Der lange Weg vom Vortrag zur Veröffentlichung

Im letz­ten Som­mer – nein, im vor­letz­ten Som­mer, also im August 2005, war ich in Kesz­t­he­ly in Ungarn auf der 21. Kon­fe­renz der euro­päi­schen Agrar­so­zio­lo­gIn­nen und habe dort etwas über das zu die­sem Zeit­punkt eigent­lich schon abge­schlos­se­ne For­schungs­pro­jekt WALD vor­ge­tra­gen. Ursprüng­lich war wohl geplant, die dort gehal­te­nen Vor­trä­ge auch irgend­wie zu ver­öf­fent­li­chen. Vor etwa einem Jahr hieß es dann, dass doch jede und jeder selbst schau­en soll, was er oder sie aus dem jewei­li­gen Vor­trag macht. Gut, dach­te ich mir, im Ver­gleich zu dem, was ich schon anders­wo unter­ge­bracht habe, ent­hielt mein Vor­trag nichts welt­be­we­gend neu­es über forst­li­che Dienst­leis­ter in Deutsch­land und deren Situa­ti­on. Aller­dings gab es zu mei­nen Ergeb­nis­sen bis­her noch nichts schrift­li­ches auf Eng­lisch. Ergeb­nis mei­ner Über­le­gun­gen war die Idee, den Vor­trag in der neu­en Rei­he „Arbeits­wis­sen­schaft­li­che For­schungs­be­rich­te“ des Insti­tuts zu ver­öf­fent­li­chen – genau für sol­che Din­ge passt die­se Rei­he wun­der­bar. Gesagt, getan – vor der tat­säch­li­chen Ver­öf­fent­li­chung als PDF lagen aller­dings noch diver­se eige­ne und frem­de Über­ar­bei­tun­gen. Heu­te (mit Datum „Okto­ber 2006“, weil so schon län­ger ange­kün­digt) steht die Text­fas­sung des Vor­trags end­lich als Arbeit­wis­sen­schaft­li­cher For­schungs­be­richt im Netz. Zumin­dest in einer klei­nen Auf­la­ge wol­len wir die Arbeits­wis­sen­schaft­li­chen For­schungs­be­rich­te auch dru­cken las­sen – bis ich mei­nen Text gedruckt auf Papier in der Hand hal­te, wird es ver­mut­lich Ende Janu­ar oder Anfang Febru­ar 2007 sein.

Aber ein klei­ner Trost bleibt: obwohl das jetzt doch ganz schön lan­ge gedau­ert hat, bis der Vor­trag end­lich im Netz zugäng­lich ist, wäre der Weg über eine „ech­te“ Ver­öf­fent­li­chung in einer wis­sen­schaft­li­chen Fach­zeit­schrift ver­mut­lich noch um eini­ges lang­wie­ri­ger und arbeits­in­ten­si­ver gewe­sen. Und dar­auf hat­te ich – deut­lich nach Pro­jek­ten­de – schlicht und ein­fach kei­ne Lust.

Soziologentag

Oder etwas for­mel­ler: der 33. Kon­gress der Deut­schen Gesell­schaft für Sozio­lo­gie, fin­det nächs­te Woche in Kas­sel statt. Ich bin auch da, aller­dings erst ab Diens­tag­mit­tag. Am Diens­tag­nach­mit­tag gibt es die Ad-hoc-Grup­pe „Das Bei­spiel Wald“, die von Eva Won­ne­ber­ger und mir orga­ni­siert wur­de, und am Mitt­woch­nach­mit­tag bin ich bei der Ad-hoc-Grup­pe „Natur­ge­walt, Gewalt gegen Natur, Hybri­de Zivi­li­sa­ti­on? Kri­sen­dia­gno­sen und ihre Kon­se­quen­zen“ der Nach­wuchs­grup­pe Umwelt­so­zio­lo­gie und erzäh­le dort was über Umwelt als Pra­xis. Sicher wer­de ich auch zur Sek­ti­ons­sit­zung der Sek­ti­on Sozio­lo­gie und Öko­lo­gie gehen. Was ich sonst noch so mache, weiß ich noch nicht – bei den letz­ten Sozio­lo­gen­ta­gen bestand das Pro­blem jeden­falls eher dar­in, sich zwi­schen einem Dut­zend par­al­le­ler Ange­bo­te zu entscheiden …

