen der ver­schie­dens­ten Art; Dis­zi­plin­gren­zen wer­den genau­so über­wun­den, durch­bro­chen oder über­setzt wie die Grenz­zie­hun­gen zwi­schen Kunst und Wis­sen­schaft, sei es als Gegen­stand der For­schung, sei es als The­ma­ti­sie­rungs­form. Das fin­de ich sym­pa­thisch, wenn auch manch­mal etwas anstren­gend. Sie­he oben die Bemer­kung zur sozio­lo­gi­schen Fremd­heits­er­fah­rung. Das letz­te Panel auf die­sem Kon­gress (glück­li­cher­wei­se dort­hin ver­scho­ben, sonst hät­te ich nicht teil­neh­men kön­nen) stell­te eine aus mei­ner Sicht beson­ders inno­va­ti­ve Form dar, eta­lier­te wis­sen­schaft­li­che Rou­ti­nen und Prak­ti­ken frag­wür­dig wer­den zu las­sen und einen Reflek­ti­ons­raum zu schaf­fen. Micha­el Gug­gen­heim, Rai­ner Egloff und Sha LaBa­re haben unter dem Titel „The Sci­ence Fic­tion of STS“ an die Stel­le der übli­chen Prä­sen­ta­tio­nen refle­xi­ve Nar­ra­ti­ve aus den Gen­res Sci­ence Fic­tion bzw. Fan­ta­sy gesetzt, um so die Zukünf­te der STS aus­zu­lo­ten. Dies war auf jeden Fall unter­halt­sam. Ob das Reflek­ti­ons­ziel erreicht wur­de, – da bin ich mir nicht so sicher. Gug­gen­heim trat in der Rol­le des sei­ner All­ge­gen­wart müden „Actua­li­ser“ auf: aus dem fol­low the actors wird ein eli­mi­na­te con­tin­gen­cy, eli­mi­na­te histo­ry, wenn die STS-For­schung einem selbst­be­wuss­ten Com­pu­ter über­tra­gen wird. Egloff bezog sich in sei­ner ver­schach­tel­ten Erzäh­lung dar­auf und dis­ku­tier­te in Form eines Brie­fes aus dem wis­sen­schaft­li­chen Unter­grund die Gren­zen und Not­wen­dig­kei­ten links­in­tel­lek­tu­el­len Enga­ge­ments. Eine etwas ande­re Per­spek­ti­ve nahm LaBa­re ein, der in die Rol­le eines Dra­chens – bei LeGu­in kön­nen Dra­chen nur wahr lügen – schlüpf­te und über Ler­nen und Ver­ges­sen und die Vor­zü­ge der Igno­ranz berichtete.

ETH plaza I
Typi­scher Blick von der ETH auf die Stadt. Und unter den komi­schen Kegeln liegt die Vor­fahrt Leo­pold­stra­ße im drit­ten Tief­ge­schoss, oder so.

Wie gesagt, als Expe­ri­ment auf jeden Fall span­nend. Was aller­dings nicht so gut funk­tio­nier­te, war Kom­mu­ni­ka­ti­on inner­halb die­ses nar­ra­ti­ven Rah­mens. Erst trau­te sich nie­mand, fra­gen zu stel­len (wiss. Kon­fe­ren­zen funk­tio­nie­ren bekannt­lich nach dem Mus­ter Vor­trag-Fra­gen-Vor­trag-Fra­gen-Vor­trag-Fra­gen-Dank), und als es dann doch noch zu einer Debat­te kam, war dies vor allem eine dar­über, was sol­che Grenz­über­schrei­tun­gen bewir­ken. Einen Dis­ku­tan­ten erin­ner­te das alles – posi­tiv oder nega­tiv gemeint, blieb unklar – sehr an die 1970er Jah­re. Die Zukunft der STS, die Fra­ge, ob eine Kon­fe­renz zur Wahr­heits­fin­dung bei­trägt, und das kri­ti­sche Enga­ge­ment von Intel­lek­tu­el­len wur­den dage­gen in der Dis­kus­si­on nicht the­ma­ti­siert (wohl aber in der anschlie­ßen­den Kaffeepause).

Zürich view II (night view)
Züri at night – viel bes­ser als die meis­ten ande­ren Groß­städ­te im nähe­ren Umfeld mei­nes Wohnorts.

Mein per­sön­li­ches Fazit: sich bewusst zu sein, dass auch wis­sen­schaft­li­che Tex­te Nar­ra­tio­nen sind ist eben­so frucht­bar wie das Spiel mit den Gren­zen des Gen­res. Für eine Inte­gra­ti­on der­ar­ti­ger For­men in die all­täg­li­chen Prak­ti­ken wis­sen­schaft­li­chen Aus­tau­sches scheint mir dage­gen mehr not­wen­dig zu sein als ein­fach nur der Aus­tausch des Vor­trags­for­mat mit dem Erzäh­lungs­for­mat. Hier ist noch Brü­cken­bau­ar­beit zu leis­ten. Dann könn­te dar­aus auch metho­do­lo­gisch etwas span­nen­des werden.

