Vorspann
Mein Arbeitsplatzrechner ist ein Desktop; Notebooks sind und waren für mich immer ein „Unterwegs-Ding“. Schon vor der aktuellen Netbook-Welle – der ich mich inzwischen angeschlossen habe – hatte ich deswegen Wert darauf gelegt, ein möglichst kleines und leichtes Notebook zu haben. Meine Wahl vor 10 Jahren ist auf ein Fujitsu-Siemens Lifebook B2154 gefallen: leicht, klein, ohne eingebaute Laufwerke, mit vielen USB-Anschlüssen, mit einem – inzwischen leider nicht mehr funktionierendem – Touchscreen und mit der Möglichkeit, Diskettenlaufwerk und CD-Laufwerk extern anzuschließen. Für damalige Verhältnisse war die Ausstattung okay: Celeron-Prozessor mit 450 MHz, eine 6 GB-Festplatte und 128 MB RAM. (Ein bißchen mehr zu den technischen Daten).
Fast forward: heute ist dieses Notebook stark angeschrammt, steht nur im Schrank – und würde eigentlich immer noch gut laufen, wenn es nicht durch ein Netbook ersetzt worden wäre. Einer der Gründe für das Netbook (außer, dass es noch kleiner und leichter ist): Windows 98SE auf dem Lifebook wirkt inzwischen doch arg altertümlich – vor allem, da der USB-Support nur bedingt gegeben ist. Faktisch heißt dass, das jede neue USB-Hardware (z.B. ein USB-Stick oder eine Maus!) erst funktioniert, wenn der entsprechende Windows-98-Treiber installiert wurde.
Da das Lifebook recht klein ist, nimmt es auch als Drittrechner – oder potenzieller Spiel-Rechner für meine Kinder – nicht so viel Platz weg. Es darf also dableiben. Die Nächte an diesem Wochenende habe ich dann mit dem Computergeek-Spiel „Linux installieren“ zugebracht.
Mein erster Plan war, die aktuelle Ubuntu-Version zu installieren. Leider habe ich erst nach dem 750-MB-Download gemerkt, dass das Lifebook dafür doch ein bißchen alt ist. Weder wollte der Installer Wubi überhaupt starten, noch passte irgendwas zu den Hardware-Voraussetzungen.
Auf entsprechende Kommentare hin kam dann auf Twitter der Hinweis auf Puppy Linux. Das ist eine abgespeckte Linux-Distribution, die darauf ausgelegt ist, auch mit älteren Rechnern zu funktionieren. Es gibt noch andere, aber Puppy Linux sah erstmal gut aus, vor allem, da die neuste Version „Lucid Puppy“ wohl mit Ubuntu-Paketen kompatibel ist. Auch wenn ich Hunde nicht so mag.
Schritt für Schritt
Was habe ich gemacht, um Lucid Puppy 5.01 auf dem Lifebook B2154 unter Windows 98SE zu installieren?
1. Lucid Puppy 5.01 als ISO-Image downloaden, sind etwa 130 MB.
Kleine Anmerkung zwischendurch: eigentlich ist Puppy Linux darauf ausgelegt, von einer CD (Life-CD) oder von einem USB-Stick aus zum laufen gebracht zu werden. Die ISO-Datei ist ein CD-Image. Eigentlich muss diese auf CD gebrannt werden, dann muss der Rechner von CD booten. Nur: ich habe gerade weder einen passenden USB-Stick für das Lifebook (siehe oben: Treiber für Win98 müssen jeweils extra installiert werden), noch überhaupt eine Ahnung, ob das Lifebook von USB booten kann. Auch das CD-Laufwerk hängt über USB am Notebook – auch da also die Frage, ob ein Booten von CD überhaupt funktionieren würde. Insofern habe ich mich zunächst für das entschieden, was Puppy Linux „frugal installation“ nennt – die Installation auf einer existierenden Festplatte.
2. Dann hatte ich das Problem, dass Windows 98 nicht ohne weiteres mit ISO-Dateien klarkommt. Ich habe also erst PowerISO heruntergeladen, um an die einzelnen Dateien in der ISO-Datei heranzukommen.
3. Die Dateien aus dem ISO-Image habe ich in ein Verzeichnis C:\lupu\boot kopiert. Wichtig: alle Dateien müssen klein geschrieben sein. Neben dem Linux-Kernel „vmlinuz“ ist das vor allem die RAM-Disk „initrd.gz“ und – am wichtigsten – das Systemzubehör, in der Datei „lupu-501.sfs“. Letztere hatte aus irgendwelchen Gründen erstmal einen Tiefstrich statt des Bindestrichs im Namen – es hat eine Weile gedauert, bis ich herausbekommen habe, dass das der Grund für die Meldung „file not found“ beim Linux-Boot war. „lupu-501.sfs“ liegt bei mir direkt in C:\lupu und nicht im Unterverzeichnis boot.
4. Booten, genau – wie kann der Rechner Linux starten, wenn es eben nicht über USB-Stick, Startdiskette oder CD geht? Mit einem Bootloader. In dem Fall habe ich Grub4Dos installiert, das bringt gleich ein kleines Tool namens „WinGrub“ mit. Grub ermöglicht es, im Master Boot Record ein Menü zu installieren, dass dann unterschiedliche Systeme booten kann.
