Science Fiction im Oktober 2023

Morning sky, train window

Auch auf­grund einer gan­zen Rei­he von Bahn­fahr­ten bin ich im Okto­ber gut zum Lesen gekom­men, genau­er gesagt, habe ich einen Near-Future-Thril­ler und vier Bücher aus drei Space-Ope­ra-Seri­en gelesen. 

Der Thril­ler heißt Pro­phet, wur­de von Sin Blach und Helen Mac­Do­nald geschrie­ben und ist im August 2023 erschie­nen. Und viel­leicht ist es auch gar kein Thril­ler, son­dern eher eine Art moder­nes Mär­chen. Die Prot­ago­nis­ten – Adam Ruben­stein, ein erst ein­mal sehr hart wir­ken­der ame­ri­ka­ni­scher Geheim­dienst­ler, und Sunil Rao, exzen­tri­sches Wun­der­kind, das jede Lüge sofort erkennt und in Dro­gen Zuflucht sucht – ste­cken in einer Hass-Lie­bes-Bezie­hung; nach und nach wer­den deren Hin­ter­grün­de und die jewei­li­gen Per­sön­lich­kei­ten und deren Geschich­te schär­fer kon­tu­riert. Drit­ter Prot­ago­nist des Buchs ist die titel­ge­ben­de Sub­stanz „Pro­phet“, die – wie das funk­tio­nie­ren soll, ist für die Geschich­te nicht wich­tig – in der Lage ist, mit Nost­al­gie besetz­te Gegen­stän­de, vom Ted­dy­bä­ren bis zum voll­stän­di­gen Diner, aus der Bio­gra­fie ihrer Nutzer*innen zu mate­ria­li­sie­ren. Nach­teil: die sind danach nicht mehr von die­sen Gegen­stän­den zu tren­nen, wenn es doch ver­sucht wird, kommt es zu Koma und Todes­fäl­len. Natür­lich hat auch das Mili­tär Inter­es­se an „Pro­phet“, und irgend­wel­che durch­ge­knall­ten Tech-Inves­to­ren erst recht. Wie gesagt: einer­seits ein Thril­ler mit allen, was dazu gehört – ande­rer­seits, vor allem gegen Ende, dann mehr und mehr ein moder­nes Mär­chen. Inter­es­sant auf jeden Fall.

Mar­ta Rand­alls Jour­ney ist 2018 im Selbst­ver­lag erschie­nen, stammt ursprüng­lich aber aus dem Jahr 1978; das dama­li­ge Taschen­buch ist längst ver­grif­fen. Ich bin jeden­falls froh, dass die­se Space Ope­ra damit wie­der erhält­lich ist. Zusam­men mit der Fort­set­zung, die ich noch nicht gele­sen habe, läuft das gan­ze auch unter dem Seri­en­ti­tel „Ken­ne­rin Saga“. Das Sze­na­rio ist aus heu­ti­ger Sicht ganz typisch – eine wüs­te Erde, ein fie­ses bis teil­nahms­lo­ses inter­stel­la­res Impe­ri­um, ver­bun­den durch Raum­schif­fe, die in einer ande­ren Dimen­si­on ein­tau­chen und „drif­ten“, und Pla­ne­ten am Ran­de der Gren­ze, die kolo­ni­siert wer­den. Es gibt ein qua­si-feu­da­les Sys­tem – und eine die­ser Adels­fa­mi­li­en, die Ken­ne­rins, stel­len den Fokus des Romans dar. Sie besie­deln den Pla­ne­ten Aerie, und haben, anders als ande­re, Empa­thie für die dort leben­den Ali­ens und für Flüch­ten­de von ande­ren Pla­ne­ten. In Quer­schnit­ten durch eini­ge Jahr­zehn­te sehen wir, wie auf die­sem Pla­ne­ten eine neue Gesell­schaft ent­steht – immer ver­wo­ben mit den Dyna­mi­ken inner­halb der Fami­lie, also auch Soap im ganz klas­si­schen Sin­ne. Wäre durch­aus auch verfilmbar.

