Ganz kurz, weil im Zuge des letzten Spiegels etc. mal wieder über Heimat etc. diskutiert wird, bis hin zur Heimat Internet: Ich glaube, vieles verwirrend Erscheinende wird klarer, sobald Stadt und Land, Realraum und Internet etc. etc. nicht mehr als Gegensatzpaare gedacht werden, sondern als orthogonale Kontinuume.
Soll heißen: in der globalisierten Informationsgesellschaft der Spätmoderne ist Heimat nicht einfach hier oder da, sondern beides, oder sogar alles drei. Bedingt sowohl durch die erhöhte physische Mobilität als auch durch neue Kommunikationsstrukturen überlagern sich plötzlich mehrere Netzwerke: Eines sozialer Beziehungen, in dem mehrere Orte (Herkunftsort, Wohnort, Arbeitsort, Freundesorte, Standardurlaubsorte) Rollen spielen – je nach Einkommen und Status auch transnational – und eines der sozialen Kommunikationen im Netz. Cloud, Wolke, beschreibt beide soziale Formen ganz gut. Migration und globale Bilderströme (da denke ich an Appadurai) tragen ein ihres zu diesen Netzwerkbildungen bei.
Wenn Heimat nicht mehr monogam gedacht ist, erscheinen scheinbar gegenläufige Entwicklungen plötzlich gar nicht mehr so seltsam: gleichzeitig regionaler und globaler zu werden, wieder mehr Wert auf den Ort samt genius loci zu legen und in allerlei große Diskurse eingebunden zu sein, sich sowohl bestimmten kleinteiligen, vielleicht sogar lokalen Stilen affin zu fühlen als auch großen Identitätsclustern heimatlich verbunden zu sein:
All das und viel mehr ist dann denkbar. Heimat der sozial vernetzten WeltbürgerInnen ist dann eben nicht alleine, sondern auch ein Teil des Internets.