Einer wagt es, uns im Netz zu verlassen

Pau­ken­schlag: Robert Habeck ver­ab­schie­det sich von Face­book und Twit­ter. Als Grund dafür nennt er zwei Din­ge – zum einen den mas­si­ven Daten­klau samt Ver­öf­fent­li­chung pri­va­ter Chat­ver­läu­fe vor ein paar Tage, er war einer von rund 50 der etwa 1000 betrof­fe­nen Politiker*innen, bei denen nicht „nur“ eine pri­va­te Mobil­funk­num­mer ver­öf­fent­licht wur­de, son­dern auch wei­te­re Daten. Zum ande­ren einen dum­men Ver­spre­cher in einem Wahl­vi­deo für Thü­rin­gen, der prompt hef­tigs­te böse Kom­men­ta­re aus­ge­löst hat. Schuld dar­an sei auch der auf Twit­ter gepfleg­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stil, der Drang zur Ver­kür­zung, zur redu­zier­ten Aufmerksamkeit.

Robert hat aus die­sen bei­den Ereig­nis­sen für sich den Schluss gezo­gen, Face­book, Twit­ter (und wohl auch Insta­gram) zu ver­las­sen – zumin­dest im For­mat der direk­ten, per­sön­lich-pri­va­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on. Ob es auch in Zukunft eine von der Par­tei gepfleg­te offi­zi­el­le Sei­te geben wird, bleibt abzu­war­ten. Twit­ter- und Face­book-Account sind inzwi­schen gelöscht.

„Einer wagt es, uns im Netz zu ver­las­sen“ weiterlesen

Wenn es ruhiger wird

Blue November VI

Win­ter­son­nen­wen­de, drau­ßen tobt der Herbst­wind, oder sind’s schon die Win­ter­stür­me, und für mich fan­gen die Weih­nachts­fe­ri­en an. Irgend­wie wur­de das auch Zeit – die letz­ten Wochen waren ziem­lich stres­sig. Dazu gehö­ren auch die letz­ten Weih­nachts­ge­schen­ke, die ich heu­te ein­ge­kauft habe. Dazu, mich um die­ses Blog zu küm­mern, kom­me ich gera­de nicht, auch das Foto der Woche fehlt schon wie­der. In einer der Land­tags­re­den ges­tern oder vor­ges­tern – wir hat­ten noch Ple­nar­ta­ge – zitier­te einer der Red­ner Karl Valen­tin: „Wenn die stil­le Zeit vor­bei ist, dann wird es auch wie­der ruhiger.“

Ich hof­fe mal, dass das zutrifft. Dage­gen spricht, dass ich den über­wie­gen­den Teil der Weih­nachts­fe­ri­en kin­der­zu­stän­dig bin, auch das ein Ergeb­nis viel zu vie­ler Ter­mi­ne in Ber­lin und Stutt­gart in den vor­he­ri­gen Mona­ten. Ich weiß nicht, ob das in ande­ren Fami­li­en anders ist, aber exem­pla­risch ist viel­leicht das Sonn­tags­früh­stück: ich den­ke jedes­mal, dass das nett wer­den könn­te, es gibt Rühr­ei und viel­leicht Man­go und der Tisch ist schön gedeckt. Die Kin­der am Früh­stücks­tisch fin­den das für eine begrenz­te Zeit – so unge­fähr 7 1/2 Minu­ten – ganz ok, dann fan­gen sie ent­we­der mit Streit und gegen­sei­ti­gen Pro­vo­ka­tio­nen an oder müs­sen ganz drin­gend ein Buch wei­ter­le­sen, ein Com­pu­ter­spiel spie­len oder auf dem Sofa lie­gen. Gemüt­lich ist jeden­falls was anderes. 

Die letz­ten Tage waren dage­gen von Schreib­tisch­stress gekenn­zeich­net: im Janu­ar ist tra­di­tio­nell Frak­ti­ons­klau­sur, dafür muss­ten noch Din­ge fer­tig wer­den, zudem habe ich gera­de mehr zu tun als sonst, weil ich mich qua­si selbst ver­tre­ten habe. Ab 1. Janu­ar 2019 wer­de ich auch offi­zi­ell als Par­la­men­ta­ri­scher Bera­ter für Grund­satz und Stra­te­gie der grü­nen Land­tags­frak­ti­on Baden-Würt­tem­berg fun­gie­ren, und die Auf­ga­be der Par­la­men­ta­ri­schen Bera­tung in den Fel­dern der Wis­sen­schafts- und Kul­tur­po­li­tik wird ein Nach­fol­ger übernehmen. 

Inof­fi­zi­ell hat­te ich die­sen Hut aller­dings auch in den letz­ten Wochen schon auf, was einer­seits – wes­we­gen mich die­ser gan­ze Wech­sel ja freut – mich neu­en Her­aus­for­de­run­gen ver­bun­den ist, ande­rer­seits aber eben auch mehr Ter­mi­ne und mehr Arbeit bedeu­tet hat, wenn par­al­lel zur wei­ter­lau­fen­den Bera­tung des Wis­sen­schafts-AKs zuneh­mend auch Grund­satz- und Stra­te­gie­the­men bei mir auf­ge­schla­gen sind. 

