Lost in space
BoingBoing hat einen Wettbewerb um eine 100-Wörter-Kürzestgeschichte zum Thema „Lost in space“. Hier mein Eintrag:
Communication is slow in space. Years after the event, the fast-fading light of the explosion reached the ship. Communication stopped.
Some of them had become blasé about this possibility. Are you still an earthling, even if your grandparents never set foot on the planet? But now they felt lost.
The voting in the steering committee was unanimously. Slowly, ever so slowly, the behemoth turned around. A new commitment filled the halls and valleys of the arc ship. Investigation, and, if possible, revenge, that was their hope now.
Almost thirty years later, Lucy, then a toddler, now captain-at-large, announced their mistake.
Nostalgische Gefühle angesichts des Unistreiks
Studi-Streiks kommen so ungefähr alle drei bis fünf Jahre vor. Grade brandet es wieder auf. Aktiv involviert war ich in den Streik 1997/98 „Lucky Streik“. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. Der Streikt 97/98 hatte eine Besonderheit, wo heute längst Normalität vorzufinden ist – erstmals wurde das Internet als Medium der Kommunikation und Vernetzung verwendet. Heute ist bildungsstreik.org klares Web 2.0, jede besetzte Uni hat ihr eignes Blog und Twitter-Account (z.B. Freiburg Bildungsstreik2009 und @freiburgbrennt). Sind ja auch die „digital natives“. Oder?
Zurück in die Vergangenheit. Vor elf Jahren war die Tatsache, dass im Netz vernetzt und kommuniziert wurde, interessant genug, um das als Beispiel in einer Hausarbeit zur digitalen Demokratie anzuführen. Die verlinkten Aktions-Seiten sind leider längst tot oder bei Domaingrabbern gelandet. Der Text der aus Freiburg gepflegten Seite streik.de von damals liegt im Internetarchiv. Noch aufrufbar ist die wissenschaftliche und z.T. mediale Auseinandersetzung mit den Hochschulstreiks. Insbesondere Christoph Bieber hat sich damals hervorgetan – etwa mit einem Artikel in der taz, einem Essay in der Telepolis und anderem mehr.
Trotzdem bleibt eines: Relevanz erreicht der Streik nicht durch Vernetzung und Websites. Spürbar wird er dort, wo tatsächlich Hörsäle und Unigebäude besetzt sind und bleiben. Die haben längst WLAN – aber Websites, Mailinglisten oder Facebook-Groups bleiben letztlich Werkzeuge des Protests.
Warum blogge ich das? Vermutlich vor allem deshalb, weil ich eigentlich liebend gerne mitprotestieren würde – aber grade vor harten Deadlines stehe.
P.S.: Wie Bieber die aktuellen Bildungsproteste aus netzpolitischer Sicht sieht, steht bei futurezone.orf.at. Und auch das ZDF berichtet über die digitalen Vernetzungswege.
Lautes Nachdenken über den Wandel vom technikscheuen zum technikaffinen Ökolebensstil
Wissenschaftlich beschäftige ich mich ja u.a. mit dem Technikgebrauch in Nachhaltigkeitsmilieus. Eine Frage, die mich dabei immer noch vor Rätsel stellt (bzw. mich motiviert …), ist der (scheinbare?) Wandel der prinzipiellen Haltung zu Technik bei „Ökos“.
Eike Wenzel schreibt dazu:
Neo-Ökos sind technikaffin
Ich habe in den Jahren 2002 und 2003 am Zukunftsinstitut damit begonnen, über diese „neuen Ökos“ zu forschen. Was uns damals beschäftigte, war ein Wertewandel, der sich auf vielen Märkten und auf vielen gesellschaftlichen Ebenen festmachen ließ: Menschen bewegten sich aus ideologischen Nischen und Milieus heraus. Spätestens Ende der 1990er Jahre konnte die Frage, was ist politisch links und was ist rechts nicht mehr beantwortet werden. Die Menschen ließen sich nicht mehr in Milieus festschreiben, sie brachten dafür aber eine starke Sehnsucht nach verlässlichen Werten zum Ausdruck. Auffällig war auch, dass die neuen Ökos Technik anziehend finden und es nicht – wie die Altökos aus den Bürgerbewegungen der 1980er Jahre – zu Teufelszeug und Anti-Natur erklärten.
