Kurz: Nudgende Apps

Es fing vor ein­ein­halb Jah­ren damit an, dass unse­re Dienst­han­dys auf Gerä­te von Apple umge­stellt wur­den, Sicher­heits­grün­de. Seri­en­mä­ßig läuft auf Apple-Han­dys „Health“ – und die­se App zählt unent­wegt Schrit­te, Höhen­un­ter­schie­de, usw. – solan­ge das Han­dy dabei ist – und kann auch alle mög­li­chen ande­ren Daten anzei­gen. Eigent­lich soll­te das kei­nen gro­ßen Unter­schied machen, aber zu wis­sen, dass da eine App mit­zählt, und die Mög­lich­keit zu haben, jeder­zeit nach­zu­schau­en, wie vie­le Schrit­te es waren; das macht tat­säch­lich etwas mit einem. Mit mir jeden­falls. Bei­spiels­wei­se hat­te ich durch den Weg zum Bahn­hof und vom Bahn­hof zum Büro in den regu­lä­ren Arbeits­wo­chen eini­ge Tage mit vie­len Schrit­ten, und an den Home­of­fice-Tagen nur etwa halb so vie­le Schrit­te. Mit Beginn der Coro­na-Maß­nah­men sank mei­ne durch­schnitt­li­che monat­li­che Schritt­zahl damit deut­lich, was dazu führ­te, dass ich mir sag­te, dass ich doch durch Spa­zier­gän­ge etc. zumin­dest den weg­fal­len­den Arbeits­weg erset­zen soll­te. Und jetzt spielt das Han­dy schlech­tes Gewis­sen, weil die Zahl für die­se Woche eben doch noch nicht ganz erreicht ist.

Aber „Health“ kann nicht nur Schrit­te zäh­len. In Ver­bin­dung mit ande­ren Apps zählt „Health“ auch, wie vie­le Kilo­me­ter Rad ich gefah­ren bin, wie viel Was­ser ich getrun­ken habe und wie vie­le Kalo­rien ich zu mir genom­men habe – letz­te­res seit etwa ein­ein­halb Mona­ten und dem Vor­satz, mal etwas mehr auf mein Gewicht zu ach­ten. Und da ist es die blo­ße Tat­sa­che, dass ich jedes Nah­rungs­mit­tel in der App nach­schla­gen und ein­ge­ben muss (mit teils recht gro­ben Men­gen­schät­zun­gen – ist ein Pfir­sich wirk­lich 125 g schwer – mehr – weni­ger?), die mein Ver­hal­ten beein­flusst. Essen wird dadurch kom­pli­zier­ter. Mal eben neben­bei eine hal­be Tafel Scho­ko­la­de essen oder die Res­te der Sah­ne­so­ße auch noch – das wür­de ja bedeu­ten, die App (noch­mal) auf­ru­fen und das ein­ge­ben zu müs­sen. Inso­fern esse ich kon­trol­lier­ter. Ob das im End­ef­fekt was hilft, bleibt abzuwarten.

Span­nend fin­de ich es alle­mal, dass ein Smart­phone (bzw. eine App) tat­säch­lich auf die­se Art und Wei­se eine geziel­te Wir­kung auf mein Ver­hal­ten haben kann. Letzt­lich scheint es sich mir um eine Umset­zung von „Nud­ging“ zu han­deln – also der Ver­such, durch Hin­wei­se und klei­ne Schub­ser Ver­hal­ten (zum Bes­se­ren) zu ver­än­dern. Strei­ten lie­ße sich aller­dings dar­über, wer hier der Anschub­ser ist – Apple, weil „Health“ so wun­der­bar mit­zählt und ein­fach von Anfang an läuft, wenn ein iPho­ne ver­wen­det wird, oder ich selbst, weil ich die­se Apps nut­ze und mich davon beein­flus­sen lasse(n will). Ach ja – und die „Coro­na Warn App“? Die gehört auch dazu, glau­be ich. Da ist es aller­dings nicht Apple, son­dern der Staat, der schubst.