Ganz neu dage­gen The Bligh­ted Stars (2023) und The Frac­tu­red Dark (2023), die ers­ten bei­den Bän­de von Megan E. O’Kee­fes „The Devou­red Worlds“-Serie. Auch hier das bekann­te Space-Ope­ra-Sze­na­rio, in die­sem Fall herrscht ein Quin­tett von Wirt­schafts­mäch­ten – unter dem Kür­zel MERIT bekannt. Ers­ter unter Glei­chen ist die Fami­lie Mer­ca­tor (das M in MERIT), die ein Mine­ral abbaut, das not­wen­dig ist, um Raum­schif­fe und Raum­sta­tio­nen zu betrei­ben, und zugleich in Form von sub­der­ma­len Schalt­krei­sen Men­schen zu ganz neu­en Eigen­schaf­ten ver­hilft. Tar­quin Mer­ca­tor ist das schwar­ze Schaf die­ser Fami­lie – ihn inter­es­sie­ren nicht Macht­spie­le, son­dern Geo­lo­gie. Der Abbau des Mine­rals erfolgt mit Hil­fe eines ange­pass­ten Orga­nis­mus – und zieht die Zer­stö­rung gan­zer Pla­ne­ten durch eine töd­li­che Flech­te nach sich. Mer­ca­tor behaup­tet, Abbau des Rel­ka­ti­te und Flech­ten­be­fall haben nichts mit­ein­an­der zu tun. Eine Bewe­gung samt ter­ro­ris­ti­schem Arm ver­mu­tet ganz ande­res – deren Agen­tin Nai­ra Sharp ver­sucht, sich in eine Mer­ca­tor-Expe­di­ti­on auf einen bis­her noch nicht aus­ge­beu­te­ten Pla­ne­ten ein­zu­schmug­geln (um Men­schen über inter­stel­la­re Distan­zen zu trans­por­tie­ren, wird hier eine Art Klo­nen plus Gehirn-Down­load ver­wen­det, was zu ganz eige­nen Pro­ble­men und Mög­lich­kei­ten führt). Das Schiff stürzt ab, und der Pla­net ent­puppt sich als lebens­feind­lich. Tar­quin und Sharp müs­sen zusam­men­ar­bei­ten. – Soweit mal die Vor­aus­set­zun­gen, aus denen sich eine sehr les­ba­re Geschich­te ent­wi­ckelt. O’Kee­fe ver­bin­det drei Hand­lungs­ebe­nen: die per­sön­li­che Geschich­te von Tar­quin Mer­ca­tor und Nai­ra Sharp, in meh­re­ren Varia­tio­nen; die Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen und inner­halb der Wirt­schafts­kon­glo­me­ra­te; und, ohne hier zu viel zu ver­ra­ten, eine neue Inter­pre­ta­ti­on der Body-Snat­cher-Vari­an­te von Begeg­nun­gen zwi­schen Men­schen und Ali­ens. Ich bin jeden­falls auf den drit­ten Band gespannt.

Eben­falls sehr gut gefal­len hat mir das gera­de erschie­ne­ne A Fire Born of Exi­le (2023), laut Anga­be der Autorin Ali­et­te De Bodard eine Neu­in­ter­pre­ta­ti­on des Gra­fen von Mon­te Chris­to in ihrem sino-viet­na­me­sisch grun­dier­ten Xuya Uni­ver­se. Es geht um Gerech­tig­keit vs. Rache, um Fami­li­en­dy­nas­tien und „mind ships“, um die Nach­we­hen einer geschei­ter­ten Revo­lu­ti­on – und nicht zuletzt um eine Lie­bes­ge­schich­te zwi­schen Hoa, die Din­ge repa­riert, und der Rebel­lin Quynh. Sehr gut geschrie­ben, auch irgend­wie Space Ope­ra, aber – wie die ande­ren Xuya-Uni­ver­se-Geschich­ten sehr weit weg von „fron­tier“ und „Wild West im Welt­raum“. Wenn ich eines der im Okto­ber gele­se­nen Bücher emp­feh­len möch­te, dann dieses.

Und sonst? Zum Anschau­en von Seri­en bin ich weni­ger gekom­men – ein kur­zer Blick auf die zwei­te Staf­fel von Loki (hat was, ins­be­son­de­re nach wie vor die Mid­cen­tu­ry-Optik der Zeit­rei­se­zen­tra­le) und natür­lich Star Trek: Lower Decks (mit einem noch nicht ganz auf­ge­lös­ten, aber sich andeu­ten­den inter­es­san­ten Ende für den Haupt­geg­ner die­ser Staffel).

Science Fiction und Fantasy im August und September 2023

Book The tough guide to FantasylandDen August habe ich weit­ge­hend damit zuge­bracht, die Temer­ai­re-Serie von Nao­mi Novik wei­ter­zu­le­sen – Band neun bil­det dann auch einen guten Schluss­punkt, bis dahin war’s manch­mal etwas zäh. Trotz­dem: sehr intel­li­gen­te Fan­ta­sy! Wie im Juli mit Blick auf die ers­ten vier Bän­de bereits beschrie­ben, geht es hier um eine im Duk­tus und Set­ting zeit­ge­nös­si­schen Tex­ten nach­emp­fun­de­ne Alter­na­tiv­ge­schich­te der ers­ten Hälf­te des 19. Jahrhunderts. 

