Kurz: Zufällige Bewegung, oder: Ich als Elementarteilchen

TristesseDie kür­zes­te – also, schnells­te – Stra­ßen­bahn­ver­bin­dung zwi­schen dem Rie­sel­feld und dem Frei­bur­ger Haupt­bahn­hof sieht vor, an der Hal­te­stel­le Am Lin­den­wäld­le umzu­stei­gen. Da war­ten dann die Bah­nen auch halb­wegs auf­ein­an­der. Das sel­be gilt natür­lich für den Rück­weg vom Bahn­hof ins Rie­sel­feld. Abends aller­dings bin ich etwas erra­tisch in mei­ner Stra­ßen­bahn­nut­zung. Nicht, weil die Ver­bin­dung nicht auch da gut auf­ein­an­der abge­stimmt wäre – meist sind es ein bis zwei Minu­ten, bis die Anschluss­bahn kommt – son­dern weil ich dann manch­mal den­ke, dass es doch eigent­lich gut wäre, mich zu bewe­gen. Also, nicht in strö­men­dem Regen oder bei eisi­ger Käl­te. So unge­fähr jedes zwei­te Mal ent­schei­de ich mich gegen die Bahn und für den Fuß­weg ins Rie­sel­feld. Wegen der Bewe­gung. Was ich schon schrieb. Und weil die Bank auf dem Weg liegt, ich also noch Geld holen kann. Und weil es mir uner­träg­lich erscheint, zwei Minu­ten auf die nächs­te Bahn zu war­ten. Oder weil ich nach zwei Stun­den im Zug und zehn Minu­ten in der Stra­ßen­bahn ein­fach genug vom Gedrän­ge und der beson­de­ren Indoor-Atmo­sphä­re des öffent­li­chen Ver­kehrs habe. Meist über­holt die Stra­ßen­bahn mich dann – mal direkt vor der Ampel, die ins Rie­sel­feld führt, mal erst irgend­wann im Stadt­teil. Inter­es­san­ter­wei­se geht mir das nur abends so. Mor­gens könn­te ich theo­re­tisch ja auch bis zur Hal­te­stel­le Am Lin­den­wäld­le lau­fen. Die Argu­men­te wären die­sel­ben. Aber da geht es dar­um, die Bahn nicht zu ver­pas­sen. Des­we­gen war­te ich mor­gens gedul­dig und schlaf­trun­ken. Und gehe lie­ber abends ein paar Schrit­te zu Fuß. An man­chen Tagen jedenfalls. 

P.S.: Einen Schritt­zäh­ler habe ich nicht. Hiel­te ich auch eher für Quatsch. Und nach­dem mein Fair­pho­ne kei­ne im Hin­ter­grund lau­fen­den Bewe­gungs­mess­ap­ps mag, schei­det das auch aus. Inso­fern – stellt euch das vor – weiß ich gar nicht, wie vie­le Schrit­te ich am Tag gehe. Und kann das auch nicht zur ratio­na­len Ent­schei­dun­gen Stra­ßen­bahn ja/nein heranziehen!

Kurz: „… kann wegen Unfall des vorhergehenden Fahrzeugs nicht ins Rieselfeld einfahren“ (Update: schon wieder ein Unfall)

An der Stel­le, wo das Rie­sel­feld stadt­ein­wärts endet, kreu­zen sich Rad­weg und Stra­ßen­bahn­tras­se. Ich habe es schon ein paar Mal erlebt, dass dort Fahr­rad­fah­rer nur knapp vor der Stra­ßen­bahn über die Glei­se gekom­men sind, oder dass nur das ener­gi­sche Hupen und Brem­sen der Stra­ßen­bahn­fah­re­rIn einen Unfall ver­hin­dern konn­te. Dies­mal ist es wohl nicht ganz so glimpf­lich aus­ge­gan­gen. Mei­ne Stra­ßen­bahn fuhr jeden­falls nur bis zur Hal­te­stel­le „Am Lin­den­wäld­le“, dort gab es dann die im Titel genann­te Durch­sa­ge, dass das Fahr­zeug wegen eines Unfalls das Rie­sel­feld nicht anfah­ren wer­de. Also zu Fuß wei­ter (geht von der Ent­fer­nung eini­ger­ma­ßen), und damit auch an der Unfall­stel­le vor­bei. Dort stan­den ein äußer­lich unver­sehr­tes Stra­ßen­bahn­fahr­zeug, drei Fahr­rä­der, zwei jun­ge Frau­en, ein Kran­ken­wa­gen und diver­se Poli­zis­tIn­nen. Ich hof­fe, dass es nur zu einem Tou­chie­ren und nicht zu Schlim­me­ren kam, jeden­falls eine ziem­lich graus­li­ge Vor­stel­lung. Die Stel­le bleibt gefähr­lich und lässt sich auch kaum ent­schär­fen. Und ich bin nur froh, dass ich noch einen kur­zen Zwi­schen­stopp zum Ein­kau­fen gemacht habe – sonst wäre ich ver­mut­lich mit der Bahn gefah­ren, die am Unfall betei­ligt war.

