Inzwischen sind einige Fotos aus Florenz zusammengekommen, aber noch längst nicht alle. Vielleicht waren Diaabende (ein Film hatte maximal 36 Aufnahmen!) doch eher harmlos im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten … jedenfalls sehen wir hier eine Nilgans auf der Brüstung der Alten Brücke (Ponte Vecchio) im Regen. Den gab es nämlich auch. Immerhin klarte es kurz darauf auf, was auch gut war, weil dann das Osterfeuerwerk stattfand. Osterfeuerwerk? Richtig gelesen – in Florenz wird seit einigen hundert Jahren jedes Jahr zu Ostern ein mit Feuerwerk beladener Wagen (direkt vor dem höchst denkmalgeschützten Dom) durch eine aus dem Dom fliegende Taube entzündet und geht dann mit großer Knallerei in die Luft. Auch aus einiger Entfernung und ohne direkten Blick auf den Wagen durchaus eindrucksvoll – und wie viele Tourist*innen rund um mich herum habe ich’s natürlich im Video festgehalten. Etwa ab Sekunde 10 geht’s los.
Photo of the week: Switzerland – VIII (switching trains in Brig)
Über Ostern war ich spontan in Florenz. Nachträglich habe ich dann festgestellt, dass das nicht unbedingt die allerbeste Reisezeit ist, weil Ostern in Italien natürlich ein wichtiges Fest ist, und einige Museen und natürlich die Kirchen zu hatten. Dafür habe ich die einige Jahrhunderte alte Tradition mitbekommen, vor dem Dom einen Wagen mit Feuerwerk in Brand zu setzen. Aber davon später mehr.
Heute ist erst mal ein Foto der Anreise zu sehen. Ich bin mit dem Zug gefahren (Freiburg – Basel SBB – Milano – Firenze); das hat auch soweit ganz gut geklappt. In Basel war ich bewusst mit viel Puffer, den ich genutzt habe, um noch einmal durch die Stadt bis zum Rhein und zurück zu laufen. Der gebuchte EC von Basel nach Mailand fiel – wohl wegen der Unwetter ein paar Tage vorher – aus, das war aber dank SBB überhaupt kein Problem – es gab einen Ersatzzug von Basel bis Brig, dort wartete dann im Schnee der EC nach Mailand (siehe Foto). Allerdings war die Kommunikation der SBB auch nicht ganz optimal. Der Zug stand zwar am Bahnsteig und fuhr dann auch von Basel bis Brig, im System war er aber als „Ausfall“ gekennzeichnet. Nun denn, ich bin gut hingekommen. Und konnte mich daran freuen, dass die SBB an jedem Bahnhof planmäßig einige Minuten stand, insgesamt nicht allzuschnell fuhr und in der Summe damit extrem pünktlich war.
Auf der Hin- wie auf der Rückfahrt verursachte Mailand und die italienische Bahn allerdings Schweißausbrüche. Aufgrund von sich hinziehenden Grenzkontrollen in Domodossala dauerte es auf der Hinfahrt ewig, bis wir dort wieder losfuhren, entsprechend baute sich die Verspätung auf, so dass ich meinen Anschluss in Mailand schon davonfahren ahnte und nach europäischen Passagierrechten goggelte – hat dann dank großzügiger Umsteigezeit doch noch geklappt. Auf der Rückfahrt (Firenze – Milano – Zürich – Freiburg) war es noch ärger – da sah alles gut aus, bis das knallrote ICE-Äquivalent aus Florenz dann auf der eigentlich mit 250 bis 300 km/h befahrenen Strecke plötzlich anfing zu bummeln und dann stehenblieb, um andere Züge vorzulassen. Die 20 Minuten Umsteigezeit schmolzen so auf zwei Minuten zusammen – um einmal quer über den unübersichtlichen Mailänder Bahnhof zu sprinten (dank mitfahrender Schweizer*innen wusste ich immerhin, auf welches Gleis ich musste). Am Gleis ankommen, stellte sich heraus, dass der vordere Zugteil verschlossen war und wir als inzwischen schon größere Sprint-Gruppe bis zur Mitte des Bahnsteigs rennen mussten, um überhaupt in den Zug zu kommen. Dank Geduld des Zugspersonals und hektischen Anfeuerungsrufen der Bahnsteigbeamt*innen gelang das dann auch, ich war aber ganz schön außer Atmen … (und bei weitem nicht der einzige aus dem ersten Zug, der diesen Anschluss erreichen wollte).