Nach einigem Hin und Her habe ich folgende Konfiguration zum Start von Windows und Puppy Linux via Grub gefunden (und mich in die schlecht dokumentierte Bedienung von WinGrub eingearbeitet, u.a. hiermit – die Konfiguration kann in WinGrub via Rechte-Maustause-Edit eingefügt werden, dann unter Tools Grub im Master Boot Record installieren, das Ganze speichern):
timeout 10 title Windows 98 starten root (hd0,0) chainloader +1 title Lucid Puppy von Windows-Festplatte starten root (hd0,0) kernel /lupu/boot/vmlinuz psubdir=lupu pkeys=de pmedia=idehd phome=hda1 ro initrd /lupu/boot/initrd.gz
Damit erscheint nun beim Booten ein Menü mit der Auswahl, ob Windows oder Lucid Puppy als Life-System gebootet werden soll.
5. Nach einigem weiteren Hin und Her, u.a. wegen der Frage Tiefstrich oder Bindestrich, hat das so geklappt. Lucid Puppy konfiguriert sich eine Weile und bootet dann. Es muss noch die Lokalisierung, die Zeitzone und der Grafiktreiber (für X) angegeben werden – bei letzterem hat „Probe/kein Ergebnis/800x600 LCD auswählen“ gut funktioniert.
Zwischenstand: Lucid Puppy läuft
Ich war damit allerdings noch nicht ganz zufrieden: wenn schon, dann richtig. Meine Festplatte hat zwei Partitionen: C: (bzw. /dev/sda1) mit etwa 2 GB und D: (bzw. /dev/sda5) mit etwa 4 GB.
/dev/sda5 und nicht /dev/sda2, weil es sich um das erste logische Laufwerk handelt – und die hier mit 5 anfangen. Bei Grub ist es (hd0,4).
Ich habe mich entschieden, die zweite Partition, auf der Kopien meiner Anwendungsdaten lagen – und sie gut gefüllt haben – komplett für eine echte Linux-Installation zu verwenden. Innerhalb von Lucid Puppy habe ich dazu …
6. Aus dem Menü den Punkt System/GParted aufgerufen und damit die zweite Partition der internen Festplatte auf das Linux-Filesystem ext3 umformatiert. Vorher habe ich mit Menü/System/Pdisk mit cfdisk noch den Typ der Partition auf Linux, bootfähig gesetzt.
7. Danach konnte ich dann das Icon „install“ aufrufen und dort den Universal Installer aufrufen. Dort habe ich angegeben, dass ich Lucid Puppy auf die „Internal (IDE or SATA) hard drive“ installieren möchte. Das Tool arbeitet mehr oder weniger automatisch; später musste ich noch angegeben, wo die Installationsdateien liegen. Aus „c:\lupu\boot“ wurde dabei „/initrd/mnt/dev_ro2/lupu/boot“.
8. Ein bißchen Gehakel gab es schließlich noch mit Grub – bisher lief das alles ja über Grub4dos – Lucid Puppy installiert selbst auch noch einmal Grub, die Liste dafür liegt dann unter /boot/grub/menu.lst. Ich habe den Eintrag dort noch um die oben dargestellten Einträge für Windows und für das Lucid-Puppy-Lifesystem (als „Rettungsanker“) ergänzt. Der eigentliche Eintrag für das auf die ehemalige Partition D: installierte Lucid Puppy lautet nun:
title Linux (on /dev/sda5) root (hd0,4) kernel /boot/vmlinuz root=/dev/sda5 ro vga=normal pkeys=de
Ich habe das ganze weiterhin als Dual-Boot zum Ausprobieren – im Prinzip kann jetzt aber die Windows-Partition C: bzw. /dev/sda1 ebenfalls gelöscht und in eine Linux-Partition umgewandelt werden.
Fazit
Damit läuft Lucid Puppy bei mir nun als „echtes“ Linux (mit dem Windows-Manager JVM). Ob ich es ernsthaft verwenden werde, weiss ich noch nicht. Gut gefallen hat mir, das z.B. meine USB-Maus und auch das LAN-Internet mehr oder weniger mit Plug-und-Play (Maus) bzw. zwei Klicks auf einen Wizard (Internet) funktionieren. Ob die WLAN-Karte erkannt wird, habe ich noch nicht ausprobiert. Insgesamt wirkt das System freundlich, ist aber doch ein bißchen behäbig. Das war Windows 98 auf dem Lifebook allerdings auch.
Gewöhnungsbedürftig finde ich den Verzicht auf den Doppelklick, und die Tatsache, dass einzelne Programme (noch immer) ihre eigene GUI mitbringen bzw. bestimmte Funktionalitäten (z.B. Clipboard) in manchen Programmen funktionieren, in anderen nicht.
Du kannst es auch mal mit einer abgespeckten Ubuntuvariante probieren. Ich habe Lubuntu aufgespielt und es funktioniert echt gut – allerdings weiß ich nicht ob Lubuntu nicht schon zu viel braucht. Mehr steht sicher unter http://lubuntu.net/
Hatte ich auf der Wikipedia-Seite auch gesehen, und klang auch ganz interessant – nachdem ich gesehen habe, dass Puppy Linux sich in Richtung Ubuntu bewegt (Kompatibilität mit Debian-Paketen usw.), und definitiv von Umfang und Hardwarevoraussetzungen her passt, habe ich dann das genommen.