Update: (10.9.2008) Nach­dem Goog­le eini­ge Anfra­gen wegen des heu­ti­gen Stra­ßen­bahn­un­falls im Rie­sel­feld hier­her­ge­lei­tet hat: per­sön­lich habe ich davon nichts mit­ge­kriegt, aber der Unfall, bei dem eine älte­re Frau unter die Stra­ßen­bahn gera­ten ist, ist tat­säch­lich direkt hier an der Hal­te­stel­le Maria-von-Rud­l­off-Platz pas­siert. Mehr bei fud­der.

Straßenbahn verfährt sich

Left arrowAuf der (frei­burg-inter­nen) Heim­fahrt von einer inter­es­san­ten Tagung (Ima­ging – Visua­li­sie­rung und Mate­ria­li­tät, Kom­pe­tenz­fo­rum Gen­der­for­schung in Natur­wis­sen­schaft und Infor­ma­tik, müss­te ich bei Gele­gen­heit mehr zu schrei­ben, dazu bin ich jetzt aber zu müde) bin ich gera­de wie gewohnt in die blaue Linie 5 Rich­tung Rie­sel­feld gestie­gen (stimmt auch nicht ganz: Zehn-Minu­ten-Takt und des­we­gen Zeit, zwei Hal­te­stel­len wei­ter zu laufen). 

Die Bahn fuhr dann auch wie gewohnt ihre Stre­cke, bis sie nach der Hal­te­stell­te Hein­rich-von-Ste­phan-Stra­ße plötz­lich zum Ent­set­zen aller Insas­sen falsch abbog, näm­lich auf die Vau­ban-Linie. Es gibt in den Rand­stun­den manch­mal Bah­nen mit unge­wohn­ter Lini­en­füh­rung, aber das war keine. 

Hielt dann an der nächs­ten Hal­te­stel­le eine gan­ze Wei­le an, es gab eine unver­ständ­li­che Durch­sa­ge („sor­ry ver­fah­ren“), War­te­zeit, Dis­kus­sio­nen unter den Fahr­gäs­ten (Aus­stei­gen oder nicht?) und mit dem Fah­rer, eine wei­te­re Durch­sa­ge („fah­re jetzt bis grzlbz dann rie­sel­feld“). Kur­ze Dis­kus­si­on, Beschluss, drin­ne zu blei­ben. Die Bahn fuhr dann lei­der bis zur Vau­ban-End­hal­te­stel­le. Dort konn­te sie nicht wei­ter, also umstei­gen in die fahr­plan­mä­ßi­ge Bahn davor, die­se saus­te die Stre­cke wie­der zurück, noch­mal Hein­rich-von-Ste­phan-Stra­ße, dies­mal umge­kehrt, der Fah­rer, dem das alles sicht­lich pein­lich ist, wech­selt den Füh­rer­stand, und fährt dann vor­sich­tig und mehr­mals die Wei­che sichernd gra­de­aus – dies­mal rich­tig. Mallorca-Applaus.

Der nächs­te Halt dann an der Hal­te­stell­te Pres­se­haus (eine wei­ter). Türen blei­ben geschlos­sen, der Fah­rer steigt aus und rennt weg? Nee – er wech­selt nur mit dem Kol­le­gen von der Bahn dahin­ter, die gra­de ein­fährt, der scheint sich bes­ser aus­zu­ken­nen. Bis ins Rie­sel­feld fah­ren die bei­den dann im Dop­pel­pack; inzwi­schen stimmt auch die vor­her ziem­lich kon­fu­se und irrea­le Beschil­de­rung der Fahrt­stre­cke wieder. 

Auch die an den Hal­te­stel­len War­ten­den sind sicht­lich froh, dass jetzt doch noch eine Bahn kommt. Und ich bin froh, als end­lich das Rie­sel­feld erreicht wird.

War­um blog­ge ich das? Kurio­se Anek­do­te, aber auch inter­es­sant, weil die „tech­ni­sche Kri­se“ Kom­mu­ni­ka­ti­on und Soli­da­ri­sie­rungs­pro­zes­se inner­halb der Bahn aus­löst. Und auch, weil deut­lich wird, dass die Hal­te­stel­len­an­zei­gen und das Dis­play in der Bahn nicht so intel­li­gent sind, wie sie sein kön­nen – für die einen ist die Bahn unsicht­bar, für die ande­ren fährt sie ihre gewohn­te Strecke.