War­um blog­ge ich das? Um ein paar Gedan­ken zum inter­es­san­tes­ten Ele­ment die­ser Kon­fe­renz los­zu­wer­den, und weil ich mich an der Gren­ze zwi­schen STS und Sozio­lo­gie ste­hend in der STS immer nur halb hei­misch fühle.

P.S.: Bil­der fol­gen, sobald die Tele­kom in der Lage ist, mir nicht nur die DSL-Hard­ware, nach einer Erin­ne­rung dann auch eine DSL-Lei­tungs­frei­schal­tung, son­dern auch eine Anschluss­ken­nung zuzuschicken. 

Update: Der Tele­kom ist’s gelun­gen. Also bit­te: Bilder.

Ganz kurz: Zukunftskongress (Update)

Am Don­ners­tag und Frei­tag fand – zum 550. Jah­res­tag der Uni­ver­si­täts­grün­dung der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät Frei­burg – ein „Zukunfts­kon­gress“ statt, auch „Hum­boldt-Labor“ genannt. Neben eini­gem Brim­bo­ri­um bestand der Kon­gress vor allem aus 12 the­ma­ti­schen Work­shops, an denen sich die ins­ge­samt etwa 300 Teil­neh­me­rIn­nen betei­li­gen konn­ten. Zumin­dest der Work­shop, an dem ich teil­nahm („Gover­nan­ce“), war eine posi­ti­ve Über­ra­schung: sehr par­ti­zi­pa­tiv aus­ge­legt, mit Teil­neh­me­rIn­nen von der Stu­die­ren­den bis zum desi­gnier­ten Rek­tor. Auch wenn letzt­lich inhalt­lich nicht viel bei raus­kam, wur­de auf einer über den kon­kre­ten inhalt­li­chen Fra­gen lie­gen­den Ebe­ne klar, dass ein gro­ßes Bedürf­nis danach da ist, über die tra­di­tio­nel­len Grup­pen­gren­zen hin­weg Dis­kus­si­ons­fo­ren und Netz­wer­ke zu fin­den, und dass es auch einer gro­ßen Uni gut tut, wenn Ver­trau­en auf­ge­baut wird, um sowas zu ermög­li­chen. Inspi­rie­rend (wenn auch nicht immer mei­ner Wahr­neh­mung ent­spre­chend) auch die gra­fi­schen Mit­schrie­be, die es zu jedem Work­shop gibt. Die sind inzwi­schen auf der Web­site des Kon­gress zu fin­den und loh­nen das flash-basier­te Durch­blät­tern (jeden­falls dann, wenn es sich bei dem oder der Lese­rIn nicht um Wis­sen­schafts­mi­nis­ter Fran­ken­berg han­delt, der die letz­ten Sym­pa­thien durch eine abso­lut nicht zum Kon­gress­kli­ma pas­sen­de, bor­nier­te und arro­gan­te Hal­tung in der Schluss­run­de ver­spielt hat – sehr posi­tiv und an den rich­ti­gen Punk­ten kri­tisch dage­gen der amtie­ren­de Rek­tor Jäger und sein Nach­fol­ger Vosskuhle).

Ein biß­chen was zum Kon­gress gibt es auch bei Fud­der (und in der BZ).

War­um blog­ge ich das? Obwohl ich eigent­lich gera­de kei­ne Zeit habe, weil nicht nur Grü­ne sol­che Kon­gres­se ver­an­stal­ten kön­nen und weil mir das grup­pen­über­grei­fen­de Mit­ein­an­der des Kon­gres­ses bis­her an der Uni Frei­burg oft gefehlt hat.

Update: Hier die offi­zi­el­le Pres­se­mit­tei­lung der Uni­ver­si­tät zum Kongress.

Wechsel nicht möglich (Update 6)