Townscaper: Regelgeleitete Kreativität im Städtebau

Screenshot Townscaper

Die Zahl der Com­pu­ter­spie­le, die ich wirk­lich ger­ne mag, ist sehr begrenzt. In den letz­ten Tagen ist eines dazu gekom­men, das kom­plett gewalt­frei ist. Ob Oskar Stål­bergs Town­s­caper wirk­lich ein Com­pu­ter­spiel ist, oder viel­leicht eher eine Medi­ta­ti­on über den Zusam­men­hang zwi­schen Begren­zun­gen, Ästhe­tik und Krea­ti­vi­tät, ist mir dabei noch nicht ganz klar. Den­noch lässt sich Zeit damit ver­brin­gen. Dabei ent­ste­hen dann Städ­te wie die oben gezeig­te, die an Vene­dig erinnern.

Anfangskonfiguration TownscaperDas Spiel­prin­zip ist ein­fach: am Anfang steht eine schein­bar unbe­grenz­te Was­ser­flä­che, unter der ein orga­nisch geform­tes Git­ter liegt. An jedem Punkt die­ses Ras­ters las­sen sich per Maus­klick Bau­ele­men­te plat­zie­ren, auf­ein­an­der sta­peln oder löschen. Aus­wähl­bar ist die Far­be aus 15 vor­ge­ge­be­nen Farb­tö­nen, wobei jede Far­be auch sub­ti­le Ände­run­gen in der Gestal­tung mit sich bringt. Mit der Maus lässt sich die 3D-Ansicht steuern.

Das ist alles. Alles wei­te­re ent­schei­det ein aus­ge­klü­gel­tes, aber vor­ge­ge­be­nen Regel­werk – schrä­ges Dach oder Flach­dach, Tür oder Fens­ter, Innen­hof mit Begrü­nung oder Stra­ßen­flä­che – all das hängt davon ab, wel­che Ele­men­te in der Umge­bung plat­ziert sind. Bei­spiels­wei­se wird eine von Häu­sern kom­plett umschlos­se­ne Flä­che begrünt, wenn auch nur ein Haus fehlt, wird sie als Platz, Ter­ras­se oder Flach­dach dargestellt. 

Beispiele für Townscaper

Aus dem Mit­ein­an­der von har­tem Regel­werk (das aller­dings im Spiel auch erst ent­deckt wer­den muss), einer aus­ge­spro­chen schö­nen Gestal­tung der ein­zel­nen Ele­men­te und klei­nen Details wie auf­flie­gen­den Tau­ben oder Schmet­ter­lin­gen ergibt sich der Reiz die­ses Spiels. Die Städ­te und Bau­wer­ke, die so ent­ste­hen, haben eine durch­ge­hen­de Ästhe­tik, kön­nen aber doch ganz unter­schied­lich aus­se­hen – und laden dazu ein, sich Geschich­ten dazu auszudenken. 

Town­s­caper gibt es als Vor­ab-Ver­si­on u.a. bei Steam, kos­tet dort etwa 5 €. 

Photo of the week: Waveshare

Waveshare

 
Ich habe die­se Woche frei, kom­me aber trotz­dem viel weni­ger zum Blog­gen, als ich das eigent­lich gedacht habe – außer Kind und Haus­halt ist auch das oben ein Grund dafür. Zu sehen ist ein 4,2‑Zoll-Display von Wavesha­re an einem Raspber­ry Pi. Die­ses Dis­play ist ein E‑Paper, und noch dazu eines, das nicht nur Schwarz und Weiß anzei­gen kann, son­dern auch Rot. Die letz­ten Tage habe ich damit zuge­bracht, das Dis­play an der GPIO-Leis­te des Raspber­rys zum Lau­fen zu brin­gen (was nicht ganz out of the box ging, weil teil­wei­se noch fal­sche Treiber/Einstellungen irgend­wo im Sys­tem lagen), und mir dann genü­gend Python anzu­eig­nen, um auf dem Dis­play die aktu­el­le Uhr­zeit anzu­zei­gen und Fotos dar­zu­stel­len. Klappt inzwi­schen ganz gut (auch dank der „Python Ima­ging Libra­ry“); was län­ger gedau­ert hat, war mir einen Weg aus­zu­den­ken, um aus einem far­bi­gen Bild zwei Bil­der zu extra­hie­ren, die dann auf dem Dis­play über­ein­an­der gelegt wer­den kön­nen: ein Schwarz-Weiß-Bild (Grau­stu­fen kann das E‑Paper nicht wirk­lich) und ein Bild, das alles, was Rot aus­sieht, ent­hält. Dazu konn­te ich aller­dings nicht ein­fach den Rot-Kanal neh­men (far­bi­ge Bil­der sind übli­cher­wei­se mit Rot/Grün/Blau als Kanä­len gespei­chert), weil bei­spiels­wei­se Weiß eben auch einen hohen Rot-Anteil ent­hält. Viel­mehr soll immer dann Rot ange­zeigt wer­den, wenn der Rot-Kanal deut­lich mehr am Farb­wert aus­macht als Grün und Blau, und wenn das Rot nicht zu dun­kel ist. Nach etwas Tüf­te­lei und vie­lem Aus­pro­bie­ren bin ich mit dem Ergeb­nis ganz zufrie­den. Wer möch­te, kann den Farn oben mit dem Ori­gi­nal ver­glei­chen. Noch bes­ser wird es, wenn z.B. Toma­ten oder ein rotes Auto zu sehen sind.

