Angefixt hat mich unsere Balkonsolaranlage vor zwei Jahren. Die kam mit einem Shelly PM, um Ertrag und Einspeisung zu messen. Das ließ sich dann – eingebunden in das hausinterne WLAN – jederzeit in der App des Herstellers Shelly auf dem Handy ansehen. Neben Zählern und schaltbaren Steckdosen stellt Shelly auch Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren her. Eine sehr praktische Sache, um den Überblick darüber zu haben, wie es mit der Luftfeuchtigkeit im Bad nach dem Duschen oder mit der Temperatur im Keller aussieht. Auch das lässt sich in der App von Shelly jederzeit anschauen.
Farbpaletten der Monate
Mit den ersten sonnigen Januartagen ist mir mal wieder aufgefallen, wie sehr ich das Licht und die Farben im Spätherbst und Winter vermisst habe. Links mein völlig subjektiver Versuch, aus meinen Fotos des letzten Jahres mehr oder weniger idealtypische Paletten für die jeweilige Jahreszeit und den jeweiligen Monat zusammenzustellen. Hier: von Hand, auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass es auch fancy Programme geben könnte, die genau so etwas machen. Und natürlich spielen meine Vorstellungen, welche Farben zu welchem Monat passen, in die Auswahl der Farben aus den jeweiligen Fotos mit rein.
Ungefähr so sieht jedenfalls das letzte Jahr aus, reduziert auf zwölf mal fünf Farbtöne. Samt einer gewissen Präferenz für Sonnenuntergänge.
Nettes Visualisierungstool fürs Web: Datawrapper
Gibt es schon etwas länger, aber ich habe es erst in diesen Tagen entdeckt (und wundere mich, warum): Datawrapper ist ein in der recht umfangreichen Grundversion kostenfreier Service, mit dem sich mit wenigen Klicks nicht nur Diagramme, sondern auch eingefärbte Karten erstellen lassen.
Also sowas wie das hier:
Die Schritte, um dahin zu kommen, sind einfach: Erstens Auswahl der passenden Kartengrundlage (hier: Baden-Württembergs 1101 Gemeinden, Stand 2018).
Dann zweitens Auswahl der passenden Daten. Das kann durch direkte Eingabe geschehen, durch das Hochladen einer CVS-Datei, oder aber – noch eleganter – durch die Verknüpfung mit einem Google-Drive-Dokument. Änderungen in den Daten werden dann auch im Diagramm dargestellt.
Wichtig ist das Feld „AGS“, der amtliche Schlüssel, mit dem jede Gemeinde beschrieben wird. Theoretisch geht auch eine Zuordnung nach Namen, aber das führt dazu, dass dann sowas wie „Landeshauptstadt Stuttgart“ und „Stuttgart“ erst einmal nicht als identisch erkannt werden. Die Oberfläche von Datawrapper macht es einfach, derartige Unklarheiten zu korrigieren. Wenn beide Datensätze den Gemeindeschlüssel enthalten, geht es aber deutlich einfacher – das ist zum Beispiel bei den Datensätzen, die von der Website des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg heruntergeladen werden können, der Fall. Oder auch bei den Daten des Demografieportals, die ich für die Karte oben verwendet habe.
Der nächste Schritt ist dann die Visualisierung: Welches Farbschema soll die Karte verwenden? Was kommt noch an Text dazu? Sollen Ortsnamen angezeigt werden? Gibt es Tooltips mit weiteren Infos, usw.?
Dann bleibt noch die Veröffentlichung – über eine URL wie https://www.datawrapper.de/_/7XeS6/, als PNG (in den Bezahlversionen auch als SVG) oder eben als eingebettetes Skript in einem IFrame wie oben. Fertig!
Kurz: Rotkäppchen im Stil unserer Zeit
Slagsmålsklubben – Sponsored by destiny from Tomas Nilsson on Vimeo.
„Faux infographics“ ist einer der großen zeitgenössischen visuellen Stile. Oder so. Obige Musikvideo-Verfilmung des Grimm’schen Märchens „Rotkäppchen“ besticht durch ebenso zeitgenössische Musik („Slagsmålsklubben“, Tomas Nilsson) und eine ganze Reihe amüsanter Abwege, die erst beim zweiten Hinsehen bemerkt werden. Deswegen – ich tue das ja nicht so gerne – mal wieder ein eingebettetes Infografik-Video. Via Boing Boing Gadgets.
