Die Roßkopf-Windräder stehen seit 2003 da und müssten eigentlich längst in den Titelkopf der Gundelfinger Nachrichten aufgenommen werden, so sehr gehören sie mit zum Ortsbild. Auch wenn nur eines davon auf Gundelfinger Gemarkung steht. Das Bild wird sich demnächst ändern: im Rahmen eines Repowerings werden die vier Windräder durch zwei neue, leistungsstärkere ersetzt, die doppelt so viel Strom produzieren sollen wie die bisherigen. Schon erstaunlich, was für Fortschritte diese Technologie in den letzten 20 Jahren gemacht hat!
Kurz: Atomkraft-Intelligenz
Bisher überzeugen die ganzen Konzepte für kleine modulare Atomkraftwerke nicht so richtig. Ich habe jedenfalls nur Meldungen wahrgenommen, dass diese teurer werden, doch nicht gebaut werden, konzeptionell zwar überzeugen, aber …
Jetzt kommen neue Player ins Spiel. Nachdem Microsoft angekündigt hat, einen der Three-Miles-Island-Reaktoren wieder anzufahren, um den steigenden Strombedarf zu decken, gab es in den letzten Tagen Meldungen, dass Google und Amazon jeweils in Klein-AKW investieren wollen. Der Microsoft-Plan klang recht konkret, die Vorhaben der anderen beiden Tech-Konzerne wirkte noch etwas wolkiger. Ich würde nicht drauf wetten, dass diese AKW tatsächlich gebaut werden.
All das weißt allerdings auf etwas hin, das sich schon angedeutet hatte. Der AI-Hype hat ganz reale Folgen. Während OpenAI und Co. noch um tragfähige Geschäftsmodelle ringen, wagt kaum jemand, kein Large-Language-Model einzusetzen, keine kleinen GPTs irgendwo einzubauen. Google, Windows, Adobe, der Acrobat-Reader, WordPress, Chatfenster und so weiter … Obwohl die Textverarbeitung eindrucksvoll ist, und der künstliche Schimmer KI-generierter Bilderwelten sich wohl genauso in den Zeitgeist der 2020er Jahre einbrennen wird wie die Tatsache, dass Suchergebnisse und Websites mehr und mehr unglaubwürdige, „halluzinierte“ Fakes darstellen – ich bin immer noch nicht überzeugt davon, dass die schöne neue Welt stochastischer Intelligenzen nachhaltig ist. Nicht im Sinne von „dauerhaft stabil“, und erst recht nicht mit Blick auf die ökologischen Folgen. Blockchain lässt grüßen.
Mit Blick auf den Klimawandel können wir uns das Ausrollen einer weiteren energiehungrigen Technologie nicht leisten. Bisher bekommen wir als Endverbraucher:innen von der Energieseite des Ganzen wenig mit – das betrifft ja OpenAI, Google, Meta usw. Das ändert sich zum einen dann, wenn die Kosten dafür in zukünftige AI-Geschäftsmodelle eingepreist werden (nach der Anfix-Phase), und dürfte zum anderen da spürbar werden, wo neue Hardware gefordert ist. Win 11 mit Co-Pilot, die neusten mobilen Flaggschiffe – all die wollen Rechenleistung, um auch lokal AI-Rätsel lösen zu können. Den Preis zahlen wir.
Kurz: Wo sind Sie hin?
Gestern war mal wieder ein globaler Klimastreik. In Freiburg waren es so knapp 2000 Leute, deutschlandweit insgesamt 75.000, sagt die Tagesschau, in Wien waren es zwischen Hochwasser und Wahl wohl 13.000, und auch in New York, Rio und Delhi gab es den Medienberichten zufolge Klimaaktionen. Einerseits cool, dass hier deutliche Zeichen gesetzt werden – andererseits waren wir auch schon mal mehr.
