Im öffentlichen Diskurs taucht in letzter Zeit immer öfter der Vergleich zwischen Facebook und Google auf. Das betrifft die Möglichkeit, über den sich im Netz ausbreitenden Like-Button sowas wie personalisierte Suchergebnisse zu generieren, es betrifft aber – in kleinerem Maße – auch die Tatsache, dass Google sein Geld mit Werbung verdient, und Facebook natürlich eine noch genauer auf persönliche Interessen abgestimmte Anzeigenvermarktung betreiben kann. So ganz plausibel finde ich diesen Vergleich nicht, aber darum soll es jetzt auch gar nicht gehen.
Vielmehr habe ich mich schon häufiger darüber gewundert, welche Kontakte bei Facebook von mir – angeblich – welche Produkte toll finden. In der Randspalte steht dann unter der Werbeanzeige sowas wie „XYZ likes this“. Auch die eigenen Features bewirbt Facebook in dieser Weise. Seit kurzem gibt es den „friend finder“, eine Funktion, die aus Datenschutzsicht heftig kritisiert wird. Letztlich geht es dabei darum, Facebook den Zugriff auf das eigene EMail-Adressbuch zu ermöglichen, um so dort gespeicherte Kontakte – und indirekte Verbindungen – bei Facebook zu finden (und seien es auch nur die anderen PatientInnen des eigenen Therapeuten). Mit anderen Worten: Facebook versucht hier, auf private Datenbestände zuzugreifen, um mehr Menschen dazu zu bringen, bei Facebook Mitglied zu werden.
Umso mehr wunderte es mich, als ich vor ein paar Tagen eine erstaunte Mail bekam, ob ich den diesen zu kritisierenden „friend finder“ tatsächlich nutzen würde. Tue ich nicht, Facebook wirbt aber bei meinen Kontakten damit:
Screenshot des „Freundefinders“ von Facebook – angeblich von mir empfohlen
Mal abgesehen davon, dass ene Nutzung nicht unbedingt auch eine Empfehlung bedeutet – zum Beispiel hätte es ja sein können, dass ich mir das angeschaut habe, um mir selbst ein Bild davon zu machen, wie problematisch die Umsetzung ist – wirbt Facebook hier mit falschen Tatsachen. Dafür kann es zwei Erklärungen geben.
1. Facebook sagt hier wissentlich die Unwahrheit und nimmt einfach irgendwelche Kontakte als „Empfehlung“.
2. Facebook und ich haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was ein „friend finder“ ist und wie er genutzt wird. Möglicherweise gehört ja schon die allgemeine Suche nach Personen oder ein Kontakt, den ich angenommen habe und der das Tool genutzt hat, aus Sicht von Facebook zur „Nutzung“. Ich habe jedenfalls definitiv noch nie Facebook den Zugang zu einem meiner Mailaccounts gegeben – das ist es, was ich unter „Nutzung des friend finders“ verstehen würde.
Das ganze hat jetzt zunächst einmal den Effekt, dass sich für mich die Vermutung, dass es bei den Werbeempfehlungen durch Kontakte nicht ganz mit rechten Dingen zugeht, bestätigt. Mein Vertrauen in Facebook sinkt in dieser Hinsicht also.
Gleichzeitig wird es allerdings noch anderen Leuten so gehen wie Alexander – dass ihnen vorgegaukelt wird, ich würde den Freundefinder empfehlen. Das wiederum hat Auswirkungen auf meine digitale Reputation – und hier bin ich eher ratlos.
Warum blogge ich das? U.a. aus dem zuletzt genannten Grund – als kleiner Hinweis darauf, dass die Empfehlungen von Facebook „in meinem Namen“ von mir in keinster Weise autorisiert sind.