Prä­mis­se in Noviks Temer­ai­re ist die Exis­tenz von Dra­chen – abge­se­hen davon ist vie­les erst ein­mal ähn­lich. Napo­le­on erobert nach und nach den Kon­ti­nent, Groß­bri­tan­ni­en ist auf sei­ne Navy und sei­ne Kolo­nien stolz, Chi­na und Japan sind weit­ge­hend abge­schot­tet usw. Im Lauf des Erzäh­lung tau­chen dann aber auch mehr und mehr Unter­schie­de auf. Zuerst nur sol­che, die sich „mili­tär­tech­nisch“ durch Dra­chen als eine Art Pro­to-Luft­waf­fe erklä­ren las­sen – spä­ter zeigt sich nach und nach immer deut­li­cher, dass Dra­chen intel­li­gen­te Lebe­we­sen sind, die kei­nes­wegs nur als Reit­tie­re behan­delt wer­den wol­len. In Chi­na erschei­nen sie als eben­bür­ti­ge Mitbürger*innen, und in Afri­ka und Süd­ame­ri­ka – auch dahin ver­schlägt es unse­re Held*innen – sind es eher die Dra­chen, die sich Men­schen hal­ten und eifer­süch­tig bewa­chen. Ent­spre­chend weicht der Erzähl­ver­lauf mehr und mehr von unse­rer rea­len Geschich­te ab. Am Schluss geht es um die Fra­ge, wer die Dra­chen aller Län­der auf sei­ne Sei­te zie­hen kann – und wie ernst gemeint die Ver­spre­chen von Bür­ger­rech­ten und Frei­heit sind. Defi­ni­tiv ein inter­es­san­tes Gedankenspiel.

Nor­ma­ler­wei­se schrei­be ich eher nichts zu Kurz­ge­schich­ten, wie sie inzwi­schen oft kos­ten­frei im Netz ver­öf­fent­licht wer­den, aber „Bet­ter Living Through Algo­rith­ms“ (Nao­mi Krit­zer, Clar­kes­world 200, May 2023) muss ich dann doch emp­feh­len. Viel ver­ra­ten kann ich aber trotz­dem nicht dazu – es geht um eine App mit Lebens­hil­fe­tipps, die Men­schen glück­lich macht – bis zu einer tat­säch­lich über­ra­schen­den Wendung. 

The Tough Gui­de to Fan­tasy­land von Dia­na Wyn­ne Jones ist alles ande­re als neu, die Aus­ga­be, die ich nach einem Hin­weis im Netz kur­zer­hand anti­qua­risch gekauft habe, ist von 2006, das Buch gab es aber auch zehn Jah­re davor schon. Bei die­sem „Tough Gui­de“ han­delt es sich um ein ziem­lich lus­ti­ges Aus­ein­an­der­neh­men all der Kli­schees und Tro­pes, die in Fan­ta­sy-Roma­nen immer und immer wie­der ver­wen­det wer­den, hier in Form eines alpha­be­tisch sor­tier­ten Rei­se­füh­rers. Neben­wir­kung dürf­te sein, dass einem danach ein Groß­teil der Sword-and-irgend­was-Fan­ta­sy belang­los und for­mel­haft vor­kom­men dürf­te. Hel­den­rei­se, auf­ein­an­der auf­bau­en­de und immer schlim­mer wer­den­de Vor­fäl­le, die bunt­ge­scheck­te Trup­pe rund um die Haupt­per­son, der Boss­kampf am Ende des Buchs, und in Band zwei die Wie­der­ho­lung, bei der es dann dar­um geht, den dunk­len Fürs­ten oder die dunk­le Fürs­tin zu besie­gen – das fin­det sich tat­säch­lich immer noch sehr oft. Inso­fern: mit Vor­sicht zu genießen ;)

Dann habe ich noch drei kürz­lich erschie­ne­ne Bücher gele­sen. Star­ter Vil­lain von John Scal­zi (2023) ist schnell run­ter­ge­le­sen, humor­voll und ok, aber nichts beson­de­res. Leit­mo­tiv ist der fern­seh­be­kann­te Bond-Böse­wicht mit Kat­ze auf dem Arm. Die Haupt­per­son sieht sich nach dem Tod eines ent­frem­de­ten Onkels mir­nichts dir­nichts in die­se Rol­le rein­ver­setzt. Ein Glück, dass unser Held vor­her mal Wirt­schafts­re­por­ter war und Scams erken­nen kann. Intel­li­gen­te Kat­zen und flu­chen­de Del­fi­ne kom­men neben all den Böse­wich­tern auch vor.

Mit Span­nung erwar­tet habe ich Ann Leckies Trans­la­ti­on Sta­te (2023) – und das Buch ent­täuscht nicht. Es ist im sel­ben Uni­ver­sum wie ihre Ancil­la­ry-Jus­ti­ce-Rei­he ange­sie­delt, aber kei­ne direk­te Fort­set­zung. Auch hier gerät die Haupt­per­son unge­wollt und von heu­te auf mor­gen in eine neue Rol­le und wird von der Pfle­ge­rin ihres Haus-Ober­haupts zu einer Detek­tiv im Dienst des diplo­ma­ti­schen Ser­vices. In die­ser Funk­ti­on soll sie den Fall eines vor vie­len Jahr­zehn­ten ver­schwun­de­nen Pres­ger Trans­la­tors – einer spe­zi­ell zur Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Men­schen geschaf­fe­nen Unter­art der sagen­um­wo­be­nen kan­ni­ba­li­schen Pres­ger – fin­den, und stürzt mit­ten hin­ein in Bür­ger­krie­ge und deren Fol­gen, die lang­rei­chen­den poli­ti­schen Über­le­gun­gen der Rad­ch und die gro­ße Fra­ge, was Mensch­sein aus­macht. Gut gemacht und mit Ali­ens (und AIs), die defi­ni­tiv kei­ne Men­schen mit Latex-Mas­ken sind.

