Altes aus Xanga, Teil X

Satur­day, May 03, 2003

Dr. Who?

Eines der unbe­kann­te­ren Wer­ke von Dou­glas N. Adams ist ein Skript für die BBC-Fern­seh­se­rie Dr. Who mit dem Titel „Shada“. Die BBC bringt nun die­ses Skript dan­kens­wer­ter­wei­se als „Web­cast“ zum Leben – ein mit Flash-Ani­ma­tio­nen unter­stütz­tes Hör­spiel, als eine Hom­mage an den vor einem Jahr ver­stor­be­nen Dou­glas Adams. 

> BBC – Cult Tele­vi­si­on – Doc­tor Who Homepage


Fri­day, April 25, 2003

Diaspora-Wahlkampf im Kino

… die Grü­nen am Sym­pa­thisch­ten, wenn sie denn mal auf Pla­ka­ten, Podi­ums­dis­kus­sio­nen oder im Gespräch mit Jugend­li­chen vor­ka­men – und nicht nur als Stan­dard­stand­ort­nach­teil in Wich­manns Stan­dard­spruch. Herr Wich­mann von der CDU ist ein Doku­men­tar­film, der hart an Real­sa­ti­re grenzt, oder manch­mal auch ganz klar Real­sa­ti­re ist. Da gibt es den Wahl­kämp­fer Wich­mann, 25 Jah­re jung, CDU, Jun­ge Uni­on, Jura-Stu­dent in Ber­lin, Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­ter in der Ucker­mark, der sich Hoff­nun­gen macht, als Direkt­kan­di­dat den letz­ten Außen­mi­nis­ter der DDR, Meckel (SPD) zu besie­gen. Am Schluss sind all sei­ne Anstren­gun­gen inkl. A0-Pla­ka­ten dann doch gra­de mal einen Pro­zent­punkt wert. Bis dahin ver­folgt die Kame­ra den Wahl­kämp­fer und sei­ne Freun­din (Rea­li­ty-TV? Aber nicht doch …) und vor allem die vie­len Pas­san­tin­nen und Pas­san­ten, die an Wahl­kampf­ma­te­ri­al und hoh­len Ver­spre­chen (Wich­mann hat eine wun­der­ba­re Gabe, nie­mand aus­re­den zu las­sen, jedem nach dem Wort zu reden und nur ganz sel­ten mal schlag­fer­tig zu sein) nicht wirk­lich inter­es­siert sind. Im Alters­heim (so holt die CDU also ihre Stim­men) weiss Wich­mann nicht, was er sagen soll, und bei Jugend­ver­an­stal­tun­gen macht er sich selbst zum völ­lig indis­ku­ta­blen Kan­di­da­ten, indem er gegen „Kuschel­päd­ago­gigk“ argu­men­tiert statt sich auf eine Dis­kus­si­on einzulassen.

Eher schreck­lich als lus­tig sind dann die Sze­nen, wo stolz mit der Ableh­nung des Zuwan­de­rungs­ge­set­zes und ziem­lich viel Natio­nal­stolz argu­men­tiert wird. Hilft aber alles nichts, Wich­mann kämpft gegen Wind­müh­len, da hilft auch ein Lob von Frau Mer­kel für den „jun­gen Mann“ nichts.

Herr Wich­mann von der CDU ist ziem­lich viel ost­deut­scher All­tag 2002, ziem­lich viel Wahl­kampf­all­tag, ziem­lich viel Poli­tik­ver­dros­sen­heit – und erreg­te im klei­nen Wohn­zim­mer­ki­no des Fried­richs­baus in der „grü­nen“ Stadt Frei­burg vor allem Lacher und ab und zu ungläu­bi­ge Aus­ru­fe. Es bleibt die Hoff­nung, dass poli­tik­ver­dros­se­ne Men­schen viel­leicht irgend­wann Leu­te wäh­len, die sich tat­säch­lich dafür inter­es­sie­ren, was die Wäh­le­rIn­nen bedrückt, statt sich mit hohen Sprü­chen fri­schen Wind vor­gau­keln zu lassen. 

> Film bei BR-online: Denk ich an Deutsch­land: Herr Wich­mann von der CDU


Tues­day, April 15, 2003

Lieblingsonlinecomic

Irgend­wie schon selt­sam. Wie an jedem Wochen­tag noch kurz der Blick auf den Uni­corn Jel­ly Online­co­mic (Gen­re: phi­lo­so­phi­sche Sci­ence Fic­tion) – aber irgend­was ist anders als sonst. Ach so, ja. Der Maus­klick wäre unnö­tig gewe­sen – Uni­corn Jel­ly ist end­gül­tig vor­bei. Die Rät­sel sind gelöst, der Jahr­hun­der­tau­sen­de umspan­nen­de Hand­lungs­bo­gen hat sein Ende und sei­nen Anfang gefunden. 

Scha­de. Uni­corn Jel­ly war immer anders als erwar­tet, die Cha­rak­te­re waren leben­di­ger als sonst irgend­wo im Web und gleich­zei­tig selt­sa­mer. Die Wen­dun­gen der Geschich­te unvor­her­seh­ba­rer, die poe­ti­schen Momen­te poe­ti­scher, die Trau­er um die Toten trau­ri­ger und die Scher­ze witziger. 

Viel­leicht war es gra­de die Form Fort­set­zungs­ro­man, die Uni­corn Jel­ly zu etwas beson­de­rem gemacht hat, die die plötz­li­chen Hand­lungs­strang­wech­sel der mit Del­xue­Paint von Jen­ni­fer Reitz hand­ge­zeich­ne­ten Fol­gen erträg­lich gemacht hat. Ich bin nicht von Anfang an dabei gewe­sen, son­dern habe irgend­wo in der Mit­te ange­fan­gen, dann erst­ein­mal den ers­ten Teil gele­sen und mich dann jeden Mon­tag wie­der gefreut, dass eine neue Uni­corn Jel­ly-Fol­ge nach dem comic­lo­sen Wochen­en­de da war. Zuver­läs­sig, jeden Tag (anders als z.B. die taz heu­te). Uni­corn Jel­ly jetzt von Anfang bis Ende lesen zu kön­nen, dürf­te doch einen ganz ande­ren Lese­ef­fekt haben. Am Stück? Naja, es sind über 600 Fol­gen – das wür­de dann doch ganz schön lan­ge dauern. 

