GesternVor einem Jahr fand in Berlin eine gemeinsame Tagung von Heinrich-Böll-Stiftung und CampusGrün zur Zukunft der Hochschulen statt. Dieser Frage wurde in unterschiedlichen Workshops nachgegangen; ich war damals gebeten worden, einen Workshop „Nachhaltige Hochschulen“ vorzubereiten und zu leiten. Mit dem konkreten Workshopergebnis bin ich ganz zufrieden. Weil das Thema aber ja vielleicht auch Menschen außerhalb der grünen Hochschulgruppenszene interessiert, hier die Folien meines Inputs (bei Slideshare) sowie ein paar Worte dazu.
„Einige Überlegungen anlässlich des Workshops „Nachhaltige Hochschulen““ weiterlesen
Kurz: Brauchen wir ein Nachhaltigkeitsministerium?
Nur so ein Nebenbeigedanke, aber durchaus blogbar:
Teil 1: In seinem Schlussvortrag auf dem 2
Teil 2: Die Aufregung um den Fall des Entwicklungshilfeministeriums an die FDP, die das ja erst abschaffen wollte, hat mir noch mal vor Augen geführt, dass die Ressortschnitts letztlich kontingent sind, also auch anders sein könnten. Auch die Künast’sche Stärkung des Verbraucherschutzes (aus BMELF wird BMVEL) und die erneute Schwächung in der großen Koalition (BMVEL wird BMELV) macht dies deutlich.
Beides zusammengedacht: warum nicht das 1986 gegründete Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit seinen etwa 800 MitarbeiterInnen fusionieren mit dem seit 1961 bestehenden Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit ca. 600 MitarbeiterInnen im Ministerium. Das Ergebnis wäre dann ein deutlich gestärktes Bundesministerium für nachhaltige Entwicklung und globale Umweltfragen (BMNEU) mit einem zeitgemässen Zuschnitt. Gute Idee?
Kurz: Wer hat den Kleinsten?
Heute kam die jährliche Stromrechnung. Ich habe mich einerseits ein bißchen darüber geärgert, weil unser Stromverbrauch deutlich gestiegen ist – von ungefähr 1600 kWh im Jahr auf knapp 1900 kWh. Das muss nicht unbedingt sein, und wir rätseln jetzt, was schuld daran ist: der Kühlschrank? Die eine oder andere Stand-by-Schaltung ohne Vorschaltsteckdose? Der noch immer nicht sanierte Herd? Oder eher lebensstilbedingte Änderungen – häufigeres Arbeiten (Computer!) und Essenkochen zu Hause? Die zusätzliche Wäsche für größer werdende Kind(er)?
Andererseits sagt die Wikipedia, dass das erstens gar nicht Stromverbrauch heißt (ich bleibe weiter bei dem Wort), und dass es zweitens für Zwei-Personen-Haushalte im Durchschnitt in Deutschland inzwischen 3400 kWh und für Drei-Personen-Haushalte sogar 4400 kWh sind. Zwei Erwachsene und zwei kleine Kinder stehen vermutlich irgendwo dazwischen – also bei einem gut doppelt so hohen Stromverbrauch wie bei uns.
Trotzdem kann der noch sinken. Mal schauen, wie das nächstes Jahr aussieht – größere Einsparpotenziale sind leider alle auch mit größeren Investitionen in Haushaltsgeräte verbunden. Und an alle die Frage: Wer hat den Kleinsten?
Öko-Praktiken in Ratgebern – Manuskript
Im November 2005 nahm ich am Kongress kulturwissenschaftliche Technikforschung des gleichnamigen Kollegs der Uni Hamburg teil. Ich habe dort damals auch vorgetragen, nämlich etwas zum nachhaltigen Umgang mit Dingen anhand der praxistheoretischen Analyse von Öko-Ratgebern.
Vor ein paar Wochen ist mir nun zufällig beim Aufräumen meiner Festplatte das Manuskript für meinen Beitrag für den Kongressband wieder in die Hände gefallen. Der Kongressband ist seit geraumer Zeit „im Druck“. „Im Druck“ ist so ungefähr das selbe wie die wissenschaftliche Version der katholischen Vorhölle. Auch eine Nachfrage bei der kulturwissenschaftlichen Technikforschung konnte leider nicht aufklären, obwann mit einem Wechsel des Status von „im Druck“ zu „erschienen“ zu rechnen ist.