Schließ­lich Exa­de­lic von Jon Evans (2023). Mir war da ein biss­chen zu viel rein­ge­stopft – Zeit­rei­sen, Eso­te­rik, Start-ups und welt­be­herr­schen­de Tech-Kon­zer­ne, noch mehr Zeit­rei­sen, sich aus Tech-Kon­zer­nen her­aus ent­wi­ckeln­de Super­in­tel­li­gen­zen, und der gro­ße Fil­ter, der genau das ver­hin­dern möch­te. Block­chains tau­chen auch irgend­wo auf. Und eine ratio­na­lis­ti­sche Erklä­rung für Magie. Es pas­siert viel, das gan­ze Buch ist rasant und span­nend, und die etwas nai­ve Haupt­per­son Adri­an Ross kommt bei allen Zeit­sprün­gen sym­pa­thisch rüber. Dass am Schluss dann aber eine ganz klas­si­sche Lie­bes­ge­schich­te steht, bei aller Beschwö­rung des­sen, dass wir doch so viel wei­ter sind, was Bezie­hun­gen und Sexua­li­tät angeht, passt dann nur so halb dazu. Und über­haupt: die semi­trans­hu­ma­nis­ti­sche Auf­lö­sung im letz­ten Vier­tel des Buchs war auch nicht meins. Inso­fern: nur so eine hal­be Emp­feh­lung, mag ande­ren damit anders ergehen.

Und sonst? Ich habe (in Unkennt­nis des Com­pu­ter­spiels) die ers­te Staf­fel der Halo-Ver­fil­mung (2022) ange­schaut und fand das etwas gewalttätig/blutrünstig, aber ganz gut gemacht. Wenn ich Micro­soft wäre, hät­te ich mei­ne „KI“ aller­dings nicht nach Cort­a­na benannt. 

Die letz­ten Fol­gen der aktu­el­len Staf­fel von Star Trek: Stran­ge New Worlds waren teil­wei­se eben­falls hart, aber gut gemacht. Und Star Trek: Lower Decks ent­deckt die Ernst­haf­tig­keit – was der Serie gut tut.

Mit der zwei­ten Staf­fel von Good Omens konn­te ich mich nach und nach anfreun­den; die ers­ten bei­den Epi­so­den fand ich eher schwie­rig, und an die ers­te Staf­fel kommt die zwei­te nicht heran. 

Nicht anfreun­den konn­te ich mich dage­gen mit Mul­ligan, zu viel Kla­mauk macht das eigent­lich inter­es­san­te Set­ting kaputt. Sehr viel bes­ser gefal­len hat mir die letz­te Staf­fel Disen­chant­ment – mit einem rüh­ren­den und befrie­di­gen­den Schluss, der alle losen Fäden zusammenknotet.

Und auch wenn’s eher 1950er-Jah­re-Kam­mer­schau­spiel als Sci­ence Fic­tion ist – Aste­ro­id City von Wes Ander­son, ange­schaut im Frei­bur­ger Som­mer­nachts­ki­no, blieb zwar rät­sel­haft, hat­te aber doch sei­nen ganz eige­nen Reiz. 

SF- und Fantasy-Tagebuch Juli 2023

Summer night sky

Mein SF- und Fan­ta­sy-Juli war eher ein­sei­tig, zumin­dest was die Lek­tü­re angeht. Dazu gleich mehr.

Abwechs­lungs­rei­cher die Fil­me und Seri­en. Die Dun­ge­on-und-Dra­gons-Ver­fil­mung war nicht meins, mög­li­cher­wei­se weil ich DnD nur vom Hören­sa­gen ken­ne und selbst kei­ne Rol­len­spie­le spiele. 

Bes­ser gefal­len haben mir die neu­en Fol­gen der zwei­ten Staf­fel von Star Trek: Stran­ge New Worlds. Das Cross­over mit Lower Decks war lus­tig, die dar­auf fol­gen­de Epi­so­de „Under the cloak of war“ mit das düs­ters­te und rat­lo­ses­te, was ich bei Star Trek jemals gese­hen habe, und die „Subspace Rhap­so­dy“ schlicht und ein­fach groß­ar­tig. Zu wagen, eine gan­ze Fol­ge – in Über­län­ge – als Musi­cal lau­fen zu las­sen, und das dann auch noch so, dass es ers­tens einen (naja, weit­ge­hend plau­si­blen) Grund dafür gibt und zwei­tens in der Fol­ge selbst nicht ein­fach nur gesun­gen wird, son­dern die Cha­rak­ter­ent­wick­lung ein gan­zes Stück wei­ter­geht – wow! Inso­fern kann ich mich die­ser begeis­ter­ten Bespre­chung nur anschlie­ßen. Ich bin gespannt, wie die­se Staf­fel endet.

