Die Welt im Jahr 2020

New York LVII (Times Square)

Die Zukunft vor­her­zu­sa­gen, ist bekann­ter­ma­ßen schwie­rig. Das gilt umso mehr, wenn es um die fer­ne Zukunft geht. Dage­gen las­sen sich über die nahe Zukunft – also zum Bei­spiel das Jahr 2020 – recht zuver­läs­si­ge Aus­sa­gen tref­fen. Mal abge­se­hen von dem Fall, dass ein unvor­her­seh­ba­res Ereig­nis ein­tritt – schwar­ze Schwä­ne mit Gischt und Ver­wir­be­lung. (Es gab eine Zeit, in der die Zahl 2020 mal für die rich­tig weit in der Zukunft lie­gen­de Zukunft stand. Aber hey – heu­te sind das weni­ger als ein­ein­halb Jahre.)

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Kurz: Grüne Angst vor der Wirtschaft?

Eine grü­ne Sit­zung in Ber­lin, Men­schen aus ganz unter­schied­li­chen Bun­des­län­dern sind dabei. Es geht eigent­lich um ande­res, aber plötz­lich stellt sich her­aus: Die Gret­chen­fra­ge, das ist hier die Fra­ge, wie du es mit der Wirt­schaft hältst. Aus baden-würt­tem­ber­gi­scher Sicht (und ja, auch in Hes­sen stel­len und in RLP stell­ten die Grü­nen Wirtschaftsminister*innen) ver­wun­dert das. Es geht dar­um, mit grü­nen Ideen schwar­ze Zah­len zu schrei­ben (und das schon seit den 1990ern), selbst­ver­ständ­lich gibt es immer wie­der Gesprä­che zwi­schen Politiker*innen bis hin zum Minis­ter­prä­si­den­ten und Wirtschaftsverbänden. 

Oder, um den Poli­tik­be­reich zu neh­men, in dem ich mich am bes­ten aus­ken­ne: Eini­gen Hoch­schu­len im Land geht es des­we­gen beson­ders gut, weil Stif­tun­gen aus der Pri­vat­wirt­schaft Bau­kos­ten über­neh­men – mit Zustim­mung der grün-roten Lan­des­re­gie­rung. Und dass mit dem Hoch­schul­fi­nan­zie­rungs­ver­trag viel Geld in Rich­tung Wis­sen­schaft fließt, hat in Baden-Würt­tem­berg auch etwas damit zu tun, dass Hoch­schu­len für ange­wand­te Wis­sen­schaft gera­de auch im länd­li­chen Raum in For­schung und Ent­wick­lung eng mit klei­ne­ren und mitt­le­ren Unter­neh­men koope­rie­ren, und Wis­sen als Res­sour­ce für das Land gese­hen wird. Dass, was an unse­ren Unis gedacht wird, soll auch „den Markt“ errei­chen und zu Wert­schöp­fung bei­tra­gen. Inno­va­ti­on und Tech­no­lo­gie­trans­fer sind kei­ne Schimpf­wor­te, son­dern wün­schens­wer­te Zie­le. Natür­lich geht grü­ne Inno­va­ti­on wei­ter – Stich­wor­te wie Gemein­wohl­ori­en­tie­rung, Post­wachs­tum und, ja auch: Sha­ring – zeu­gen davon. Pio­nie­re des Wan­dels kön­nen auch Unter­neh­men sein. Und all das zahlt sich in ziem­lich guten Wer­ten bei den Kom­pe­tenz­zu­schrei­bun­gen aus. Bünd­nis 90/Die Grü­nen sind in Baden-Würt­tem­berg auch eine Par­tei, die für nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten steht, die „die Wirt­schaft“ schätzt und Erfin­der­geist wie Unter­neh­mens­freu­de posi­tiv her­vor­hebt. (Und, auch das sei dazu­ge­sagt: Wirt­schafts­kom­pe­tenz heißt nicht, den „frei­en Markt“ in höchs­ten Tönen zu loben und auf Ein­he­gen, Regeln und deren Durch­set­zung zu ver­zich­ten. Wer das will, muss zur FDP gehen …).

Das scheint mir in der Par­tei ins­ge­samt teil­wei­se noch ganz anders zu sein. Da exis­tie­ren in man­chen Köp­fen noch tie­fe Grä­ben und hohe Mau­ern. Inso­fern bin ich sehr gespannt, wie sich die Fra­ge „Wie hältst du’s mit der Wirt­schaft“ im Bun­des­tags­wahl­pro­gramm 2017 wie­der­fin­den wird. In gut einem Monat tagt der Kon­vent der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaf­ten, um hier Ideen zu ent­wi­ckeln – mal sehen, wie inno­va­ti­ons­of­fen mei­ne Par­tei sich da zeigt.

Kurz: Willkommen im Jahr des Hoverboards

Ver­mut­lich wird uns das The­ma in ein paar Tagen völ­lig zum Hals raus­hän­gen, aber natür­lich ist es eine net­te Sache, wenn ein halb­wegs popu­lä­rer Film aus der Kind­heit die­ser Gene­ra­ti­on im Jahr 2015 spielt. Und das eben jetzt ist. Die Rede ist selbst­ver­ständ­lich von Back to the future II aus dem Jahr 1989. Da lie­gen Ver­glei­che mit der heu­ti­gen Gegen­wart nahe. Auch wenn die Vor­stel­lung, dass die Haupt­auf­ga­be von Sci­ence Fic­tion dar­in lie­gen könn­te, Erfin­dun­gen vor­her­zu­sa­gen eher ein Fehl­schluss ist. Klar ver­sucht Sci­ence Fic­tion, eine halb­wegs rea­lis­ti­sche Zukunft dar­zu­stel­len – aber eben meist doch als Hin­ter­grund, vor und mit dem Din­ge pas­sie­ren, und nicht als rai­son d’etre des Gen­res. Für pop­kul­tu­rel­le Vari­an­ten von Sci­ence Fic­tion gilt dies erst recht.