Ich bin jeden­falls gespannt, ob es ein Nach­fol­ge­pro­jekt geben wird. Schön wär’s jedenfalls!

> UNICORN JELLY ani­me man­ga comic strip by Jen­ni­fer Dia­ne Reitz


Mon­day, March 24, 2003

Internet statt Propaganda

Bis jetzt scheint sich das Inter­net als wir­kungs­vol­les Gegen­mit­tel gegen die Medi­en­pro­pa­gan­da der Kriegs­par­tei­en durch­zu­set­zen. Dies gilt nicht nur für Sei­ten wie Indy­me­dia oder auch Wiki­pe­dia, auf denen Frei­wil­li­ge Berich­te ein­stel­len, und in einem erstaun­lich hohen Maß auch für die eta­blier­ten Medi­en (vom Tages­schau-Ticker bis Spie­gel-online) son­dern auch für spe­zi­ell zur (kri­ti­schen) Beob­ach­tung des Irak-Kriegs eta­blier­te Webprojekte.

Iraq Body Count ver­sucht mit einem Netz­werk von Frei­wil­li­gen aus­ge­hend von Pres­se­be­rich­ten eine stän­dig aktua­li­sier­te Mini­mal- und Maxi­mal­ab­schät­zung der zivi­len Kriegs­to­ten durch­zu­füh­ren; die Daten­grund­la­ge wird dabei genau bekannt­ge­ge­ben, Ban­ner ste­hen zum Ein­bin­den in Web­sites bereit.

Elec­tro­nic Iraq ver­sam­melt Berich­te direkt aus dem Irak und kom­bi­niert die­se mit einer Über­sicht über die welt­wei­te Presse.

> Iraq Body Count
> Elec­tro­nic Iraq


Sun­day, March 23, 2003

Nachtrag: 22032003

Inzwi­schen sind auf Indy­me­dia auch eini­ge Bil­der von der Demo am 22.03. zu fin­den: indy­me­dia ger­ma­ny | Bil­der von der Frei­bur­ger Anti-Kriegs­de­mo | 22.03.2003 23:33; aller­dings mehr aus dem anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Block heraus …

Altes aus Xanga, Teil IX

Satur­day, March 22, 2003

20032003: Demobilder und Deutschland


20.03.03 – Kund­ge­bung vor dem Stadt­thea­ter Freiburg


20.03.03 – Trans­pa­ren­te und Schil­der des u‑asta

Am Tag X (20.03.2003) gab es in Frei­burg eine gro­ße Schü­le­rIn­nen­de­mo mit­tags und eine Demo am nachmittag/abend, von der die Bil­der hier sind. Fotos von bei­den Demos gibt es unter indy­me­dia ger­ma­ny | Tag X in Frei­burg – Tau­sen­de auf der Stra­ße [Bil­der] | 20.03.2003 22:24 im Netz.

Auch am 22.03. fand wie­der eine gro­ße Demons­tra­ti­on statt (ca. 5.000) Leu­te. Lei­der habe ich davon noch kei­ne Bil­der im Netz gese­hen; wenn ich wel­che fin­de, lin­ke ich hier viel­leicht auch drauf.

Bemer­kens­wert bei der heu­ti­gen Demo: eine kur­ze Unter­bre­chung am Sie­ges­denk­mal und eine – ich wür­de sagen – Kom­mu­ni­ka­ti­ons­gue­ril­la-Akti­on, die in der For­de­rung ende­te, das Denk­mal (für den deut­schen Sieg über Frank­reich irgend­wann) inner­halb der nächs­ten 48 Stun­den abzu­rei­ßen. Da und auch an vie­len ande­ren Stel­len der Demo war eine anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche, anti­staat­li­che Stim­mung deut­lich spür­ba­re. Und auch: Rot/grün wird nicht abge­nom­men, dass die Frie­dens­po­li­tik der letz­ten Wochen ernst gemeint war. Es wird nicht genug getan, eigent­lich müss­te jetzt der NATO-Aus­tritt folgen. 

Ins­be­son­de­re aus dem Umfeld von KTS und Attac Frei­burg kommt immer wie­der die For­de­rung, die Kri­tik am Irak-Krieg mit einer all­ge­mei­nen Kri­tik an kapi­ta­lis­ti­schen Demo­kra­tien zu ver­bin­den – die wür­den eben immer Krie­ge füh­ren, und das sei auch ganz klar, und gar nicht inner­halb des Sys­tems zu verhindern. 

Ich weiss noch nicht so genau, was ich davon hal­ten soll – dass kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tien jed­we­der Art mit einem rie­si­gen Geflecht tat­säch­li­cher oder ein­ge­bil­de­ter Sach­zwän­ge ein­her­ge­hen, ist mir auch klar. Auf der ande­ren Sei­te glau­be ich, dass eine kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tie doch irgend­wie eini­ger­ma­ßen glo­bal ver­träg­lich, sozi­al, öko­lo­gisch und dau­er­haft fried­lich sein kön­nen müss­te. Refor­mis­ti­scher Irr­glau­be, Blind­heit oder eine prag­ma­tisch über­form­te Hoffnung?