(Dane­ben gab’s dann noch diver­se Par­tei­gre­mi­en, in denen ich mit­ar­bei­te, selbst­ge­wähl­te Ver­an­stal­tungs­be­su­che und so Din­ge wie den Advents­ka­len­der, den sich mei­ne Toch­ter gewünscht hat: eine selbst­ge­schrie­be­ne Geschich­te in 12 Kapiteln …)

Die Sor­te Stress und auch das Pen­deln zwi­schen Frei­burg und Stutt­gart zumin­dest fällt in den nächs­ten zwei Wochen weg. Ich habe auch schon hun­dert­tau­send Ideen, was ich in den nächs­ten zwei Wochen machen könn­te (neben den Kin­dern und den Weih­nachts­fei­er­lich­kei­ten und einem Besuch bei mei­ner Schwes­ter und Sil­ves­ter und …), und sehe jetzt schon, dass nur ein Bruch­teil davon sich rea­li­sie­ren las­sen wird. Hm. Viel­leicht doch ein­fach ent­span­nen, soweit das mög­lich ist, und kei­ne Plä­ne machen?

In die­sem Sin­ne: fro­he Feiertage!

War­um blog­ge ich das? Qua­si-Tage­buch, und als Erklä­rung dafür, war­um hier gera­de nicht so viel passiert …

In eigener Sache: Wissenschaftspolitik im BasisPod

Jan und Pau­la fas­sen im Basis­Pod die wich­tigs­ten grü­nen The­men als Pod­cast zusam­men. In der aktu­el­len Aus­ga­be #13 bin ich (etwa ab Minu­ten 27) zuge­schal­tet, und beant­wor­te ein paar Fra­gen zur Rol­le der Wis­sen­schafts­po­li­tik im grü­nen Grundsatzprozess. 

(Die Tele­fon­schal­te lief über Zen­Castr, was mich erst­mal vor eini­ge tech­ni­sche Her­aus­for­de­run­gen stell­te – das Ergeb­nis klingt jetzt trotz Head­set und Ton­tech­nik­kunst doch ziem­lich nach gutem alten Ana­log­te­le­fon … authen­tisch, wür­de ich sagen)

Bits und Bäume und dazwischen Zwischenräume

„Nach­hal­tig­keit“ und „Digi­ta­li­sie­rung“ sind zwei der gro­ßen The­men unse­rer Zeit. Inso­fern fand und fin­de ich es eine groß­ar­ti­ge Idee, die Schnitt­men­ge zwi­schen die­sen bei­den Ent­wick­lun­gen genau­er zu beleuch­ten, wie dies mit der Kon­fe­renz „Bits und Bäu­me“ an die­sem Wochen­en­de in Ber­lin umge­setzt wurde. 

Ich will jetzt gar kei­nen Kon­fe­renz­be­richt im übli­chen Sin­ne schrei­ben. Es gab unge­fähr 130 ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tun­gen, rund 1300über 1700 Leu­te waren da, und die TU Ber­lin ver­wan­del­te sich für zwei Tage in ein wuse­li­ges Öko-Tech-Camp. Wer ein­zel­ne der Vor­trä­ge nach­gu­cken will, kann die­se auf der Medi­en­sei­te des CCC fin­den – es lohnt sich durch­aus, vom 8‑Minuten-„Sporangium“ bis zu den gro­ßen Podi­en und Panels. Und wer ganz knapp wis­sen möch­te, war­um das mit der Digi­ta­li­sie­rung und der Nach­hal­tig­keit nicht so ein­fach ist, soll­te sich die Eröff­nungs­vor­trä­ge von Til­man Sant­a­ri­us und von Lorenz Hil­ty anschau­en. Ich ver­ra­te schon mal: Rebound-Effek­te haben eini­ges damit zu tun.

„Bits und Bäu­me und dazwi­schen Zwi­schen­räu­me“ weiterlesen

Grüner Parteitag in Leipzig: Europa – darum kämpfen wir

Es fühlt sich gera­de ziem­lich gut an, Mit­glied von Bünd­nis 90/Die Grü­nen zu sein. Das hat was mit den 20 Pro­zent in den Umfra­gen zu tun, aber sehr viel mehr noch mit einer der Ursa­chen für die­se 20 Pro­zent – aktu­ell sind wir nahe dran an der pla­to­ni­schen Form einer grü­nen Par­tei. So muss das sein!

Gibt es den Aus­druck eines hei­te­ren Ernsts? Das ist in etwa die Hal­tung, mit der wir der­zeit der Welt begeg­nen, und das ist die rich­ti­ge Haltung. 

Wir leben in Zei­ten, in denen ziem­lich viel schief läuft. Man­ches davon ist lebens­be­dro­hend für die Zukunft der Mensch­heit. So kann es nicht wei­ter­ge­hen. Des­we­gen, und das ist glau­be ich der Kern des­sen, was Robert Habeck mit „radi­kal“ meint, braucht es Ant­wor­ten, die die­ser Situa­ti­on ange­mes­sen sind. Aber nur weil die Din­ge so sind, wie sie sind, wer­den wir nicht ver­bis­sen – ich schrieb irgend­wann mal etwas über grum­py old men -, wer­den auch nicht mora­lis­tisch und mora­lin­sauer, und erst recht ver­schlie­ßen wir nicht die Augen vor dem Zustand der Welt. Nein: wir schau­en hin, wir ent­wi­ckeln sehr kon­kre­te Ideen, wie die Welt bes­ser wer­den kann, und wir tre­ten dafür ein. Über­zeugt, aber nicht abge­ho­ben, hart in der Sache, aber fair und ver­bind­lich (oder, wie das Han­des­blatt schreibt, „mode­rat“) im Ton. Nach innen wie nach außen. (Und damit dann, um noch­mal Robert auf­zu­neh­men, auch bündnisfähig.)

„Grü­ner Par­tei­tag in Leip­zig: Euro­pa – dar­um kämp­fen wir“ weiterlesen