Die ers­ten bei­den Fol­gen der uner­war­te­ten Wie­der­auf­nah­me von Futura­ma sind ganz nett – Fol­ge 1 beschäf­tigt sich vor allem genau damit, also mit TV-Seri­en (und der selt­sa­mer­wei­se etwas alt­mo­disch aus­se­hen­den Zukunft), Fol­ge 2 schließt an die bis­he­ri­ge Sto­ry­line an. Nett, aber ob es das wirk­lich braucht? Das Matt Groe­ning wei­ter span­nen­de Sachen machen kann, zeigt Disen­chant­ment. Ob Futura­ma eine Zukunft hat? Ich bin noch nicht überzeugt. 

Dann haben wir Good Omens noch­mals ange­schaut – in Vor­be­rei­tung der jetzt ange­lau­fe­nen zwei­ten Staf­fel. Da habe ich bis­her nur die ers­ten bei­den Fol­gen gese­hen und bin nur bedingt begeis­tert. Das Stu­dio-Lon­don wirkt unrea­lis­tisch (wie­so lau­fen da so vie­le grell aus­ge­leuch­te­te Leu­te rum), die Sto­ry um den nack­ten Erz­engel an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen, und über­haupt: zu viel Pop­corn und zu wenig Sar­kas­mus. Aber viel­leicht wird’s ja noch besser. 

Bevor ich jetzt in Nega­ti­ve ver­sin­ke: was mir sehr gut gefal­len hat, war die BBC-Serie The Watch (2021), in Deutsch­land lei­der nur mit Zusatz­bu­chun­gen zu sehen. Die Serie ist erst ein­mal eine rie­si­ge Ent­täu­schung für alle, die Ter­ry Prat­chetts Disc­world mit Mit­tel­al­ter bis frü­her Indus­tria­li­sie­rung in Ver­bin­dung brin­gen und glau­ben, dass Disc­world nur so geht. Die Grund­ideen der Night­watch um Cap­tain Sam Vimes wur­den hier in Neon­far­be getunkt, und her­aus­ge­kom­men ist Disc­world in einem Set­ting irgend­wo zwi­schen quee­rer Ästhe­tik, Pun­k/­Post-Punk, Bru­ta­lis­mus und der Mad-Max-Ver­si­on der Apo­ka­lyp­se. Cher­ry wird von der*dem nonbinäre*n Schauspieler*in Jo Eaton-Kent gespielt, und auch Car­rot und Angua über­zeu­gen. Sam Vimes (Richard Dor­mer) ist her­vor­ra­gend kaputt und ver­zwei­felt, über­dreht-pira­tig – und trotz­dem einer der Guten. Ähn­lich posi­ti­ves lie­ße sich über den Rest des Casts sagen – etwa über Lord Veti­na­ri, der von der Schau­spie­le­rin Anna Chan­cell­or (mit brei­ten Schul­ter­pols­tern) ver­kör­pert wird. Die Bewer­tun­gen etwa auf Rot­ten Toma­toes für The Watch sind eher zwie­späl­tig. Trotz­dem: ich fin­de die­se Mini­se­rie sehr empfehlenswert. 

Gele­sen habe ich nur Nao­mi Noviks Temer­ai­re (2006 ff.) – genau­er gesagt, die ers­te vier Bän­de die­se weit aus­schwei­fen­den Serie. Cap­tain Wil­liam Lau­rence gerät im ers­ten Band an den neu schlüp­fen­den Dra­chen Temer­ai­re, und erlebt mit die­sem nun Aben­teu­er. Die Serie spielt zu Beginn des 19. Jahr­hun­derts, Napo­le­on Bona­par­te ist der gefürch­te­te Böse­wicht, gegen den Groß­bri­tan­ni­en und Preu­ßen kämp­fen, und auf allen Sei­ten sind ganz unter­schied­li­che Dra­chen mit dabei – als Luft­auf­klä­rung und zum Bom­ben­wer­fen, man­che kön­nen auch Feu­er oder ätzen­de Säu­re spu­cken. Dra­chen sind offen­sicht­lich intel­li­gen­te Wesen – und trotz­dem wer­den sie in Groß­bri­tan­ni­en eher wie Reit­tie­re oder Schif­fe behan­delt. Ist das Skla­ve­rei? Das ist eine der Fra­gen, die sich unter der Ober­flä­che aus his­to­ri­schem Aben­teu­er­ro­man und Rei­se­be­richt (spä­ter geht es u.a. nach Chi­na, durch die Tür­kei und ins Inne­re Afri­kas) durch die bis­her gele­se­nen vier Bän­de zieht. Und dass eini­ge Dra­chen nur weib­li­che Len­ke­rin­nen akzep­tie­ren, führt dazu, dass das Dra­chen-Corps nicht ganz so patri­ar­cha­lisch auf­ge­baut ist wie der Rest Groß­bri­tan­ni­ens zu die­sem Zeit­punkt. Dass zu akzep­tie­ren, ist für unse­re Haupt­per­son aus gutem Haus, mit Manie­ren und Anstand – und den ent­spre­chen­den Vor­stel­lun­gen von Sitt­sam­keit – nicht immer leicht zu akzeptieren. 