Neben­bei habe ich nicht nur Python bes­ser ken­nen­ge­lernt und eini­ges über die Funk­ti­ons­wei­se von E‑Pa­per-Dis­plays her­aus­ge­fun­den (Farb­par­ti­kel wer­den mit elek­tri­scher Ladung ange­zo­gen bzw. abge­sto­ßen), son­dern weiß auch, dass E‑Paper sehr lan­ge braucht, um ein Bild dar­zu­stel­len – in Schwarz-Weiß zwei, drei Sekun­den, wobei es hier auch die Opti­on gibt, nur einen Teil des Bil­des zu erneu­ern, was dann deut­lich schnel­ler geht; es gibt wohl auch noch den einen oder ande­ren Trick, die Dar­stel­lung zu beschleu­ni­gen, wenn die Hard­ware-Com­mands ange­passt wer­den; mit Rot als drit­ter Far­be braucht das Wavesha­re-Dis­play sogar mehr als zehn Sekun­den, um ein neu­es Bild darzustellen. 

Vages Ziel: eine Uhr plus Ther­mo­me­ter, die ab und zu Sepia-Fotos anzeigt. Mal schau­en, ob ich die Muße fin­de, in die­se Rich­tung wei­ter dar­an rum­zu­bas­teln – span­nend jeden­falls die Erfah­rung, dass ich immer noch kom­plett die Zeit ver­ges­sen kann, wenn es dar­um geht, Pro­gramm­code dazu zu brin­gen, genau das zu tun, was ich möchte. 

Die große Schaltkonferenz

Bildschirme  mit Twitter und Stream des Parteitags, Micha Kellner und Gesine Agena sind zu sehen

Vor ziem­lich genau 20 Jah­ren fand der „Vir­tu­el­le Par­tei­tag“ der baden-würt­tem­ber­gi­schen Grü­nen statt. Die­se Pio­nier­leis­tung habe ich damals in mei­ner Magis­ter­ar­beit (eine Zusam­men­fas­sung fin­det sich hier und – ganz knapp – hier) genau­er ange­schaut. Was macht einen Par­tei­tag aus? Neben der par­tei­en­gesetz­lich fest­ge­schrie­be­nen Auf­ga­be der inner­par­tei­li­chen Mei­nungs­bil­dung (und Wah­len und Abstim­mun­gen) gehört dazu nach innen auch etwas, was ich als „inner­par­tei­li­che Sozia­li­sa­ti­on“ beschrei­ben wür­de: das „Fami­li­en­tref­fen“, Kon­tak­te knüp­fen, Netz­wer­ke bil­den. Und nach außen ist ein Par­tei­tag immer auch media­les Event, eine Mög­lich­keit, The­men zu set­zen, in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung vor­zu­kom­men. Bei­des ver­knüpft sich, wenn Journalist*innen, die eine Par­tei beob­ach­ten, auf dem Par­tei­tag direkt mit Dele­gier­ten spre­chen und ein Gefühl für die Stim­mung in der Mit­glied­schaft ent­wi­ckeln. Für Redner*innen auf der Büh­ne ist die Par­tei­tags­hal­le Echo­raum – es wird schnell klar, wo der Bei­fall tost und was eher auf müde Gesich­ter stößt. Die Par­tei erfährt sich selbst.

