Ei, wie einfallslos – noch ein Foto vom Sonnwendfeuer. Das war doch letzte Woche schon dran. Stimmt, und es stimmt auch, dass ich auf meiner Festplatte auch noch eine ganze Menge anderer Bilder liegen hätte. Von Sommerabenden im Rieselfeld, vom Kunst-Projekt im Kindergarten, oder vom Kindergeburtstag – gestern mit Kindern, heute mit der Verwandschaft. Aber genau dieser Kindergeburtstag ist auch der Grund dafür, dass ich heute abend keinen Nerv mehr dafür habe, Fotos zu sichten und hochzuladen – das ist dann doch immer ein Großprojekt, so ein Kindergeburtstag. Von Aufräumen über Kuchenbacken bis Quengeligkeit ist alles dabei. Deswegen: Nochmal ein Feuerbild.
Photo of the week: Sonnwendfeuer III
Ungefähr das halbe Rieselfeld ist einmal im Jahr im Dunkeln an einem großen Feuer zu finden – nämlich dann, wenn im städtischen Tiergehege Mundenhof zur Sommersonnenwende das über ein Jahr gesammelte Holz angezündet wird. Das ist dann ziemlich hell und heiß, und bis in die Nacht hinein kann das Feuer zu Trommeln umtanzt werden. Was dann auch jedes Jahr wieder geschieht. So entstehen Traditionen.
Als symbolische Feier der Mitte nicht nur des Sommers, sondern auch des Jahres – ja, ab jetzt werden die Tage wieder kürzer – finde ich das Sonnwendfeuer auf dem Mundenhof immer wieder eine nette Sache.
Dieses Mal war’s allerdings etwas stressig, weil mein Kindergartenkind samt Kindergartenfreund ausgebüxt ist. Nachher erklärte er, das Warten auf den Fackelzug zum Feuer sei ihnen langweilig geworden, deswegen seien sie schon mal vorausgegangen. Zum Glück fielen die beiden Ausreißer Bekannten in die Hände, die sie kurzentschlossen mit zum Feuer nahmen und uns da dann wieder übergaben (Danke an Ella dafür!). Danach war’s dann noch bis nach Mitternacht schön und entspannt …
Wegen dieser Episode gibt’s von mir auch keine Fotos vom Fackelzug, sondern nur ziemlich viele von den Vorbereitungen und dann wieder vom Feuer selbst. Während des Fackelzugs war ich damit beschäftigt, mich in die Gedankenwelt von Vierjährigen hineinzuversetzen und sie mit wachsender Sorge auf den Spielplätzen rund um den Startpunkt zu suchen. Aber ist ja nochmal gut ausgegangen, und dank Mobiltelefon haben ich vom Fund der Kinder auch bereits erfahren, bevor ich das Feuer erreicht hatte. Was schön zum Thema der kleinen Ansprache zum Start der Prozession passte, die sich mit der Problematik immerwährender Erreichbarkeit auseinandersetzte.
Photo of the week: u‑asta-Alumnitreffen II
Die beiden jungen Herren hier auf dem Bild haben gemeinsam: Sie haben sich genau wie ich irgendwann mal im Freiburger u‑asta engagiert. Vor zwei Wochen, am 1. Juni 2013, wurde nun das Ende des u‑asta gefeiert. Ein fröhlicher Anlass, den nach dem u‑asta ist vor der Verfassten Studierendenschaft. In Freiburg hat sich hier das Neue Mischmodell durchgesetzt, das ähnlich wirre Diagramme zu produzieren in der Lage ist wie das Bündnis für u‑asta und Fachschaften. Die ganzen Reden hat der u‑asta netterweise dokumentiert (auch zum Anhören), und viele Leute, mit denen ich seit Mitte der 1990er Hochschulpolitik gemacht habe, habe ich auch wiedergetroffen. War schön!
Mehr Fotos von der u‑asta-Abschiedsgala gibt es auf Flickr. (Ach ja: Bericht der Badischen Zeitung dazu). Und hier hatte ich was zum 30-jährigen u‑asta-Jubiliäum 2010 gebloggt, und da zum Ende vom U.
Photo of the week: Sun power
Edward Snowden, der Whistleblower, der Dokumente über „PRISM“ – das groß angelegte Überwachungsprogramm der NSA – veröffentlicht hat, ist jemand, der mutig gehandelt hat, und der sich – den Interviews und Berichten im Guardian zufolge, sehr bewusst und mit klarem Blick auf die persönlichen Konsequenzen für sich und andere dafür entschieden hat, PRISM öffentlich zu machen. Die vermutlich größte Enthüllung der letzten Jahre zeigt zudem mit drastischer Deutlichkeit, wie wenig das Handeln Barack Obamas mit seinen Versprechungen zu tun hat. Ich hoffe, dass Snowdens Mut auch politische Konsequenzen haben wird. Die Netzsoziologin danah boyd hat einige gute Argumente dazu aufgeführt, warum zu erwarten ist, dass die meisten AmerikanerInnen schlicht mit den Schultern zucken werden, nach dem Motto „betrifft mich ja nicht“.
