Zurück von der Fraktionsklausur, trotz Streik irgendwie von Neckarsulm wieder nach Freiburg gekommen (ein Nahverkehrszug einer der baden-württembergischen Gesellschaften, die nicht bestreikt wurden, von Neckarsulm nach Heilbronn, eine Straßenbahn von Heilbronn nach Karlsruhe, ein pünktlicher und gar nicht so voller ICE aus dem Notfahrplan von Karlsruhe nach Freiburg). Und die Winterdämmerung verwandelt selbst Güterzüge und die Wiwili-Brücke in irgendwas hübsches. Das Foto oben ist ein Ausschnitt aus diesem Videoschnipsel, bei dem Zug, Räder und Leute auf der Brücke und Vögel in Bewegung sind. Was natürlich gleich noch besser aussieht.
Photo of the week: Rieselfeld Christmas Tree, Freiburg
Kurz: Tendenz zum Kulturkampf in Gundelfingen
Ich bin froh, wenn diese Woche vorbei ist. Dann wurde nämlich – am Sonntag – in Gundelfingen über die Frage abgestimmt, ob die Gemeinde sich unverzüglich für eine Wiederaufnahme der Straßenbahnplanungen einsetzen soll oder nicht. Eine simple Sachfrage, eigentlich.
Der Wahlkampf allerdings ist zermürbend. Nachdem sich abzeichnete, dass drei der vier Gemeinderatsfraktionen den Bürgerentscheid, die Straßenbahn und überhaupt alles verhindern wollen – SPD, CDU und anführend die Freien Wähler mit ihrem Chef, Herrn Hornbruch – gründete ein Angestellter von Hornbruchs Pflegedienst flugs eine Gegen-BI. Der Pflegedienst liegt an der Alten Bundesstraße, also direkt an der möglichen Trasse einer Straßenbahnverlängerung durch Gundelfingen. Und dann ging’s los mit Emotionswahlkampf. Die 12.000-Einwohner-Gemeinde Gundelfingen wird in der Propaganda der Nein-Sager zum Dorf, schon im August, lange vor Beginn der offiziell erlaubten Wahlkampfzeit, wird das „Dorf“ mit großen Bannern zugepflastert, die die Straßenbahn düster ausmalen. An Geld scheint es der Nein-Seite dabei nicht zu fehlen. Anzeigen der Freien Wähler und der Pseudo-BI, viele große Plakate, Briefe an Senior*innen (mit Grüßen des Pflegediensts) und Erstwähler*innen („mega, du“). Weniger wichtig: Fakten und Argumente.
Die Straßenbahn würde durch Land und Kreis bezahlt. Die Nein-Seite verspricht statt dessen „E‑Busse“, propagiert diese als billiger und flexibler. Dass der Busfahrplan für Gundelfingen besser werden kann, stimmt, dass es klug wäre, die Dieselbusse – wie im Rest des VAG-Netzes – durch E‑Busse zu ersetzen, auch. Ob die Nein-Sager und vor allem die populistisch auftretenden Freien Wähler nach Sonntag noch etwas von E‑Bussen hören wollen, werden wir dann sehen. Weil: die müsste die Gemeinde selbst zahlen. Und sind ziemlich teuer. Eigentlich wundert es mich nur, dass Nein-Sager-BI nicht gleich Flugtaxis versprochen hat.
Jedenfalls: ein eher unerfreulicher Wahlkampf, mit Populismus, mit abgerissenen und zerstörten Plakaten, mit Fehlinformationen und einer ziemlich zugespitzten Stimmung. Am Sonntag haben wir dann mindestens mal Klarheit, ob die Mehrheit der Gundelfinger*innen möchte, dass der nächste Schritt für den Anschluss ans Straßenbahnnetz gegangen wird.
P.S. (17.11.): Hat leider nicht geklappt – wobei 42% Ja zu 58% Nein zumindest nicht dramatisch schlecht ist. Grüne Stellungnahme zum Ergebnis.
Photo of the week: Autumn sun / Maria-Magdalena-Kirche, Freiburg-Rieselfeld
Allmählich heißt es, Abschied zu nehmen vom Rieselfeld. Also, keine Sorge, der Stadtteil bleibt weiter da, nur ich ziehe weg. Meinen Hauptwohnsitz habe ich schon im Sommer nach Gundelfingen umgemeldet, und nach und nach ziehe ich jetzt mit der „Nebenwohnung“ um nach Esslingen. Da fühlt sich die Textur des Alltags ganz anders an, ich weiß nicht genau, woran das liegt, am Licht, oder an den Leuten, oder am deutlich höheren Geräuschpegel. Jedenfalls ist der Abschied vom Rieselfeld doch mit etwas Wehmut verbunden. Ich habe da gerne gewohnt, und ja: Stadtplanung lohnt sich.
Im Bild die Maria-Magdalena-Kirche, mit ihrer ganz besonderen brutalistischen Ästhetik ein bisschen so etwas wie ein Wahrzeichen des Rieselfelds. Bin ja Atheist, aber auch die werde ich vermissen.