„Ich-AG im Walde“ im Berliner Journal

In der aktu­el­len Aus­ga­be des Ber­li­ner Jour­nal für Sozio­lo­gie (Jg. 16, Heft 2) ist mein Auf­satz „Die Ich-AG im Wal­de. Arbeit in länd­li­chen Räu­men der post­in­dus­tri­el­len Gesell­schaft am Bei­spiel forst­li­cher Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men“ abge­druckt – wenn ich das rich­tig sehe, die ers­te „gro­ße“ Ver­öf­fent­li­chung mei­ner­seits in einer off­line erschei­nen­den sozio­lo­gi­schen Zeit­schrift. Inso­fern bin ich schon ein biss­chen stolz dar­auf. Abstract:

Aus­ge­hend von einer Dar­stel­lung post­in­dus­tri­el­ler Arbeit und ihres Echos in der Indus­trie­so­zio­lo­gie, dis­ku­tiert der Arti­kel die Arbeits- und Orga­ni­sa­ti­ons­for­men forst­li­cher Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men. Dabei wird zum einen eine Makro­per­spek­ti­ve ein­ge­nom­men, in der das Auf­kom­men forst­li­cher Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men mit sin­ken­den Wald­ar­bei­ter­zah­len und Out­sour­cing-Pro­zes­sen in den Forst­ver­wal­tun­gen in Bezie­hung gesetzt und mit dem his­to­ri­schen Kon­text der Wald­ar­beit ver­knüpft wird. Zum ande­ren wer­den auf der Grund­la­ge qua­li­ta­ti­ver Inter­views mit forst­li­chen Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­mern Merk­ma­le der dort statt­fin­den­den Arbeit und der Orga­ni­sa­ti­ons­form die­ser Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men vor dem Hin­ter­grund neue­rer indus­trie­so­zio­lo­gi­scher Ansät­ze dar­ge­stellt. Dabei wird deut­lich, dass die Arbeit forst­li­cher Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men zwar vie­le Gemein­sam­kei­ten mit post­in­dus­tri­el­ler Arbeit auf­weist, sich aber vie­les auch mit Tra­di­ti­ons­li­ni­en länd­li­cher Arbeit in Kleinst­un­ter­neh­men erklä­ren lässt. Die tat­säch­lich vor­zu­fin­den­den Arbeits­wei­sen und Orga­ni­sa­ti­ons­for­men kom­bi­nie­ren die Reak­ti­on auf einen glo­ba­len Markt mit Rück­grif­fen und Anschlüs­sen an Traditionslinien. 

> Web­site des Ber­li­ner Journals

Grüner Zukunftskongress in Sicht

Reinhard Bütikofer IIGes­tern fand in Stutt­gart die baden-würt­tem­ber­gi­sche Regio­nal­kon­fe­renz zum grü­nen Zukunfts­kon­gress statt. Die­ser selbst wird vom 1. bis 3. Sep­tem­ber in Ber­lin ver­an­stal­tet. Die Regio­nal­kon­fe­renz in Stutt­gart hat­te ihren Fokus auf der Fra­ge nach dem Ver­hält­nis von Staat, Markt und Zivil­ge­sell­schaft. Der Tag in Stutt­gart war zwei­ge­teilt: vor­mit­tags gab es zwei Reden (Rein­hard Büti­ko­fer und Warn­fried Dett­ling) und danach noch eine inner-grü­ne Talk­run­de, der Nach­mit­tag war vier par­al­lel statt­fin­den­den Foren gewid­met. Rein­hard Büti­ko­fer kon­zen­trier­te sich in sei­ner Rede vor allem dar­auf, deut­lich zu machen, war­um ein grü­ner Zukunfts­kon­gress jetzt (Oppo­si­ti­on usw.) sinn­voll und not­wen­dig ist, und dass es sich dabei nicht um ein ein­ma­li­ges Debat­ten­event han­deln soll, son­dern um den Ver­such, Dis­kus­si­ons­pro­zes­se und kon­kre­te Pro­jek­te in der Par­tei anzu­sto­ßen. Die im Grund­satz­pro­gramm fest­ge­leg­te Wer­te­ori­en­tie­rung soll dabei nicht in Fra­ge gestellt wer­den. Büti­ko­fer plä­dier­te aber dafür, auf dem Hin­ter­grund der dort ver­an­ker­ten Wer­te eine prag­ma­ti­sche Poli­tik öko­lo­gi­scher und gesell­schaft­li­cher Moder­ni­sie­rung durch­zu­füh­ren. Dazu gehö­re es auch, sich nicht auf ein rot-grü­nes Pro­jekt fest­zu­le­gen, son­dern anzu­stre­ben, bald mög­lichst wie­der Gestal­tungs­kraft zu wer­den – so oder so.