Fri­day, March 21, 2003

Theater on the news

Mei­ne Lieb­lings­news­grup­pe („news­froup“) alt.fan.douglas-adams ist zur Zeit dabei, etwas ziem­lich neu­ar­ti­ges zu tun: anläss­lich des 25-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der ers­ten Aus­strah­lung der Radio­fas­sung des Hitch­hi­ker gui­des to the gala­xy wird das Radio­script auf­ge­führt – und zwar im Inter­net-Dis­kus­si­ons­fo­rum. Der Link unten ver­weist auf den Beginn des Threads – afda proud­ly pres­ents The Hitchhikers’s Gui­de to the Gala­xy (the newsfroup)

> Goog­le-Suche:

P.S.: Ein gänz­lich damit unzu­sam­men­hän­gen­des The­ma ist natür­lich der inzwi­schen offen aus­ge­bro­chen drit­te Golf­krieg – auf den Frie­dens­de­mos ges­tern in Frei­burg waren unglaub­lich vie­le Leu­te (10.000 Schü­le­rIn­nen blo­ckier­ten mit­tags die Stra­ße, ca. 6.000 bis 8.000 Leu­te stan­den ges­tern abend auf dem Rott­eck­ring und hör­ten sich eine etwas lang­wie­ri­ge Kund­ge­bung an), und ich hof­fe, die vie­len Pro­tes­te welt­weit und auch im Netz machen den Kriegs­füh­ren­den zumin­dest deut­lich, dass weder das Völ­ker­recht noch die Bevöl­ke­rung die­ses Pla­ne­ten auf ihrer Sei­te sind.


Fri­day, March 07, 2003

Der Staat, der nie war

Eigent­li­ches ist es eine abgrund­tief trau­ri­ge Geschich­te, die hin­ter Good Bye, Lenin! steckt. Alex‘ Mut­ter wacht nach einem Herz­in­farkt und vier Mona­ten aus dem Koma auf, jede Auf­re­gung soll ver­mie­den wer­den, das könn­te ihrer Gesund­heit scha­den. Dum­mer­wei­se wacht sie in auf­re­gen­de Zei­ten hin­ein auf: die letz­ten Mona­te der DDR als eigen­stän­di­gem Staat, kurz vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung. Sohn Alex beschließt, alles zu tun, um jede Auf­re­gung zu ver­mei­den und holt sie aus dem Kran­ken­haus in ihr Schlaf­zim­mer in der Plat­ten­bau­woh­nung. Dort ist noch alles so, wie es frü­her mal war. „Hier hat sich ja gar nichts verändert.“ 

Dass das auch so bleibt, ist eine immer umfang­rei­cher wer­den­de Auf­ga­be für Alex. Krach mit sei­ner Schwes­ter (liiert mit einem Bur­ger-King-Bra­ter) und sei­ner Freun­din, der Kran­ken­schwes­ter Lara, die er am Kran­ken­bett sei­ner Mut­ter ken­nen­ge­lernt hat, ist vor­pro­gram­miert. Alex jagt nach Gur­ken­glä­sern und insze­niert FDJ-Geburts­tags­ständ­chen und Besu­che der Par­tei­lei­tung mit Ori­gnal-Prä­sent­korb. Als sei­ner Mut­ter lang­wei­lig wird, und sie fern­se­hen will (den aus ihr Zim­mer zu ver­las­sen, ist ihr streng ver­bo­ten) greift er auf die Unter­stüt­zung sei­nes neu­en Kol­le­gen Den­nis zurück, der sich als Film­ma­cher pro­fi­lie­ren möch­te. Die Aktu­el­le Kame­ra erklärt, wie­so ein Coca-Cola-Trans­pa­rent am Hoch­haus neben an zu sehen ist.

Aber es pas­siert in die­ser freund­li­chen, nie­mals bös­ar­ti­gen Komö­die noch mehr. Der Wes­ten dringt unauf­halt­sam in den All­tag ein. Immer abstru­ser wer­den die Erklä­run­gen. Aber immer mehr wird damit das durch das Fern­se­hen und die von Alex erfun­de­nen Kar­ten­häu­ser ver­mit­tel­te Bild der DDR zu dem eines Staa­tes, der nie exis­tiert hat, den sich Alex‘ Mut­ter aber immer gewünscht hat. Eine DDR, die auf die Ein­ga­ben ihrer Bür­ge­rIn­nen reagiert. Die so attrak­tiv ist, dass sie die Gren­zen für West­ler öff­net. In der Leis­tungs­druck und Kon­kur­renz drau­ßen bleiben.

Good Bye, Lenin! über­zeugt auf bei­den Ebe­nen. Als Komö­die, die nie nur auf die Lacher aus ist, und die mit ihrem Per­so­nal mit­fühlt, die auch Wei­nen zulässt. Aber auch als lei­se Uto­pie einer DDR, wie sie viel­leicht 1989 hät­te ent­ste­hen kön­nen: Sozia­lis­mus mit freund­li­chem Ant­litz. Auch im Film kommt der 3. Okto­ber 1990 vor. Aber zumin­dest für Alex‘ Mut­ter hat das Feu­er­werk eine ganz ande­re Bedeu­tung, ein wie­der­ver­ei­nig­tes Deutsch­land jen­seits der kapi­ta­lis­ti­schen Zwän­ge. Was wäre, wenn? Auch hier sind Trä­nen viel­leicht ange­bracht, wer weiß.

Nicht zuletzt soll­te viel­leicht erwähnt wer­den, dass die Bil­der teil­wei­se ziem­lich gran­di­os sind und die Stim­mung der Wen­de­zeit gut ein­fan­gen. Fas­zi­niert – das muss ich unbe­dingt noch sagen – hat mich auch der Vor­spann, der die schöns­te Ani­ma­ti­on häß­li­cher real­so­zia­lis­ti­scher Post­kar­ten ent­hält, die ich je gese­hen habe.

> GOOD BYE, LENIN! – Ein Film von Wolf­gang Becker (lei­der etwas überfrachtet!)