Durch das his­to­ri­sche Set­ting und die dar­an ange­pass­te Erzähl­wei­se sind die Temer­ai­re-Bän­de nicht ganz so mit­rei­ßend wie Noviks Gol­den Encla­ves, den­noch eine Ent­de­ckung für mich. Ob ich jetzt mit Band 5 (von 9) wei­ter­ma­che oder erst ein­mal etwas ande­res dazwi­schen schie­be, habe ich aller­dings noch nicht entschieden.

Lesetagebuch Science Fiction und Fantasy – Juni 2023

Black forest

Vor­satz: in kür­ze­ren Abstän­den dar­über schrei­ben, was ich an SF & Fan­ta­sy gele­sen und ange­schaut habe. Mal sehen, wie lan­ge das klappt. Im Juni waren das jeden­falls zwei Fil­me, ein biss­chen Seri­en und weni­ge Bücher. 

Die Black-Pan­ther-Fort­set­zung Wakan­da Fore­ver war nicht ganz so über­zeu­gend wie Black Pan­ther selbst, der Plot wirk­te ein wenig wirr und man­che Ent­schei­dung (war­um jetzt ein über­mäch­ti­ges Was­ser­volk als Haupt­geg­ner?) konn­te ich nicht so rich­tig nach­voll­zie­hen. Trotz­dem anseh­bar und unterhaltsam.

Sehr begeis­tert hat mich die Comic-Ver­fil­mung Nimo­na von ND Ste­ven­son, die – nach­dem Dis­ney+ das Stu­dio auf­ge­kauft und die Pro­duk­ti­on ein­ge­stellt hat­te, jetzt bei Net­flix zu sehen ist. Der gra­fi­sche Stil ist span­nend, es geht um Rit­ter in einem futu­ris­ti­schen König­reich, die die­ses gegen Mons­ter ver­tei­di­gen. Bei der Ver­ei­di­gung des neus­ten Rit­ter­jahr­gangs geschieht eine Kata­stro­phe, die nicht nur die Lie­bes­ge­schich­te zwi­schen Bal­lis­ter Bold­he­art – dem ers­ten Rit­ter aus der Arbei­ter­schicht – und Ambro­si­us Gol­den­lo­in jäh unter­bricht, son­dern Bold­he­art auch in die Rol­le des Schur­ken drängt. Nimo­na will sein Side­kick wer­den. Ist sie – als Gestaltwandler*in – das Mons­ter, dass das König­reich zum Unter­gang brin­gen wird?

Kurz bevor die Serie abge­setzt wur­de, habe ich mir dann mal noch Star Trek: Pro­di­gy ange­schaut – tief­grün­di­ger und näher an Star Trek dran, als die Auf­ma­chung mit bun­ter Ani­ma­ti­on etc. ver­mu­ten lässt. Soll­te sie irgend­wo mal wie­der auf­tau­chen, lohnt es sich, sie anzuschauen.

Und auch die ers­ten drei Fol­gen der zwei­ten Ses­si­on von Star Trek: Stran­ge New Worlds haben viel Poten­zi­al. Das Zurück zur epi­so­dischen Erzähl­wei­se – anders als bei Picard oder Dis­co­very – tut der Serie gut, und auch wenn die übli­chen Star-Trek-Tro­pes, etwa die Zeit­rei­se in eine par­al­le­le Zeit­li­nie oder das Gerichts­ver­fah­ren mit „rich­ti­gem“ Ende nach phi­lo­so­phi­schen Plä­doy­er, breit aus­ge­rollt wer­den, ist das kein blo­ßer Fan­ser­vice, son­dern funk­tio­niert. Etwas irri­tie­rend: Unter­ton aller drei Fol­gen ist ein Rüt­teln an der Star-Trek-Grund­über­zeu­gung, das gen­tech­ni­sche Ver­än­de­run­gen an Men­schen ein Kapi­tal­ver­bre­chen sind und mit den „euge­ni­schen Krie­gen“ gro­ßes Leid gebracht haben.

