Zwischen Tür und Angel: Verwunderung darüber, dass der mit deutlicher Mehrheit gefasste Beschluss des Freiburger Gemeinderats, in Grundschulen und Kitas ab dem nächsten Schuljahr nur noch ein Menü anzubieten – das dann sinnvollerweise vegetarisch ist – bundesweit hohe Wellen schlägt. Der Landeslandwirtschaftsminister (CDU) grummelt, dass Fleisch zu einer ausgewogenen Ernährung dazugehöre, die Blätter und Rundfunkanstalten Schlagzeilen etwas von „Fleischverbot“ – und letztlich geht’s in der Stadt doch vor allem um Effizienz und den Versuch, die steigenden Kosten fürs Schulessen nicht in vollem Umfang an Eltern weiterzugeben. Und nebenbei ein bisschen um den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit. Hier ist’s jedenfalls längst nicht das Aufregerthema, dass es außerhalb der Grenzen der Stadt zu sein scheint. Oder: Freiburg, grün-linke Oase.
Kurz: Veggieday einschmuggeln!
Die BILD hat festgestellt, dass Grüne einen Veggieday – also einmal pro Woche, wie der katholische Freitag – wollen, an dem fleischlos in öffentlichen Kantinen gegessen wird. Allein schon aus Klinaschutzgründen finde ich das gut. Und frage mich, ob es – wenn’s nicht groß angekündigt würde, wirklich jemand großartig auffallen würde, wenn es einmal pro Woche eben statt Schnitzel mit Pommes eines der folgenden Gerichte in der Kantine geben würde (nicht vegan, nicht unbedingt gesund, aber typische vegetarische Gerichte der deutschen Alltagsküche):
- Milchreis mit Kompott
– Spaghetti mit Tomatensoße
– Spätzle mit Pilzsauce
– Mit Spinat gefüllte, mit Käse überbackene Pfannkuchen
– Spiegelei, Salzkartoffeln, Spinat
– Salat mit Mozzarellabällchen
– Pizza mit Tomate, Mozzarella, Basilikum
– Gefüllte Zucchini mit Reis
– Risotto
– Tomatensuppe
– Kürbissuppe
– Erbseneintopf ohne Speck
– Pellkartoffeln mit Quark
– Bratkartoffeln mit Kräuterquark
– Dampfnudeln
Weltuntergang? Oder Essen, bei dem das „v“ gar nicht auffallen würde?
Kurz: Verfehlte Tofuwurstkritik
Ich muss nur mal schnell meinen Ärger über den Beitrag von Till Ehrlich aus der Wochenends-taz loswerden. Vorgeblich soll es sich dabei um eine kleine Kulturgeschichte des Soja-Fleischersatzes handeln. Tatsächlich fasst folgender Satz am Schluss das Problem des Artikels gut zusammen:
Doch warum können und wollen Vegetarier nicht auf Fleischgeschmack verzichten? Und weshalb greifen sie wirklich zu Tofu mit Wurstaroma, obwohl sie Fleisch strikt ablehnen?
Diese Fragen implizieren doch zweierlei: das zu einem „richtigen Essen“ eigentlich – zumindest in unserem Kulturkreis – immer auch Fleisch gehört, und alles andere zweite Wahl ist, und dass VegetarierInnen etwas gegen Fleischgeschmack haben müssen.
Hier kapiert jemand nicht, dass die Entscheidung, sich vegetarisch zu ernähren, in den meisten Fällen gesundheitlich oder politisch-ethisch begründet ist – wer vegetarisch isst, tut das, weil es gesünder sein soll, weil die Ökobilanz von Fleisch verheerend ist, oder weil er oder sie es für falsch hält, Tiere zu halten und umzubringen, um sie zu essen. Nur die wenigsten werden wohl aus geschmacklichen Gründen VegetarierInnen. Natürlich entwickelt, wer sich vegetarisch ernährt, eine andere Ästhetik des Essens als jemand, der das nicht tut. Das heißt aber noch lange nicht, dass es einem Vegetarier oder einer Vegetarierin unmöglich ist, mit Genuß, gebratene oder gegrillte Produkte aus Tofu oder Seitan zu essen, die das Aroma von Fleisch zitieren. Wer so etwas suggeriert (um damit letztlich seine kulinarische Abscheu vor „westlichem“ Tofu zu untermauern), macht was falsch – Spitzenkoch hin oder her.
Rezept: Gratinierte Pastinake an indischer Sahnesoße
Gratinierte Pastinake an indischer Sahnesoße – nennen wir’s mal so – gab’s heute mittag. Hier das Rezept.
Foto: Bruno Girin, CC-Lizenz
Zutaten für 2,5 Portionen
2–3 mittelgroße Pastinaken
1 großer Apfel
1 Tasse Couscous
1 Becher Sahne
Kurkuma
Kreuzkümmel
Pfeffer
Salz
150g geriebener Käse (Gratinkäse, Gouda o.ä.)
Zubereitung
Couscous wie üblich zubereiten, ich hatte Couscous-Reste vom Vortag genommen.
Mittlere Auflaufform fetten. Pastinaken (geschält) und Apfel (ungeschält) in dünne Scheiben schneiden. In die Auflaufform schichten: Pastinake – Apfel – Couscous – Apfel – Pastinake.
Sahne mit den Gewürzen mischen und in die Auflaufform geben. Backofen vorheizen (180°C Umluft).
Geriebenen Käse als oberste Schicht hinzugeben.
Backen, bis der Käse goldbraun ist – bei meinem Backofen etwa 20 Minuten. Vor dem Essen ein bißchen abkühlen lassen. Lecker und sehr gelb.