Brandung (2)

Teil II mei­ner SF-Fort­set­zungs­ge­schich­te. Teil I fin­det sich hier.

Blue night I

Brandung (2)

Von der im som­mer­li­chen Spät­nach­mit­tags­licht tief­blau glän­zen­den Fas­sa­de des Water Tower bis zum alten Hafen­vier­tel waren es nur weni­ge Sta­tio­nen mit der Stadt­bahn. Wie immer um die­se Uhr­zeit waren die Wagen nicht kli­ma­ti­siert und gedrängt voll. Auch wegen der Men­schen­men­ge hat­te Kath den Schmet­ter­ling in ihre schwar­ze Kurier­ta­sche gesteckt. Bei­des, Schmet­ter­ling wie Kurier­ta­sche, wirk­ten inzwi­schen alt­mo­disch. Davon war Kath über­zeugt. Denn wer lief schon mit zwan­zig Jah­re alter Mode oder mit einem zwei Jah­re alten Nano­spiel­zeug her­um? Manch­mal kam es ihr vor wie eine klei­ne Rebel­li­on, soviel Rebel­li­on eben, wie ein Büch­sen­fisch es sich zwi­schen all den ande­ren Büch­sen­fi­schen im Stadt­bahn­wa­gen erlau­ben kann. 

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Windup Girl und Peak oil, oder: Nach der Globalisierung

Red tomatoes I

Ein inter­es­san­ter Aspekt von Pao­lo Baci­g­alu­pis neu­em Sci­ence-Fic­tion-Werk „The Win­dup Girl“ – übri­gens zurecht als zeit­ge­nös­si­sches Gegen­stück zu Wil­liam Gib­sons Neu­ro­man­cer-Tri­lo­gie gehan­delt und in einem Atem­zug mit Ian McDo­nald genannt – ist die Tat­sa­che, dass Baci­g­alu­pi sei­ne Erzäh­lung in einer Zukunft statt­fin­den lässt, die nach der Glo­ba­li­sie­rung ange­sie­delt ist. Für „The Win­dup Girl“ ist das mehr oder weni­ger nur der sze­ni­sche Hin­ter­grund einer Geschich­te, in der sich die fins­te­ren Pro­phe­zei­un­gen unkon­trol­lier­ba­rer Gen­ma­ni­pu­la­ti­on, agro­in­dus­tri­el­ler Nah­rungs­mit­tel­mo­no­po­le und der Kli­ma­ka­ta­stro­phe erfüllt haben. Trotz­dem möch­te ich „The Win­dup Girl“ zum Anlass neh­men, die­se Zukunft in den Blick zu nehmen.
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Geeks in space – SF-Retrospektive im Kommunalen Kino Freiburg angelaufen

Posters and informationFür alle Frei­bur­ge­rin­nen und Frei­bur­ger mit Inter­es­se an a. Sci­ence Fic­tion im Film, b. den 1970er Jah­ren, c. poli­ti­schen Uto­pien, ins­be­son­de­re in der real­so­zia­lis­ti­schen Aus­prä­gung, oder d. Welt­raum­fahrt lohnt sich in den nächs­ten Tagen ein Besuch des Kom­mu­na­len Kinos in Frei­burg. Seit ges­tern läuft dort – noch bis zum 9. Okto­ber – die „Retro­spek­ti­ve in die Zukunft“. Neben Welt­raum­fil­men aus den 1960er und 1970er Jah­ren der DDR und der BRD gibt es ein umfang­rei­ches Begleit­pro­gramm und eine klei­ne Ausstellung.

Introduction IIIIch war ges­tern bei der gut besuch­ten Ver­ni­sa­ge der Retro­spek­ti­ve, und fühl­te mich gut auf­ge­ho­ben – „Geeks in space“ fiel mir als ers­tes zu Publi­kum und Set­ting – mit stil­voll zeit­ge­nös­si­schen Möbeln und Astro­nau­ten­nah­rung – ein. Timo­thy Simms und Lisa ???Lisa Ahner erläu­ter­ten das Kon­zept der Rei­he und stell­ten kurz die Aus­stel­lung vor.

Manual wikipedia like system for timelineEin inter­es­san­tes Moment der Aus­stel­lung ist die inter­ak­ti­ve Welt­raum­fahr­t/SF-Time­line. Zur Ergän­zung in Wiki­pe­dia-Manier steht ein manu­el­les Ein­ga­be­ge­rät (sie­he Bild) bereit. Die­se Mög­lich­keit wur­de bereits am Eröff­nungs­abend genutzt – die Geburts­stun­de des „Star Trek“-Imperiums fehl­te noch an der Wand.

Timeline with EOLOMEA posterNeben der inter­ak­ti­ven Time­line gehö­ren zur Aus­stel­lung wei­ter Welt­raum­fo­tos aus dem Pla­ne­ta­ri­um, Film­pla­ka­te (hier zu „Eolo­mea“ von 1972) sowie vier erläu­tern­de Pos­ter zum uto­pi­schen Film der DDR all­ge­mein und zu den drei DEFA-Fil­men „Eolo­mea“, „Signa­le“ und „Im Staub der Ster­ne“, die auch in der Film­rei­he gezeigt werden. 