Ich war in Freiburg beim Streik dabei, und fand es auffällig, wie sich die Zusammensetzung der Demonstrierenden im Vergleich zu vorherigen Streiks verändert hat: klar, weiterhin viele Jugendliche (wobei die „erste“ FFF-Generation inzwischen mitten im Studium steckt), diverse Umweltorganisationen (von BUND und NABU bis hin zu Extinction Rebellion) und auch Brot für die Welt waren mit Fahnen vertreten, an Parteien habe ich neben ein paar grünen Fahnen (eine davon meine) nur zwei Volt-Plakate wahrgenommen, die durch die Demo getragen wurden. Alter: viele sehr jung, viele grauhaarig (ich ja inzwischen auch), dazwischen wenig? Einen Redebeitrag – von einem FFF-Aktivisten – zu Frust und Motivation nach sechs Jahren Klimastreik – fand ich sehr gut, dass die Initiative „Dieti bleibt“, die sich gegen die Abholzung eines Teils des Dietenbachwaldes für den Stadtteilneubau im Freiburger Western einsetzt, großen Raum bekommen hat, fand ich nur bedingt nachvollziehbar. Und hey, „hoch die internationale Solidarität“ und „Anticapitalista“ sind möglicherweise dann doch eher allgemeintaugliche Demosprüche. Insgesamt habe ich jedenfalls eine deutliche Verengung (und damit möglicherweise auch Radikalisierung) der Protestierenden wahrgenommen. Und gleichzeitig weiß ich aus meinem Umfeld, dass viel arbeiten mussten, im Urlaub waren oder aus anderen Gründen keine Zeit/keine Priorität hatten, am Freitagmittag zu Demo und Kundgebung zu gehen.
Ich verstehe, dass die Zeiten nicht so sind. Ich habe ja auch überlegt, ob ich wirklich den Nachmittag frei nehmen soll. Ein Thema des Streiks war, dass die Regierung nicht genug tut. Kann ich nachvollziehen und befürchte gleichzeitig, dass jede andere aktuell rechnerisch mögliche Regierung noch weniger für den Klimaschutz tun würde. Damit ist aber sehr viel weniger klar als früher, gegen wen und für was demonstriert wird (siehe auch die Freiburger Debatte um Dietenbach). Und dass es frustriert, dass selbst die erste Regierung mit grüner Regierungsbeteiligung im Bund seit Jahren nicht noch sichtbar schneller ist, kann ich auch verstehen – obwohl die Ausbaukurven für Wind und PV gut aussehen und die Förderprogramme im Baubereich umgestellt wurden. Das 1,5‑Ziel wurde gerissen, zwei Grad sind machbar, aber herausfordernd. Und dann kommt Lindner und die Schuldenbremse, und dann kommt Merz und der reaktionäre Rechtsruck, und dann kommt die AfD und das frostige Meinungsklima. Und zwischendrin klebt die Letzte Generation auf der Straße und sorgt für Naserümpfen.
Trotzdem: da waren schon mal mehr Leute, und da waren schon mal Leute auch sichtbar aus anderen Parteien, aus anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen. Wo waren die gestern?
Oder, direkt gefragt: Wo seid ihr gestern gewesen, wenn nicht beim Streik?
Ich meine damit diejenigen, denen Klimaschutz wichtig ist, ohne tief in irgendwelchen diesbezüglichen Gruppen zu stecken. Die, die mit Kind und Kegel oder Arbeitskolleg:innen beim vorletzten Klimastreik die Straße gefüllt haben. Oder auch die, die bei den Demos Anfang des Jahres deutlich gemacht haben, dass AfD-Pläne absolut nicht mehrheitsfähig sind.
Gerade in der Situation jetzt, in der die öffentliche Meinung von Rechts gemacht wird, in der der physikalisch unaufhaltsame und mit Hochwasser und Hitze spürbare Klimawandel eigentlich Top-Thema sein müsste, bräuchte es eine Million Menschen auf der Straße. Wäre schön, wenn das jemand in die Hand nehmen würde. Auch wenn’s sich gerade nicht nach Volksfest anfühlt.
Hoffnung am Ende der Welt
Die Welt draußen ist mal wieder ziemlich am Ende. Zeitgenössische Science Fiction reagiert darauf auf drei Arten: sie setzt sich erstens direkt damit auseinander – da sind wir dann bei „CliFi“, Climate Fiction und Verwandtem, sei es Kim Stanley Robinson, sei es T.C. Boyle, sei es mit anderer Perspektive Neal Stephenson. Oder bei Werken, die andere Probleme, die wir gerade haben, direkt literarisch verarbeiten. Ausgrenzung und Inklusion beispielsweise.