Sun­day, March 02, 2003

NO WAR

Wer wis­sen will, was ich am Sams­tag gemacht habe: mit vier- bis fünf­tau­send ande­ren auf er Euro­pa­brü­cke zwi­schen Kehl und Straß­burg rum­ge­stan­den, Luft­bal­lons mit Frie­dens­tau­ben zum Hori­zont geschickt und Leu­ten wie Kon­stan­tin Wecker, Franz Alt, einem Sän­ger aus San Fran­cis­co und einer Sän­ge­rin aus Bra­si­li­en zugehört. 

Was war nett an der Demo? Doch ziem­lich vie­le Leu­te, ab und zu auch mal Son­nen­schein, eine bun­te Mischung. Inter­es­sant: Mer­chan­di­sing-Stän­de am Rand …

Was war nicht so toll? Die gerin­ge Prä­senz von Grü­nen (Les Verts waren gut sicht­bar mit vie­len Fähn­chen, aus Baden-Würt­tem­berg waren zwar auch eine gan­ze Men­ge Grü­ne auf der Demo, aber wer die nicht kann­te, wuss­te das nicht. Die Tat­sa­che, dass sich das Pro­gramm doch ziem­lich in die Län­ge zog (unge­fähr vier Schluss­wor­te hin­ter­ein­an­der, danach dann noch Ter­min­hin­wei­se). Und viel­leicht auch das Miss­ver­hält­nis zwi­schen dem eher jun­gen bis mitt­le­ren Durch­schnitts­al­ter der Demons­trie­ren­den und der Demo­folk­lo­re des offi­zi­el­len Programms. 

> Yahoo! Nach­rich­ten – Sad­dam Hus­sein und der Irak-Kon­flikt – Deutsch-fran­zö­si­scher Pro­test gegen Irak-Krieg


Wed­nes­day, Febru­ary 19, 2003

Wie realistisch sind Science-Fiction-Filme?

Dem neu­en Z‑Punkt-News­let­ter habe ich den Hin­weis auf den unten­ste­hen­den Link zu Josh Cal­ders Futu­rist Movies Web­site ent­nom­men. Und die hat es in sich – ein ein­drucks­vol­les, inter­ak­ti­ves Essay, in dem sich Cal­der meh­re­ren Dut­zend neue­ren und älte­ren Sci­ence-Fic­tion-Fil­men annimmt (u.a. Gat­ta­ca, Fifth Ele­ment, Star Trek und Star Wars, Mino­ri­ty Report, Inde­pen­dence Day, …) und die­se aus Sicht eines Zukunfts­for­schers bewer­tet: Wie wahr­schein­lich ist die dort dar­ge­stell­te Zukunft, wann könn­te sie erwar­tet wer­den, was lässt sich über ein­zel­ne Tech­no­lo­gien sagen, wo macht der Film Kom­pro­mis­se um der Sto­ry oder der Ver­markt­bar­keit Wil­len? Eini­ge The­men (Außer­ir­di­sche, künst­li­che Intel­li­genz, Klo­nen) wer­den dar­über hin­aus im Rah­men eigen­stän­di­ger „Notes“ diskutiert.

Wenn eine mei­ner Lieb­lings­the­sen stimmt, dass Sci­ence Fic­tion näm­lich ein Gen­re ist, das qua­si lite­ra­ri­sche Tech­nik­fol­gen­ab­schät­zung betreibt und in einer engen Wech­sel­wir­kung damit steht, was Wis­sen­schaft­le­rIn­nen für mach­bar hal­ten – Wech­sel­wir­kung meint dabei: bei­de Rich­tun­gen! –, dann ist Cal­ders Web­site eine nicht zu unter­schät­zen­de Res­sour­ce für Men­schen, die pri­vat oder beruf­lich Tech­nik­dis­kur­se unter­su­chen. Denn mehr noch als Sci­ence-Fic­tion-Roma­ne sind Sci­ence-Fic­tion-Fil­me – mit all den dar­aus resul­tie­ren­den Kon­se­quen­zen – in den letz­ten 30 Jah­ren im gesell­schaft­li­chen Main­stream ange­kom­men. Futu­rist­Mo­vies bie­tet eine mit schar­fem Auge vor­ge­nom­me­ne Ana­ly­se die­ses gesell­schaft­li­chen Diskurses.

> Pro­jec­tions: a futu­rist at the movies

Altes aus Xanga, Teil VII

Mon­day, Decem­ber 23, 2002

Google Doodle

Goog­le ist nicht nur der (un)umstrittene Such­ma­schi­nen­markt­füh­rer, son­dern hat auch einen Sinn für Humor. Unter bewuss­ter Miß­ach­tung der eige­nen Cor­po­ra­te Iden­ti­ty ändert sich das Goog­le-Logo regel­mäs­sig zu Fest­ta­gen und beson­de­ren Anläs­sen. Eini­ge Bei­spie­le sind hier verlinkt …

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2001)

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2002)

Kino: Son de Mar

Was pas­siert, wenn anti­ke Mytho­lo­gie moder­ni­siert und ver­filmt wird? Dann kommt ein Film wie Son de Mar her­aus – eigent­lich eine ein­fa­che Drei­ecks­ge­schich­te, aber sym­bol­haft auf­ge­la­den. Als Film-an-sich fand ich Son de Mar packend, aber fast zu sehr mit Kitsch und Ner­ven­kit­zel voll­ge­la­den. Als ver­film­te Mytho­lo­gie – ich muss­te an Chris­toph Rans­mayrs Letz­te Welt den­ken –, als eine gro­ße Anspie­lung auf die Odys­see, als Ant­wort auf die Fra­ge danach, wie die Lie­bes­ge­schich­te eines Uli­ses heu­te aus­se­hen kann, hat­te der Film durch­aus etwas. Dazu gehört gewi­ßer­ma­ßen auch das tra­gi­schen Ende, das mir eben­falls bes­ser in der grie­chi­schen Klas­sik als im Film auf­ge­ho­ben schien, und das ich viel­leicht lie­ber gele­sen als betrach­tet hätte. 