Snowden hätte auch eine Romanfigur sein können – in einem der Nicht-SF-Romane von Iain (M.) Banks, der heute mit 59 Jahren gestorben ist.
Banks war einer der ersten Autoren der neuen schottischen Science-Fiction-Welle, die ich gelesen habe, und der mich zu „ernsthafterer“ Science Fiction (und der Lektüre im englischsprachigen Original) hingeführt hat. Mit den Büchern seiner Culture-Reihe hat er ein Utopia aufgemacht, dass durchaus in der Lage dazu ist, als Ganzes ethisch fragwürdig handelt. Gleichzeitig – das zieht sich, neben dem Spaß an der Konstruktion größerer und größerer Raumschiffe und künstlicher Lebenswelten durch alle seine Bücher – hat er wohl am konsequentesten eine Kultur beschrieben, in der intelligente Drohnen und die „Minds“ der kontinentgroßen Raum„schiffe“ mit den Menschen* der Culture alltäglich integriert interagieren – mindestens auf Augenhöhe, wenn nicht sogar im Verhältnis der überragenden Maschinenintelligenz zum – des Amüsements wegen – geduldeten Menschen. Nach und nach habe ich dann den Nicht-SF-Banks („Iain Banks“ statt „Iain M. Banks“) entdeckt und schätzen gelernt. The Business (1999) beispielsweise ist eine der lesbarsten literarischen Auseinandersetzungen mit den Organisationsprinzipien des Kapitalismus, die mir bekannt ist. (Und wer in seine – teilweise grausame – Science-Fiction einsteigen will, kann das chronologisch mit Consider Phlebas (1987) tun, oder mit Excession (1996), dem vielleicht zugänglichsten der Culture-Romane).
Banks ist nicht mehr. Und das ist definitiv ein Verlust.
* Menschen: Mir ist bewusst, dass die Menschen der Culture keine Menschen sind …
Photo of the week: Fractal symmetry
Heute ausnahmsweise schon heute, das Foto der Woche – üblicherweise poste ich es ja immer erst am Wochenende. Apropos Wochenende: Hier in Baden-Württemberg war diese Woche durch den Feiertag ja mal wieder ziemlich zerrupft. Oder wäre sie es für mich gewesen, wenn ich nicht eh Urlaub hätte. Urlaub, Feiertag, und die Tatsache, dass meine Kinder wegen Schulferien den ganzen Tag zuhause waren (aktuell machen die beiden Urlaub bei den Großeltern), fand ich ziemlich irritierend. Also, für mein Zeitgefühl. Jedenfalls hatte ich die ganze Woche über so einen Eindruck von „heute ist Freitag“. Oder „Sonntag“. Normal war das nicht.
Was mich zum Thema Feiertage bringt. Fronleichnam ist ja einer dieser Feiertage, mit denen ich gar nichts anfangen kann. Anders als bei Ostern (Frühling) oder Weihnachten (Mittwinter) sind Pfingsten und Fronleichnam für mich einfach arbeitsfreie Tage. Jetzt gab es den (aus säkularer Sicht streng genommen korrekten) Vorschlag, diese kirchlichen Feiertage abzuschaffen. Sie könnten durch Verfassungsfeiertage oder Tage mit Themenmotiven („Tag der Arbeit“) ersetzt werden. Das würde dann aber ChristInnen vor das Problem stellen, das heute schon Anhängerinnen anderer Religionsgemeinschaften haben: Feiertag, aber um ihn zu feiern, müsste Urlaub genommen werden. Oder sie werden ganz abgeschafft und arbeitsrechtlich der Urlaubsanspruch vergrößert.
Was ich mit Blick auf den nach wie vor existierenden Neoliberalismus am Arbeitsplatz auch nicht richtig fände: So, als allgemein geltende Feiertage, gibt es zumindest eine gewisse Synchronisation, und vor allem ein gewisses gesellschaftliches Tabu, nicht zu arbeiten. Das ist – so mein Eindruck – härter als Überstunden und „ich müsste eigentlich auch mal Urlaub nehmen“. Insofern finde ich allgemein verbindliche Feiertage (na ja, zumindest allgemein in einem Bundesland …) sinnvoll. Und nehme den Traditionsballast in Kauf.
Um die Argumentation auf die Spitze zu treiben: Auch Samstag und Sonntag könnten ja bei entsprechender Ausweitung des Urlaubsanspruchs abgeschafft werden. Ich glaube aber nicht, dass das funktioniert – zu viele würden dann, dank externer oder selbstgesetzter Zwänge, regelmäßig Siebentagewochen durcharbeiten. Oder?