Davon abgesehen hat das mit der Anreise per Bahn gut geklappt. Aufgrund der Kurzfristigkeit vermutlich etwas teurer als mit längerer Planung, da bin ich aber selbst dran schuld. (Und den Ausschlag dafür, überhaupt diese Reiseziel ins Auge zu fassen, hat einerseits das Florenz-Buch von Ada Palmer gegeben, andererseits die Tatsache, dass die Rheintalbahn von Freiburg Richtung Norden die ganzen Osterferien über gesperrt war, so dass der Weg in den Süden nahe lag).
Die ersten Fotos gibt es hier; weitere folgen (wie immer: viel zu viel fotografiert …).
Photo of the week: Pear flower II
Das SPD-Dilemma
Opposition mag Mist sein. Dennoch beneide ich die SPD-Mitglieder nicht, die jetzt darüber entscheiden müssen, ob der Koalitionsvertrag mit der Union angenommen wird oder nicht. Der kluge Jonas Schaible schreibt in seinem Newsletter dazu:
Gemessen an den Erwartungen ist das alles in Ordnung. Gemessen am Notwendigen ist es eher eine Katastrophe.
Die Erwartungen sind und waren niedrig. Und klar, es gibt den einen oder anderen Lichtblick im ausgehandelten Vertragstext. Dinge, die doch nicht so schlimm kommen, wie mal gedacht. Dinge, die sogar ganz positiv wären, wenn sie denn umgesetzt würden – der Finanzierungsvorbehalt und das eine oder andere ungeschickte Merz-Interview lassen da allerdings Zweifel aufkommen. Insgesamt: sicher kein Programm, das uneingeschränkt gut zu finden ist.
Wenn die SPD dem Vertrag zustimmt, wird Friedrich Merz am 6. Mai 2025 zum Kanzler gewählt. Danach dürfte dann sofort die Debatte weitergehen, was der Koalitionsvertrag bedeutet, welche Prioritäten gesetzt werden, und ob Maßnahme X oder Maßnahme Y zurückgestellt werden muss, weil schlicht – trotz Milliardenkreditermächtigung – kein Geld da ist. Ob die Regierung aus CDU, CSU und SPD vier Jahre hält; ob Merz die Lernkurve erklimmt; ob aus dem AfD halbieren vielleicht doch noch etwas wird – wir wissen es nicht. Aber zumindest wäre die Möglichkeit dafür da.
Wenn die SPD dem Vertrag nicht zustimmt, gibt es aus meiner Sicht so ungefähr vier Varianten, was dann passieren kann:
Die eine heißt „Neuwahlen“ – die aktuellen Umfragen sehen nicht großartig anders aus als die tatsächliche Bundestagswahl, nur dass die AfD noch ein paar Prozentpunkte mehr erhält, die CDU/CSU ein bisschen schlechter dasteht, und die SPD nicht aus dem Loch kommt, obwohl Olaf Scholz jetzt Lars Klingbeil heißt. Was in der Summe dann möglicherweise bedeutet, dass CDU/CSU und SPD keine Mehrheit mehr hätten. Mag sein, dass das anders aussehen würde, wenn tatsächlich gewählt würde, und die Optionen Merz – „kann es nicht“ -, Klingbeil und irgendwer aus dem neuen grünen Führungsteam wären. Wetten würde ich darauf aber nicht. Das Risiko, das mit Neuwahlen verbunden wäre, ist aus meiner Sicht jedenfalls deutlich größer als die Chance, die darin steckt. (Sollte dieser Pfad eingeschlagen werden, bliebe die aktuelle Regierung wohl noch ein paar Monate kommissarisch im Amt – technisch müsste es, wenn ich mich nicht ganz täusche, eine erneute verlorene Vertrauensabstimmung geben, damit es zu Neuwahlen kommt.)