> ~~~~~son de mar~~~~~


Tues­day, Decem­ber 10, 2002

Das Ergebnis stimmt

Als Dele­gier­ter für den grü­nen Bun­des­par­tei­tag in Han­no­ver gehö­re ich zu denen, die mit ihrer Stim­me dazu bei­getra­gen haben, dass die Zwei­drit­tel­mehr­heit für die Aus­set­zung der Tren­nung von Amt und Man­dat nicht erreicht wur­de. Ich bin nicht ganz glück­lich mit dem Weg (d.h. mit einer knap­pen Sperr­mi­no­ri­tät bei einer sehr kon­tro­ver­sen Fra­ge statt mit Ein­sicht bei Fritz Kuhn und Clau­dia Roth), wohl aber mit dem Ergeb­nis: Im Früh­jahr 2003 kann jetzt über die Fort­füh­rung oder Auf­he­bung der Tren­nung von Amt und Man­dat urab­ge­stimmt wer­den, ohne dass die­se Fra­ge der inner­par­tei­li­chen Demo­kra­tie mit einer bestimm­ten Per­so­nal­ent­schei­dung ver­quickt wäre. Im Gegen­satz zu eini­gen ande­ren Mit­glie­dern der Grü­nen glau­be ich näm­lich nicht, dass jeg­li­che Sat­zungs­re­ge­lun­gen voll­kom­men sinn­los ist und es am bes­ten wäre, alles der frei­en Ent­schei­dung der jewei­li­gen Dele­gier­ten zu über­las­sen. Demo­kra­tie tut manch­mal weh, gera­de, wenn es dar­um geht, die Eta­blie­rung von Macht­zirk­len ein­zu­schrän­ken. Und Ent­schei­dun­gen, die weh­tun, wer­den im Rausch des Augen­blicks häu­fig nicht ger­ne gefällt. Da ist es also sinn­voll, wenn eine Sat­zung – die dann aber auch akzep­tiert wer­den muss – Din­ge erzwingt.

Natür­lich gibt es auch mit Sat­zungs­re­ge­lun­gen Macht­zu­sam­men­bal­lun­gen usw. – etwas ande­res anzu­neh­men, wäre höchst naiv und wür­de viel zu viel von dem demo­kra­ti­schen Tool Sat­zung ver­lan­gen. Aber das Stück, das eine Sat­zung zu gere­gel­ten Macht­struk­tu­ren bei­tra­gen kann, das soll eine Sat­zung auch dazu bei­tra­gen, fin­de ich.

Zurück zum Par­tei­tag: Das Ergeb­nis fin­de ich gut, und hof­fe, dass der neue Vor­stand jetzt eben nicht als geun­ke­rufter Ãœber­gangs­vor­stand behan­delt wird, son­dern sich in die Rei­he erfolg­rei­cher grü­ner Bun­des­vor­stän­de ein­reiht. Und dazu hof­fe ich, wer­den nicht nur Büti­ko­fer und Beer, son­dern auch Men­schen wie die Bei­sit­ze­rIn­nen Kat­ja Husen und Omid Nou­ri­pour bei­tra­gen – die übri­gens bei­de für den von Josch­ka Fischer ange­mahn­ten Gene­ra­ti­ons­wech­sel in der Par­tei stehen.

Und noch ein letz­tes Wort zum Par­tei­tag: Scha­de war es, dass über die Sat­zungs­fra­gen – und auch wol­kig und mehr als Schau­lau­fen über die poli­ti­sche Lage – sehr lan­ge dis­ku­tiert wur­de, und dar­über vie­le vie­le Anträ­ge aus den Kreis­ver­bän­den schlicht und ein­fach ver­tagt wur­den, was oft gleich­be­deu­tend mit igno­riert wer­den ist. Dazu gehört auch ein Antrag aus Frei­burg, in dem die Bei­be­hal­tung einer 50%-BahnCard von der Bahn AG gefor­dert wird. Hier wäre ein grü­nes Signal schön gewesen.


Sun­day, Novem­ber 10, 2002

Was wäre, wenn …?

Ham­mer­schmitt, Mar­cus (2002): Poly­Play. Ham­burg / Ber­lin: Argu­ment. 187 Sei­ten, 12 Euro.

Ein Buch, zu dem sich lei­der nicht all­zu­viel sagen lässt. Nicht, weil es nicht von Inter­es­se wäre, son­dern weil es zuviel vor­weg­neh­men wür­de. Auf den ers­ten Blick ist das Buch harm­los – so harm­los, dass die Fra­ge auf­kommt, ob es nicht etwas unter dem Niveau von Ham­mer­schmitt ange­sie­delt ist. Eine Alter­na­tiv­welt­ge­schich­te, in der im Set­ting »DDR hat die BRD nach der Wen­de über­nom­men« Kom­mis­sar – nein, Ober­leut­nant – Kra­mer in einem Mord­fall ermit­telt, bei dem Jugend­sze­nen und Auto­ma­ten­spiel­ge­rä­te plötz­lich in Ver­bin­dung mit einer Sta­si-Ver­schwö­rung geraten.