Warn­fried Dett­ling, bekannt aus sei­nen Zei­tungs­ko­lum­nen und Büchern nahm sein Impuls­re­fe­rat zum Anlass, die Grü­nen auf­zu­for­dern, als Par­tei mit eher intel­lek­tu­el­le­ren Anhän­ge­rIn­nen und Wäh­le­rIn­nen kom­ple­xe­re Kon­zep­te auf­zu­grei­fen und nicht in die Ver­ein­fa­che­rer-Schie­ne hin­ein­zu­ge­ra­ten. Dabei sah er das 20. Jahr­hun­dert als das Jahr­hun­dert der Gegen­sät­ze (nicht nur zwi­schen Staat und Markt als unter­schied­li­chen Koor­di­na­ti­ons­for­men, son­dern auch zwi­schen Demo­kra­tie und Dik­ta­tur) und rief dazu auf, das 21. Jahr­hun­dert zum „Jahr­hun­dert der Syn­er­gien und der Balan­ce“ zu machen. Dem­entspre­chend gro­ßen Wer­te leg­te er dar­auf, deut­lich zu machen, wie wich­tig es ist, öko­no­mi­sche Logi­ken für staat­li­ches Han­deln aus­zu­nut­zen, auf zivil­ge­sell­schaft­li­che Poten­zia­le zu set­zen usw. Mir kam das alles etwas ein­sei­tig vor – zwar sprach Dett­ling auch von der „Ent­po­li­ti­sie­rung der Poli­tik“; die zukünf­ti­ge Rol­le, die Ord­nungs­po­li­tik, Recht und poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen spie­len sol­len, war jedoch etwas unter­be­lich­tet in sei­nem Vor­trag. Ande­re Stel­len in sei­nem Vor­trag gefie­len mir bes­ser: etwa im Ver­weis auf Amar­tya Sen die Defi­ni­ti­on mensch­li­cher Ent­fal­tung als staat­lich-gesell­schaft­li­cher Auf­ga­be bzw. Orientierungslinie.

Green discussion IDen Abschluss des Vor­mit­tags bil­de­te eine Talk-Run­de (das natür­li­che Milieu der Poli­ti­ke­rIn­nen). Wäh­rend im Pro­gramm noch eine Mode­ra­ti­on durch eine Zei­tungs­re­dak­teu­rin ange­kün­digt war, über­nah­men die Auf­ga­be dann doch die bei­den Vor­sit­zen­den Petra Selg und Andre­as Braun, die jeweils einen der Talk-Kon­tra­hen­ten – Win­fried Kret­sch­mann bzw. Fritz Kuhn – „betreu­ten“. Lei­der muss gesagt wer­den, dass sich unse­re Vor­sit­zen­den mit der Mode­ra­ti­on der bei­den grü­nen Urge­stei­ne (die ja bekann­ter­ma­ßen inzwi­schen inner­halb des real­po­li­ti­schen Flü­gels eher kon­trä­re Posi­tio­nen ver­tre­ten) schwerta­ten. Das Niveau der Dis­kus­si­on sank schnell auf die Ebe­ne per­sön­li­chen Belei­digt­seins und die Tages­po­li­tik der För­de­ra­lis­mus­re­form, statt grund­sätz­li­cher über das Ver­hält­nis von Staat und Bür­ge­rIn­nen und die Rol­le der Par­tei­en und der Poli­tik dabei zu dis­ku­tie­ren. Kuhn erwies sich dabei – unab­hän­gig von sei­nen Posi­tio­nen – als deut­lich sou­ve­rä­ner (viel­leicht hat­te er auch ein­fach nur die bes­se­re Rhetorik).