Die andere Variante heißt „Minderheitsregierung“ – Untervariante „a“: die Wahl am 6. Mai scheitert, es kommt 14 Tage später zu einem zweiten Wahlgang, auch hier erhält Merz keine absolute Mehrheit, im dritten Wahlgang dann jedoch eine relative Mehrheit. Bundespräsident Steinmeier kann dann entscheiden, Merz zum Kanzler zu machen oder den Bundestag aufzulösen (siehe oben, „Neuwahlen“).
Oder, Untervariante „b“: Friedrich Merz erhält am 6. Mai trotz Ablehnung des Koalitionsvertrages durch die SPD eine absolute Mehrheit der Stimmen. Entweder aus der SPD-Fraktion, die sich über das Votum der Partei hinwegsetzt, oder aus der AfD. Er muss damit vom Bundespräsidenten zum Kanzler ernannt werden.
Sollte Merz so zum Kanzler gewählt werden, schlägt er danach dem Bundespräsidenten ein Kabinett vor. Hier würde die Vereinbarung mit der SPD über die Verteilung der Ministerien nicht greifen, und das Kabinett vermutlich rein aus den Reihen der Union besetzt. Alles, was sich unterhalb von Gesetzen machen lässt, könnte diese Regierung aus eigener Kraft machen – also Verordnungen erlassen und Beschlüsse im Kabinett fassen sowie den beschlossenen Haushalt umsetzen. Bei Abstimmungen im Bundestag ist (mit Ausnahmen, s.u.) in der Regel eine einfache Mehrheit notwendig. Die hätte die CDU/CSU, wenn SPD oder AfD sich enthalten oder zustimmen. Insofern müsste die Union bei jeder Gesetzesvorlage versuchen, eine solche Mehrheit bzw. mindestens eine Enthaltung anderer Fraktionen zu verhandeln. Oder einen generellen Beschluss über eine Duldung etwa durch die AfD erreichen.
Die einfache Mehrheit reicht nicht, wenn es um Grundgesetzänderungen (2/3‑Mehrheit), um die Vertrauensfrage, um die Ausrufung des Spannungsfalls (2/3‑Mehrheit) sowie für die Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrats geht.
Da es nur ein konstruktives Misstrauensvotum gibt, könnte die Minderheitsregierung – auch wenn sie keine Mehrheit beispielsweise für den Haushalt findet – nur vorzeitig beendet werden, wenn der Kanzler die Vertrauensfrage stellt und diese scheitert (Neuwahlen) oder wenn eine andere Kanzlerkandidat*in eine absolute Mehrheit der Mitglieder des Bundestags hinter sich bringt (Szenario: Merz wird Kanzler einer von der SPD geduldeten Minderheitsregierung, parallel verhandeln Union und SPD weiter, einigen sich im zweiten Schritt dann doch auf einen Koalitionsvertrag und ggf. eine andere Person als Kanzler*in, diese stellt sich in einem konstruktiven Misstrauensvotum zu Wahl und erhält die absolute Mehrheit).
Die dritte Variante halte ich für unwahrscheinlich, aber nicht für unmöglich („Neuverhandlungen“): Die SPD sagt nein, die Kanzlerwahl am 6. Mai wird abgesagt, Union und SPD setzen sich noch einmal zusammen und erarbeiten einen in einigen Punkten geänderten Koalitionsvertrag (oder eine Zusatzvereinbarung dazu, die z.B. bestimmte Maßnahmen aus dem Finanzierungsvorbehalt heraus holt), die SPD-Mitgliedschaft stimmt erneut ab, und im Juni wird Merz zum Kanzler gewählt.
Bleibt eine vierte Variante, die ebenfalls für unwahrscheinlich halte („Verhandlungen mit der AfD“): Die SPD sagt nein, die Kanzlerwahl wird abgesagt, die Union bietet der AfD Verhandlungen an, diese finden statt, sind erfolgreich, und am Schluss steht entweder eine CDU-CSU-AfD-Regierung oder eine von der AfD tolerierte reine Unionsregierung.