Die Alter­na­tiv­welt-DDR sieht plau­si­bel aus, fast schon put­zig, und auch die ab und zu hin­ein­schnei­en­den Lehr­stun­den über die Geschich­te (im Schul­un­ter­richt, beim Zap­pen durchs Fern­seh­pro­gramm) wir­ken erst ein­mal so, als wür­de es hier dar­um gehen, sich vor­zu­stel­len, wie es denn hät­te gewe­sen sein kön­nen, wenn im Jahr 2000 in einer grö­ße­ren und für die Welt wirt­schaft­lich und poli­tisch extrem wich­ti­gen DDR statt­ge­fun­den hät­te. Ob da Rekla­me hängt, wie die Wes­sis sich auf­füh­ren, etc. War­um soll­te es so gewe­sen sein? Ham­mer­schmitts Erklä­rung erweckt den Anschein, plau­si­bel zu sein: wirt­schaft­li­che Pro­ble­me im Wes­ten, eine Abschot­tungs­po­li­tik in Ost­asi­en, inter­ne Strei­tig­kei­ten in den USA, und die – hand­ge­we­del­te – Ent­de­ckung einer omi­nö­sen neu­en Tech­no­lo­gie (der »Mül­ler-Loh­mann-Pro­zess«), die die DDR bald füh­rend auf dem Gebiet der Mikro­elek­tro­nik macht: Flach­bild­schir­me, Mobil­funk­te­le­fo­ne (»Mobis«), und wirt­schaft­li­cher Erfolg. Das Leben im plu­ra­lis­ti­schen Sozia­lis­mus sieht gar nicht mal so übel aus – und auch die klei­nen Fies­hei­ten (Josch­ka Fischer als Außen­mi­nis­ter der DDR und Kron­prinz des Staats­rats­vor­sit­zen­den, auch die Tages­zei­tung gibt’s wei­ter­hin) tra­gen eigent­lich nur dazu bei, dass Bild abzu­run­den. Dane­ben dann noch ein zwei­ter Hand­lungs­strang auf einer See­fes­tung, hat auch irgend­was mit Daten und Com­pu­ter­kri­mi­na­li­tät zu tun.

Soweit, so gut. Aber irgend­wann wird dann deut­lich, dass Ham­mer­schmitt den Leser oder die Lese­rin über etwas ganz ande­res beleh­ren möch­te: über die Unmög­lich­keit, in Sci­ence Fic­tion nicht nur plau­si­ble, son­dern tat­säch­lich funk­ti­ons­fä­hi­ge Alter­na­tiv­wel­ten durch­zu­spie­len, über die Fähig­keit des Men­schen, über­all Mus­ter und Gestal­ten zu erken­nen, und Wider­sprü­che hin­zu­neh­men. Das Ende ist über­ra­schend, und wer zu lan­ge mit­spielt, mag es auch scho­ckie­rend emp­fin­den. Denn das Ziel des Expe­ri­ments stellt sich als ein ganz ande­res her­aus – über das mehr zu sagen das Lesen des Romans doch beein­träch­ti­gen wür­de. Und damit ist schon fast zuviel verraten.


Satur­day, Novem­ber 02, 2002

Internet ist keine Einbahnstraße

Jeden­falls fän­de ich Kom­men­ta­re zu mei­nen Kom­men­ta­ren ganz nett. Direk­te Reak­tio­nen zu den Tex­ten funk­tio­nie­ren lei­der nur, wenn mensch sich selbst bei XANGA anmel­det, was ja nun nicht unbe­dingt sein muss – aber wer möch­te, kann sich auch in mei­nen „guest book“ ver­ewi­gen. (Und irgend­wann in fer­ner Zukunft ist das gan­ze hier viel­leicht auch mal ein Wiki statt ein Blog, dann wär’s noch eine gan­ze Spur interaktiver …).

Altes aus Xanga, Teil IV

Tues­day, Sep­tem­ber 17, 2002

15.000 BürgerInnen gegen 100 Nazis

Nur ein kur­zer Hin­weis auf einen schnell ein­ge­tipp­ten Bericht inkl. Debat­te zum Akti­ons­tag am 14.9. auf Indymedia. 

> indy­me­dia ger­ma­ny | NPD-Demo in Frei­burg: Zivil­cou­ra­ge hilft | 14.09.2002 20:38

(Ach ja: Berich­te über den Akti­ons­tag gab’s natür­lich auch anders­wo, z.B. bei Spie­gel online (inzwi­schen ohne Foto von Jan) oder auch bei der Badi­schen Zei­tung)


Thurs­day, Sep­tem­ber 12, 2002

Noch mehr Wahlspots

Scha­de, dass Bünd­nis 90/Die Grü­nen kei­ne rei­che Par­tei sind, die sich hun­der­te von Fern­seh­spots leis­ten kann. Was hier auf der Home­page an Mate­ri­al rum­liegt, ist ziem­lich cool!

> Grün wirkt (Spots, Teil 1).

> Grün wirkt (Spots, Teil 2, süss).


Sun­day, Sep­tem­ber 08, 2002

Making of …

Dass auch anschei­nend ziem­lich spon­ta­ne Ein­la­gen in Poli­tik-Wer­be­fil­men geübt und cho­reo­gra­phiert sind, lässt sich schön am Josch­ka-Wer­be­film der Grü­nen nach­voll­zie­hen. Denn net­ter­wei­se stellt die Par­tei nicht nur den 30- und den 90-Sekun­den-Clip ins Netz, son­dern auch das „Making of …“, das in sechs Minu­ten ein paar Aus­schnit­te aus den vier Stun­den Clip-Her­stel­lung zeigt. Und Josch­ka auch schon mal rat­los nach sei­nem Pro­gramm suchen lässt – „oder … oder … oder was?“. Tja, grün wirkt – und Authen­ti­zi­tät ist in.

> BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Portal


Fri­day, August 30, 2002

Sciencefiction ist Philosophie. Oder Politik. Oder Soziologie.

