Das Medium vollendeter parasozialer Interaktion

Ornamental symmetry

Wenn nun das „Pro­blem“ von Twit­ter und Co. nicht die (zu har­ten) Leser­kom­men­ta­re wären, son­dern die Vor­täu­schung von Gesell­schaft, Nähe …?

Julia See­li­ger

Das passt ganz gut zu dem, was in der Medi­en­psy­cho­lo­gie als para­so­zia­le Inter­ak­ti­on bekannt ist (ich ver­lin­ke auf die eng­li­sche Wiki­pe­dia, weil der Arti­kel mal wie­der deut­lich bes­ser als sein deutsch­spra­chi­ges Pen­dant ist). Mir ist die­ser Begriff im Stu­di­um begeg­net, als es dar­um ging, was Men­schen mit Fern­seh­se­ri­en machen. 

Para­so­zia­le Inter­ak­ti­on beschreibt etwas, was auf den ers­ten Blick wie eine sozia­le Inter­ak­ti­on aus­sieht: zwei Per­so­nen han­deln in wech­sel­sei­ti­gem Bezug auf­ein­an­der. Para­so­zi­al ist es des­halb, weil die­ses Han­deln ein­sei­tig statt­fin­det. Auf der einen Sei­te steht eine rea­le Per­son, die das Gefühl hat, mit einer zwei­ten, fik­ti­ven Per­son – z.B. einem Cha­rak­ter in einer Fern­seh­se­rie oder dem Medi­en­bild einer „cele­bri­ty“ – sozi­al zu inter­agie­ren. Sie ver­folgt das Leben der fik­ti­ven Per­son, fie­bert mit, lernt ihn oder sie ken­nen, kurz, die rea­le baut über die Zeit eine emo­tio­na­le Bin­dung zur fik­ti­ven Per­son auf. Die­se bleibt aller­dings not­ge­drun­gen ein­sei­tig; der Fern­seh­bild­schirm wirkt als Ein­weg­spie­gel im sozia­len Handeln. 

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Wählt Bafög für netzneutrale Laubfrösche!

Thru the wet Gespensterwald VI

Über den Ablauf des grü­nen Mit­glie­der­ent­scheids hat­te ich bereits vor eini­gen Tagen etwas geschrie­ben. Die taz macht sich jetzt Sor­gen dar­um, ob wir zuwe­nig oder zuviel Laub­frosch-Schutz im Pro­gramm haben wer­den, ob die grü­ne Basis mög­li­cher­wei­se ob nied­li­cher Tier­chen die gro­ße Ener­gie­wen­de ver­ges­sen wird. Denn dann müss­te die taz am Tag nach dem Mit­glie­der­ent­scheid mit „Der 5‑Mark-Frosch“ titeln. Horrorvorstellung!

Mal abge­se­hen davon, dass es das Wesen einer demo­kra­ti­schen Ent­schei­dung ist, dass es Über­ra­schun­gen geben kann, und mal abge­se­hen davon, dass es beim grü­nen Mit­glie­der­ent­scheid dadurch, dass in drei The­men­fel­dern gewählt wird, eine gewis­se Risi­ko­ab­si­che­rung gibt, hat die taz natür­lich in einem Punkt recht: Es ist jetzt höchs­te Zeit für den inner­par­tei­li­chen Wahl­kampf! Da hät­te ich ger­ne auch für „mei­ne“ The­men eine Pressekampagne.

Weil’s die nicht gibt, will ich zumin­dest an die­ser Stel­le ein biss­chen Auf­merk­sam­keit schaf­fen bzw. eine Wahl­emp­feh­lung abgeben. 

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Kurz: Das kann’s ja wohl nicht sein, Flickr! (P.S.: Workaround)

Flickr (gehört zu Yahoo, wie neu­er­dings auch Tumb­lr) hat gera­de eben eine gan­ze Rei­he von Neu­ig­kei­ten ange­kün­digt. Die Ankün­di­gung klingt gran­di­os: mehr Spei­cher, schö­ne­re Dar­stel­lung, eine tol­le Android-App. Letz­te­re habe ich noch nicht aus­pro­biert, aber der Rest ist Frechheit.

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Wie ich verlernte, Zeitung zu lesen, und warum die Wochenend-taz das nicht änderte

The newspaper

Seit mei­ner Schul­zeit – viel­leicht mit zwölf oder mit fünf­zehn, so genau weiß ich das nicht mehr – habe ich regel­mä­ßig Zei­tung gele­sen, bis auf den Sport­teil täg­lich ziem­lich kom­plett, teil­wei­se fast mit einer gewis­sen Manie. Ich habe Din­ge aus Zei­tun­gen aus­ge­schnit­ten und Zei­tungs­aus­schnit­te gesam­melt. Auf die Wochen­end­aus­ga­ben habe ich mich immer beson­ders gefreut. Ich habe mir inten­siv eine Mei­nung gebil­det und Leser­brie­fe geschrieben. 

Das ist heu­te anders. Oder geht es nur mir so?

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Piraten: Ablauf des SMV-Scheiterns

Im Febru­ar hat­te ich mich län­ger über mög­li­che Vor- und Nach­tei­le der von den Pira­ten geplan­ten stän­di­gen Mit­glie­der­ver­samm­lung (SMV) aus­ge­las­sen. Mein dama­li­ges Fazit:

Eine stän­di­ge Mit­glie­der­ver­samm­lung könn­te ein muti­ger Schritt sein. Ob es den Pira­ten gelingt, hier soviel Mut auf­zu­brin­gen, dass ande­re Par­tei­en ein gutes Modell kopie­ren wer­den, bezweif­le ich. Den tat­säch­li­chen Ein­fluss (aka Macht) eines Tools wie SMV schei­nen mir die Pira­ten deut­lich zu überschätzen […] 

Heu­te haben die Pira­ten auf ihrem Bun­des­par­tei­tag über die Ein­füh­rung einer SMV abge­stimmt, die letzt­lich knapp die sat­zungs­än­dern­de Mehr­heit ver­fehl­te – was erwar­tungs­ge­mäß zu Unke­ru­fen und Abge­sän­gen führ­te. Ganz am Schluss des Par­tei­tags wur­de dann noch eine recht weit­rei­chen­de Urab­stim­mungs­ord­nung ange­nom­men, die auch elek­tro­ni­sche Abstim­mun­gen erlaubt. Nur hat’s nie­mand mitgekriegt.

Ich habe das alles nur auf Twit­ter ver­folgt, und nicht im Stream, hat­te aber den Ein­druck, dass auch das rela­tiv kom­ple­xe Abstim­mungs­ver­fah­ren auf die­sem Par­tei­tag etwas damit zu tun hat­te, dass die not­wen­di­ge Zwei-Drit­tel-Mehr­heit letzt­lich ver­fehlt wur­de. Des­we­gen möch­te ich in die­sem Text – mit Blick in Pro­to­kol­le, Geschäfts­ord­nung und Antrags­buch (über­sicht­lich hier) der Pira­ten – auf­drös­seln, wor­über wann und wie eigent­lich abge­stimmt wurde. 

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