Ich habe mich deswegen entschieden, dass dort eingereichte Manuskript zu meinem Vortrag hier publik zu machen – ich glaube, dass es für alle, die sich für eine umweltsoziologische Anwendung von Praxistheorie und Akteur-Netzwerks-Theorie interessieren, durchaus interessant sein könnte. Das Manuskript ist (bis auf die eingangs eingefügte Notiz zur Zitierweise) auf dem Stand von 2005/2006 – aber besser so als nie:
Kurz: Raumfahrtsdebatte (Update 5)
Vor gut einem Jahr hatte ich anlässlich des Starts der „Jules Verne“ schon einmal ein paar Gedanken zur Frage bemannte Raumfahrt aufgeschrieben – ich selbst bin da ziemlich zwiegespalten zwischen Faszination und Nüchternheit. Mein damaliges Fazit:
Kurz gesagt: unter den derzeitigen Bedingungen und den planetaren Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht (Klimawandel, Nachhaltigkeit, globale Gerechtigkeit usw.), scheint es mir sinnvoller zu sein, Prioritäten anders zu setzen.
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Mondlandung ist das Thema derzeit wieder in den Medien. So hat die sonntaz vom gestrigen Sonntag das Thema „bemannte Raumfahrt“ als Streit der Woche – u.a. mit einem Contra-Statement von Hettlich/Grüne. Auf der Pro-Seite steht, jetzt etwas platt zusammengefasst, vor allem das Argument, „das unsere Ingenieure was zum Spielen haben und ihre Kunstfertigkeit nicht verlieren“. Auch Christian Reinboth (CDU) nimmt die Kritik von Grünen und LINKE bei Scienceblogs auf – so richtig gute Argumente für die nicht-automatisierte Raumfahrt lese ich dort allerdings nicht. Und bei Charles Stross wird noch einmal richtig deutlich, wie aufwändig – energetisch wie administrativ – Raumfahrtprojekte sind.
Update: Sehe gerade, dass es in der ScienceBlogs-Themenwoche „40 Jahre Mondlandung“ auch noch einen deutlich stärker argumentierenden Beitrag von Florian Freistetter gibt. Letztlich läuft seine Argumentation auf „Raumfahrt ist Grundlagenforschung und muss deswegen nicht direkt was bringen“ (soweit d’accord), „nur Menschen haben Entdeckergeist“ (aber müssen die deswegen direkt daneben stehen?) und „Umsiedlung der Menschheit“ (siehe mein Zehntklassargument aus meinem älteren Blogeintrag) hinaus.
Update 2: Das Leben schreibt die besten Satiren – lange Artikel über defekte 6‑Mio-Dollar-Toiletten sind der beste Beweis dafür, dass Menschen und deren Habitat im Weltraum schlichtweg extrem teuer und aufwändig sind.
Update 3: Ganz aktuell nochmal Charles Stross – dort findet sich eine spannende Debatte über „was verdanken wir alles der Raumfahrt“ (wobei es da nicht um die bemannte Raumfahrt geht, sonder ganz allgemein …). Geht bis hin zu Powerpoint.
Update 4: (21.07.2009) Bei Telepolis wird ebenfalls gefragt: „Trotz aller Euphorie zum 40. Jubiläum der ersten Mondlandung bleibt vor allem in Zeiten der Wirtschaftskrise die Frage, warum Menschen in lebensfeindliche Wüsten fliegen sollten“.
Update 5: (22.07.2009) Noch ein von mir gern gelesener SF-Autor äußert sich zum Thema: Kim Stanley Robinson in der Washington Post. Seine Thesen: wenn überhaupt, geht’s um den Raum zwischen Mars und Venus, wir sollten den Weltraum mehr im Sinne „lebensfeindliche Wüste“ als im Sinne „zukünftiger Wohnsitz“ betrachten, und wir sollten den richtigen Zeithorizont wählen: das derzeitige Problem ist es, die Erde noch in tausend Jahren für Menschen bewohnbar zu halten; wenn (bemannte) Weltraumfahrt dazu dienen kann, dieses Problem zu lösen, dann sollten wir sie unternehmen, sonst damit warten – als Menschheit eben ein paar hundert Jahre – , bis das Problem Klimawandel etc. gelöst ist.