Und natürlich ist immer noch komplettes Chaos möglich: die Kanzlerwahl wird abgesagt, die rot-grüne Restregierung bleibt kommissarisch im Amt, hat aber keine Mehrheit im Bundestag. Oder irgendwelche Black-Swan-Ereignisse – eine andere Person in der Union setzt sich intern gegen Merz durch, weil die Verhandlungen scheitern, oder es wird nach langen Gesprächen der Parteien mit dem Bundespräsidenten eine Expert*innen-Regierung eingesetzt, oder …
* * *
Unterm Strich scheint mir jeder dieser anderen Wege riskant bis sehr riskant, weil weder Neuwahlen (mit einem möglicherweise noch schlechterem Ergebnis für progressive Kräfte) noch eine Tolerierung durch oder gar Koalition mit der AfD wünschenswert sind, und auch die Fortführung der kommissarischen Regierung eher ein Problem ist. Was die Entscheidung der SPD-Mitglieder dennoch nicht einfacher machen dürfte. Trotzdem vermute ich, dass es da am Schluss eine Mehrheit gibt, und Merz am 6. Mai zum Kanzler gewählt werden kann.
Kurz: Der langsame Abschied von den US-Plattformen
Während die vergangenen Kontoauszüge von Bestellungen bei Amazon (vieles E‑Books, aber auch anderes, von Klamotten und Spielen bis hin zu Haushaltsgeräten) nur so wimmelten, finden sich im März nur noch zwei Amazon-Buchungen – noch nutze ich Amazon Prime und einen Videokanal*. Dass das so ist, war eine halbbewusste Entscheidung; ein Unterbrechen der eingeübten Praktiken beim Online-Bestellen, in zweierlei Hinsicht: einmal, darüber nachzudenken, ob ich Was-Auch-Immer wirklich haben will, und einmal, um es dann eben nicht bei Amazon zu bestellen, sondern zu gucken, ob das Ding auch anderswo im Netz zu finden ist. Und meistens ist das so.
Schwer fällt mir dieser Abschied von „der“ Online-Handelsplattform vor allem in einem Punkt: bei digitalen Büchern. Hier habe ich noch keinen guten Workflow gefunden, um englischsprachige Werke anderswo zu bestellen und zu lesen. Ein Versuch, ein SF-Buch über Google Books zu kaufen, endete damit, dass sich das gekaufte Buch weder auf dem PC noch auf einem der Mobilgeräte öffnen lässt, weil irgendwelche Kopierschutzregeln es verhindern. Und eigentlich würde ich gerne die beiden Kindle-Lesegeräte, die hier rumschwirren, weiter nutzen. Vorerst behelfe ich mir, erst einmal keine neuen Bücher zu kaufen (es gibt noch sehr viel ungelesene in diversen Stapeln), bzw. im Zweifel auf auch über andere Plattformen erhältliche gedruckte Fassungen auszuweichen. Auf die Dauer ist das aber keine Lösung. Wenn also jemand einen erprobten Weg kennt, digitale Bücher ohne Amazon zu erwerben und zu lesen, nehme ich hinweise gerne entgegen (und ja, theoretisch ließe sich Calibre als Client-Server-System aufsetzen, das mir momentan aber noch zu kompliziert …).
Deutlich schwieriger als der Abschied von Amazon sieht es bei den anderen Plattformen aus. Na gut, Twitter/X hat mich rausgeworfen, seitdem habe ich keinerlei Lust verspürt, dahin noch einmal zurückzukehren. Bei Meta nutze ich Facebook (und Instagram für den grünen Ortsverband, und Whatsapp für ein paar wenige Kontakte). Microsoft wird mit Windows 11 und Copilot, mit Abo-Modellen für MS Office etc. zunehmend unattraktiv, noch läuft auf einem meiner beiden privaten Rechner aber Windows, und auf dem Dienstlaptop eh – da habe ich aber keinen Einfluss drauf. Dito das Diensthandy, das das ganze Apple-Ökosystem hinter sich herzieht. Ganz schwierig sieht’s bei Paypal und bei Google aus, da sehe ich noch keine wirklich gute Alternative für die Art, wie ich deren Produkte aktuell nutze. Auch da: gerne Tipps in den Kommentaren!
* Es wäre großartig, wenn Star Trek sich entscheiden könnte, über eine andere Plattform als Paramount+ via Amazon Prime verfügbar zu sein.