Both modelsDen Mit­tel- und Höhe­punkt bil­den jedoch zwei Ori­gi­nal-DEFA-Model­le aus den Fil­men „Signa­le – Ein Welt­raum­aben­teu­er“ (1970) und „Im Staub der Ster­ne“ (1976). Am Pre­mie­ren­abend wur­de „Signa­le – Ein Welt­raum­aben­teu­er“ gezeigt, den ich mir dann auch gleich ange­se­hen habe. Er wird am 4.10. um 21.30 Uhr wiederholt.

Model No. 2 "PZ-5" from "Signale - Ein Weltraumabenteuer"In der KoKi-typi­schen Ein­füh­rung ver­wies Timo­thy Simms vor allem auf die hier ein­ge­setz­te Trick­tech­nik, und auf die opti­schen und inhalt­li­chen Anlei­hen an „2001 – Ody­see im Welt­raum“. „Signa­le“ spielt in einem durch­weg rea­lis­tisch gehal­te­nen Set­ting, soweit es die Raum­fahrt­tech­nik und die damit ver­bun­de­nen Abläu­fe, Gefah­ren und Kon­flik­te betrifft. Der Umgang mit Schwe­re­lo­sig­keit und die Dar­stel­lung der Raum­fahr­zeu­ge erin­nert in der Tat stark an „2001“; auf­fäl­lig fand ich auch die Innen­aus­stat­tung der Raum­schif­fe und der Kom­mo­do­zen­tra­le sowie die Klei­dung der (mul­ti­kul­tu­rel­len) Kos­mo­nau­tIn­nen. Neben „2001“ schien mir hier auch eine Spur „Star Trek“ erahn­bar. Unge­wohnt, aber den­noch inter­es­sant dage­gen die im wört­li­chen und über­tra­ge­nen Sin­ne zeit­wei­se an sozia­lis­ti­sche Gemein­schafts­er­ho­lun­gen erin­nern­de Grund­stim­mung des Fil­mes. Hier wie in der offen­siv ver­tre­ten­den Lehr­mei­nung, dass eine über­le­gen­de, tech­nisch fort­ge­schrit­te­ne Spe­zi­es nur fried­fer­tig und kom­mu­nis­tisch sein kann, schim­mert die spe­zi­fi­sche Deu­tung des Uto­pi­schen durch.

Ins­ge­samt ein inter­es­san­ter Abend. Der Besuch der Retro­spek­ti­ve kann – wie ein­gangs schon gesagt – allen in der einen oder ande­rern Wei­se an die­sen The­men Inter­es­sier­ten nur emp­foh­len werden. 

War­um blog­ge ich das? Um die ges­tern abend gemach­ten Fotos (ankli­cken, um sie bei Flickr grö­ßer zu sehen) in ein Nar­ra­tiv einzubinden.

Im Rosengarten

Pastel Cabbages
Foto: Sister72, Lizenz: CC-BY

Dr. Wro­lem summ­te die Par­tei­hym­ne. Er ließ sei­nen Blick über die Bee­te der Anla­ge schwei­fen. Er ver­such­te, tief ein­zu­at­men, und den Duft der Rosen wahr­zu­neh­men. Es war tro­cken und heiß. Bei Wet­ter wie die­sem spür­te er sei­nen Kör­per, und das war ihm nicht ange­nehm. Noch vor eini­gen Jah­ren waren es Stan­gen­boh­nen gewe­sen, und Kohl, immer wie­der Kohl, auf den Bee­ten, auf denen jetzt die Rosen­stö­cke stan­den. Erst all­mäh­lich sind die letz­ten Spu­ren der welt­wei­ten Depres­si­on ver­schwun­den. In den Jah­ren direkt nach der Jahr­tau­send­wen­de, in der Zeit der Gro­ßen Koali­ti­on, da hat­te man Angst gehabt. Die Risi­ko­ge­sell­schaft hat­ten sie es genannt. Er war damals noch jung und fit gewe­sen, aber auch an die­se Angst konn­te er sich noch genau erinnern.

Schon vor einem Jahr habe ich eine Kurz­ge­schich­te zur Aktua­li­tät von Zen­sur- und Über­wa­chungs­dys­to­pien geschrie­ben. Lei­der hat sie an Aktua­li­tät nichts ein­ge­büsst. Des­we­gen gibt es sie jetzt online:

Im Rosen­gar­ten (pdf)

Viel Ver­gnü­gen! Die Geschich­te steht unter der Lizenz CC-BY-SA-NC, d.h. sie darf für unter ähn­li­chen Lizen­zen ste­hen­de nicht­kom­mer­zi­el­le Wer­ke bei Namens­nen­nung frei kopiert und wei­ter­ge­ge­ben wer­den (den „Quell­text“ gebe ich bei Bedarf ger­ne wei­ter – bit­te ein­fach bei mir melden).