Bei Spiegel Online erscheint jetzt ungefähr zum dritten Mal der Begriff der „Jungen Grünen“. Und gemeint ist damit nicht die „Grüne Jugend“, sondern „… Vertreter der sogenannten Jungen Grünen, ähnlich den SPD-Netzwerkern“. Dazu gezählt wird der letzten Erwähnung zufolge Antje Hermenau („Hermenau, eine der Macherinnen aus dem Kreis der Jungen Grünen“). So ganz schlau werde ich aus dem ganzen aber nicht.
Verschiedene Grüne
Wir linke Grüne (bei SpOn: „Parteilinke“) haben zwar auch unsere internen Clusterungen („emanzipatorische Linke“, „Inhalte vor Macht“, „Gewerkschafter“, „Basisgrün“, „Ex-Grüne“, „Regierungslinke“, von anderen zu Linken gemachte Linke …), und dass die „Realos“ gerade dabei sind, sich in „Die Reformer“ (siehe auch Özdemirs Definition) umzutaufen, habe ich ebenso mitbekommen wie die Divergenzen zwischen Kuhn-Kretschmann’schen Realos, Bütikofer’schen Realos und Siller-PalmerAl-Wazir’schen Realos (aka „Realismus und Substanz“ oder so). Aber wer ist wer?
Ich ignoriere jetzt mal die Wirtschaftsliberalen, die meinen, das Öko-Libertäre für sich gepachtet zu haben, und sage auch nichts dazu, dass ab und zu immer noch der Begriff der „Fundis“ durch die Medien geistert. Sondern ende lieber mit der Feststellung, dass es – und auch wenn ich nicht in Erfurt auf der BDK bin, glaube ich doch, dass die Ergebnisse dort dafür sprechen – doch das bindestrichlose Grün ist, das an erster Stelle zählt.
Erst danach kommen dann wohl doch die ganzen Strömungen und Strömungchen. Die es gibt, die auch wichtige Funktionen in der Vorauswahl von KandidatInnen und im internen Bearbeiten von Parteientscheidungen haben, die aber glücklicherweise weit weniger organisiert sind als dies Gerüchten zu Folge in anderen Parteien der Fall sein soll. Das betrifft die vielen und durchaus aktiven grünen Mitglieder, die sich keiner Strömung und keinem Flügel zurechnen lassen wollen, das betrifft die Tatsache, dass auch diejenigen, die sich als Teil einer Strömung sehen, manchmal einen eigenen Kopf haben, und es betrifft den Umstand, dass es – da kenne ich allerdings nur die linke Seite der Partei genau genug, um es wirklich sagen zu können – keine Vereine mit Mitgliedsfunktionen, Parteien-in-der-Partei, ernsthafte formale Führungsfunktionen etc. gibt. Soll es anderswo alles geben!
Warum blogge ich das? Vor allem wohl, weil ich finde, dass weder „Reformer“ noch Junge Grüne gute Namen für die Realos 2.0 sind. Etwas mehr Kreativität bitte!
Update (17.11.2008) In der taz macht Ralf Fücks das schlechte Abschneiden Fritz Kuhns bei der BDK auch vom Zustand des Realo-Flügels abhängig (danke an Julia für den Hinweis):
Es war das schlechteste Resultat auf den Frauenplätzen, und bei den Männern fiel der Realo Kuhn sogar durch. Ist das ein Zeichen für einen Linksruck?
Es stimmt, dass die linken Strömungen sehr viel besser organisiert sind. Sie sind angriffslustig und kämpfen für ihre Positionen. Was früher einmal die Realos waren, ist dagegen in einem ziemlich traurigen Zustand.
Gibt es den Realo-Flügel noch?
Nicht als eine handlungsfähige Kraft, die weiß, was sie will. Dass Fritz Kuhn nicht gewählt wurde, ist auch Querelen im realpolitischen Spektrum geschuldet.
Ob Fücks hier Tatsachen beschreibt, oder ob das Kleinreden des eigenen Flügels bei ihm auch etwas mit Strategie zu tun hat, vermag ich gerade nicht zu beurteilen. Das Ende der hierarchisch straff durchorganisierten Realos hat auf jeden Fall die Partei lebendiger gemacht. Dass das so bliebe – eine lebendige Partei, – das wäre gut so.
Update 2: Auf Facebook wurde ich gerade darauf hingewiesen, dass a. „Realismus und Substanz“ kein Realonetzwerk sei (I’m not so sure about that) und b. „Realismus und Substanz“, wenn überhaupt, nur lose mit Boris Palmer in Verbindung steht. Und dass die REFORMER (die nicht die Reformer sind), auch eine Facebook-Gruppe haben.