Ein Par­tei­tag ist also eine viel­schich­ti­ge Ange­le­gen­heit. Einen sol­chen vor 20 Jah­ren ins Netz zu ver­le­gen, hieß damals in Baden-Würt­tem­berg: über meh­re­re Tage lang in ver­schie­de­nen Dis­kus­si­ons­fo­ren inhalt­lich argu­men­tie­ren, um dann zu fes­ten Zeit­punk­ten mit einem gesi­cher­ten Ver­fah­ren Abstim­mun­gen unter den Dele­gier­ten durch­zu­füh­ren und so am Schluss zu einer Posi­tio­nie­rung zu kom­men, damals zu Laden­öff­nungs­zei­ten. Als einer der ers­ten Geh­ver­su­che der Par­tei­en im Netz war der Vir­tu­el­le Par­tei­tag ein über­re­gio­na­les Medi­en­er­eig­nis. Die Mei­nungs­bil­dung erfolg­te schrift­lich, kein Platz für gro­ße Reden. Damit zumin­dest ein biss­chen vom Ken­nen­ler­nen der ande­ren Dele­gier­ten und Mit­glie­der übrig blieb, gab es eine „Kaf­fee­ecke“, ein nicht the­ma­tisch fest­ge­leg­tes Dis­kus­si­ons­fo­rum. Das alles, wie gesagt, über einen län­ge­ren Zeit­raum gestreckt, also eher asyn­chron, und defi­ni­tiv textbasiert. 

Ein paar Jah­re spä­ter lan­de­te der Vir­tu­el­le Par­tei­tag zwar in der baden-würt­tem­ber­gi­schen Sat­zung, ein paar ande­re Lan­des­ver­bän­de mach­ten ähn­li­ches, aber ins­ge­samt blieb es beim ein­ma­li­gen Ver­such. Die Dif­fe­renz zu dem, wozu Par­tei­ta­ge in einer Par­tei die­nen, war dann doch zu groß. Zudem gibt es recht­li­che Hür­den (Wah­len sind nur in Ver­samm­lun­gen mög­lich), gehei­me Abstim­mun­gen sind kaum sicher umzu­set­zen, die Kos­ten waren ähn­lich hoch wie für die Anmie­tung einer Hal­le, und die Idee, dass sich jetzt plötz­lich gro­ße Tei­le der Mit­glie­der­schaft betei­li­gen, erfüll­te sich auch nicht – ein gro­ßer Anteil der Bei­trä­ge kam von weni­gen „Power­usern“. Über das Geschlech­ter­ver­hält­nis will ich jetzt gar nicht reden.

Kurz­um: bis vor kur­zen hät­te ich gesagt, dass es sich nicht lohnt, das For­mat Par­tei­tag im Netz nachzubauen. 

„Die gro­ße Schalt­kon­fe­renz“ weiterlesen

Das eine Ding (um bei der Gestaltung des digitalen Wandels auf Landesebene voranzukommen) – Teil I

Manch­mal kann Twit­ter noch über­ra­schen – sogar posi­tiv. Am spä­ten Mitt­woch­abend hat­te ich spon­tan gefragt, 

„Mal expe­ri­men­tell in die Run­de gefragt: was wäre aus eurer Sicht das eine Ding, bei dem eine Lan­des­re­gie­rung (!) in Bezug auf die Gestal­tung des digi­ta­len Wan­dels das meis­te bewe­gen könn­te?“ [_tillwe_],

und es hagel­te Ant­wor­ten – die aller­meis­ten davon kon­struk­tiv, nur gan­ze weni­ge bestan­den dar­aus, dass mit Buz­zwords um sich gewor­fen wur­de. Erfreu­lich: nie­mand hat KI gesagt! 

Und auch mei­ne manch­mal viel­leicht etwas zu boh­ren­den Nach­fra­gen und Bit­ten um Kon­kre­ti­sie­rung wur­den ganz über­wie­gend kon­struk­tiv auf­ge­nom­men und beant­wor­tet. Schön auch, dass das aller­meis­te, was da kam, tat­säch­lich durch ein Land gere­gelt wer­den könnte.