Wenzel stellt das hier als Tatsache dar; auch die mir zugänglichen Marktforschungsstudien (z.B. „Typologie der Wünsche“) bestätigen, dass beispielsweise Oft-KäuferInnen von Produkten mit Öko-Labels eine positivere Haltung zu Technik haben als Nicht-KäuferInnen. Trotzdem finde ich diesen Wandel sehr überraschend. Und habe eine Reihe von Thesen/Fragen dazu:
- Stimmt der berichtete Wandel in der Haltung zu Technik? Damit verbunden z.B.:
- Lassen sich „Ökos“ 1975 und „Ökos“ heute überhaupt sinnvoll vergleichen?
- Sind dass die (im Kern) gleichen Menschen, die ihre Einstellung geändert haben?
- Oder sind es zwei ganz disparate Gruppen?
- Was ist machen die 1975er-Ökos dann heute?
- Wie war die Haltung in den 1970er / 1980er Jahren zu Technik?
- Stimmt das überkommende Klischee der „Technikfeinde“? (vgl. Huber 1989/Technikbilder)
- Lässt sich das auf Technik allgemein übertragen, geht’s nur um „technische Rationalität“, oder um ganz bestimmte Technologien?
- Wie passt die „approriate technology“-Bewegung in dieses Bild? (Z.B. die Aneignung/Erfindung von Windrad und Sonnenkollektor …)
- Wie sieht es heute aus?
- Gibt es milieu-einheitliche Technikhaltungen?
- Oder sind Technikstile tatsächlich domänenspezifisch und nicht auf Lebensstile zurechenbar?
- Sind die „Ökos“ tatsächlich so technikfreundlich, wie das in der Marktforschung aussieht – oder geht’s wieder nur um bestimmte Technologien?
- Oder muss zwischen „Ökos“ und „Ökos“ (aka LOHAS) unterschieden werden?
- Und wenn es tatsächlich einen Wandel in der Haltung zu Technik gab (Bsp.: Fritz Kuhn 1984 vehement gegen die Überwachungstechnologie und Arbeitsvernichtungstechnologie ISDN – heute positioniert sich die grüne Fraktion ganz anders) – woran lag’s?
- Tatsächlich ein Prozess des Wertewandels – und wenn ja, warum (z.B. Abbau kognitiver Dissonanzen zwischen Techniknutzungspraktiken und Einstellung – also Technikaffinität wieder besseren Wissens; oder unterschiedliche Aneignungspraktiken)?
- Ausdifferenzierung verschiedener Sichten auf verschiedene Technologien?
- Demokratischere und „bessere“ Technik (z.B. PC als verteilte Machtressource; vgl. auch die von Wenzel zitierten Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Counterculture und Cyberculture)?
- „Verbürgerlichung“ und „Entidealisierung“/„Entideologisierung“ des Milieus?
- Beobachten wir einen laufenden Kampf um diskursive Positionierungen?
Solche und ähnliche Fragen schwirren mir gerade im Kopf rum. Wenn jemand was dazu sagen möchte, egal ob Alltagsbeobachtung, Meinung oder Hinweis auf wissenschaftliche Literatur – ich nehme das gerne auf und freue mich auf eine Diskussion dazu.
Warum blogge ich das? In der Hoffnung auf crowdsourcing und um die Chance zum lauten Nachdenken zu nutzen.
Nachtrag: Oder etwas zugespitzer (und vielleicht diskussionsanregender): Waren bzw. sind „Ökos“ skeptisch bezüglich (neuer) Technologie? Und warum?
Nachtrag 2: Falls jemand Ideen zu Zeitreihendaten hat, die sowohl Umwelthandeln/Umwelteinstellungen oder Indikatoren für Milieuzugehörigkeit als auch Einstellungen zu Technik in über die letzten 30 Jahre vergleichbarer Form hätten, nehme ich Hinweise gerne entgegen!