Nach­mit­tags ent­schied ich mich dann für das Forum „Sozialpolitik/Grundsicherung“ (die Alter­na­ti­ven wären der Schau­kampf Oswald Metz­ger vs. Ger­hard Schick, die Bil­dungs­po­li­tik am Bei­spiel einer Wal­dorf­schu­le, oder noch rela­tiv inter­es­sant, die Fra­ge Wirt­schaft vs. Öko­lo­gie oder Wirt­schaft und Öko­lo­gie gewe­sen – letz­te­res in der Dis­kus­si­on mit Unter­neh­mer­ver­tre­tern). Also, Sozi­al­po­li­tik. Das Forum erwies sich als gute Wahl, stell­te doch Tho­mas Pore­ski ein aus­ge­ar­bei­te­tes Kon­zept für ein Grund­si­che­rungs­mo­dell vor, das etwas weni­ger radi­kal als die Vor­schlä­ge aus der PDS oder von Götz Wer­ner gestal­tet war. In knap­pen Zügen: 500 Euro für alle (die fünf Jah­re legal in Deutsch­land leben), ohne Bedürf­tig­keits­prü­fung (damit exis­ten­zi­el­le Absi­che­rung und deut­lich gerin­ge­re „Erpes­sbar­keit“), Umwand­lung von Ren­ten- und Kran­ken­ver­si­che­rung, Bei­be­hal­tung diver­ses zusätz­li­cher staat­li­cher Leis­tun­gen, auch der Arbeits­markt­po­li­tik, Finan­zie­rung über eine Ver­än­de­rung des Ein­kom­mens­steu­er­mo­dells. Aus­führ­lich kann das unter http://www.grundsicherung.org nach­ge­le­sen wer­den. Den Gegen­part im Forum über­nahm Big­gi Ben­der als zustän­di­ge Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te, die ihre Skep­sis dar­an deut­lich zum Aus­druck brach­te, dabei jedoch rela­tiv sach­lich blieb. Ihr erschie­nen Kom­bi­lohn­mo­del­le und Ver­bes­se­run­gen bei Hartz-IV sinn­vol­ler. Auch die Forums­dis­kus­si­on ins­ge­samt war kon­tro­vers (Arbeits­an­rei­ze oder nicht, Men­schen­bild, …), wur­de aber gut mode­riert (Bea­te Mül­ler-Geme­cke) und blieb auf der sach­li­chen Ebe­ne. Inhalt­lich habe ich den Ein­druck, dass sich das vor­ge­schla­ge­ne Modell – trotz eini­ger Detail­schwä­chen – gut dazu eig­net, in eine neue grü­ne Grund­si­che­rungs­de­bat­te ein­zu­stei­gen. Und das wäre ja durch­aus auch schon was, über­wog doch bis­her der Ein­druck des Behar­rens auf dem angeb­lich machbaren.

Buchpräsentation 25 Jahre Grüne

Vor kur­zem ist das von mir zusam­men mit Frank Riepl (auch vom grü­nen Kreis­vor­stand) her­aus­ge­ge­be­ne Buch Erzähl­te Geschich­te: 25 Jah­re Grü­ne im Land­kreis Breis­gau-Hoch­schwarz­wald erschie­nen, am Mitt­woch haben wir es in einer net­ten Ver­an­stal­tung in Merz­hau­sen vor­ge­stellt, und heu­te berich­tet die Badi­sche Zei­tung dar­über (lei­der nur für Abon­nen­tIn­nen les­bar: Arti­kel und Foto).