Weil dabei doch eine gan­ze Men­ge guter Ideen auf­ge­schrie­ben wur­den – und sich her­aus­stellt, dass Twit­ter nicht wirk­lich ein gutes Medi­um ist, um den Über­blick zu bewah­ren -, möch­te ich das ohne Anspruch auf Voll­stän­dig­keit zusam­men­fas­sen, ord­nen und damit doku­men­tie­ren. Wenn ich etwas über­se­hen habe, ger­ne in den Kom­men­ta­ren ergänzen. 

Am ganz großen Rad drehen

Eini­ge weni­ge Ant­wor­ten gin­gen in Rich­tung „Grund­ein­kom­men“. Zum Bei­spiel wur­de ein Pilot­pro­jekt zum bedin­gungs­lo­sen Grund­ein­kom­men vor­ge­schla­gen, um „in Zei­ten zuneh­men­der Auto­ma­ti­sie­rung & dau­er­haft hohem Stress-Pegel“ die „Köp­fe frei zu machen für gute Netz­po­li­tik“ – und als Teil eines Ansat­zes, bei jeder Tech­no­lo­gie auch sozia­le Inno­va­tio­nen mit zu beden­ken. [BGE­weil­Au­to­ma­ti, xoryps]

Eine Num­mer klei­ner: Kul­tur­wan­del, Men­ta­li­täts­fra­gen – „Der tech­no­lo­gi­sche Wan­del kommt so oder so – doch die damit in Kon­text ste­hen­de KULTURELLE Trans­for­ma­ti­on ist eine ganz eige­ne Dimen­si­on, die ger­ne über­se­hen wird.“ [D_Herrmann]

„ich habe jetzt ne gute Stun­de auf dei­nen Tweet geschaut.
Am Ende ist es kei­ne Tech­nik, kei­ne Platt­form, kei­ne Gesetzesänderung.
Imho ist es prä­gen eines Mind­sets in und außer­halb der Ver­wal­tung durch Reich­wei­te und eige­nes Vor­le­ben.“ [reg_nerd]

Und das ist natür­lich auch eine Fra­ge, wie Behör­den bzw. deren Mitarbeiter*innen den­ken [han­no]. Die eige­nen Mitarbeiter*innen „so zu begeis­tern und zu befä­hi­gen, dass sie das nach außen tra­gen kön­nen.“ [zynic1]

Infrastruktur als Grundlage

Eine Rah­men­be­din­gung, die Län­der (mehr oder weni­ger gut) beein­flus­sen kön­nen, ist die Infra­struk­tur. Dabei geht es vor allem um den Breit­band­aus­bau. Bei­spiels­wei­se könn­te der zen­tral geplant wer­den [flue­ke]. Gefor­dert wur­de „flä­chen­de­ckend Glas­fa­ser“ [Reski­Lab], und zwar so, dass bei­spiels­wei­se eine Stra­ße nicht mehr­fach auf­ge­ris­sen wer­den muss, son­dern bei (lan­des­ge­för­der­ten) Stra­ßen­er­neue­run­gen auch gleich (lan­des­ge­för­der­tes) Breit­band ver­legt wird. 

Dabei geht es nicht nur um Geld, son­dern auch um Kom­pe­tenz und Wis­sen beim Glas­fa­ser­aus­bau [patrick­hanft]. Emp­foh­len wird die Grün­dung eige­ner Stadtwerke/kommunaler Unter­neh­men als Betrei­ber von Net­zen. Vor­bild ist hier ger­ne der Nor­den (Schles­wig-Hol­stein, Nie­der­sach­sen). [patrick­hanft]

Aber auch das Land selbst könn­te (mal von Bei­hil­fe­fra­gen etc. abge­se­hen …) eine „eige­ne, selbst­ver­wal­te­te Infra­struk­tur (Hard­ware) auf­bau­en“ [levam­py­re], von der Glas­fa­ser bis zur Anten­ne. Ein lan­des­ei­ge­nes Back­bone-Netz (mir fällt da Bel­wue ein) könn­te mit Frei­funk auf lan­des­ei­ge­nen Dächern ver­bun­den wer­den. [ali­os]