Jeden­falls gibt es Tex­te, die das nahe­le­gen. Und weil ich sol­che Tex­te mag, und es ziem­lich schick und sinn­haft fin­de, wenn Pop­kul­tur, ins­be­son­de­re Sci­ence­fic­tion, dazu genutzt wird, über Din­ge wie Wirk­lich­keit, poli­ti­sche Ent­frem­dung oder ähn­li­ches nach­zu­den­ken, hier nur zwei kur­ze Links:

> Sci­ence Fic­tion als Pop-Epis­te­mo­lo­gie (W. Neu­hauss in Tele­po­lis über VR-Filme)

> A New Mis­si­on For Eman­ci­pa­ti­on. Noti­zen zur Social Sci­ence Fic­tion von Chris­toph Spehr (D. Kret­schmer in com.une.farce über Chris­toph Spehrs Alien-Metapherologie)


Tues­day, August 27, 2002

Dokumentarfilme sind lustig

Naja, nicht nur das. Doku­men­tar­fil­me kön­nen auch ziem­lich sozio­lo­gisch sein. Jeden­falls war Die Blu­me der Haus­frau (unter bedeck­tem Him­mel im Frei­luft­ki­no, aber glück­li­cher­wei­se ohne Regen) – eine dra­ma­ti­sche Doku­men­ta­ti­on über Staub­sauger­ver­tre­ter in Stutt­gart und Umland – nicht nur ein Film, bei dem das Publi­kum häu­fi­ger lachen muss­te (ob jetzt mit oder über die Staub­sauger­ver­tre­ter, sei hier mal dahin­ge­stellt), und der durch­aus auch sei­ne tra­gi­schen Momen­te hat­te – son­dern eben auch ein Film, der bes­ser als eini­ge Sozio­lo­gie­bü­cher deut­lich macht, wie die Lebens­welt da drau­ßen aus­sieht, und was pas­siert, wenn Ökonomie/Industrie (hier ver­tre­ten durch die Staub­sauger­ve­tre­ter von Vor­werk) ins Pri­va­te ein­dringt, um „Beu­te“ zu machen. Und manch­mal nichts ande­res vor­fin­det als Arbeit („Sau­gen sie mal hier! Und hier noch!“) und kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­dür­fi­ge Men­schen ohne Kon­tak­te, ohne Geld, aber mit Kehrwoche. 

> Die Blu­me der Hausfrau

Altes aus Xanga, Teil II

Tues­day, June 25, 2002

Fussball

Heu­te war alles das ent­schei­den­de Spiel. Süd­ko­rea / Deutsch­land, Deutsch­land hat gewon­nen. Dabei ist es wich­tig zu wis­sen, dass ich mich eigent­lich für Fuss­ball nicht inter­es­sie­re. Schön, es gehört irgend­wie zum all­ge­mei­nen Hin­ter­grund­wis­sen, mit­zu­krie­gen, dass nur noch ein Final­spiel und ein paar Tage die Nati­on von der Welt­meis­ter­schaft tren­nen. Oder so. Aber wich­tig fin­de ich das nicht.

War­um ich trotz­dem was dazu schrei­be? Weil das Spiel­ergeb­nis nicht zu über­hö­ren war. Die Frei­bur­ger Men­sa ist auf die glor­rei­che Idee gekom­men, die Spie­le live zu über­tra­gen. Die Men­sa hat ein Foy­er (das nor­ma­ler­wei­se leer steht) und einen Spei­se­raum ein Stock­werk oben drü­ber. Außer­dem lässt es sich im Som­mer drau­ßen vor der Men­sa sit­zen und essen. Heu­te war das Foy­er vol­ler Stüh­le (und einer Groß­bild­lein­wand), der Spei­se­raum leer – zumin­dest gab’s hier kei­ne Stüh­le mehr, für Leu­te, die was essen woll­ten, und auch drau­ßen auf der Men­sa­wi­e­se war deut­lich weni­ger los als sonst. Das Spiel selbst war aber gut zu hören, auch drau­ßen. Ver­hal­te­ner Jubel: Chan­ce. Lau­ter Jubel: Tor. Ver­däch­ti­ge Stil­le: Chan­ce für die Koreaner.

Wäh­rend des Spiels war es aber eigent­lich noch ganz okay, drau­ßen auf der Men­sa­wi­e­se zu lie­gen und die Son­ne zu genie­ßen. Schwie­rig wur­de es, als das Spiel anfing, zu enden. Da wur­de es dann wirk­lich laut, und es war ganz klar, dass Deutsch­land gewon­nen haben muss­te. Neu­gie­rig gewor­den, fiel der Blick von mir und mei­ner Freun­din dann auf die an der Men­sa vor­bei­füh­ren­de Stra­ße. Erst gab’s nur ver­ein­zelt hupen­de Wagen und Deutsch­land­fah­nen. Inzwi­schen, so eine Stun­de spä­ter, ist nur noch ein unun­ter­bro­che­nes Hup­kon­zert zu hören (auch hier an mei­nem Arbeits­platz, ein gutes Stück von der Stra­ße weg). Ich weiss gar nicht, wo die gan­zen Fah­nen (Oder heißt das Flag­gen? Ich ver­wech­sel das immer) her­kom­men. Jeden­falls hat jetzt jedes zwei­te Auto eine dabei, um sie zu schwen­ken. Hupen tun alle. Und die Poli­zei regelt den Verkehr.

Soweit aktu­el­les zum Halb­fi­na­le aus Frei­burg. End­spiel­sieg oder Gene­ral­streik dürf­te dann unge­fähr die glei­chen Fol­gen haben. Und lau­schi­ge Plät­ze weit ent­fernt von öffent­li­chen Stra­ßen gesucht wer­den. Sonst bleibt einem kei­ne Chan­ce, den Fuss­ball zu ignorieren.

P.S.: So etwa eine wei­te­re Stun­de spä­ter ist das Hupen lei­ser gewor­den, dafür gibt es jetzt rhyth­mi­sches Trom­meln und ab und zu „Finale“-Gesänge. Frei­burg, von der Badi­schen Zei­tung gra­de noch der Maß­voll­heit bezich­tigt, scheint sich mäch­tig zu freu­en. Nur – wor­über eigentlich?