Die zweite Reaktion ist Eskapismus. Das muss nichts schlechtes sein. Science Fiction landet dann beispielweise bei der neusten Form der Space Opera. Einen sehr guten Überblick darüber, was da alles drunter passt, gibt Jonathan Strahan in seiner gerade erschienenen Anthologie New Adventures in Space Opera. Mit Norman Spinrad spricht er davon, dass es sich bei Space Opera nach wie vor um „straight fantasy in science fiction drag“ handelt. Das gilt auch für das, was in den 2020er Jahren passiert, nach dem Höhepunkt der „new space opera“. Nur dass diese Texte diverser und multiperspektivischer sind, und sich kritischer mit den Politiken und Machtverhältnissen in den jeweils imaginierten Welten auseinandersetzen, als dies davor der Fall war.
Drittens, und damit sind wir beim Thema dieses Textes, erscheinen eine Vielzahl von Geschichten und Büchern, die irgendwo zwischen „cozy“, Hopepunk und Solarpunk einsortiert werden können. Obwohl es Überschneidungen gibt, ist Solarpunk doch noch einmal etwas anderes als Climate Fiction, und ist „cozy“ SF&F nicht identisch mit der 2020er-Fassung von Space Opera. Wir kommen gleich zu Definitionen – hier sei allerdings schon einmal gesagt, dass diese Grenzziehungen weniger hart sind, als sie manchmal erscheinen, und teilweise noch im Entstehen befindlich sind. Mir geht es vor allem darum, einen Blick auf etwas zu werfen, was ich als aktuellen Trend in Science Fiction (und eingeschränkt: Fantasy) wahrnehme.
Kurz: Bahnreisen 2024
Der aktuelle Zustand der Bahn macht mich unglücklich. Und zwar aus purem Egoismus heraus, in erster Linie. Unter anderem deshalb, weil ich ohne Auto und Führerschein auf diese Infrastruktur angewiesen bin; erst recht, um zwischen Freiburg und Stuttgart pendeln zu können. In zweiter Linie würde ich mir wünschen, dass viele die Bahn nutzen. Und auch da fehlt aktuell einiges, um das mit gutem Gewissen empfehlen zu können
Mich nerven dabei sowohl die kurzfristigen wie auch die langfristigen Unzulänglichkeiten. Wobei sich mit letzteren noch halbwegs planen lässt, etwa durch per se längere Umsteigezeiten als im Fahrplan vorgesehen, andere Routen, oder durch das Setzen auf durchgehende Züge. Wenn jetzt allerdings im Sommer die Rheintalbahn unterbrochen wird – Busersatzverkehr auf der mit am stärksten frequentierten Strecke Deutschlands – schwant mir böses. Und auch die Ankündigungen für den Fernverkehr klingen schwierig. Trotzdem sehe ich ein, dass Bauarbeiten an dieser Infrastruktur dringend notwendig sind, und ich mich halt irgendwie arrangieren muss.
Anders die kurzfristigen Probleme. Es gibt zum Beispiel einen durchgehenden Zug zwischen Basel-Freiburg-Stuttgart-München. Der fährt morgens von Freiburg nach Stuttgart und abends wieder zurück. Eigentlich ideal, kein Risiko, den Anschluss in Karlsruhe zu verpassen. Eine schöne Sache. Genau dieser Zug macht allerdings gerade Probleme. Vorletzte Woche: außerplanmäßiger Halt in Bruchsal, alle raus, Zug endet hier. Letzte Woche: Halt in Stuttgart entfällt. Heute: Zug fällt aus (wohl wegen technischer Probleme am Zug). Und jedesmal erst kurz vor Abfahrt eine Information, was es schwer macht, alternative Verbindungen zu nutzen. Mindestens das müsste besser gehen!
Für mich steht in den nächsten Tagen die Entscheidung an, ob ich meine BahnCard 100 verlängere. Rein finanziell lohnt sie sich spätestens, seit der Nahverkehr auch über ein Deutschlandticket abdeckbar wäre, nicht mehr wirklich. Sie ist also ein Luxusgut, vergleichbar einem selten genutzten Kleinwagen. Aber ein Luxusgut für ein System, das zur Zeit nicht richtig funktioniert? Das macht die Entscheidung nicht einfacher.