Open Source als Grundprinzip – Wirtschaftsförderung durch das Land

Ein gro­ßes The­ma in den Ant­wor­ten auf mei­ne Fra­ge war Open Source – oder gene­rel­ler die Fra­ge, wie ein Land Auf­trä­ge im Soft­ware­be­reich ver­gibt, und was es tut, um hier ent­we­der inno­va­ti­ve, klei­ne Fir­men zu för­dern oder gleich dafür zu sor­gen, dass Pro­gramm­code mehr­fach nutz­bar ist:

„Offe­ne Stan­dards, Open Source und Open Data als Grund­vor­aus­set­zung bei jeder Aus­schrei­bung und För­de­rung“ [the_infinity]

Das „klingt erst­mal nerdig, ist aber v.a. ein Schritt zu mehr Qua­li­täts­kon­trol­le, weni­ger Pro­ble­men bei (Betriebssystem-)Updates und weni­ger Lock-In-Effek­ten, weil man man die Daten aus sei­nen eige­nen Pro­gram­men nicht mehr her­aus­be­kommt.“ [the_infinity], ins­be­son­de­re in Bezug auf Fach­an­wen­dun­gen. (Oder auch, um die Abhän­gig­keit von Micro­soft zu redu­zie­ren – nicht zuletzt aus Sicher­heits­grün­den [1_punch_mickey]).

Oder zuge­spitzt: Jeder aus öffent­li­chen Mit­teln finan­zier­te Pro­gramm­code soll freie Soft­ware wer­den – auch an Uni­ver­si­tä­ten. [mark­we­ge]. Oder anders­her­um: Lizenz­ge­büh­ren ein­spa­ren und dar­aus die Ent­wick­lung freie Soft­ware finan­zie­ren. [BGE­weil­Au­to­ma­ti]

Kon­kre­ter wird vor­ge­schla­gen, UX – also das Design der Benut­zer­schnitt­stel­le – bei frei­er Soft­ware durch das Land zu för­dern. [flue­ke] Oder einen Fokus auf Sicher­heit bei eigen­ent­wi­ckel­ter „FOSS“ (frei­er und offe­ner Soft­ware) zu set­zen. [JoernPL]

Hilf­reich könn­te hier­bei auch „eine Platt­form“ für Land­krei­se und Kom­mu­nen sein, um Ver­wal­tungs­ver­fah­ren mit offe­nen Stan­dards zu ent­wi­ckeln. Bestehen­de kom­mu­na­le IT-Dienst­leis­ter könn­ten dabei eine Rol­le spie­len. [patrick­hanft]

Aber es geht im Bereich der För­de­rung nicht nur um Open Source als För­der­maß­nah­me für die loka­le Wirt­schaft [deb_vortex]. Vor­ge­schla­gen wur­de auch, IT-Unter­neh­men güns­ti­ge Kre­di­te zu geben (oder gar die Steu­ern zu sen­ken), damit die­se fach­frem­de Arbeitnehmer*innen ein­stel­len und umschu­len kön­nen [pattern4]. Oder ganz generell:

„wäre schön wenn aus­schrei­bun­gen mal an jun­ge inno­va­ti­ve fir­men ver­ge­ben wür­den und nicht an die, die schon schon immer die soft­ware für die ver­wal­tung schrei­ben – big impact.“ [Neologist85]

Offene Daten, Transparenz – allgemein und fachspezifisch

Nicht nur der offe­ne Quell­code wur­de wie­der­holt ein­ge­for­dert, in einer gan­zen Rei­he von Bei­trä­gen ging es um offe­ne Daten. Auch hier soll das Prin­zip gel­ten, dass das, was das Land aus öffent­li­chen Mit­teln finan­ziert hat, der Öffent­lich­keit zur Ver­fü­gung gestellt wird [JoernPL]).

Dabei wur­de aller­dings auch kon­tro­vers dis­ku­tiert, ob wirk­lich pro­ak­tiv alle Daten, die ein Land so hat, maschi­nen­les­bar zur Ver­fü­gung gestellt wer­den müs­sen [nor­ber­then­se], etwa im Sin­ne eines Trans­pa­renz­ge­set­zes – oder ob es aus­reicht, ein gutes Infor­ma­ti­ons­re­gis­ter im Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz ein­zu­bau­en und dann nach Bedarf Daten zur Ver­fü­gung zu stel­len [in die­se Rich­tung: salomon_alex]. Eben­so kon­tro­vers dis­ku­tiert – ent­ste­hen aus offe­nen Daten nach­hal­ti­ge und lang­fris­ti­ge Lösun­gen, die sich selbst tra­gen (Bei­spiel „Baum­ka­tas­ter für Allergiker*innen“) – oder gibt der Staat hier Auf­ga­ben ab, die er eigent­lich selbst über­neh­men sollte. 

