Ich bin immer noch gut einen Monat hinterher mit meinen ins Netz gestellten Fotos. Mal sehen. Hier fand ich jedenfalls bemerkenswert, wie das knallige Rot der sonnendurchschienenen Tulpen den Farbraum des iPhones fast schon überfordert, jedenfalls ziemlich einheitlich und strukturlos erscheint. Quasi Vantablack, nur in rot.
Photo of the week: Stadthaus und Ulmer Münster
Noch ein Foto aus den Osterferien – in Ulm habe ich mir an ihrem letzten Tag die kleine Ausstellung „Protest gestalten“ im städtischen Museum sowie die zur Fotogruppe laif im Stadthaus angeschaut und bin zudem trotz Regen noch ein bisschen durch die Stadt und sogar bis nach Bayern gelaufen (na gut, Neu-Ulm). Hier zu sehen die beiden wichtigsten Ulmer Gebäude: das Münster, klar, und das Stadthaus von Richard Meier, das ich immer noch für ein gelungenes Beispiel einer funktionalen und gleichzeitig ästhetisch ansprechenden Architektur halte.
Kurz: Doppelspiel der CDU
Dass ich verwundert wäre, wäre jetzt auch falsch. Trotzdem war diese Woche eine, die möglicherweise typisch für die CDU/CSU der nächsten Jahre ist. Auf der einen Seite: munter mit gegen das Gebäudenergiegesetz schimpfen, das nachholt, was in den letzten Jahren nicht gemacht wurde. Und auch wenn’s missglückt ist, „fairheizen“ als Kampagne zu starten (schön, wie effektiv hier die grüne Bundestagsfraktion und die Bundespartei gemeinsam mit Umweltorganisationen einen Hashtag gedreht haben). Grüne in Interviews als Ideologen darstellen, grünen Minister*innen jede Vernunft absprechen. Überhaupt: das mit dem Klimawandel ist vielleicht gar nicht so schlimm, sollten wir uns nicht lieber über Gender-Sterne aufregen? Einen katholischen Kindergarten zum Hassobjekt zu machen, weil den Eltern mitgeteilt wird, dass es keine Muttertagsgeschenke gibt. Und um alles zu toppen: Ein Besuch der CSU in Florida, bei DeSantis, also Trump in radikaler und effektiver. Das ist einer, der gerade massiv in die Freiheit der Universitäten eingreift, der Bücher verbietet, Schulbibliotheken leerräumt, und LSBTTIQ nicht nur verachtet, sondern über politische Maßnahmen wie Behandlungsverbote aktiv bekämpft. Kuschelpartner der Union? (Und über die AfD-nahe Tonalität am Rand des Flüchtlingsgipfels mal gar nicht geredet …).
Auf der anderen Seite: eine ganze Reihe von Ministerpräsidenten und ein stellvertretender Ministerpräsident in Koalitionen der CDU mit Grünen. Das klappt bei allen ideologischen Unterschieden soweit ganz ok, ist jedenfalls eine reale und realistische politische Konstellation.
Was ist jetzt das strategische Ziel davon, Grüne im Bund zu verteufeln? Ich mein, dass es irgendwie seltsam ist, Grüne abends im Bierzelt als Ausgeburt der Hölle darzustellen, und am nächsten Morgen am Kabinettstisch mit ihnen über den besten Weg zur Umsetzung von Klimaschutzgesetzen zu streiten? Da entsteht doch ein Widerspruch, der irgendwann vielleicht auch Wähler*innen auffällt. Mag sein, dass das dahinter steckt, dass Merz etc. nicht einfach nur planlos in die Arme der Finsternis rennen, weil das scheinbar rechte Wähler*innen überzeugt, sondern dass sie aktiv ausschließen wollen, bei den nächsten Wahlen über Koalitionen mit Bündnis 90/Die Grünen auch nur nachdenken zu müssen. Ziele wäre dann entweder – Modell Berlin – eine Koalition mit einer willigen SPD, oder, um noch weiter in die Vergangenheit zu gehen, eine CDU-SPD-FDP-Koalition als Koalition der ganz alten Bundesrepublik. Denkbar – aber da will ich nichts unterstellen – wäre rechnerisch natürlich auch eine Öffnung zur AfD. Österreichische Verhältnisse? Oder gar Ungarn als Vorbild? Ich hoffe doch nicht.