Ich habe die Flickr-Dis­kus­si­on zum Anlass genom­men, ein paar Gedan­ken über die Brü­chig­keit sozia­ler Netz­wer­ke und die Kon­se­quen­zen der Ver­wen­dung von sozia­len Netz­wer­ken als Grund­la­ge von Web‑2.0‑Anwendungen zu machen. Wer das nach­le­sen möch­te, kann es bei Tele­po­lis tun. Mein Fazit: eine (mög­li­cher­wei­se dezen­tra­le), nicht-kom­mer­zi­el­le Lösung, die Kon­su­men­tIn­nen aus den Zwän­gen befreit, mög­li­cher­wei­se lebens­lang bei einem Anbie­ter zu blei­ben, und auch nur dort Kon­tak­te knüp­fen zu kön­nen, ist drin­gend not­wen­dig. In der Dis­kus­si­on im Tele­po­lis-Arti­kel­fo­rum gibt es eini­ge, die mei­nen, eMail wäre schon längst so eine Meta­struk­tur (ande­re sehen eh über­haupt kein Pro­blem, weil ech­te Kon­tak­te gibt es im Netz ja nicht …). Die Web‑2.0‑Anwendungen wer­den aber genutzt, weil sie deut­lich kom­for­ta­bler als eMail sind. Was ich mei­ne, wäre ein Tool, dass auch für so „aus­ge­fal­le­ne“ Din­ge wie das gegen­sei­ti­ge Kom­men­tie­ren von Bil­dern genutzt wer­den kann, und eben deut­lich kom­for­ta­bler als eMail ist. Ein paar ande­re Dis­kus­si­ons­bei­trä­ge (z.B. hier, hier oder hier – oder auch hier im Flickr-Forum) fin­de ich dage­gen rich­tig span­nend. Ich bin sicher­lich nicht der ers­te, der sich über die­ses The­ma Gedan­ken macht – aber viel­leicht trägt mein Arti­kel mit dazu bei, dass auch vir­tu­el­le Sozi­al­be­zie­hun­gen irgend­wann nicht mehr vor­wie­gend ein kom­mer­zi­ell genutz­tes Gut sind.

War­um blog­ge ich das? Wer­bung für den Arti­kel, das auch, aber vor allem, um noch­mal die Punk­te fest­zu­hal­ten, die mir an der Dis­kus­si­on wich­tig sind.

Update: Wie ich eben sehe, gibt es in Against Cen­sor­ship inzwi­schen einen Thread zu dem Arti­kel. Außer­dem gab’s in den Tele­po­lis-Kom­men­ta­ren den Hin­weis auf die­sen taz-Arti­kel, der viel­leicht eine Lösung für das ange­spro­che­ne Pro­blem bie­tet (aus der taz von Mon­tag, die ich Mon­tag wohl nur sehr flüch­tig gele­sen habe …).

Update 2: Oli­via Adler macht sich anläss­lich des Arti­kels eini­ge Gedan­ken zum The­ma „Web 2.0 macht abhän­gig“ im Inter­net Pro­fes­sio­nal Web­log.

Update 3: Ich sehe gera­de, dass eine gan­ze Rei­he wei­te­rer Blogs den Arti­kel auf­ge­grif­fen haben. Inten­si­ver befas­sen sich damit u.a. Sprech­bla­se („Kann man die Kom­po­nen­ten Web­an­wen­dung und die Com­mu­ni­ty mit dem Sozia­len Netz­werk über­haupt von­ein­an­der tren­nen?“), Fehl­an­zei­ge („Ein fei­ner Arti­kel – der ers­te, der sich nicht damit zufrie­den gibt, die Tat­sa­chen wie­der­zu­käu­en, son­dern kri­tisch ana­ly­siert, war­um das Gan­ze sol­che Aus­ma­ße ange­nom­men hat.“ – geschmei­chelt­fühl) und das agen­tur­blog („Aus betriebs­wirt­schaft­li­cher Sicht getrie­ben ver­mei­den es alle gro­ßen Ser­vices die­se Daten frei­zu­ge­ben – Ideen und tech­ni­sche Ansätz dafür gibt es aber zuhauf …“). Nur mal so als mög­li­che Debat­ten­fort­set­zung – in die­sem Bei­trag habe ich nicht vor, bis Update 45 hochzuzählen.

Update 4: Auch beim Schock­wel­len­rei­ter fand sich ein Ein­trag zum Arti­kel – und der Hin­weis auf zuvor schon geäu­ßer­te ähn­li­che Gedan­ken, die ich aber noch nicht kann­te. Gespannt bin ich jeden­falls, was aus der Ankün­di­gung Jörg Kan­tels wird, ein Tool zu bas­teln, dass ich Rich­tung einer Ver­net­zung pri­va­ten Foto-Web­spaces geht.

Update 5: Und Spree­blick. Wie ich konn­te ich Spree­blick über­se­hen … Da heißt es: „So rich­tig span­nend wird die sozia­le Netz­ab­hän­gig­keit aber sowie­so erst, wenn unse­re Kin­der nur noch online spie­len und der Clan auf sie zählt. Jeder­zeit.“ Und ein Kom­men­ta­tor ver­weist auf das Fri­end-of-a-Fri­end-Pro­jekt.

Update 6: Und noch ein Hin­weis aus der Spree­blick-Dis­kus­si­on, näm­lich auf Ato­mi­que – ein Pro­jekt, um Pho­to­grup­pen und Dis­kus­sio­nen dazu ohne zen­tra­len Ser­ver zu organisieren.