Dann zu den Büchern. Ein „rich­ti­ger“ Roman war dabei, näm­lich Sub­Or­bi­tal 7 (2023) von John Shir­ley. Der inzwi­schen 70-jäh­ri­ge Shir­ley war einer der Cyber­punk-Autoren der spä­ten 1980er, ins­be­son­de­re sei­ne Eclip­se / A Song Cal­led Youth-Tri­lo­gie und City Come a‑Walkin‘ dürf­ten eini­gen bekannt sein. Dass er außer die­sen eine gan­ze Rei­he wei­te­rer Roma­ne und Dreh­bü­cher geschrie­ben hat, war mir nicht bekannt. Vor der Erwar­tungs­hal­tung „Cyber­punk“ ent­täuscht Sub­Or­bi­tal 7 – das ist eher Mili­ta­ry SF (wobei A Song Cal­led Youth bei genau­er Hin­sicht gar kei­nen ganz unähn­li­chen Blick auf die Welt wirft), und noch dazu aus recht männ­li­cher Per­spek­ti­ve. Inhalt­lich geht es in einer nahen Zukunft um die Auf­rüs­tung des Welt­raums mit Orbi­tal­sta­tio­nen und Waf­fen, um den Kon­flikt Ame­ri­ka – Russ­land und in bei­den Fäl­len um Aus­ein­an­der­set­zun­gen inner­halb des jewei­li­gen Staats­ap­pa­rats und um Spio­na­ge, ein biss­chen James Bond, ein biss­chen Thril­ler. Vor dem Hin­ter­grund der aktu­el­len Ereig­nis­se in Russ­land (ich las den Roman, als die Wag­ner-Trup­pen Rich­tung Mos­kau fuh­ren) hat der Roman noch­mal sei­nen ganz eige­nen Gruselfaktor.

Abge­se­hen davon habe ich im Juni Ursu­la K. LeGu­ins Essay-Samm­lung Words Are My Mat­ter: Wri­tin­gs on Life and Books (2016) gele­sen – zur Hälf­te sind das Buch­re­zen­sio­nen von ihr, eini­ge haben mich auch noch­mal auf ande­re Wer­ke auf­merk­sam gemacht, zur ande­ren Hälf­te essay­is­ti­sche Tex­te, die sich mit Lite­ra­tur und Schrei­ben, um die Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen SF als „Gen­re“ und „rich­ti­ger Lite­ra­tur“ und um einen femi­nis­ti­schen Blick auf den Betrieb richten. 

The Best of Greg Egan (2021) trägt die­sen Namen völ­lig zu recht. Das ist eine dicke Samm­lung sei­ner Kurz­ge­schich­ten und Novel­len; eini­ge davon bil­den über meh­re­re Geschich­ten hin­weg einen Hand­lungs­bo­gen. Und fast jede die­ser Geschich­ten setzt sich mit tie­fen Fra­gen aus­ein­an­der – also (durch­aus span­nen­de und span­nend geschrie­be­ne) SF als Medi­um des Nach­den­kens dar­über, was die Fol­gen davon sein könn­ten, wenn Bewusst­seins­frag­men­te dazu genutzt wer­den, KIs zu trai­nie­ren, die in Spie­le­wel­ten NPC dar­stel­len sol­len. Was pas­siert, wenn Ein­grif­fe in das Gehirn unse­re Wahr­neh­mung ver­än­dern. Wie Reli­gio­nen ent­ste­hen. Etc. Sehr emp­feh­lens­wert und ein guter Ein­stieg in Egans Werk.

Eine zwei­te dicke Kurz­ge­schich­ten­samm­lung, die ich im Juni gele­sen habe, trägt den Titel Life bey­ond us (2023) – eine vom Euro­pean Astro­bio­lo­gy Insti­tu­te her­aus­ge­ge­be­ne Antho­lo­gie. Die­ses Insti­tut war mir bis­her kein Begriff, es scheint eine der Platt­for­men der Euro­pean Sci­ence Foun­da­ti­on (ESF) in Stras­bourg zu sein, das ist ein Dach­ver­band von Wis­sen­schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen wie Helm­holtz-Gesell­schaft und Max-Planck-Gesell­schaft. Life bey­ond us jeden­falls ent­hält zahl­rei­che Kurz­ge­schich­ten, teil­wei­se von bekann­ten Autor*innen wie Mal­ka Older oder Gre­go­ry Ben­ford, teil­wei­se von mir bis­her unbe­kann­ten Verfasser*innen, wohl zum Teil direkt aus der wis­sen­schaft­li­chen Com­mu­ni­ty. Gemein­sa­mes The­ma sind Kon­tak­te mit außer­ir­di­schen Lebens­for­men und die Fra­ge, was eigent­lich Leben ist, und wie wir Leben fin­den kön­nen, das ganz anders als unse­res ist. Eine Beson­der­heit an die­sem Band – der ja schließ­lich auch wis­sen­schaft­li­ches „out­reach“ dar­stellt – ist, dass jede Geschich­te mit einem Kom­men­tar aus der Wis­sen­schaft ver­se­hen ist, samt Fuß­no­ten und Quel­len. Die­se Tex­te gehen teil­wei­se direkt auf die Geschich­ten ein, teil­wei­se sind es eher all­ge­mei­ne Erläu­te­run­gen zum Stand des Wis­sens, wie Leben ent­steht, wie Exo­pla­ne­ten ent­deckt wer­den usw. Die Mischung aus Kurz­ge­schich­ten und Wis­sen­schafts­jour­na­lis­mus fand ich anre­gend und lehr­reich – jeden­falls mal was anderes.

Augmented Reality, jetzt aber wirklich?