Heirat und Geschlechterrollen (Update 3)
Der Spiegel hat wohl ein Sonderheft zum Thema Familie herausgebracht. Online findet sich da inzwischen ein (wie meist) recht lesenswerter Aufsatz von Reinhard Mohr über den Wandel des Familienbegriffs seit ’68 samt Ausblick auf die mühsame Freiheit der Patchwork-Familie. Außerdem haben die eine ganze Reihe von statistischen Informationen zum Themenfeld Familie, Kinder, Heirat zusammengestellt (dass die „nichtehelichen Kinder“ in der Anmoderation des Artikels zu „unehelichen Kindern“ mutieren, und dass beides eigentlich blöde Begriffe sind, sei mal dahingestellt). Unter den Grafiken ist mir eine besonders aufgefallen:
Familie und Beruf (Quelle: Spiegel online)
Und zwar nicht wegen des Tippfehlers im Diagramm, sondern weil die – steigende, aber noch immer relativ kleine – Gruppe nichtehelicher Lebensgemeinschaften zumindest diesem Diagramm nach Berufstätigkeiten egalitärer verteilt. Es wäre interessant, dem nachzugehen. Auf den ersten Blick wirkt es jedenfalls so, als würde das Diagramm die These stützen, dass das Ehegattensplitting ungleiche Erwerbsbeteiligungen von Männern und Frauen verstärkt. Allzuviel sollte allerdings in das Schaubild auch nicht reininterpretiert werden – es kann durchaus sein, dass es neben institutionellen Faktoren wie dem Ehegattensplitting auch soziale und kulturelle Faktoren gibt, die sowohl die Entscheidung zu einer Heirat als auch die Entscheidung zu nicht-egalitären Arbeitsverteilungen beeinflussen (sprich: wer sich gegen eine Heirat entscheidet, ist möglicherweise ‚eh‘ weniger stark an traditionellen Geschlechterrollen orientiert und würde auch bei einer Heirat zu einer egalitäreren Verteilung von Tätigkeiten neigen; oder: wer aus finanziellen Gründen nicht heiratet, ist möglicherweise ‚eh‘ materiell drauf angewiesen, das beide in Vollzeit arbeiten usw.).
Allerdings ist das Spiegel-Diagramm, so wie hier abgebildet, letztlich nicht nur wegen diesen Unsicherheiten über Kausalitäten relativ nutzlos: abgebildet sind nämlich nur diejenigen Paare, bei denen beide überhaupt berufstätig sind. Was fehlt – und eigentlich spannend wäre – ist die Frage, wie sich das klassische deutsche Modell der Arbeitsverteilung sowohl innerhalb der beiden Gruppen auswirkt als auch hier wiederum der Vergleich zwischen den Gruppen. Dazu müsste es eigentlich auch Mikrozensus-Daten geben (im Datenreport 2006 war beim kurzen Durchblättern allerdings nichts dazu zu finden).
Warum blogge ich das? Zum einen, weil mich das Thema politisch und beruflich interessiert, zum anderen, weil die nähere Beschäftigung mit dem Schaubild zeigt, dass es weit weniger hergibt, als möglich wäre … relativ typisch für Infografiken in Massenmedien.
Update: Zufällig bin ich bei der Suche nach ganz anderen Dingen auf eine aktuelle Sonderauswertung des Mikrozensus zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestoßen – da (Schaubild 11 ist identisch mit oben, Schaubild 10 ergänzt das …) stehen die oben fehlende Dinge drinne (und bestätigen die genannte Tendenz).
Update 2: Hier nochmal der Hinweis auf die derzeit durch Medien und Blogs geisternde Studie von Davis, Greenstein und Marks zur Hausarbeitsverteilung zwischen verheirateten und unverheirateten Paaren: Pressemitteilung, Preprint, Diskussion: BoingBoing, Diskussion: Zeitrafferin (mein letzter, etwas lang geratener Kommentar), SpOn.
Update 3: (20.10.2007) Via Reddit bin ich auf zwei Meldungen gestoßen, die das Thema dieses Blog-Eintrags ganz gut ergänzen. Das eine ist ein Vergleich der rechtlichen Bedingungen, unter denen hetero- bzw. homosexuelle Paare in den USA und in Kanada zusammenleben. Nicht-verheiratete heterosexuelle Paare in Kanada werden nach einem Jahr als automatisch als „common law relationship“ anerkannt; in den USA gibt es einige Staaten, in denen diese Form des Zusammenlebens illegal ist. Insgesamt gibt es in dem Artikel ein paar gute Fragen zum Thema, wie staatliche Regulationen und partnerschaftliche Beziehungen zusammenhängen.
Das zweite ist nochmal ein ganz anderer Blickwinkel auf das Thema: Feminists have more fun – und zwar betrifft dies sowohl feministisch eingestellte Frauen wie auch Männer, die mit solchen zusammenleben (und umgekehrt) …