In dem auch sonst sehr lesenswerten Kinderfilmblog habe ich die Frage nach den Lieblingskinderfilmen von mir und meinen Kindern beantwortet – was gar nicht so einfach war.
Kurz: Brillenlos
Am Freitagabend ist bei einer Rangelei mit meinem Kind der Bügel meiner Brille abgebrochen. Dass so etwas passieren würde, war nicht unwahrscheinlich – immerhin hatte ich die Brille (meine, wenn ich mich nicht verzählt habe, fünfte) schon fast zehn Jahre.
Modell Nr. 6 habe ich mir am Samstag beim örtlichen Optiker ausgesucht. Nach langem Hin und Her habe ich mich für ein Modell entschieden, das gewisse Ähnlichkeiten mit der vorherigen Brille aufweist. Kontinuität statt radikaler Brüche also. Morgen soll sie fertig sein.
Aktuell bin ich also noch brillenlos. Das geht, weil ich nur mäßig kurzsichtig bin (-1,5 Dioptrin oder so). Das heißt, in einem Bereich bis etwa einen Meter sehe ich scharf, so richtig verschwommen wird es erst ab vier, fünf Metern. Trotzdem fühle ich mich seltsam. Die Welt wirkt ein bisschen verträumter als sonst. Ab und zu greife ich nach der nicht vorhandenen Brille, um sie zu justieren. Und jetzt, am Abend, merke ich, dass es doch ganz schön anstrengend ist, ständig ungewohnt zu fokussieren. Ich würde zwar klarkommen – auf Dauer bin ich aber froh, ein brillentragender Cyborg zu sein.
Über die Schwierigkeit, Datenschutz an Schulen umzusetzen
„Grüne wollen Facebook verbieten“ – das ist die zugespitzte Lesart einer vor kurzem aktualisierten Handreichung des – nach wie vor SPD-geführten – Kultusministeriums Baden-Württemberg, die im Sommerloch für einigen Wirbel in neuen und alten Medien sorgte.
Aber nicht nur die Parteifarbe wird falsch zugeordnet. Eigentlich steht in der Handreichung für LehrerInnen auch etwas ganz anderes als das, was in den Überschriften zu finden ist.
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Photo of the week: Rieselfeld landscape XI
Die Reproduktion der Geschlechterdifferenz im Lego-Club
Meine Tochter ist derzeit sehr an Lego interessiert. Deswegen ärgert es mich ziemlich, dass Lego seit einiger Zeit angefangen hat, „Mädchenreihen“ aufzulegen. Das Problem sind nicht die Schlösser, Schönheitssalons oder rosafarbene Legosteine, sondern die Tatsache, dass ein weitgehend geschlechtsneutrales Spielzeug jetzt entlang des Rosa-Olivgrün-Grabens vermarketet wird (und nach und nach immer stärker entsprechend ausgeformt wird).
Z. baut aus Lego-Steinen Häuser, Raumschiffe, Aliens, Schiffe und Fahrzeuge. Vor einigen Tagen haben wir ihren 7,5ten Geburtstag gefeiert (7,5, weil der eigentliche Geburtstag zwischen Weihnachten und Neujahr liegt, und es sich da so schlecht feiern lässt). Auf Z.s Wunschzettel stand auch Lego. Das habe ich diversen Eltern gesagt, ich habe auch gesagt, dass Z. an Piraten und Raumschiffen interessiert sei.
Bekommen hat sie eine Kutsche und ein rosafarbenes Cabrio aus der Mädchenserie (und ein kleines Raumschiff von den Großeltern). Mit allen drei Geschenken war sie durchaus zufrieden. Kutsche und Cabrio wurden bereitwillig mit den vorhandenen Bausteinen (unter anderem ursprünglich mal mir gehört habenden Raumschiffteilen) kombiniert, die Sammlung der Legofiguren um Königin (aus der Kutsche) und Cabriofahrerin ergänzt. Lässt sich ja zum Glück weiter alles zusammenstecken.
Von einem anderen Hortkind hat Z. davon gehört, dass es einen „Lego-Club“ gibt. Weil Lego für sie gerade wichtig ist, will Z. da unbedingt dabei sein. Letztlich ist das ein Kundenbindungsschema der Firma Lego – Kinder erhalten mehrmals im Jahr kostenlos eine Zeitschrift, in der für neue Lego-Modelle geworden wird und eigene Bauten von Kindern präsentiert werden.
Heute haben wir – oben abgebildet – eine Anmeldekarte dafür gefunden. Die mich ein bisschen ratlos macht, denn das Heft dieses „Lego-Clubs“ erscheint in drei Fassung. „Junior“ für Kinder bis sechs (vermutlich geschlechtsneutral gedacht), „Maxi“ für Kinder ab 7 Jahren – und „Mädchen“. Auf der Anmeldekarte lässt sich nicht ankreuzen, welches Heft zugeschickt werden soll, dafür gibt es aber das Feld „Junge“ / „Mädchen“ und das Geburtsdatum. Ich vermute, dass ab einem Alter von sieben Jahren dann von Lego fein säuberlich differenziert wird – Jungs kriegen das nicht als geschlechtsspezifisch ausgewiesene „Lego-Club Maxi-Heft“ (Männer haben ja bekanntlich kein Geschlecht), Mädchen selbstverständlich das „Mädchen“-Heft.
Z. würde, nachdem wir uns beim Abendessen darüber unterhalten haben, letztlich gerne beide Hefte haben. Mal schauen, vielleicht müssen wir ein bisschen tricksen – mit zwei Wohnadressen und etwas Flexibilität beim Vornamen lässt sich das möglicherweise arrangieren. Toll finde ich die Notwendigkeit, eine männliche Identität vorzutäuschen, um den Normalkatalog zu bekommen, jedoch definitiv nicht.
Warum blogge ich das? Weil mich ärgert, wie aus Plastikbausteinen und Figuren heute schnell ein Antrieb für die Aufrechterhaltung und Stärkung von Geschlechterdifferenz wird. „Sie erhalten automatisch die passende Ausgabe.“ Nein, danke!
P.S.: Stephan Clemens hat mich noch auf dieses Video hingewiesen, in dem die Geschlechtssegregation in der Lego-Welt in den letzten Jahrzehnten sehr schön auseinandergenommen wird (englisch, dt. Untertitel einschaltbar).