Photo of the week: Stages, Luxemburg
Am Dienstag nach Ostern – schon wieder ewig her – habe ich mich in Trier und in Luxemburg-Stadt umgeschaut; beides kannte ich so vorher nicht. Trier wirkt erst mal ein bisschen schläfrig, scheint mir aber eine nette Stadt zu sein – und vor allem, Augusta Treverorum, eine Stadt mit Geschichte. Von hier aus wurde mal ein Drittel des römischen Reichs beherrscht. Und die Überreste der römischen Stadt – am Konstantinsplatz und natürlich insbesondere die ehemaligen Kaiserthermen – sind auch heute noch eindrucksvoll.
Auch im Großherzogtum Luxemburg war ich bisher nicht (weder im Land noch in der Stadt Luxemburg, und erst recht nicht in einer der anderen Städte) – ein spannender Mikrokosmos. Was mir bei meinem Tagesausflug in die Stadt aufgefallen ist: das Nebeneinander von Französisch, Deutsch, Luxemburgisch. Und die Höhenunterschiede zwischen Ober- und Unterstadt. Tiefe Schluchten mitten in einer kleineren Großstadt. Die Kontraste zwischen spitz zulaufenden Türmchen und Schlössern einerseits und modernen Glaspalästen – v.a. auf dem Kirchberg-Plateau mit EU-Institutionen und neugegründeter Universität samt architektonisch spannender Bibliothek. Jedenfalls: eine bemerkenswerte Stadt, und ein Land, das so aussieht, als würde es sich auch für einen längerer Urlaub eignen.
Kurz: Die Krönung
Beim Mittagessenvorbereiten (Spargel schälen und Pfannkuchen zubereiten, yeah!) habe ich ein bisschen in den BBC-Livestream zur heutigen Krönungsmesse und Parade geschaut. Mal abgesehen davon, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass Monarchien, adelige Privilegien und aus dem Mittelalter übernommene Traditionen heute eigentlich keine Rolle mehr spielen sollten, war das doch ein beeindruckendes Spektakel. Vor allem ist mir klargeworden, dass vieles, was ich in Fantasy-Romanen gelesen habe, gar nicht so weit weg von der Wirklichkeit einer solchen Ritualhandlung ist – angefangen vom Stone of Scone aus dem frühen Mittelalter, der in den Thron für die Krönung eingelassen wird, bis hin zu dutzenden rituell aufgeladenen Gewändern, Schwertern, Handschuhen, Gürteln, you name it – alle mit speziellen Bedeutungen, alle äußerst prunkvoll geschmückt. Bis hin zu der Krone bzw. den Kronen (wie bei den Gewändern und Kutschen scheint es da auch mehrfache Wechsel zu geben).
Eine eindrucksvolle Inszenierung. Und was mir vorher nicht so ganz klar war: zum einen die extrem enge Verbindung zwischen Königshaus und Church of England (inklusive der Ölung nach biblischem Vorbild), und die Tatsache, dass die Krönungsmesse eine Messe, also ein Gottesdienst ist (gute Frage beim Mittagessen: was, wenn ein*e Thronfolger*in Atheist*in ist?), zum anderen die ehrliche (?) Ergriffenheit der BBC-Kommentator*innen. Für die war das nicht nur ein herausragendes Schauspiel, sondern tatsächlich ein Akt mit Bedeutung. Interessant.
Positiv hervorzuheben die Modernisierungen, die sich trotz aller alter, sehr alter Tradition in diesem Krönungsakt fanden – die Rolle, die Bischöfinnen, religiöse Würdenträgerinnen oder Offizierinnen spielten, der Versuch, auf die religiöse und kulturelle Vielfalt des Vereinigten Königreichs und des Commonwealth einzugehen, und auch das durchgehende Motiv der Blumen, Bäume und Insekten bis hin zum heidnischen Green Man auf der offiziellen Einladungskarte. Weniger schön: dass gegen Proteste wohl hart vorgegangen wurde. Und die politische Einrichtung der Monarchie als solche natürlich auch: warum reiche Erben reicher Diktator*innen weiterhin besondere Rechte genießen sollen, lässt sich im 21. Jahrhundert nicht wirklich beantworten.