„Ich bin kein Anhän­ger davon, dass man Infor­ma­tio­nen in die Hän­de von „Wis­sen­den“ legt (und dann abhän­gig davon ist, ob die­se ihre Erkennt­nis­se auch tei­len). Es ist Auf­ga­be des Staa­tes für alle Bürger*innen Infor­ma­tio­nen bereit­zu­stel­len, da man ansons­ten uU. Macht kon­zen­triert.“ [salomon_alex]

Gefor­dert wur­de wei­ter­hin ganz all­ge­mein, dass behörd­li­che Infor­ma­tio­nen lang­fris­tig ver­füg­bar sein sol­len, und Behör­den­in­fos auf mög­lichst ein­heit­li­chen digi­ta­len Wegen zur Ver­fü­gung gestellt wer­den sol­len. [bran­leb]

Kon­kre­ter wur­den die­se For­de­run­gen im Bereich Bil­dung (sie­he dort) und mit Blick auf den öffent­li­chen Nah­ver­kehr. Die Ideen rei­chen hier von „Open Live Data für den ÖPNV“ und einer „API-Pflicht für Mobi­li­täts­an­bie­ter“ [sba­muel­ler] bis zu der Fest­stel­lung, dass die Län­der „als Bestel­ler des Nah­ver­kehrs ein gro­ßer Play­er bei der Digi­ta­li­sie­rung des Schie­nen­ver­kehrs“ sind [patrick­hanft]. Als posi­ti­ves Bei­spiel wur­de hier der Pro­zess rund um @digitalmobilBW genannt [_stk], um die Zivil­ge­sell­schaft ein­zu­bin­den und offe­ne Daten/APIs vom „Nut­zer­nut­zen“ [seba­so] her zu den­ken. Nicht nur die Ver­kehrs­ver­bün­de könn­te über eine gemein­sa­me Open-Source-App und einen gemein­sa­men Daten­pool Geld spa­ren, auch das inte­grier­te, ver­bund­über­grei­fen­de und inter­mo­da­le Ange­bot für die Nutzer*innen wäre bes­ser. Zudem könn­ten Drit­te neue Ange­bo­te ent­wi­ckeln, wie das andern­orts – genannt wur­de Hel­sin­ki – bereits der Fall ist. [sba­muel­ler, lewo­to, kaff­ebei­mir]

Ein wei­te­res Anwen­dungs­feld für offe­ne Daten bzw. für die Zur­ver­fü­gung­stel­lung von (gro­ßen) öffent­li­chen Daten­men­gen für gemein­nüt­zi­ge Zwe­cke wur­de die For­schung genannt:

Als (health) data sci­en­tist haet­te ich den Wunsch, dass Daten jeder Art ein­fa­cher fuer gemein­nuet­zi­ge Zwe­cke zur Ver­fue­gung gestellt wer­den. Fin­land hat gra­de Fin­da­ta gegruen­det, um die Nut­zung von Gesund­heits­da­ten zu ver­ein­heit­li­chen und zu ver­ein­fa­chen. Das waer mein Wunsch! [TSmies­zek]

Und auch, wenn es sich dabei um getrenn­te Fra­gen han­delt, und Open Source nicht auto­ma­tisch Open Data bedeu­tet, sind offe­ne Schnitt­stel­len und offe­ne Daten für vie­le Teil einer gemein­sa­men Kul­tur der Offen­heit, die ins­be­son­de­re von Ver­wal­tun­gen vor­ge­lebt und geprägt wer­den könnte. 

Um die Orga­ni­sa­ti­on der Lan­des­ver­wal­tun­gen und um das Rie­sen­the­ma Bil­dung geht es – eben­so wie um die Fra­ge öko­lo­gi­scher Nach­hal­tig­keit – dann in Teil II.