Trotz­dem hal­te ich es nicht für unwahr­schein­lich, dass in den nächs­ten zwölf Mona­ten irgend­je­mand funk­ti­ons­fä­hi­ge Hover­boards ent­wi­ckeln wird. Oder zumin­dest sowas ähn­li­ches. Nicht nur, weil es einen ent­spre­chen­den Crowd­fun­ding-Auf­ruf gab, son­dern auch des­we­gen, weil es ein nice-to-have-Gim­mick aus einem Film ist, der einer jetzt in die Mid­life Cri­sis kom­men­den Gene­ra­ti­on gut bekannt ist. Das Kon­zept ist da und anschluß­fä­hig im Dis­kurs ver­an­kert, es fehlt nur das rea­le Pro­dukt. 2015 könn­te also – fast schon als selbst­er­fül­len­de Pro­phe­zei­ung – zum Jahr des Hover­boards wer­den. (Und anders als bei z.B. flie­gen­den Autos wäre es eine Erfin­dung mitt­le­ren Maßes, die ohne groß­ar­ti­ge neue Infra­struk­tu­ren etc. auskommt …)

Die Fra­ge, wie Sci­ence Fic­tion und tat­säch­li­che Inven­ti­ons-/In­no­va­ti­ons­prak­ti­ken zusam­men­wir­ken, und ob es mehr als ein pop­kul­tu­rel­les Hin­ter­grund­rau­schen ist, das bei­de Wel­ten ver­bin­det, fin­de ich ganz unab­hän­gig davon, ob die Hover­board-Pro­phe­zei­ung nun erfüllt wird oder nicht, nach wie vor inter­es­sant. Oder, augen­zwin­kernd umge­dreht: Wer im Jahr 2042 ger­ne 3D-Flug-Fuß­ball als Trend­sport­art eta­blie­ren möch­te, soll­te jetzt einen erfolg­rei­chen SF-Film in die Kinos bringen.

P.S.: Der Guar­di­an hat deut­lich umfang­rei­che­res A‑Z der Ver­glei­che zwi­schen 2015a und 2015b.

P.P.S.: Und das.

Digitalisierung als Baustein einer grünen Innovationspolitik

Stadtteilfest 2014 - 53

„Unterm Strich wür­de ich ger­ne in dem Baden-Würt­tem­berg leben, das Kret­sch­mann da gra­de ent­wirft.“, schrieb ich bei Twit­ter als Fazit zur „Hei­mat, High­tech, High­speed“-Regie­rungs­er­klä­rung, und das ist viel­leicht erklärungsbedürftig. 

Um ganz vor­ne anzu­fan­gen: eine Regie­rungs­er­klä­rung im baden-würt­tem­ber­gi­schen Land­tag funk­tio­niert so, dass der Minis­ter­prä­si­dent (oder eine ande­re Ver­tre­te­rIn der Lan­des­re­gie­rung) sich aus­führ­lich, grund­sätz­lich und über­grei­fend äußert, und – übli­cher­wei­se – die Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den dar­auf reagie­ren. Und zwar in „Debat­te mit frei­er Rede­zeit“, was ganz schön lang sein kann. In die­ser Regie­rungs­er­klä­rung ging es um „Digi­ta­li­sie­rung“, und um die (ins­be­son­de­re auch wirt­schaft­li­chen) Chan­cen von Din­gen, die mit so schö­nen Buz­zwords wie „Indusch­drie 4.0«, „digi­ta­ler Wan­del“, „Cloud“ oder „Cyber­se­cu­ri­ty“ umrei­ßen lassen. 

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Darf Politik das? Konstruktive Technologiepolitik am Beispiel 3D-Druck

Sand cake

Vor ein paar Tagen hat Rein­hard Büti­ko­fer eine Stu­die des Öko-Insti­tuts (20-Sei­ten-Fas­sung der Stu­die, pdf) vor­ge­stellt, die im Auf­trag der Frak­ti­on „Die Grünen/Europäische Freie Alli­anz“ im euro­päi­sche Par­la­ment die (öko­lo­gi­schen) Risi­ken und Chan­cen der Tech­no­lo­gie des 3D-Drucks bewer­tet hat. Auch Hei­se hat dar­über berich­tet; dort heißt es u.a., dass die grü­ne Frak­ti­on aus der Stu­die die For­de­rung ablei­tet, eine Arbeits­grup­pe ein­zu­set­zen, die sich Gedan­ken dazu macht, ob und wenn ja wie der 3D-Druck euro­pa­weit regu­liert wer­den soll.

Das hat – erwar­tungs­ge­mäß? – zu einem klei­nen Netz-Auf­schrei geführt. Der Ver­gleich mit dem Inter­net liegt nahe – was, eine neue Tech­no­lo­gie, die sich gera­de aus der Babykrip­pe erhebt, soll sofort tot­re­gu­liert wer­den?! Wie soll denn da eine Gold­grä­ber­stim­mung auf­kom­men! Und über­haupt! Technikfeinde!

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