Mon­day, June 03, 2002

Out of this world 2

Ein Ver­such, ver­schie­de­ne Gala­xien mit­ein­an­der tele­fo­nie­ren zu lassen

Nur ein ganz kur­zer Hin­weis drauf, dass ich die­ses Wochen­en­de in Bre­men beim Out-of-this-world-Kon­gress war, ziem­lich beein­druckt davon war, dort mit ziem­lich vie­len ziem­lich inter­es­san­ten Men­schen über uto­pi­sche Öko­no­mien, über den Platz von Uto­pie in der Sci­ence Fic­tion, über The Dis­pos­s­es­sed und über Star Trek dis­ku­tiert habe, wit­zi­ge poli­ti­sche Video­col­la­gen gese­hen habe und letzt­lich zum Schluss gekom­men bin: Will ich auch haben!. In ande­ren Wor­ten: Der oben zitier­te Ver­such, ver­schie­de­ne Gala­xien mit­ein­an­der tele­fo­nie­ren zu las­sen, der eines der Mot­ti auf der Kon­gress­home­page ist, hat geklappt. Für mich jedenfalls.

> Out of this world 2


Sun­day, May 12, 2002

Monsoon Wedding

Ges­tern „Mon­so­on Wed­ding“ im Fried­richs­bau ange­schaut (und natür­lich hat es pas­send zum Film danach gereg­net). Der Film hat mir nicht nur des­we­gen gefal­len, weil er wie erwar­tet far­ben­froh und wit­zig-roman­tisch war, son­dern auch des­we­gen, weil er ziem­lich genau das Bild von Delhi rüber­ge­bracht hat, dass ich selbst hat­te, als ich im Okto­ber 2000 dort eine Woche lang war: die Kon­tras­te zwi­schen arm und reich, eine Gesell­schaft, die von einer nicht-christ­li­chen Reli­gi­on (oder so) geprägt ist, unglaub­lich voll­ge­stopf­te Stra­ßen mit allem vom Hand­kar­ren bis zum indi­schen SUV, Hek­tik und Gelas­sen­heit, Gelas­sen­heit und Hek­tik … naja, der Film hat jeden­falls eine gan­ze Men­ge Erin­ne­run­gen an Delhi im Herbst 2000 geweckt, und auch den Wunsch, mal wie­der dort zu sein. Und ist auch des­halb empfehlenswert.

> www.monsoonwedding.de


Satur­day, May 11, 2002

Nochmal Bürgermeisterwahl

Zeit ist eine knap­pe Res­sour­ce – und es ist jetzt schon wie­der fast eine Woche her, dass in Frei­burg der Grü­ne Die­ter Salo­mon zum „ers­ten grü­nen OB einer deut­schen Groß­stadt“ gewählt wur­de. (Und zwar mit einem Traum­er­geb­nis von 64,4% – herz­li­chen Glück­wunsch auch von die­ser Stelle).

Jetzt aber geht’s um die wun­der­ba­re For­mu­lie­rung: „ers­ter grü­ner OB einer deut­schen Groß­stadt“. Die ist so umständ­lich und for­mel­haft, weil er näm­lich ers­tens nicht der ers­te grü­ne Ober­bür­ger­meis­ter ist – da gibt’s auch schon wel­che in Kon­stanz und Mühl­acker, um nur zwei zu nen­nen, weil er zwei­tens nicht der ers­te grü­ne Groß­stadt-OB ist (Rut­el­li regier­te mal Rom), und weil drit­tens auch völ­lig unklar ist, wo eigent­lich die Groß­stadt­gren­ze liegt (und war­um Frei­burg mit 200.000 Ein­woh­ne­rIn­nen eine Groß­stadt ist, und irgend­wel­che Bezirks­bür­ger­meis­ter Ber­li­ner Bezir­ke mit genau­so­viel Ein­woh­ne­rIn­nen nicht als Groß­stadt zählen).

So toll das Ergeb­nis für Die­ter, für Frei­burg und für die Grü­nen ist – zumin­dest, was die Super­la­ti­ve angeht, muss der nächs­te oder die nächs­te sich was ande­res aus­den­ken. „Ers­te grü­ne Bür­ger­meis­te­rin einer deut­schen Groß­stadt nörd­lich der Main­li­nie“ zum Bei­spiel. Oder so. Und alle, die jetzt mit Die­ter ein tol­les Vor­bild gefun­den haben, müs­sen auch vor­sich­tig sein – der Wunsch, eben­falls spä­ter mal ers­ter grü­ner OB einer deut­schen Groß­stadt zu wer­den, wird lei­der nicht in Erfül­lung gehen …


Mon­day, April 22, 2002

Amt für Amt voran …

Wer wis­sen will, war­um ich nicht in Frei­burg war, son­dern offen­sicht­lich mal wie­der quer durch die Repu­blik gereist bin, kann schnell eine Ant­wort krie­gen: Die­ses Wochen­en­de fand die Bun­des­ver­samm­lung des Bünd­nis­ses grün-alter­na­ti­ver Hoch­schul­grup­pen in Dres­den statt. Und weil wir zwar wich­tig, aber lei­der viel zu weni­ge sind, blieb von mei­nem guten Vor­satz, mein Enga­ge­ment dort deut­lich zu redu­zie­ren, lei­der nur wenig übrig. Statt des­sen kan­di­dier­te ich als Spre­cher und wur­de auch gewählt – und wer­de jetzt zumin­dest bis zur Mit­glie­der­ver­samm­lung im Win­ter­se­mes­ter zusam­men mit Chris­ti­ne Scholz das Bünd­nis gegen­über der Par­tei Bünd­nis 90/Die Grü­nen und nach außen hin vertreten.