Allmählich wird es Zeit, die ganzen Bücher und Filme/Serien, die ich im Frühjahr angeschaut habe, Revue passieren zu lassen. Und aus Gründen teile ich das in zwei Beiträge – heute die Filme und Serien, die Bücher und Kurzgeschichten folgen später. Angeguckt habe ich nämlich – neben einem Rewatch der „Umbrella Academy“ mit meinen Kindern – ziemlich viel. Also, eigentlich nur einen Film – The Green Knight – und gleich viereinhalb Serien.
The Green Knight (2021), eine Adaption der Arthus-Sage, ist verdichtet, hübsch anzuschauen, seltsam, teilweise poetisch, und das Ende ist unbefriedigend düster. Letztlich steckt hier in etwas über zwei Stunden ähnlich viel Stoff wie in einer ganzen Staffel einer Fantasy-Serie, aber im verdichteten Fokus auf den jungen Sir Gawain (der nicht der titelgebende Green Knight ist). Also durchaus interessant und ansehenswert. Und manches erschließt sich erst im Nachlesen der Wikipedia-Beschreibung. (Machen das andere Menschen auch so, nach dem Filmgucken erst mal nachzugucken, was sie da gesehen haben?)
Bleiben wir bei Fantasy: The Wheel of Time (2022) ist eine von Amazon Prime groß beworbene Verfilmung der Bücher (ab 1990 erschienen) von Robert Jordan, die ich allerdings nicht gelesen habe. In gewisser Weise das übliche: Auserwählte, Traumatisierung, ein Quest, der Kampf Hell gegen Dunkel, ein Magiesystem und eine untergegangene Welt. Mir haben sowohl das Casting der Hauptpersonen als auch die Ausstattung, die Kostüme und der Weltenbau (bei allen Plausibilitätsfragen) gut gefallen. Was wahrscheinlich auf die Vorlage zurückzuführen ist, ist der die Serie durchziehende Dualismus: es gibt eine helle und eine dunkle Seite, und es gibt eine Welt der Frauen und eine Welt der Männer, die sich durch den Zugang/Nicht-Zugang zu Magie unterscheidet. Positiv betrachtet führt das in der ersten Staffel zu starken weiblichen Hauptpersonen, allerdings schwingt für mich da immer auch mehr als ein Hauch Essentialismus mit. Der zweite Punkt, bei dem ich mir nicht so sicher bin, was ich davon halten soll (und wie viel davon aus Jordans Büchern kommt) ist der Umgang mit den fantasy-typischen sekundarisierten ethnischen Zuschreibungen. Das führt einerseits zu einer im positiven Sinne sehr divers ausgestalteten Welt, in der unterschiedliche Kulturen, Hautfarben, Herkünfte vorkommen, andererseits sind das teilweise nur sehr dünn übertünchte Klischees real existierender Kulturen, von travellers über pseudo-arabische bis hin zu irgendwie asiatischen Traditionen. Richtig seltsam wird das, wenn einem auffällt, dass die wichtigsten Antagonisten der ersten Staffel dunkelhäutig sind – und der Hauptgegner, The Dark One, bzw. sein Avatar Ishamael, an antisemitische Karikaturen erinnert. Soll das so sein?
Die zweite Verfilmung einer Buchreihe mit Klassikerstatus, die ich mir angeschaut habe, ist die erste Staffel von Foundation (2021) nach den Büchern von Isaac Asimov. Nominell Science Fiction, in der Jahrtausende umspannenden, teilweise mythisch aufgeladenen Fassung von Science Fiction taucht dann aber doch das eine oder andere Fantasy-Element auf. Es ist eine Weile her, dass ich Asimovs Foundation gelesen habe, und ich war mir nicht so sicher, wie die dem Buch zugrundeliegende Psychohistorik als mathematisch-stochastisch basierter Blick in die Zukunft in Bilder umsetzbar ist. Das ist der Verfilmung gut gelungen, wie überhaupt einiges an Wow-Effekten und spannenden ästhetischen Entscheidungen in der ersten Staffel steckt. Und die Modernisierungen, die Apple TV bei der Verfilmung vorgenommen hat – etwa die Einfügung der einen oder anderen weiblichen Hauptperson in das weitgehend rein männliche Personal der 1951er Buchfassung – finde ich zielführend und sinnvoll. Anschaubar.
Und noch eine Buchverfilmung – The Expanse ist mit sechsten Staffel (2021/22) zu Ende gegangen, und es ist klar, dass trotz des einen oder anderen offenen Handlungsfadens und Vorahnung wohl – zunächst – keine Fortsetzung geplant ist. Was schade ist, aber immerhin kommt die Serie in der sechsten Staffel in gelungener Weise zu einem Ende. Über alle sechs Staffel hinweg überzeugte mich die Mischung aus großer solarer Geopolitik zwischen Erde, Mars und dem „Belt“, dem Asteroidengürtel – und jetzt der Welt hinter dem Ring -, überwiegend realistischer Science-Fiction (mit einem zum Glück nur in kleinen Mengen beigemischtem Anteil Horror) und den persönlichen Entwicklungen und Spannungen in der Besatzung der Rocinante. Vielleicht geht’s ja doch noch weiter.
Dann nochmal Science Fiction – die zweite Staffel von Picard (2022) spielt zwar nominell im Star-Trek-Universum, ist aber eigentlich eine ganz andere Geschichte – über den inner space von Picard und die Traumata, die er in seiner Kindheit erlebt hat, über die Einsamkeit der Borg – und über die 2020er Jahre auf der Erde. Dass dafür ein ganz großer Zeitreise-Bogen gespannt werden muss, und nicht immer alles logisch aufeinander aufbaut: geschenkt.
Und last but not least: Netflix hat seiner Horror/Science-Fiction-Anthologie Love, Death & Robots (2022) eine dritte Staffel gegönnt. Ich habe noch nicht alle Folgen angeschaut, finde aber das Konzept, Kurzgeschichten knapp (10–20 Minuten je Folge) zu verfilmen, zumeist als 3D-Animation, durchaus überzeugend. „The Swarm“ basierend auf einer schon etliche Jahre alten Kurzgeschichte von Bruce Sterling ist nah am Text, wirkte mir optisch aber zu sehr nach Computerspiel (und außerdem habe ich mir den Schwarm ganz anders vorgestellt). John Scalzis drei Roboter sind dagegen ein extrem passender Kommentar zur aktuellen Lage in den USA. Besonders empfehlenswert finde ich die Verfilmung von Michael Swanwicks „The Very Pulse of the Machine“, allein schon wegen der an Moebius erinnernden grafischen Umsetzung.