Wer die­ses Blog schon län­ger liest, weiß, dass ich bei Vir­tu­al-Rea­li­ty-Visio­nen eher skep­tisch bis sehr skep­tisch bin. Ein biss­chen anders sieht es mit „Aug­men­ted Rea­li­ty“ (AR) aus, also dem Ein­blen­den digi­ta­ler Ele­men­te in den rea­len Raum. Dazu hat Apple ges­tern Abend den Pro­to­typ einer Aug­men­ted-Rea­li­ty-Bril­le vor­ge­stellt. Sieht eher aus wie eine Ski­bril­le (oder eine Tau­cher­bril­le), ist wohl nicht ganz leicht, und ein Kabel zum Bat­te­rie­pack oder zur Steck­do­se hängt auch dran. In den USA soll es die­ses Ding – „Visi­on Pro“, wie es beein­dru­ckend visi­ons­los heißt – ab nächs­tem Jahr geben, für 3500 Dol­lar als Start­preis. Sieht also erst­mal nach einer teu­ren Spie­le­rei aus.

Trotz­dem: das, was da an Anwen­dun­gen vor­ge­stellt wur­de, klingt für mich durch­aus inter­es­sant. Ein kom­plet­ter Com­pu­ter mit belie­big gro­ßem Bild­schirm zum Mit­neh­men? Ein 3D-Kino, das ech­te Immersi­on erlaubt? Das Ein­blen­den von Apps in den rea­len Raum? Und das nicht wie bei Goog­le Glass in Mini­auf­lö­sung, son­dern mit 4K oder mehr? Und ziem­lich viel Tech­nik, um rea­len und digi­ta­len Raum rei­bungs­los inein­an­der über­ge­hen zu lassen?

Das hat schon etwas und klingt ziem­lich viel­ver­spre­chend. Vor allem auch des­halb, weil Apple das bei den neue­ren iPho­ne- und iPad-Gene­ra­tio­nen im Ansatz schon macht. Da ist dann ein Lidar ein­ge­baut, und so Din­ge wie Ent­fer­nungs­mes­sung oder das Ein­blen­den von 3D-Objek­ten in kor­rek­ter Ori­en­tie­rung in Foto­auf­nah­men gelingt problemlos.

Wenn die Ski­bril­le noch leich­ter und ele­gan­ter wird, und statt 4000 Euro (oder was auch immer der genann­te Preis am Ende bedeu­tet) deut­lich güns­ti­ger wird, kann ich mir schon vor­stel­len, dass eine AR-Bril­le zu einem Teil unse­res All­tags wird; zumin­dest in pro­fes­sio­nel­len Kon­tex­ten, und als Ding für Men­schen, die ger­ne Spie­le oder Fil­me auf einem größt­mög­li­chen Bild­schirm sehen wol­len – hier 180° oder mehr umfassend.

Ob das ein iPho­ne-Moment wird, also sowas wie 2007, als das knopf­lo­se Smart­phone mit Ganz­flä­chen­touch­screen sich in die Welt begab? Kei­ne Ahnung. Ein SF-Moment ist es jedenfalls.

„Siehs­te jetzt, wie das geht?“ Er klapp­te sie auf, einen Bügel in jeder Hand. „Links ist aus, rechts ein. Du brauchst sie nur ein biß­chen zu bewe­gen.“ […] „Hier. Pro­bier mal.“ Er setz­te sie ihr auf.
Sie stand mit dem Gesicht zur Stadt, als er das tat. Der Finanz­di­strikt, die Pyra­mi­de mit den Stüt­zen vom Litt­le Gran­de, die Hügel dahin­ter. „Du mei­ne Güte!“ sag­te sie, als sie die Tür­me sah, die dort erblüh­ten, Gebäu­de, die grö­ßer waren als alles ande­re, ein voll­kom­men regel­mä­ßi­ges Netz, das sich von den Hügeln her­ein­wälz­te. […] Dann füll­te sich der Him­mel mit chi­ne­si­schen Schriftzeichen.
„Sam­my …“
Sie merk­te, wie er sie pack­te, als sie das Gleich­ge­wicht verlor.
Die chi­ne­si­schen Schriftt­zei­chen ver­wan­del­ten sich in englische.
S U N F L O W E R   C O R P O R A T I O N
„Sam­my …“
„Hm?“
„Was, zum Teu­fel ist das?“ Wor­auf sie auch den Blick rich­te­te, immer erhell­te ein ande­res Eti­kett den Him­mel, dich­te Zusam­men­bal­lun­gen tech­ni­scher Wor­te, die sie nicht verstand.

So Che­vet­te in Wil­liam Gib­sons Roman Vir­tu­al Light (dt. Vir­tu­el­les Licht), 1993. Die AR-Bril­le, die hier beschrie­ben wird, die Che­vet­te eher zufäl­lig geklaut hat und dann aus­pro­biert, ist im Buch ein Pro­to­typ. Irr­sin­nig teu­er (wie ein japa­ni­scher Klein­wa­gen). und der Schlüs­sel zu Gib­sons Roman. Drei­ßig Jah­re spä­ter viel­leicht Wirklichkeit.